Über den wipfeln

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Walther

Mitglied
Über den wipfeln herrscht ruh
die winds braut hörts & pfeift sich
ein lied zieht um die häuser
& schlägt grund los türen

Du hast aber herrschst ruhe
los machst untertan & gierst nach
goldenen kälbern & frisch
fleisch ganz wie balu der bär

Du tanzt um dich die liane
um die feisten hüften lässt du
dich schwingen den blick fest
auf den kurs zettel gerichtet

Und tanzt nach der pfeife des
windes des schicksals & reitest
die pferdchen zu tode bis er
dich holt der kalte gesell
 
D

Die Dohle

Gast
´nabend Walter,
hm, weiß nicht so recht. kann sein auch, ich steh auf der leitung.


die form dominiert, fordert jede menge opfer, nur für was, weshalb? ich komm mit diesem teil nicht zurecht bisher.

es grüßt eine rätselnde dohle
 

Walther

Mitglied
hi dohle,

die aussage ist das wichtigste. die form spielt eigentlich eher eine ordnende rolle.

danke für deine überlegungen.

lg w.


lb. label,

in der tat hat balu der bär eine wichtige ankerfunktion im text. :) wenn man eine weile drüber nachdenkt, wird auch klar, welche.

danke für deinen hinweis an die anderen leser!

lg w.
 

Thylda

Mitglied
Ich sehe den Kurszettel als die Vorgabe, die sich das Lyrdu gesetzt hat, sozusagen die Quote, die eingehalten werden soll, während das Tanzen dieses Vorgehen verschleiern soll.

Mir tun nur die Pferdchen leid, die benutzt werden bis vor des Abdeckers Türe. Die sind nur Mittel zum Zweck.

lg~
 

Walther

Mitglied
kurs zettel?????????

LG revilo
moin revilo,

der kurs_zettel ist das werkzeug eines aktienhändlers. heute steht er i.d.r. auf dem bildschirm. oder, wie wir das in fernsehen so schön erkennen können, als DAX an der tafel über dem handelssaal.

hilft das als erläuterung?

lg w.


hi thylda,

das tanzen ist ja in mehrfacher hinsicht verwandt. die stichworte sind genannt: goldenes kalb, balu der bär etc. der kurszettel kommt aus der börsensprache.

lg w.
 

Walther

Mitglied
hi revilo,

sorry, daß ich mal wieder "technisch" war. rutscht mir einfach raus.

lg w.

ps. wo sind die versprochenen texte? ;)
 
D

Die Dohle

Gast
Hallo Walter,
hab deinen text ein bisschen wirken lassen. die eingangs beklagte form finde ich mittlerweile schlüssig. gefällt mir. kann man so machen.

strophe 1 und 4 sind in meinen augen gelungen, strophe 3 weiß ich noch nicht recht, muß ich noch ein bisschen arbeiten lassen.

strophe 2, die gibt mir zu denken. zwei lesarten kann ich mir vorstellen:
das wesen von balu ist die rettung: lass den kurszettel kurszettel sein und probier´s mit gemütlichkeit unter freunden. erstens. zweitens,

das wesen von balu ist teil des unterganges, aus konsequent gelesenen kurszetteln und die fahnen im wind finanzierte dumpfe gemütlichkeit reitet nicht nur die pferdchen zu tode. sinnlos letztlich.

egal welchen weg von beiden ich wähle, beide werden topediert von den versen 3 & 4 in strophe 2, da:
giert balu nach frischfleisch? macht sich balu untertane?
aus meiner sicht stimmt daher mit diesem " ...ganz wie... " was nicht. ebenso wie mit dem "du hast aber du herrschst ruhe", strophe 2 vers 1.
... ruhe los machst untertan ... das macht sinn, auch bzgl. herrschen und "du hast". was mich dort aus der kurve trägt ist dieses "aber".

soweit mal meine reflektionen zu dem text bis hierher. und, nicht vergessen: den stein der weisen trage ich nicht in meinen händen ;-)

LG
Die Dohle
 

Label

Mitglied
Hallo Dohle

my thoughts:
Du hast (ruhe/könntest haben )
aber herrschst ruhelos
machst untertan
& gierst nach goldenen kälbern (falsche Götter)
& frischfleisch ganz wie balu der bär
- Balu isst Früchte, mit einer Ausnahme
- "und schaust du unter den Stein siehst du Ameisen, die hier gut gedeihn, probier mal 2, 3, 4 ... es gibt nichts besseres"

LG Label
 
D

Die Dohle

Gast
Hallo Label,
klar, so habe ich mir das nach einigen proben dann auch vorgelesen. daher meine frage: steht das auch tatsächlich da. ich meine nein. ich sag das, ohne recht haben zu müssen ;-)

ich finde diese angelegenheit ausgesprochen interessant, weil:
es scheint eine nomenklatur zu geben, die den sinn dieses textes unmissverständlich nahelegt. diese muß angesichts der von mir vorgetragenen anmerkungen eine ziemlich andere sein, als die, die ich verwende. erstaunliche sache, finde ich.

LG
Die Dohle
 

Walther

Mitglied
lb dohle, lb label,

das "geheimnis" dieser art von texten ist die art, wie sie entstehen und bearbeitet werden. es handelt sich um eine wort- und gedankenfetzencollage, die sozusagen aus einem "zettelkasten" wächst. dieser ist nur nicht körperlich vorhanden wie zettels kasten: http://www.arno-schmidt-stiftung.de/Zettel.html. aber eine verwandtschaft mit dem verfahren gibt es schon.

wie alles "wachstum" ist dieses geplant und ungeplant zugleich. der ausgangspunkt und der endpunkt sind gestaltet, die mitte entsteht sozusagen in einem "stream of thoughts", der multivariabel ist und immer versucht, mehrere ebenen auszuloten. daher auch die schreibung, die diese zusätzlich offenlegt. am ende liest (und denkt) der leser quasi dem autor hinterher, ohne unbedingt zum selben "ergebnis" wie dieser kommen zu müssen. was heißt: wie beim haiku entstehen räume für eigene gedanken.

ich hoffe, das hilft etwas, die bestehenden rätsel wenigstens poetologisch zu lüften. die offenheit der inhalte möchte ich bewußt so belassen, denn das ist ja der trick, daß es zwar sehr wohl eine beabsichtigte message gibt, der leser diese aber sich selbst spintisierend erarbeitet und so überraschendes denken kann - wenn er oder sie sich darauf einzulassen bereit ist.

lg w.
 



 
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