Hallo domino!
Die beiden Söhne verbünden sich mit der Mutter, den tyrannischen Vater umzubringen, habe ich Recht? Wenn ja, wäre die weitere Entwicklung allzu vorhersehbar.
Oder Keyser macht sich seine neue Bekanntschaft Tanja zur Feindin, und sie bringt ihn um? Das wäre eine interessante Entwicklung, die aber noch sehr vage ist.
Dass Keyser bei seinen Kollegen in der Schule nicht allzu beliebt ist, hast du schon angedeutet. Auch dort könnte ein Motiv für einem Mord an ihm liegen.
Okay, du gibst mir als Leser einige Brocken zu schlucken. Das macht neugierig. Aber mir sind diese Brocken etwas zu groß. Dein Text kommt so holterdipolter daher, ein dickes Ding nach dem anderen.
Zuerst die beiden Söhne, die an Flucht denken oder sich sogar den Tod des Vaters wünschen, ohne dass eigentlich klar geworden ist, warum sie so viel Angst vor ihm haben. Schließlich wird sich kein heutiger Teenager von 16 oder 18 Jahren dermaßen einschüchern lassen vom eigenen Vater. Das ist in meinen Augen unglaubwürdig.
Dann die Sache mit Tanja. Du lässt den Leser vollkommen im Unklaren, was es damit auf sich hat. Daneben dann die duldsame Ehefrau, die vor Angst völlig gelämt ist. Auch hier fehlt mir das notwendige Wissen, um diese Haltung zu verstehen.
Das unerklärliche Auftreten Keysers am Ende des Kapitels, die überstürzte Abreise, und die Figur der Freundin Manuela: all das wirft Fragen auf. Zuviel auf einmal. Man bleibt als Leser ratlos zurück.
Mir ist aufgefallen, dass du im deinen Stil oft wechselst, so dass der Text irgendwie uneinheitlich wirkt. Zum Beispiel:
Die Passage "Ein leichter Wind ... das beschauliche Bild." wirkt fast poetisch, während der Dialog danach geradezu grob erscheint, sowohl inhaltlich als auch sprachlich.
Einige Formulierungen kommen mir im Kontext unpassend vor, zum Beispiel:
"Sie standen zusammen, ihre Gedanken vereint, ihre Blicke in die Unendlichkeit gerichtet."
oder:
"Aber die Tage verflogen wie vom Sturm gepustet ..."
oder
"... aber in ihrem Innere fühlte sie bereits den lähmenden Klammergriff ihres Mannes."
Bitte nimm mir meine Offenheit nicht übel. Ich gebe dir nur meinen subjektiven Eindruck als Leserin deines Textes wieder.
Gruß, Hyazinthe