Umdeuten

Papiertiger

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Was haben Witze, interessante Geschichten, Psychotherapeuten, Gewinner und Donald Trump gemeinsam? Okay, wenn Sie wollen, dann lassen sie diesen Satz in Ruhe auf sich wirken, es könnten einige amüsante Bonmots dabei entstehen. Für mich lautet die entscheidende Antwort: Allen ist das Umdeuten gemein. Ein Witz muss, um lustig zu sein, eine überraschende Pointe bringen, mit Erwartungen brechen. Eine Geschichte sollte beschreiben, wie etwas von Relevanz passiert, wie sich etwa der Protagonist so verändert, dass er seine Probleme erfolgreich löst. Ein Therapeut soll dem Patienten neue Sichtweisen aufzeigen. Ein Gewinner kennt bereits zahllose Wege zu scheitern, aber er bleibt dran, bis er erfolgreich ist. Und Donald Trump? Der deutet sich die Meldungen so zurecht wie es ihm nützt.

Umdeuten kann also viel bewirken. Im negativen Fall biegt man sich die Welt so zurecht, wie man sie gerne hätte. Im besten Fall schafft man es nicht ständig auf das Eingefahrene, Negative und Deprimierende zu blicken, sondern neue Ideen zu entwickeln, andere Perspektiven einzunehmen und sich zu befreien. Wäre das nicht mal eine schöne Superkraft für einen Superhelden? Der Umdeuter rettet mal wieder die Welt. Aber wieso „retten“ wir nicht einfach selbst viel öfter, wenn schon nicht den ganzen Planeten, aber zumindest unseren Tag, indem wir erfolgreich umdeuten? Vermutlich, weil viele Menschen wirklich glauben, dass offensiv fröhliche Menschen dümmer und weniger tiefsinnig sind als stille, grüblerische Typen. Oder weil es auch wirklich albern anmutet krampfhaft alles schönzureden und positiv sehen zu wollen. Oh ein Regentag – eine hervorragende Chance, drinnen zu bleiben und es sich gemütlich zu machen. Oh, schon wieder arbeitslos – wie wunderbar, Geld verdirbt eh den Charakter.

Und dennoch sage ich: umdeuten ist oft besser als zu resignieren. Leben nicht ganze Wirtschaftszweige und Bereiche vom Umdeuten, wie Hollywood, die Werbung, Politik, Lobbyisten und Verkäufer?

Ist es ein Unterschied, ob ich umdeute oder schlicht rational auf die Welt blicke? Ich denke schon. Denn beim Umdeuten darf es gerne auch etwas optimistischer werden als es eine nüchtern-sachliche Sichtweise erlaubt. Dieser Text hier ist wahlweise eine belanglose Aneinanderreihung banaler Gedanken, ein halbwegs nachvollziehbarer Beitrag, der seinen roten Faden beibehält oder aber ein kleiner Triumph gegenüber dem zu frühen Aufgeben.
 



 
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