Unheil am Meer

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Unheil am Meer

( Frei nach einer wahren Geschichte aus dem Jahr 1956, entnommen einer Schautafel vor Ort. )

Kommst du mal hin nach Lohme,
an Rügens Waterkant,
triffst du auf einen Findling;
der „Schwanenstein“ genannt.

Der Fels, seit ew’gen Zeiten,
dient diesem Strand als Zier.
Unweit der Kreideböschung
liegt er noch heute hier.

Er kündet von viel Schmerzen,
die jener Ort gebar.
Von tragischer Geschichte
Vor mehr als fünfzig Jahr.

Die See ist sanft und eben
und schon ein wenig weiß.
Die Wogen sind geglättet
von einer Schicht aus Eis.

Da ziehen just am Morgen
vom nahen Orte her
mit Tatendrang geboren
fünf Burschen an das Meer.

Sie singen und sie lärmen
mit Stock und Stein gar viel.
Erfreuen sich des Winters
mit jugendlichem Spiel.

Schnell ist das Eis betreten.
Es hält die kleine Schar.
Manch Mahnung sie verwegen
vergessen ganz und gar.

Da schlägt das Wetter plötzlich
und ohne Warnung um.
Das Eis, es bricht nicht wenig.
Der Kinder Schrei bleibt stumm.

Nur zwei der fünf gelingt es
zu springen an das Land.
Die andren drei ersuchen
den Schwanenstein um Stand.

Weil selbst das nahe Ufer
wird nimmerfort erreicht.
Mit sturmgepeitschen Wogen
die Höllensee nicht weicht.

So stürzen ganz verzweifelt
die beiden Jungs hinauf
zum alten Badeorte
und jede Tür springt auf.

Ein jeder eilt zu helfen,
mit Vater-, Mutterherz.
Mit Stangen und mit Seilen
und Flehen himmelwärts.

Doch alle Müh verloren.
Man kommt nicht an den Stein.
Derweil auf eis’gem Felsen
die Kinder ganz allein.

Da ruft man rings im Lande
nach noch mehr Hilfe aus.
Und alle, alle kommen.
Niemand hält es Zuhaus.

Vom nahen Fischerhafen,
gar Panzer, Militär.
Selbst durch die Luft geflogen
von fern Berlin hierher.

Doch alles Mühen, Wagen
bringt ihnen Rettung nicht.
Der Tag vergeht mit Tosen
und manche Fackel bricht.

Erst als am nächsten Morgen
die Sonne wieder scheint,
ist jener Sturm verzogen.
Der Menschen Seele weint.

Nun kann man zu dem Felsen,
wo das Unglück stattfand,
zu bergen die drei Knaben
als Eis – doch Hand in Hand.



[2015]
(ich habe bewußt dieses Vermaß gewählt, um hoffentlich die Tragik noch mehr zu unterbauen.)
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
18 Strophen.

Muß ich vielleicht irgendwann mal lesen.

Heute nicht.
 
G

Gelöschtes Mitglied 13736

Gast
Hallöchen,
Nun, annähernd flüssig verfasst.
Das Vermaß ist ok. So eins, zwei Stellen könnte man geschmeidiger gestalten.
Es ist schon etwas lang.
Entschuldige die knapp gehaltene Info von unserem Hansz.
Er ist nebenbei in der Jury, die die Vergabe des Literaturnobelpreises zu verantworten hat.
Dazu ist er noch Präsident der Liga der erfolglosen Kirschkernweitspucker.
LG
Oscarchen
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Weil Oskar mich ganz zu recht so freundlich ermahnt hat, habe ichs nun doch gelesen.

Lesenswert, die Ballade.

grusz, hansz
 



 
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