Verlassen

sufnus

Mitglied
Hey Nika,

ein bitterschönes Spiel mit der Doppeldeutigkeit des Wortes "verlassen".
Ich glaube allerdings, dass der Text durch Kürzungen gewinnen würde. Das Kürzen ist bei Gedichten ja häufig ein ergiebiges Thema, woraus sich auch die (von mir nicht besonders geschätzte) Pseudo-Etymologie ableitet, das Wort "Gedicht" käme vom "Verdichten" (komprimieren).
Manchmal ist bei einem Gedicht zu kurz einfach zu kurz. Und manchmal fährt der Verfasser mit allzu vielen Wörtern vor und der Text verliert darüber sein Profil.

Nur mal als Anregung - einerseits im Hinblick auf Kürzungsmöglichkeiten, andererseits im Hinblick auf denkbare Perspektivverschiebungen.
Das ist also kein Verbesserungsvorschlag für Deinen Text, weil es ja an ein paar Stellen durchaus auch die "Richtung" Deines Gedichts verändert, es ist eher eine Art Experiment, was mit dem Text passiert, wenn man einige Parameter versuchsweise variiert.


Einer, der wollte, dass man sich auf ihn verlässt,
hat mich verlassen, weil ich
nicht gelernt habe, mich zu verlassen.

Ich will mich aber gar nicht verlassen.
Doch: Wenn ich mich nie verlassen will,
wie kann ich mich dann verlassen?

Wieder verlassen worden.
Verlassen. Großes Wort,
das einen nicht verlässt.


LG!

S.
 

Nika

Mitglied
Hallo Mimi, hallo Snufus,
ich habe das Gedicht auf Eure Anregungen hin überarbeitet. Vielleicht möchtet Ihr mal reinschauen.
Danke für die Tipps und LG
 

Mimi

Mitglied
Hallo Nika,
gefällt mir mit den Änderungen wesentlich besser ... ich finde @sufnus Anregungen hier gut umgesetzt und das Gedicht insgesamt so stimmiger.

Aber letztlich muss es Dir als Autorin gefallen.

Gruß
Mimi
 

Nika

Mitglied
Hallo Mimi, danke. Ich habe auch Elemente wie das Gefühl beibehalten, weil es mir wichtig ist. So gefällt es mir auch besser. Kritik finde ich wichtig, dann kann man darüber nachdenken und entscheiden, ob man sie umsetzt oder nicht. LG
 

sufnus

Mitglied
Hey Nika!
Freut mich sehr, wenn die Anmerkungen von Mimi und mir hilfreich für Dich waren!
Was Mimi sagt, kann man da gar nicht genug betonen: Schlussendlich muss der Text erst einmal die Verfasserin oder den Verfasser überzeugen. Deshalb ist es auch sehr gut, dass Du das Stichwort "Gefühl" beibehalten hast, weil es Dir selbst wichtig war. So soll es sein! :)
Weiterhin gilt aber, wenn ein Text nicht für den reinen Eigengebrauch verfasst wurde, dass er auch irgendwelche, für den jeweiligen Text relevanten, Adressaten ansprechen sollte. Das muss nicht die Mehrzahl der Leser*innen sein - vielleicht ist es sogar nur ein(e) einzige(r). Insofern hängt es sehr von der anvisierten Breitenwirkung eines Textes ab, wie relevant das Echo (oder sein Ausbleiben) ist.
Gedichte richten sich ja traditionell nicht unbedingt an einen Riesenleserkreis, sondern - wie ein ausgepichter Schlaukopf einst ermittelt hat - nur (oder immerhin?) an 1354 Personen, eine Zahl, die das Gedichtelesen doch irgendwie zu einer recht heimelig-persönlichen Angelegenheit macht. :)
LG!
S.
 



 
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