Vanessas gefährliche Marotte - Teil 3

Kai Kernberg

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Vanessas gefährliche Marotte oder ein Traum von einem Café - Teil 3

Der Zug ist abgefahren

Vanessas gefährliche Marotte oder ein Traum von einem Café - Teil 3 Der Zug ist abgefahren Flach einatmend und stoßartig ausschnaubend stiere ich den Kaffeeverkäufer an. Er steht hinter der Theke und grinst unverschämt. Über meine blanken Schultern strömt ein warmer Luftzug. Meine blanken Arme stützen sich gestreckt auf die Verkaufstheke. Meine Ellenbogen federn wie ferngesteuert im schlurfigen Beat der Hintergrundmusik. Mit zitternden Wellen überlagert mein ruckender Atem das rhythmische Wippen. Meine Muskeln verkrampfen sich unter der matt glänzenden Wölbung meines Bauches. Der Verkäufer blickt versonnen auf die zwischen meinen Armen unbedeckt schaukelnden Brüste. Er beobachtet die darauf herablaufenden Tropfen. Sabbernd stehe ich in der Barista Lounge. Nur aufgrund meiner enormen Willensstärke bin ich bis hier gekommen, an diesen Ort, an diese Theke. Aus meinem Gesicht fallen alle möglichen Flüssigkeiten auf meinen nackten Oberkörper. Dieser Umstand dürfte die Kehrseite meines Erfolgs sein. Denn der Laden ist unfassbar voll. Mit dem Verkäufer habe ich mich regelrecht durch ein Verkaufsgespräch duelliert. Das Wortgefecht war herausfordernd, komplex und schnell. Diese Kombination hatte mich an meiner verwundbarsten Stelle getroffen. Dieser rasselnde Frage-Antwort-Wechsel hatte mich aufgespindelt und willenlos meine Kleidung öffnen lassen. Das begann schon beim Bypass der Schlange auf dem Gehweg. Dann kam der Eintritt an der Tür. Schließlich eroberte ich diesen Platz an der Theke. Das hatte mich drei Knöpfe meiner dunkelblauen Bluse gekostet. Das Andocken beim Verkäufer bezahlte ich mit dem Knopf am schwarzen Rock. Die Wahl der Kaffeesorte öffnete den Reißverschluss. Für die Kaffeekonsistenz war der letzte Button am Hemd fällig. Die Detailfragen zum Mahlgrad und zum Maschinentyp verlangten die Ärmelknöpfe. Für die Fachwahl war schließlich der Verschluss am weißen BH zu opfern. Es ist immer wiederkehrendes Malheur wenn ich etwas gefragt werde. Unwillkürlich öffne ich Verschlüsse. Es ist ein Fluch. Denn das Wiederverschließen wird innerlich blockiert. Natürlich habe ich über die Dekaden gelernt, das zu kaschieren. Es passiert auf Rolltreppen, Festen und Schiffen, sogar in Meetings. Bisher hatte ich meine Kleidung wortwörtlich im Griff. Doch die "Barista Lounge HOT Coffee Place" ist eine Liga zu hoch. Das muss ich mir hier und jetzt schmerzlich eingestehen. Hier ziehst Du die Dinge durch. Und wenn Du die Knöpfe öffnest und es nicht durchziehst, ziehen es die Anderen für Dich durch. Oder besser gesagt ziehen sie es für Dich aus. Nur noch mein Slip und die Schuhe sind jetzt übrig. Die drei sind von meinem Schweiß durchtränkt. Meine Füße rutschen auf den gummierten Klebeeinlegesohlen der Pumps. Mein ohnehin halbtransparentes Höschen lässt den Kaffeeverkäufer noch besser durchblicken. Ich bin darüber aufgebracht wie nie zuvor. Ich muss meine Atmung in den Griff bekommen. Mit der gepressten Luftzirkulation bleibe ich vielleicht noch für drei Atemzüge stehen, bevor ich ohnmächtig umfalle. Was mir dann in dieser Vorhölle blühen würde? Ich will es mir gar nicht ausmalen. Stell' Dir das mal selbst vor! Du gehst in ein Fachgeschäft. Du willst ein Pfund Kaffee kaufen. Du stehst einem grinsenden Hipster-Verkäufer gegenüber und ehe Du Dich versiehst, hast nur noch ein weißes, feuchtes Spitzenhöschen und Pumps an Der Rest Deiner Kleidung ist unter den dichtgedrängt wuselnden Kundinnen und Kunden einfach "verschwunden". Obendrein werden intime Details aus Deiner Handtasche herausposaunt. Als ob er sich über meine Atemnot lustig machen will, holt der Verkäufer ruhig und tief Luft, blickt mir ausnahmsweise kurz in die Augen und will ganz betont freundlich von mir wissen "Tüte oder Mehrwegdose?" Als ob es einen gnadenlosen Mechanismus gäbe, steckt diese Frage meine Daumen unter die seitlichen Stege der Pantys. Die Augen weit aufgerissen verschlucke ich mich fast an meiner Spucke. Hustend antworte ich "Tüte". Mit aller Kraft halte ich die Hände eingefroren wo sie sind. Auf keinen Fall darf ich meinem Impuls folgen und es runterschieben. Mein Puls hämmert in meinen Fäusten. Die Frau neben mir hat meine Tasche wieder zu sich gezogen und säuselt mir ins Ohr "na, Vanessa! Einundvierzig! Einsfünfundsechzig! Grüne Augen! Siebzig C! Nicht rasiert! Geht es nun weiter oder nicht? Du machst es ganz schön spannend". Panisch springt mein Blick erst auf meine Tasche, dann zu ihrem Gesicht. "Jetzt tu' doch nicht so, als ob wir es nicht Alle wüssten", posaunt sie in die Runde. "Er hat Dir eine Frage gestellt. Du willst Deine Passion leben. Im HOT Coffee Place bist Du damit genau richtig." Energisch schüttele ich den Kopf. Meine Arme zittern. In mir drängt es, den Stoff über meine Hüften zu schieben, an den Schenkel hinunter, bis auf den Boden und mit einem kleinen Schritt herauszusteigen. Ich presse die Beine zusammen. Das verhindert hoffentlich das Schlimmste, falls sich meine Hände selbstständig machen. Die Dame legt mir beide Hände auf eine Schulter. Ich setze zum Protest an. "Nein, das ist ein...", doch sie fällt mir mit "... ts ts ts..." ins Wort, beginnt, mich auf dem Schulterbogen zu massieren, rutscht tiefer, knetet mein Schulterblatt, greift vorne mit weit gespreizten Fingern meine weiche Kuppe, klemmt brummend deren Spitze ein. Ich stöhne auf. Sie schiebt ihre Fingernägel weiter an meinem Rücken hinab, knetet vorne meinen Bauch, geht tiefer, zum letzten Textil an mir. "Hier geht das Spiel weiter", gluckst sie mir ins Ohr. Mit weit geöffnetem Mund presse ich meinen heißen Atem und was dort sonst noch zusammengelaufen ist hinaus. Meine Fäuste balle ich links noch fester zusammen und ziehe den Stoff zur Taille hoch. Er knackt spürbar. Aus den Boxen zieht die E-Gitarre einen geschmeidigen Bogen über eine halbe Oktave in die Höhe. "Hochziehen und zerreißen", lacht mir mein inneres Teufelchen zu "und runter schieben und ausziehen ist vom Prinzip das Gleiche". Damit hätte ich nicht gerechnet. Der Impuls zum Ausziehen sollte doch verfliegen, wenn die Frage beantwortet ist. "Zerreißen finde ich besser", krächzt es aus meinem inneren Abgrund hinterher. Oder kam der letzte Satz von der Lady im blauen Jumpsuit? "Der nächste Zug", lacht sie mich teuflisch-fröhlich an und hält meine Handtasche vor mich. Bedächtig hakt sie deren Schulterträger auf einer Seite aus. Dabei grinst sie weiter "machen wir gerne für Dich". Während sich meine Fingernägel in meine Handflächen graben, fädelt sie mir den Riemen über meinem Hintern durch das Höschen und lässt den goldenen Karabiner an der Tasche wieder zuschnappen. In der Aufregung habe ich die Pants ein Stück verdreht. Der Verkäufer vor mir blickt mir verträumt in den Schritt und meint "genauso schiebt es meine Freundin auch manchmal zur Seite …". Ich blicke hinunter und sehe ein gutes Stück meines glänzenden Haarbüschels entblößt. Er setzt fort "… wenn sie sicher gehen will, dass ...". Der Rest verschwimmt im aufkommenden Gelächter um mich herum, irgendetwas mit Balkon oder Rum oder Turm. Das ist ja nun auch völlig egal. Ruckartig zerre ich den Stoff so, dass meine Scham wieder leidlich bedeckt wird. Hinter mir entfacht die Diskussion "Bei dem Gewicht von Vanessas Tasche sage ich ‘höchstens Drei‘". Eine American Style Standardblondine hält dagegen "aber die Nähte des Slips sind gut verarbeitet. 'Mindestens Vier', sage ich". Dann lassen sie meine Handtasche hinter meinen Beinen fallen. Der Gurt zerrt am Stoff und zerreißt mit einem scheinbar endlosen "krtkrtkrtkrtkrtkrtkrtkrtkrt" die Maschen des Spitzenstoffes, während die Tasche in meine Kniekehlen schlägt. Meine verkrampften Fäuste sind schon fast taub. "EINS!", ruft die kleine Wettgemeinschaft hinter mir aus. "Beim Zweiten Mal ist es durch", ruft eine neue Stimme. Die Tasche wird angehoben, bis der Gurt den feuchten Stoff wieder auf meinen Po gezogen hat. "Um Himmels Willen", denke ich. "Jetzt hab' ich Dich", frohlockt mein Teufelchen. Meine Hände öffnen sich. Die Tasche fällt und knallt auf den Boden. Wie ein im Baum hängen gebliebener Fallschirm klemmt der Spitzenstoff zwischen meinen Knien. Ich blicke erstarrt hinab. "Spitze", freut sich ein spuckesprühender Kerl neben mir. Sein lackierter Out Of Bed Look qualifiziert ihn für jede TV-Daily Soap. Wie ein hungriger Kojote stürzt er zu meinen Knien hinab, stößt sein Gesicht gegen meine Pobacke, zerrt den Stoff weiter runter, reibt seine kratzige Frisur auf meiner Hüfte. Nur mit Mühe verhindere ich, dass er mich umwirft. Mein Vorbau landet mehrfach wippend auf der Verkaufstheke und ich fange mich mit den Händen nach vorne ab. "Das Höschen war mal Größe 36, jetzt ist es 42", stelle ich mir erschrocken vor. Meine Haarsträhnen schwingen schweißtropfend vor mein Gesicht. Aus meiner Nase, aus meinem Mund, von meinem Kinn fliegen Tropfen und nasse Fäden auf das Holz der Theke Einige Tropfen perlen an der Kasse herab. Triumphierend springt der Lüstling mit der weißen Trophäe in der Hand auf. "Nicht so grob, Heißsporn", tadelt ihn die Blondine und verdreht ihm das Ohr. Auch sein Jaulen könnte verblüffender Weise einem Kojoten zur Ehre gereichen. In was für eine abstruse Situation bin ich in der Barista Lounge geraten? Was für ein abgrundtiefer Menschenschlag tummelt sich im HOT Coffee Place? Fassungslos stemme ich mich, von oben bis unten stramm gespannt wie ein Wachsoldat, auf die Theke, den Rücken zum Kundenraum. Jeder von denen hinter mir könnte mir irgendetwas zwischen den Beinen durchschieben. Schlimmer geht es nicht.

Lake of Adventure

Lake Oft Adventure "Sie sind eine faszinierende Frau", fängt eine weitere Männerstimme meinen Gedankenstrom auf. Vielleicht ist es auch nicht seine Stimme, sondern seine Hand. Nach dem Raub meines letzten Wäschestücks hat mir gerade jemand blitzschnell ein halbes Dutzend Mal auf mein nun komplett entblößtes Gesäß getätschelt und streichelt es jetzt behutsam. Mit einem Hauch von Realitätsbezug möchte ich die Hand wegschieben. Doch erneut drifte ich aus der Situation ab, schwelge in der Erinnerung, genau dieses Tätscheln und Streicheln schon lange nicht mehr gespürt zu haben. Das hat vielleicht zwei Gründe. In meinem Alter ist die Haut, wenn sie nicht gerade wie jetzt von Schweiß glänzt, üblicherweise eher trocken. Des Weiteren ist mein Hintern, wenn er nicht gerade wie jetzt zusammengekniffen ist, eher ein federndes Kissen als ein strammes Tamburin. Als ob sich ein bedrohlicher Nebel auflöst, stehe ich nicht mehr im stickig heißen, dichtgedrängten Kaffeeladen. Ich posiere im herrlichen Sonnenschein, auf der weitläufigen Wiese am Badesee, auf dem kleinen, bunt gefliesten Podest, unter der frei stehenden Dusche, unter dem angenehm prasselnden Wasserregen, für alle Badegäste gut zu sehen, die anerkennenden Blicke dreier Wartender genießend. Meine Hände streiche ich über mein Gesicht nach oben und spüre im Wechsel das ermahnende Tätscheln und das verständnisvolle Streicheln auf meinem Gesäß. "Oh, Herr Bademeister", gebe ich mich demütig, während er mein Becken an immer neuen Stellen abwechselnd tätschelt und streichelt. Inzwischen haben sich auch auf der anderen Seite des Podestes zwei Badegäste für eine Dusche angestellt. "Nein, habe ich nicht gewusst…", tue ich scheinheilig und nehme gespielt erschrocken beide Hände vor den Mund, „… dass nackt duschen hier verboten ist“. Währenddessen klopft seine Hand die Falte am Übergang von der Backe zum Schenkel und krault seine Finger darin. Rund um das Podest wartet schon ein lockerer Kreis auf eine Abkühlung. "Nein, leider habe ich Nichts hier, um mich zu bedecken", bekenne ich geknickt, während die Klapse, nun mit beiden Händen, auf meiner Hüfte nun auch nach vorne wandern. Mein vor Erregung errötetes Gesicht vergrabe ich verschämt in meinen Händen. Um uns herum hat sich ein geschlossener Kreis aus Interessierten gebildet. "Na, ich dachte, wenn überall oben Ohne erlaubt ist, dann...", argumentiere ich. was mir genau dort einen zusätzlichen Klatscher beschert. Dieser lässt meinen Atem seufzend ausfließen, meinen Blick in den Himmel steigen meine Finger tief in den Haaransatz über meiner kühlen Stirn graben. "Ach", keuche ich, "die Badeordnung...?“. Der Bademeister schwenkt meine Brust mit dem strengen Hinweis „genau die“ hin und her, mein Blick senkt sich, schweift über die schon dicht stehende zweite Reihe des Kreises und die lang gereckten Hälse; der zarte Flaum unter meinen Achseln zieht wohl die Blicke an. „… hängt am Kiosk, sagen Sie“, bestätige ich ihn, während er die Innenseite meiner Beine grob massiert. „Können Sie mir gerne zeigen", stimme ich ihm zu. Einen Arm fest um meine Hüfte geklemmt zeigt er mit der anderen wie ein Feldherr für gefühlte zehn Sekunden die einzuschlagende Richtung an. Dieses Zeichen ist wohl eher an die Menschenmenge um uns herum gerichtet, als an mich. Denn dort schwillt regelrecht ein Pulk an, während sich die andere Seite lichtet. Mit fester und weicher Hand drängt der Badeaufseher meinen tropfenden Körper vom Podest. Ich reiße die Arme herunter, versuche seine Hände wie lästige Fliegen wegzuscheuchen. Doch der Hausherr des Badesees krallt sich meine Hände, zieht sie hinter meinen Po und schiebt mich vorwärts, auf die Leute zu. Erschreckenderweise machen sie keinen Platz. Mein nackter Körper prallt gegen die erste Reihe. Zwischen ihnen öffnet sich ein Spalt. Mein Oberkörper reibt an behaarten Rümpfen, kratzende Oberschenkel scheuern an meinen Beinen, von kräftigen Armen werde ich zur Seite geschoben, von agilen Händen werde ich erfasst. Hände kitzeln Haut, Hände greifen Gewebe, Hände kraulen Haaren, Hände tasten nach Zähnen, Hände suchen Spalten. Meine Füße heben ab. Wo ist oben, wo unten? Sind es zehn Hände oder zwanzig? Sind es überhaupt Hände? Zwischendurch höre ich es schnalzen und rutschen, als ob nasse Badehosen ausgezogen würden. So plötzlich wie es begann, endet die Tour durch den Menschendschungel. Meine Füße prallen auf den Boden. Der Bademeister lässt mich los, stößt mich in den Rücken und ich tapse in das Handtuchlabyrinth auf der Liegewiese. Er dirigiert mich mit Fingerstößen und Handflächenschubsern hindurch wie einen altmodischen Spielreifen. Mir ist schwindelig. Federn die an mir wirkenden Hände meinen schwankenden Gang ab oder verstärken sie ihn? Im Slalom schaukele ich durch das bunte Feld der Sonnenbadenden, mit den Armen rudernd, um das Gleichgewicht zu halten. Jeder Schritt schickt eine kleine Erschütterung durch meinen Körper. Je nach Blickwinkel und Vorliebe folgen die Augen meiner Zuschauer einem meiner Körperteile. Mir scheint es, als würde ich im Kreis geführt. Haben die gleichen Männerstimmen nicht eben erst diskutiert "Die Rechte ist größer." "Von uns aus gesehen, ja." "Nein, von ihr aus." Damit hatten sie zweifellos meine Brüste gemeint, wobei der Zweite richtig liegt. Jetzt, bei der neuen Runde fügen sie hinzu "die Pobacken sind gleich", "und vorne symmetrisch getrimmt ", "zum Heiraten", "mach‘ Du den Ring dran, ich entführe sie". Frauen lieben aufmerksame und entschlossene Männer. Diese beiden sind schon auf einem guten Weg. Mit denen würde ich mich gerne unterhalten. Ich muss mich allerdings darauf konzentrieren, nicht zu stürzen, eiere wie ein schlecht geführter Puck. Scheinbar alternativlos werde auf ein halbes Dutzend blasser, gleichwohl überhitzter Jungs zugesteuert. Es sind noch zehn Schritte. Sie lagern im Schneidersitz um ein handtuchweit ausgebreitetes Magic The Gathering. Noch fünf Schritte. Aus ihren weiten Badeshorts ohne Netzeinsatz ruft der Drang nach hyperrealen, scharfkantigen Fantasy-Adventures. Ich komme zu nahe, um noch ausweichen zu können, ich werde die Kurve nicht kriegen. Einer von ihnen schmettert mir glorifizierend "Serras Erzengel" entgegen. Unter seinem Hosenbein lugt schon die Spitze seines Zauberstabes hervor. Er greift in den Gummibund, streift flugs die Hose ab. Seine Augen sehen schon die geflügelte Beschützerin aus dem Himmel auf ihn, nur auf ihn, herunterrasen. Mit ihm, nur mit ihm, dem Commander, wird sie die Zusammenkunft mit ihrem animalischen Körper vollziehen. Mit ihm, nur mit ihm wird sie in einem gleißend grünen Radianten durch sein eigenes Kartendeck in die Magicwelt stoßen. Dabei wird sie ihn, der nicht einmal halb so alt ist wie sie, zum Helden machen. Todesmutig reckt er seinen Vektor in Richtung ihres heißen Zentrums. Mit einer Pirouette kreiselt Sie auf ihn zu. Der glühende Rubin auf seiner Lanze ist aktiviert. Sie segelt in einer Art Zeitlupenhechtsprung auf ihn zu. Er greift nach den üppigen Quellen ihrer Mütterlichkeit. Ihre Sphäre trifft ihn wie eine elektrostatische Aura. Mit einem letzten, schleudernden Schritt in das Handtuch fegt sie sämtliche Karten durcheinander, bevor sie heiß, nass und wild über ihn kommt. Die leuchtende Magic-Pforte ist geöffnet! Er wird jetzt hineinstoßen. "Mit Karte?", durchbricht die Stimme des Verkäufers meine Gedankenreise und rettet mich vor einem fatalen Trip in eine Parallelwelt. Es tut mir im Grunde genommen Leid, die Szene so überstürzt verlassen zu haben. Der junge Mann wird seine Spielkarten, das Wertvollste was er besitzt, jetzt sinnlos vollspritzen. Und ausgerechnet dabei steht auch noch der Bademeister neben ihm, der zornesrot "Sittenstrolch" herausbrüllt. Oh Weh! Dieser junge Mann ist zu tausend Prozent begeisterungsfähig und so unglaublich hoffnungsvoll! Er sollte von Magic zu Fridays For Future wechseln, da könnte er wirklich Großes bewegen. Die Alternative "oder bar", lässt den Tagtraum endgültig verfliegen. Meinem Mund entfährt ein unüberlegtes "Ja". Wie aufs Stichwort packen mich kräftige Hände unter den Armen. Ich realisiere, dass die Geschichte unkontrolliert weiterzurollen droht. Die Frage nach der Karte, meine bejahende Antwort, meine Kleidung. Hastig füge ich "nein, ..." hinzu. "Nein, das...", keuche ich, als meine Füße vom Boden abheben. "...das ist nicht...", versuche ich es nochmals, ohne irgendjemanden damit zu beeindrucken. Ich werde in der Luft gedreht, mit dem Rücken zum Verkäufer, mit der Front zu den Kunden. Mein nasses, vom Tätscheln leicht gereiztes Sitzfleisch schmatzt auf den Tresen. Über meine Oberschenkel trägt sich die Stoßwelle bis zu meinen Knien fort. Von meinem Oberkörper lösen sich durch den Aufprall zahlreiche Schweißtropfen. Zum ersten Mal sehe ich den Typen, der das angerichtet hat. Meine Vision vom scharfen Bademeister zerbröckelt schlagartig und zum Vorschein kommt ganz klar ein Mottotyp. Einer wie der lebt nach tumben Weisheiten wie "mit einem weißen T-Shirt und einer schwarzen Jeans bist Du immer gut angezogen" oder "wenn jeder an sich denkt, ist an Alle gedacht". Und aus seinen Augenringen spricht ein Abgrund. Er verachtet die Weisheit "wenn es am Schönsten ist, soll man gehen". Er macht es genau umgekehrt. Der hier kommt zur Party, wenn die ersten die Orientierung verlieren. Nach seiner Berechnung braucht er dann nur noch einen Likör mitzutrinken, eine anzügliche Bemerkung machen, einmal grapschen, einmal ins Ohr schnulzen und schon hat er mit geringstem Aufwand eine Nummer klar gemacht. Der Typ, mit dem sie gekommen ist, bekommt auf dem Sofa, auf dem Treppenabsatz oder auf dem Parkplatz ohnehin schon nichts mehr mit. Von daher drängen sich der Couchtisch, die Treppenstufen und die Motorhaube direkt auf. Nun heißt es Assets checken, tief rein, rücksichtslos rumklecksen, zum Abschied ein arrogantes "und Tschüss". Dieser üble Geselle zieht meinen Fuß hoch und tastet planvoll nach meinem Schuh. "Eine wahre Wonne für Dich", will er aus meinen Gedanken lesen, als er den Riemen der filigranen Schnalle begutachtet. Konträr zu meinem Interesse daran, den Schuh zu retten, lenkt mich die Freude ab, dass dieses schwarze Paar mit sieben Zentimeter hohen Absätzen ein echtes Schnäppchen war, "dreißig Prozent Rabatt auf den vorher schon deutlich reduzierten Preis und an der Kasse gab es noch einen Plastikschuhlöffel gratis dazu..." Abgrund oder Himmelfahrt Von hinten fesselt die Frage "Einen Cotton Carrier dazu?" mein Gehör. Ich presse den Mund zusammen. Die Männerhände an meinem Fuß ziehen meinen gesamten Tastsinn wie magnetisch zum Knöchel. Vor meinen Augen senkt sich ein in dunkelblauen Stoff gehüllter Arm unfühlbar auf mein anderes Bein. Meine Einlassgebieterin im Jumpsuit rückt an mich heran. Ihr intensives Makeup zieht meinen Blick in den Bann. "Vanessa, möchtest Du einen schönen Cotton Carrier dazu?", werden meine Ohren vom Verkäufer erneut von hinten angesaugt. Fühlen am Fuß, sehen vor mir, hören nach hinten, Gedankenfetzen toben durch meinen kompletten Körper. "Was hat mich in diese Katastrophe katapultiert? Der Reißverschluss? Der zweite Knopf? Der Vorderverschluss?", hallt es durch meine Glieder. "Ist es überhaupt eine Katastrophe oder doch eine Erfüllung?" Die Frau in Blau bohrt ihren Blick tief in meine Augen und röhrt ein breites "JJJJAAAA!!!!" über die Theke. Ich bin schockiert. Ohne den Fokus von meinem Gesicht zu nehmen, fährt ihre Hand an meinem Bein hinab. Der Schuh ist das letzte, was ich noch habe. Unerbittlich packt sie zu. Auf beiden Seiten heben der schwarzweiße Partyschreck und die blaue Bauchdrüsenotter meine Füße so hoch, dass ich mich nach hinten auf der Theke mit beiden Armen abstützen muss. Die Knie wie beim "Klappmesser" aneinanderpressend komme ich mir vor wie in der BBP-Gymnastikgruppe. Der Tätscheler zieht mir "seinen" immer noch locker baumelnden Schuh vom Fuß und zwinkert mir routiniert-verführerisch zu, während der blaue Jumpsuit noch härter wirkt, als zuvor. Sie hält mir meinen Fuß mit dem verschlossenen Schuh ins Blickfeld. Wie eine Hexe im Märchen beschwört sie mich, "schau nur, der Schuh. Diese eine Schnalle noch. Du bist kurz vorm Ziel". Durch meine von Schminke verklebten Wimpern sehe ich schemenhaft mein glänzendes Bein in die Höhe gereckt. "Du hast uns schon tief in Dein unsittliches Spiel manövriert", unterstellt sie mir. "Jetzt wirst Du uns mit diesem Schuh, mit Deinem letzten Zug vollends mit in Dein Reich ziehen", giftet sie weiter. Aus ihr strömen Neid und Rachsucht. "Mitten im dichtgedrängten Laden schälst Du Dir die Klamotten vom Leib und reibst Deinen verschwitzten Body an uns." Im krassen Gegensatz zu dringenden Fluchtplänen erscheinen vor meinen Augen Bilderbuchgeschichten meiner Kindertage. Teufel, Magier, Räuber, Riesen, Gnome, all die zerzausten Gestalten. "Diese letzte Schnalle", klingt sie drohend wie ein Kobold, "die wirst Du jetzt öffnen", befiehlt sie. Aus meinem offenen Mund tropft der heiße Sabber und läuft an mir herab. Anstatt zu schlucken, schiebe ich noch mehr davon heraus, er fügt sich den trichterförmigen Formationen meiner Front, folgt den Ringen vor meinem Bauch und findet schließlich seinen Weg zwischen meinen Beinen hindurch auf die Holzplatte der Theke. Ihr Blick folgt dem Rinnsal, tastet mich mit Blicken ab. "Ach so", tut sie überrascht, "Du bist die Königin? Ich bin Deine Zofe?", fragt sie und greift mit spitzen Fingern die Schnalle. Nach den Worten "Sehr wohl, Hochwohlgeborene. Wenn es Ihnen eine Genugtuung ist...", blickt sie ihren schwarzweißen Komplizen durchdringend an. Auf ein für mich nicht erkennbares Zeichen hin ziehen sie meine Beine auseinander, worauf ich mit weit aufgerissenen Augen einen Arm ruckartig über meinen Schritt und eine Brust werfe. Meine ohnehin schon schweißnasse Handfläche klatscht hörbar in meinen triefenden Schritt. Wie in Zeitlupe öffnet sie geschickt die Schnalle, hakt den Schuh von meinem Fuß und hält ihn, einem Schatz gleich, hoch über die Köpfe. Ein Raunen, ein in die Hände klatschen, dann vereinzelter Applaus, gemischt mit obszönen Bemerkungen.
 
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