US-Verlage machen Literatur zur Open Source (ZDNet)

Tim

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Freitag 17. Januar 2003, 12:33 Uhr


Prentice Hall, ein US-Verlag für akademische und technische Fachliteratur, hat sich der Open Source-Philosophie verschrieben und wird demnächst sechs Titel nach den Richtlinien der Open Publication Licence (OPL) veröffentlichen. Diese sehen vor, dass Literatur frei weitergegeben werden darf, solange der Autor und/oder ursprüngliche Verleger genannt werden. Eine kommerzielle Nutzung des Materials ist ausgeschlossen. Prentice Hall will elektronische Versionen zur freien Verfügung ins Netz stellen.

"Wir verkaufen eine Menge Titel an die Open Source-Community, so ist es nur natürlich, dass wir auch daran teilnehmen wollen", erklärte Mark Taub, ein Chefredakteur bei Prentice Hall. "Außerdem sind wir der Überzeugung, dass wenn wir elektronische Bücher kostenlos frei geben, auch die Verkaufszahlen der Print-Titel nach oben gehen." Allerdings sollte man sich vor Augen halten, dass der Verlag dieses Jahr rund 300 Werke veröffentlichtnur sechs davon sind Open Source.

Nichts desto trotzdas Unternehmen ist nicht allein mit seinem freigebigem Vorhaben: Der Konkurrent O'Reilly and Associates hat verschiedene Titel laut den Bestimmungen der GNU Free Documentation Licence (http://www.gnu.org/licences/fdl.html" >GNU FDL) veröffentlicht. FDL und OPL sind sich in ihrer Aussage weitgehend ähnlich.

Quelle: ZDNet
 

unbekannt2581

Verbotenes Mitglied
Ich habe lange darüber nachgedacht ( die Idee hat hier bereits ex-mact an anderer Stelle andiskutiert ).

meine Meinung ( no open opinion ;-) NOO ):
Literatur ist qualitativ etwas anderes denn Programmsource.

Literatur ist ein "Konsum" - Produkt, wenn es den Autor verlässt, ein Programm immer "nur" ein Werkzeug.

Bücher durften deshalb schon immer frei weiter gegeben werden, nach dem Kauf, nicht aber kopiert werden. Jeder, der ein Buch in der Hand hält darf darin lesen, während man für "normale" Programme bezahlen muss, um sie zu benutzen, jeder "Benutzer-user" neu.

Literatur war daher schon immer "open source".
Neu wäre hier die Freigabe des Kopierrechtes, solange der Name des Autors mit erwähnt wird.

Und dann gäbe es Verlage, die "freie" Texte drucken dürfen ?
( Es gibt immer noch eine Welt jenseits des Internets )
Oder um es überspitzt auszudrücken ( das ist nur so angedacht von MIR ! ) :
Wenn ich hier unter der speziellen ( zu formulierenten "Lupen-GNU" publizierte, dann darf jeder "Homepage-Foren-Bastler" meinen Text bei sich einstellen ?

Hhhmmm, weiss nicht, ob mir das gefällt. Damit meine ich nicht den Leser, der sich meinen Text als e-book lädt oder ausdruckt. Ich meine damit die Möglichkeit des RE-Publishing.

Aber das ist eine sehr interessante Frage :

Wie gehen wir mit Kopierrechten um ? Unseren und denen von anderen ?

Würde mich interessieren, wie "Maler" oder "Komponisten" das sehen.

hhhmmm, das wär endlich mal was zum diskutieren.

mikel
 
@ Open Source-Philosophie

Ich selbst sehe zwar die zahlreichen regulativen Probleme bei einer zukünftigen Umstellung, bin dennoch ein rigoroser Anhänger der "Open Source-Philosophie", nicht nur bzgl. Literatur und Kunst, sondern -und gerade auch aktuell- im wissenschaftlichen Bereich.
Es gibt gerade dort internationale Bestrebungen, die verkalkten Strukturen mitsamt deren pekuniären Interessen aufzubrechen. Dort arbeite ich bereits mit!

Der heutige Übergang von einer (nationalen) Produktions- zu einer (globalen) InformationsGesellschaft bedingt einen notwendigen Wechsel in der Distribution solcher Information (besser: Nachrichten = Bedeutungsträger, und auch Kunst ist ein solcher)
Das gilt im Zusammenhang für Computerprogramme genauso wie für Bücher, Tonträger, Bildmaterial, usw.

Es gibt "noch eine Welt da draußen", außerhalb des internet, aber ihre diesbezügliche Bedeutung (NachrichtenDistribution) wird mehr und mehr abnehmen. Die neuen Medien (internet/Satelliten) lassen erstmals in der Geschichte der Menschheit!! einen mühelosen weltweiten, im Prinzip sogar vom sozialen level unabhängigen Austausch (INTERcambio)von Nachrichten jeder Form zu.
Dies kann einen gewaltigen internationalen (auch kulturellen) Entwicklungsschub auslösen (eine Art neuer, erweiterter Alphabetisierungswelle), wenn man die Chancen nicht aus Angst, finanziellen Interessen, Engstirnigkeit, Ignoranz usw. bis auf Weiteres verspielt.

In unserem Land ist natürlich wohl genau dies angesagt: passiv sein, bremsen, Bedenken, usw., aber bis sich die Ethikkommissionen usw. daran totgelabert haben werden, ist anderswo -wie zunehmend öfter- wohl schon der Zug abgefahren, und wir werden uns danach nur noch darüber zu unterhalten haben, wie wir dann unser letztliches zwangsweises aber zu spätes Mittun vor uns selbst palliativ begründen können.
Die Möglichkeit der aktiven Mitausgestaltung wird dann allerdings irreversibel vertan sein. Es gibt geschichtliche "Momente", die kann man nicht ungestraft verschlafen, und dies jetzt ist wieder ein solcher!

Daß Autoren bei dieser Entwicklung zu einer neuen Stufe Angst um ihre eh mageren bisherigen Pfründe haben, ist einsehbar. Aber es gibt auch völlig neue (auch geldliche) Chancen aus einer globalen Zusammenarbeit, die heute noch nichtmal ansatzweise absehbar sind.

Wenn es gutgeht (und ich "bete" dafür im Interesse einer zukünftigen globalen Kultur!), wird eine zukünftige Komparatistik nicht mehr nur "die frz. Literatur des 18.Jh." usw. thematisieren, sondern auch: "Den Beginn der globalen Literatur im 21.Jh."

(Dringend auch nötig, wenn ich bedenke, wieviele Sprachen bereits ausgestorben sind und noch aussterben werden, sodaß es bereits "Referenzzentren für ausgestorbene Sprachen" gibt.)

PS: Zu den auch von uns anerkannten "Allgemeinen Menschenrechten" gehört auch fundamental die (freie) Zugangsmöglichkeit zu kulturellen und Bildungsgütern.
Und natürlich schachern jetzt die Gesellschaften, welche davon -aufgrund von Sklaverei, Kolonialismus, Imperialismus-viel zu verteilen haben, um jeden Anteil am Kuchen, im Patentbereich, ProgrammeBereich und auch Literaturbereich, Nachrichtenbereich usw.
Es ist dies aber auch -heute schon- ein jeweils innerstaatliches "nationales" Problem, denn auch da werden bereits im Hintergrund regelrechte Kriege um die Neuverteilung der Informationsgüter und der Zugangsrechte an ihnen geführt.

Weder eine "nationale" (geht garnicht!)noch eine globale Informationsgesellschaft sind umsonst zu haben. Es muß Altes weichen, oder wir verlieren einen fundamentalen Aspekt unserer gemeinsamen Zukunft!
Auch das heutige Verlagswesen/Copyrightwesen usw. sind einst aus konkreten geschichtlichen Notwendigkeiten heraus entstanden, und es gibt keinen Grund, diese Strukturen nach Maßgabe neuer Notwendigkeiten nicht erneut zu ändern/Teile davon abzuschaffen o.ä.
 



 
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