Trafo (Sonett, in Alexandrinern)

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Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Du brummst gemütlich sacht, hast einen harten Kern,
der Wechselstrom wärmt gut geteilte Eisenschichten,
und will ich Fernsehn sehn, kann ich nicht drauf verzichten,
du hältst das beste Stück ein Stück vom Stromnetz fern.

Ich drehe an dem Knopf, da folgst du deinem Herrn,
die Spannung war zu klein, die müsstest du verdichten.
Das Bild ist wieder da, so kann ich dir berichten:
die gute alte Zeit, von einem andern Stern.

Die gute alte Zeit, sie ist bereits vergangen,
jetzt stehst du mir im Raum wie im Museum rum,
weil ich dich nicht mehr brauch, blickt meine Frau ganz dumm.

Wo soll ich mit dir hin? Wohin sollst du gelangen?
Die gute alte Zeit: Ich fühle mich gefangen.
Ich trage auf den Schrott dich in der Frühe stumm.
 

mara

Mitglied
Ein Sonett in Alexandrinern, das eine kleine Geschichte vom Abschied erzählt... Diese Form muss man erst einmal meistern. In meinen Augen ist dir das gelungen. Und ich finde, sie passt auch: Die Zwiespältigkeit eines solchen Abschieds wird in Alexandrinern gut eingefangen: Du hast mir lang gedient. Es war nicht immer einfach mit dir, aber es ist auch schwer, dich nun aufzugeben...

Solche schmerzhaften Momente kenne ich auch. :( Im Keller war wohl kein Platz mehr?
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo, Mara, ich wollte schon eher antworten, habe aber das Gedicht aus den Augen verloren. Danke für die Ausführungen und das Mitgefühl.
Jedoch unterscheiden sich lyrisches Ich und ich. Denn: Auf dem Boden war noch Platz. (Im Keller kann man Elektronik wegen der Feuchtigkeit nicht aufbewahren, da kann man sie gleich verschrotten. (2002 herrschte zudem eine Feuchtigkeit von 100%.)

Aber ich friemle immer noch gerne herum, habe wieder begonnen.
Speziell an Thereminen.
 



 
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