Liebe Maria,
ja, da kommen wir schon in eine Richtung, an die sich anknüpfen lässt.
Das, was Du beschreibst, ist ja eigentlich eine Emanzipation, und wir Frauen nehmen das gerne für uns in Anspruch, wenn wir uns von überkommenen Erwartungshaltungen befreien, weil wir das Patriarchat als den Verursacher ausgemacht haben. Mir persönlich ist das zu unterkomplex (nicht Deine Aussage, sondern diese 'Denkschule').
Zum einen müssen sich Männer genauso emanzipieren, unterscheiden zwischen dem, was ihnen nur aufgepfropft wurde und was ihnen wirklich entspricht. Eine mit dem Patriarchat einhergehende strukturelle Bevorzugung der Männer macht sie für meine Begriffe mindestens ebenso zum Opfer des Patriarchats, wie die Frauen, weil sie viel weniger Anlass haben, sich dagegen aufzulehnen, weil sie ja 'begünstigt' sind. Ich könnte mir vorstellen, dass viele dieses Los, der Verantwortliche und Ernährer der Familie zu sein, nur widerwillig auf sich genommen haben und ihre 'Macht' diesem Opfer zuschreiben.
Spätestens, seit wir in Deutschland auch rechtlich angeglichene Verhältnisse haben, müssen wir uns fragen, warum junge Frauen auch heute noch alles für sich fordern - und manchmal auch bekommen - um dann als verheiratete Mütter sich aus diesem 'eigenen Haus' auszuklinken. Es wird genug geredet über die gläserne Decke oder die weibliche Bescheidenheit, aber den Ursachen im Hinblick auf die Möglichkeit ihrer Beseitigung geschweige denn ihrer Beseitigung sind wir keinen Schritt näher gekommen.
Es werden nur Feindbilder genährt, aber auf die Tatsache, dass gut ausgebildete und im Beruf arrivierte Frauen weniger Kinder bekommen im Verhältnis zu den weniger gut ausgebildeten, die sich in die endlos reproduzierten Verhältnisse der unbezahlten Carearbeit eingefunden haben, hat man noch keine befriedigende Gegenantwort gefunden, die man als Lösung ins Auge fassen könnte.
Ich habe ja den Kapitalismus so ein bisschen in Verdacht, das größte Interesse daran zu haben, dass sich an den sozialen Verhältnissen nichts ändert. Und da fielen mir noch viel mehr Missstände ein, für die er verantwortlich ist. Den halten wir nur nicht auf. Auch die Männer nicht.
Liebe Grüße
Petra