Thomas in der Damenumkleide - Teil 1

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Kai Kernberg

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Thomas in der Damenumkleide - Teil 1

Abmarsch

"Unter zehn Grad ist für mich Winter", erklärte Thomas schon Zuhause an der Garderobe und packte sich warm ein. In der Bahn würde er zwar wieder schwitzen, doch das nahm er in Kauf.

Im Geplapper der Fahrgäste bot SIE ihm die These "Frauen gehen mit FRAUEN einkaufen" als Gesprächseinstieg an. Thomas wollte dem Thema ausweichen, es würde ihn nachher noch genügend beschäftigen. Doch SIE bezog eine bei Ihnen sitzende, fremde Frau in das Gespräch mit ein, die sich darauf gerne einließ. Beide präzisierten die These zu "Frauen gehen NUR mit Frauen einkaufen", und kamen schlussendlich zu "Frauen gehen nur mit Frauen, AM LIEBSTEN ZU ZWEIT, einkaufen." Bei der Diskussion betonte SIE den Lustgewinn beim Kleiderkauf. Nur Frauen könnten sich so in den Kaufrausch steigern, dass sie körperliche Gelüste spürten. Die Gesprächspartnerin lächelte an dieser Stelle selig und fügte hinzu "bei bestimmter Kleidung auf jeden Fall". Thomas hatte Bilder vor Augen und hörte seinen Puls in den Ohren pochen. Er stand schon auf, obwohl es noch zwei Stationen bis zum Aussteigen war. Doch im Sitzen wurde ihm einfach zu warm und die Vorstellung, eine zufällig in der Bahn getroffene Dame würde jetzt und hier Unterwäsche anprobieren, erregte ihn mehr, als ihm lieb war.

Schon in der Luftschleuse am Kaufhauseingang stand ihm der Schweiß auf der Stirn. Die innere Glastür passierte er bereits mit offener Jacke und hielt die Mütze in der Hand. "Habe ich mir gedacht", ätzte SIE hinter ihm und zog die blaue Möbelhaus-Einkaufstüte aus ihrer Handtasche. Thomas bog ab, weg vom Hauptgang, hin zu den Süßigkeiten. Dort nahm er den Schal vom Hals. "Kannst gleich anfangen", lud SIE ihn ein, die große Tüte mit einem Ruck aufschüttelnd. Da hatte SIE wohl Recht. Es gab kein Zurück mehr. Er konnte jetzt anfangen oder er musste es später tun. Heiß wurde ihm so oder so. Mütze, Schal und Jacke verstaute er in der Tüte, die SIE ihm offen entgegen hielt.

Thomas erlöste das in mehrerer Hinsicht. Das überheizte Kaufhaus würde ihm nun nicht mehr wie eine Saunalandschaft vorkommen. Er könnte sich auch freier bewegen. Und der erste, der schwerste Schritt war getan. "Nach Weihnachten ist es viel angenehmer", säuselte SIE, die große Tasche schwenkend. "Trotzdem, viel los", gab Thomas zu bedenken. "Alles Umtausch", wischte SIE seine Sorge beiseite, während SIE ihn zur Rolltreppe dirigierte. Die Einkaufstüte war mit seiner Jacke schon halb gefüllt. Geschmeidig glitten die Stufen aufwärts, der Blick nach unten über funkelnde Ringe, glänzende Uhren und aufwändige Flakons war beeindruckend.
Im ersten Stock standen noch die Plastik-Weihnachtsbäume mit den leeren Dekorations-Geschenkkartons, in denen Kinder seit jeher die tollsten Spielsachen vermuten. SIE schob Thomas auf die nächste Treppe. "Gürtel", sagte SIE auf der Stufe hinter ihm. Weit und breit waren keine Gürtel zu sehen. Er öffnete seinen Gürtel, zog ihn von der Hose ab, reichte ihn wortlos nach hinten. SIE verstaute ihn in der Tüte.

Im zweiten Obergeschoss gab es Damenoberbekleidung. Damenmäntel, Mützen und Schals waren heute nicht das Thema. Mit der nächsten Treppe fuhren sie zur heutigen Manege. Unerbittlich schob die Rolltreppe Thomas von der Stufe in den Verkaufsbereich, direkt auf einen Ständer mit weißen, üppigen, rosenbemusterten BHs zu. Im Gehen griff SIE einen davon, hob ihn am Bügel auf Kopfhöhe, las laut vor "fünfundneunzig, Cup D" und ging mit den Worten "der wird passen" zügig weiter. Thomas musste einen Schritt zulegen, um ihr zu folgen.
Vom Hauptweg durch die Damenunterwäsche bog SIE plötzlich ab zu einer scheinbar deplatzierten Auslage mit Winterschuhen. SIE blieb stehen, betrachtete die Modelle. "Schuhe?", fragte SIE Thomas. "Geschickt in Szene gesetzt", antwortete er. "Sch-hu-he", hauchte SIE. Thomas blickte sich um, verzog das Gesicht, konnte aber Nichts machen. Heute war SIE am Zug. Er setzte sich auf die Kante des Warentisches, zwischen gefütterte Stiefel und ein glitzerndes Reh. Es fühlte sich gut an, die dicken Schuhe abzustreifen. SIE hatte sich ein wenig abseits gestellt, beobachtete ihn. Eingerahmt von Bodys und Bralettes saß er würdevoll da. Er brauchte SIE nur anzusehen und SIE ihm nur einen Fingerzeig geben, damit er die Schuhe in die große, blaue Tüte steckte, die SIE sogleich wieder an sich nahm.

Unnötige Runden wollte SIE vermeiden und kehrte zum Hauptweg zurück. Thomas war erstaunt ob der Zielstrebigkeit, die SIE jetzt zeigte. In dem breiten Gang ließ es sich mit der großen Tür komfortabler laufen, Thomas folgte dicht auf. Er wollte gar nicht wissen, was jenen Frauen durch den Kopf ging, die sahen, wie er auf Strümpfen eine schwer bepackte Frau durch die Damenunterwäscheabteilung verfolgte. Den weiß-geblümten BH schlenkerte SIE am Haken des Bügels vor sich her. Mit Kennerblick griff SIE im Vorübergehen eine passende Unterhose zu dem BH. "Schnell und geschickt wie ein Adler", bewunderte Thomas den blitzartigen Griff, der das Unterwäscheset komplettierte.

Einsteigen und Türen schließen

"Anprobe" zeigte das Schild über ihnen an. Thomas war vertieft in die schönen Kleidungsstücke, die er unterwegs sah und wäre verträumt weiter gegangen, wenn SIE ihn nicht gestoppt hätte.
Es gab acht Kabinen. "So viele", staunte Thomas. Nur bei Dreien war der Vorhang zugezogen. Sie malte ihm ins Kopfkino "Stell Dir nur vor, wenn die alle voll sind und was hier alles anprobiert wird". "In der Tat", schwelgte er, als er von dem Wort "Pulli" aus wogenden Traumformen zurück aufs Linoleum geholt wurde. Eine Verkäuferin kam vorbei, musterte das Paar und entschied sich eine Frau mit üppigem BH in der Hand nebst Mann ohne Schuhe nicht anzusprechen. Bei solchen Kunden hielt sie sich raus, wollte aber ein Auge darauf behalten.
Auch Kundinnen waren unterwegs, eine schlängelte sich an ihnen vorbei und verschwand hinter der erstbesten Gardine. "Vier belegt", stellte SIE fest. Thomas zog sich in einem unbeobachteten Moment den Pullover über den Kopf, den SIE ihm sofort wegschnappte. Die Tüte füllte sich, SIE spürte ein zartes Kribbeln in Bauch.

"Nach Ihnen", forderte SIE Thomas streng auf. Etwa in der Mitte des Ganges lenkte SIE ihn mit dem Befehl "Hier!" in die Kabine. Er ging hinein, zog den Vorhang zu, während SIE einen Wartestuhl in Position rückte und beiläufig das Wort "Hose" fallen ließ. Ein zweiter Stuhl stand schon sehr günstig, sodass SIE sich den Sichtachsen widmen konnte. SIE modellierte mit der Hand auf der einen Seite der Kabine einen Sichtspalt und nahm die Hose, die durch den Spalt geschoben wurde, an sich.
Thomas hörte, wie weiter hinten der Vorhang geöffnet wurde und eine Frau losging. Durch den Spalt sah er einige schwarze Wäschestücke auf ihrem Arm. Sie ging vorbei, wobei sie etwas abfällig die blaue Tüte beäugte.
Natürlich achtete SIE darauf, dass die Jacke in der großen Tüte immer obenauf blieb, was ein unauffälliges Bild ergeben sollte. Das grobe, glänzende Plastikmaterial stand allerdings gerade hier im Kontrast zu Seidenhemdchen und Rüschen.
Am Eingang der Anprobe kam der weg gehenden Frau eine Freundin entgegen, mit der sie sofort zu quasseln anfing. Offenbar hatte die Hinzugekommene sich Nachthemden herausgesucht.

Währenddessen setzte SIE sich hin, blickte konzentriert durch den schmalen Spalt, dirigierte Thomas auf eine mittlere Position, stand auf, gab das Stichwort "T-Shirt", verschob dann den Stuhl ein wenig.
"Bis gleich", sagte die Frau mit den Nachthemden und ging bis zur letzten Kabine hinten durch.
Thomas wurde es mulmig. Nur in Unterhose und Strümpfen wäre eine Grenze überschritten, hinter der es für einen Mann keine vernünftige Begründung mehr gäbe, sich in der Damenunterwäscheumkleide aufzuhalten. Seine Hand reichte das T-Shirt hinaus.
Weiter vorne öffnete sich ein Vorhang, Thomas lugte durch den Spalt. SIE behielt den Überblick, hatte den Kopf zu der geöffneten Umkleide gedreht, nickte der Frau dort anerkennend zu.

Dann widmete SIE sich dem Spalt auf der anderen Seite von Thomas' Kabine, forderte und bekam seine Unterhose. Dazu flüsterte SIE ihm zu "Mieder mit Strapsehaltern weiter vorne. Sehr sehenswert, die merke ich mir". Zufrieden trat SIE zurück und probierte den zweiten Stuhl aus, wobei sie im Sitzen die groben Herrenstrümpfe sehr gut sehen konnte. Seinen Körper sah SIE durch den Spalt gerade so nicht. "Warum nur zuerst die Unterhose", grollte Thomas in sich hinein. Am Ende war das natürlich egal. In diesen Sekunden fand er es trotzdem wichtig. Er stand nun nur mit Kniestrümpfen am Körper hinter einem welligen Stück Stoff und hoffte, dass ihn keine der leicht bekleideten Kundinnen entdecken würde.

Mit der Aufforderung "Strümm-pffffe" formte SIE ihr breitestes Grinsen auf das Gesicht. Vor der Kabine sitzend konnte sie sehen, wie ein bestrumpfter Fuß vom Boden abhob und seine nackten Zehen wieder hinunter kamen. Es waren ganz klar erkennbar Männerzehen, grob, Nägel nicht lackiert und schief geschnitten. Männerfüße, adrig, breit, fleischig. Eindeutig ein Mann.
Im hinteren Bereich schob die Dame mit den Nachthemden ihren Kopf heraus, genau richtig, um ihre Freundin kommen zu sehen. Thomas sah sie freilich nicht und streckte seine Strümpfe hinaus. SIE blieb zunächst unbeteiligt sitzen, ließ die verdutzte Frau an den schwebenden Strümpfen vorübergehen. Dann stand SIE auf und nahm die Strümpfe. "Das hat der Thomas fein gemacht", lobte sie ihn flüsternd "es sollte viel mehr Männer wie Dich hier geben." Sie überlegte kurz und korrigierte, eine Nuance weniger flüsternd "es sollte HIER viel mehr NACKTE Männer geben... Die alles tun, was frau ihnen sagt." Die feucht geschwitzten Männerstrümpfe wanderten in die blaue Tasche, während weiter hinten der Vorhang geöffnet und das erste Nachtgewand vorgeführt wurde.
 



 
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