Disclaimer
Mit diesen Worten möchte ich mich bei jedem entschuldigen, der sich von den genannten Aussagen und getroffenen Worten, die im folgenden Text zu finden sind, angegriffen fühlt. Dies ist nicht die Absicht und es dient nur zur Unterhaltung und zur Parodisierung einiger sexistischer Vorurteile gegenüber Frauen und Männern. Falls ich, als männlicher Autor, durch meine geschriebenen Sätze, als sexistisch wahrgenommen werde, ist das nicht in meiner Hand, jedoch würde ich mich persönlich nicht als sexistischen, sondern eher feministischen Menschen einstufen, der diese Art von Kunst zur Unterhaltung produziert und Aufmerksamkeit schaffen will.
1
Winter. Schnee. Für viele eine der besten Zeiten des Jahres. Für mich heißt das nur betrunkene Männer auf Weihnachtsmärkten, die denken es wäre in Ordnung mir direkt ins Dekolleté zu schauen und dabei noch nicht Mal versuchen es unauffällig zu machen. Dazu noch der Familienhass, der sich an dem so hoch gefeierten Weihnachtsabend immer wie ein Tsunami auftürmt und unsere gesamte über das Jahr aufgesetzte Freundlichkeit einfach wegspült, als wäre sie eine Schneeflocke. Doch diesen einen Winter werde ich vermutlich nie vergessen. Weißt du noch? Dreizehn und eine halbe Sekunde zu Fuß entfernt von dem handgefertigten Schmuck-Stand deiner Nachbarin, die ganz zufällig jährlich immer eine riesige Lieferung eines unbekannten Internet Schmuck Anbieters kriegt, fragtest du mich ob ich wüsste, ob es auf diesem gottverdammten Weihnachtsmarkt eine Toilette gäbe. Meine Antwort, freundlich und hilfsbereit wie immer, war, dass du dich verpissen sollst, weil ich kein Bock hatte dir den Weg zu erklären. Außerdem weiß jeder, dass diese Toiletten das Tor zur Hölle sind und niemand jemals von dort zurückkehren wird. Man hat von dort sogar schonmal Schreie und teuflisches Gelächter gehört. Du hast mich trotz meiner Antwort einfach nur erwartungsvoll angeschaut und meintest dann, dass du gerne ein Glas Bier hättest, in welches du dann reinpissen könntest, um es mir anschließend über den Kopf zu schütten. Liebe auf den ersten Blick. Ich war zu erstaunt von deiner Antwort, da niemand es sonst wagt sich länger als eine halbe Minute in meiner Gegenwart aufzuhalten. Ich starrte dich einfach an und meine Gedanken rasten um die eine Frage, ob ich hier und jetzt vor allen Menschen und den Kindern deine Kleider von deinem Leib reißen sollte, um den vermutlich besten Sex meines Lebens mit dir zu haben oder ob ich dir das Bierglas nicht statt es dir in die Hand zu geben, es einfach auf deinem Kopf zerschlagen sollte, mit der Hoffnung du würdest ohnmächtig werden und ich könnte die erste Option dann trotzdem noch durchziehen. Ich entschied mich dafür dich auf einen Kaffee einzuladen. Wiedererwartend sagtest du Nein. Wer hätte das nach dieser herzlichen Unterhaltung nur erwartet? Unser Blickkontakt machte mich wahnsinnig und irgendwann, gefühlte Stunden später, gingst du wortlos. Ich ging wortlos meiner Arbeit nach. Irgendjemand musste den scheiß Job übernehmen und irgendjemand musste auch meine Miete übernehmen. Gottverdammtes Patriarchat! Sie sollten den Gehaltsverlust der Frauen durch den schon immer existierenden Unterschied, entstehend durch pure Scheiße, auch Männer genannt, dadurch ausgleichen, dass Frauen für eine bestimmte Anzahl an Jahren, bis der Ausgleich gegeben ist, einfach keine Miete bezahlen sollten.
2
Der Kaffee hier schmeckt scheiße, sagtest du und ich musste ehrlich überlegen, ob ich nicht einfach gleich wieder gehe. Du, die Person, die die Ehre hatte, von mir auf einen Kaffee eingeladen zu werden und von mir persönlich den besten Kaffee der Welt gezeigt zu bekommen, hattest die Dreistigkeit mir ins Gesicht zu sagen, dass dir der Kaffee nicht schmeckt! Ich stieß ihn um. Du sagtest, ich hätte dir dein bestes Stück verbrannt, aber ich das bezweifelte ich. Nicht, dass ich ihn verbrannt hätte, sondern dass er dein bestes Stück sei. Wie gestört muss man als Mensch sein, um einen kleinen Muskel des Körpers, der dazu noch die ganze Zeit nicht sichtbar ist und nur dazu dient die Frau zu befruchten, als eine so große Sache zu bewerten? Ich renne auch nicht rum und rede mit meinen ganzen nicht vorhandenen Freundinnen darüber, wie fett geil meine Fotze ist und versuche auch nicht mein Ego damit aufzugeilen, dass meine Schamlippen größer sind, als die von irgendeiner anderen. Aber naja, da ihr Männer gefühlt nichts anderes zu bieten habt und auch nicht wirklich befähigt in irgendwas seid, denke ich, dass man euch wenigstens diesen Spaß lassen kann. Als du endlich aus deinem Vortag, dass ich die Chance, dass du je Kinder kriegen wirst, gerade verringert habe, aufwachst, siehst du mich an. Emotionslos, wie ein Stein. Meine Antwort war, dass ich nicht denke, das sei in irgendeiner Weise negativ zu betrachten, sondern eher eine womöglich sogar positive Sache, da Kinder verdammt viel Geld kosten und sie mit deinem Aussehen sowieso nur krank arrogant und narzisstisch werden würden. Zustimmen musstest du. Wir redeten noch einige Zeit weiter darüber, wie genau Kinder unser Leben nicht nur erschweren, sondern in den meisten Fällen sogar ruinieren und endeten in einer Diskussion darüber, ob Katzen oder Hunde der bessere Ersatz für Kinder seien. Wir waren zwar noch nicht fertig und waren auch noch auf kein Ergebnis gekommen, doch du standest einfach auf, gingst zu der Kellnerin, die ihre Miete vermutlich mit dem Trinkgeld ihrer Titten verdient (daran ist nichts auszusetzen) und sagtest, du bräuchtest einen Fön oder so, um dein kleines Missgeschick zu beheben. Die Dauer des Blickes auf dein Glied der Frau war erstaunlich. Kurz. Vermutlich lesbisch. Sie ging kurz durch die Schwingtür, die mich schon den ganzen Abend faszinierte und kam eine Minute später mit einem kleinen und sehr pinken Fön wieder. Definitiv lesbisch. Nach einem Blick zu meiner Wenigkeit verschwandest du in der Toilette.
3
Dein bestes Stück ist definitiv nicht dein bestes Stück. Du konntest es ganz gut benutzen, aber wenn ich auf diesen oberflächlichen Wettstreit um den Penis eingehe, dann wärst du nicht weit oben. Und du wusstest es nehme ich an. Eindrucksvoll und sehr anziehend muss ich gestehen. Nackt und außer Puste in einem fremden Bett zu liegen ist meiner Meinung nach eine der aufregendsten Momente des Lebens. Du weißt nie, ob du gleich nach Hause geschickt wirst, ob du ein Liebesgeständnis kriegst oder ob deine Leber auf dem Schwarzmarkt verkauft wird. Risiko ist aphrodisierend. Hat irgendjemand irgendwann bestimmt Mal gesagt. Mit einer kleinen Chance sogar eine schlaue Persönlichkeit. Die drei Möglichkeiten kanntest du anscheinend nicht, denn als ich aufstand, um nachzusehen, was du machtest, fand ich dich in der Küche vor. Kochend. Reis um ganz genau zu sein. Irgendein fertiger aus dem Kühlregal. Es musste morgens sein, denn die ersten Sonnenstrahlen kamen herein und zeigten mir aufs neue, dass mein Suizidversuch vor einigen Jahren schief gegangen ist. Oder ist er geglückt? Ist es nicht eine seltsame Formulierung, dass ein geglückter Suizid Versuch genau das ist, was niemand will? Manchmal sogar man selbst nicht. Feiglinge. Der Reis roch nach Paprika, die vermutlich nur aus Chemie bestand, doch ich beschwerte mich nicht. Besser ein schlechtes Essen, als gar keins. Du blicktest mich an und fragtest, wieso ich noch hier sei. Bevor ich anfangen konnte, dir einen Vortrag darüber zu halten, wie unglaublich respektlos das einer Frau mit Würde gegenüber ist, sagtest du noch ergänzend, dass du es gewohnt seist, die Frauen seien nur an dem Sex interessiert und gingen dann. So tuend, als sei ich bestürzt darüber, versuchte ich dich zu trösten, aber da ich sehr ungeschickt darin bin andere Menschen zu trösten, streichelte ich dir nur über deinen Rücken und hoffte, dass damit all deine Probleme gelöst seien. Dein plötzlich dankbar werdener Blick ließ mich erschauern. Ich wollte nicht, dass du irgendwas in diese Aktion hineininterpretierst. Ich wollte einfach leckeren Reis haben, bevor ich aus deiner Wohnung geschmissen werde.
4
Nachdem ich feststellen musste, dass meine Wohnung im Gegensatz zu deiner vermutlich als Porno Szenerie dienen könnte, war mir übel. Vielleicht war ich schwanger. Die Unterhaltung über das Kinder-Haben stieß mir wieder in den Kopf und meine sonst so versteinerten Lachmuskeln bewegten sich zu einem leichten Lächeln. Ich kam mir so lächerlich vor. Und ich wollte nicht lächeln. Deswegen rief ich eine alte Bekannte an, die mich immer wieder mit ihrem miserablen Leben aufmunternte. Sie erzählte mir, dass ihr Hund gestorben sei, dass ihr Chef sie sexuell belästigt hätte und dass sie nicht genug Geld hat, um sich die Miete für ihre Wohnung zu leisten. Zwei von den drei Dingen kamen mir recht bekannt vor und ich überlegte, ob ich mir einen Hund zulegen sollte, damit ich eventuell auch einmal dieses so famose pure Leid spüren könnte und ich ausnahmsweise Mal einen Grund hätte, wieso ich depressiver bin, als ein Teenager auf dem Gymnasium. Doch dann fiel mir ein, dass ich eine Hundeallergie habe und die Idee war schon wieder verworfen. So schnell geht das bei mir. Der Reisgeschmack hing noch immer in meinem Mund und die einzige Möglichkeit einen schlechten Geschmack loszuwerden, ist ihn mit einem noch schlechteren zu überdecken. Ich trank ein ganzes Glas Milch. Musste mich fast übergeben. Aber der Geschmack war weg. Anschließend beschloss ich zu googlen, ob es Anti-Allergiker Hunde gibt. Anscheinend gibt es welche, die man halten kann, ohne ständig in Angst zu leben, man würde sich gleich die Augen aus dem Kopf reiben. Es klingelte. Mein Wecker, der mich daran erinnerte, dass ich zur Arbeit muss. Wie sehr ich dieses gottverdammte Ding hasse. Fast noch mehr, als mich selbst und das ist sehr viel Hass. Mental bereitete ich mich auf die perversen Blicke meiner Mitmenschen vor und zog meinen Mantel an, den ich vor mehr als 7 Jahren in einem Second Hand Store für ganze 12 Euro gekauft habe und der immernoch so aussieht, als sei er gerade aus seiner Mutter geschlüpft. Faszinierend. Als ich in meinen Kleiderschrank blickte, sah ich eine andere Jacke im Hintergrund. Sie versuchte sich zu verstecken, aber ich ließ das nicht zu. Mit meinem Mantel redend und versuchend ihm beizubringen, dass ich ihn heute nicht tragen werde, zog ich ihn aus und die andere Jacke an. Ich griff in die Tasche. Geld. Mein Leben war zu diesem Moment vermutlich das beste Leben, dass jemand jemals gelebt hat. Ganze 35 Euro und ich fand sogar noch ein paar Cents dazu. Ich war schon am Überlegen, ob ich meinen Job kündigen und mir die Anzeigen für Villen am Meer anschauen sollte, da merkte ich, dass ich Mal wieder viel zu spät bin.
5
Die Menge an alkoholischen Getränken, die Menschen zu sich nehmen ist eindrucksvoll. Die Größe an Problemen vor denen sie damit versuchen wegzurennen ist vermutlich noch eindrucksvoller. Ich würde es auch machen, aber ich will nicht frühzeitig an Leberversagen oder eine Alkoholvergiftung sterben, denn eines meiner wenigen Ziele im Leben ist das Anschreien von Kindern, die ihren Ball ausversehen auf meinen Gartenrasen werfen. Dann werde ich die Bälle nicht zurückgeben, sondern sie behalten, mit der Begründung, dass das mein Grundstück ist und ich das, was auf meinem Grundstück ist auch als mein Eigentum bezeichnen kann. Dann werde ich einen großen unterirdischen Raum in mein Haus einbauen lassen, wo ich dann alle Bälle sammle und so werde ich zum ultimativen Superbösewicht! Außerdem trinke ich generell seit ich 17 bin kein Alkohol mehr, da mir irgendwann aufgefallen ist, wie merkwürdig die Gesellschaft zu Alkohol steht. Ab einem bestimmten Alter ist es praktisch Pflicht Alkohol zu bestimmen Anlässen zu sich zu nehmen, denn sonst ist man entweder merkwürdig oder komisch. Wie seltsam ist es bitte, dass man als kleines Kind schon so tut, als würde der Apfelsaft vor einem, eigentlich Sekt sein und danach tat man so als sei man betrunken? Wer hat uns das in so einem jungen Alter vorgelebt? Ein Kunde bestellte einen Glühwein. Ekelhafte Teufelssuppe. Mein Chef erlaubte mir nie die Getränkekarte selbst zu beschriften. Ich weiß gar nicht wieso. Meiner Meinung wäre der Name Pisse des Lucifer ein sehr passender Name für Glühwein. Du standest vor mir. Erschrecktest mich und unterbrachst meinen verdammt intelligenten Gedankengang. Wie schon das letzte Mal sahst du mich so emotionslos an, dass ich das Gefühl hatte, ich könnte dir hier und jetzt in die Eier treten und du würdest nicht Mal mit der Wimper zucken. Du sagtest etwas, doch im Lärm des Marktes verstand ich es nicht, doch es interessierte mich auch nicht so stark, dass ich nachfragte, ob du es wiederholen könntest. Dein erwartungsvoller Blick ließ mich auf den Schluss kommen, dass du eine Frage gestellt hast und nun musste ich doch nachfragen.
6
Ein kleiner Hügel, circa zwei Kilometer entfernt vom Markt, war unser Ziel. Die kleinen Kinder mussten zu dieser späten Stunde schon weg sein. Wir stapften durch den Schnee hinauf zu dem großen Apfelbaum, der im Frühjahr so viele Früchte trägt, dass man unser gesamtes Dorf damit für einen ganzen Winter mit Nahrung versorgen könnte. Er stand kahl da und ich fühlte mich auf einer seltsam emotionale Weise verbunden mit ihm. Er stand so kläglich da, dass es schon fast mitleiderregend war. Die Schlitten ließen wir kurz stehen und setzten uns an dem dicken Stamm in den Schnee. Meine Nase glühte und ich hoffe bis heute, dass du für diese Aktion in der Hölle schmorst. Ich mag Hitze nicht und rede mir immer ein, dass Kälte angenehmer sei, weil man sich angenehm einkleiden könne, doch die Wahrheit ist, dass Kälte durch jede kleine Ritze der Kleidung kriecht und einem von innen das Leben aus dem Leibe saugt, sodass man irgendwann so geschwächt ist, dass man endlich stirbt. Man sagt, dass der Erfrierungs Tod ein schöner sei. Ich kann mir gut vorstellen, dass es so ist. Es muss sehr friedlich sein, nachdem man akzeptiert hat, dass es kein Entkommen gibt und man die Kälte dann vollkommen in sich selbst aufnehmen kann. Das erzählte ich dir. Du erzähltest, dass deine Schwester erfroren ist. Als sie Ski fahren war vor 4 Jahren. Beneidenswert sagte ich und du schubstest mich so heftig, dass ich nicht nur umkippte, sondern auch gleich ohne den Schlitten nach unten rollte. Der Schnee war überall und ich wollte ihn akzeptieren, doch der Schreck und der Schock über dich machte mich zu wütend, als dass ich dort sterben könnte. Als du mit deinem Schlitten nachkamst, schrie ich dich an, dass du der schrecklichste Mensch bist, der mir je unter die Augen gelangt ist und dass du sterben sollt. Du küsstest mich. Was auch sonst? Wir küssten uns heftig und unsere Kleidung diente uns als Untergrund für unsere nackten Körper. Am nächsten Tag war ich krank.
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Seit Tagen ernährte ich mich von Grippe Mitteln und mein Fieberthermometer war mein ständiger Begleiter. Die Frau im Laden, die mich fragte ob es mir gut gehe, war so geschockt, als ich ihr sagte, dass ich mit ihrem Mann geschlafen hätte und jetzt bald sterbe, dass ich fast lachen musste. Dich hatte ich seit Tagen nicht gesehen und am Weihnachtsmarkt ging es zu wie immer. Perverslinge, kleine Kinder, noch mehr Perverslinge, alte glückliche Paare, noch mehr Perverslinge und verzweifelte Frauen in ihrer Midlife Crisis, die am Rande zum Suizid standen. Meiner Meinung nach eine sehr schöne Mischung. Meine einzige Unterhaltung bestand an diesen Abenden darin, dass ich alle vier Gläser, die ich wusch, in eins spuckte und es ein bisschen verrieb und so den Zufall entscheiden ließ, wem ich ins Glas spuckte und wem nicht. Ich nannte es Spucke im Glas. Manchmal frage ich mich wirklich, wieso noch niemand zu mir gekommen ist und mir einen Preis für Kreativität und dazu ein Preisgeld von ungefähr 20 Euro gegeben hat. Diese 20 Euro könnte ich dann dafür ausgeben, dass ich nicht verhungere und ich weiter kreative Arbeit leisten kann. Ein Geschenk für alle. Kunde für Kunde sank mein Wille zu leben und die Mauer, die meine Lust den Leuten ins Gesicht zu spucken zurückhielt, riss mehr und mehr ein. Ich näherte mich immer mehr dem Feierabend, doch leider wurden um diese Zeit auch immer die Besoffenen immer mehr. Sie kamen zur mir. Ich war sowieso schon genervt. Sie bestellten ein Bier oder zwei oder vier und ich verweigerte mit der Begründung sie hätten schon zu viele gehabt. Dann wurden sie wütend. Dann wurde ich wütend. Und das passierte mehrere gefühlte hundert Male an einem Abend. Als an diesem Abend ein sehr netter Herr plötzlich dachte er könnte mich mit etwas Gewalt dazu bringen, ihm ein neues Bier zu geben, warst du, plötzlich wie immer, wieder da. Du sahst ihn an und sagtest ihm mit einer furchtbar erregenden Stimme, dass er doch bitte verschwinden sollte. Als die Gruppe endlich gegangen war, beschloss ich den Stand zu schließen. Wir unterhielten uns noch Stunden über den Abschaum an Menschen, der über diesen Planeten läuft. So lange, dass mir gar nicht auffiel, dass es schon nach 1 war. Als ich auf die Uhr schaute, sagtest du, du hättest eine Idee. Fragend sah ich dich an, doch du schienst mir nicht sagen zu wollen, was dir durch den Kopf ging. Verschwiegener Penner. Du meintest nur, ich solle dir folgen und da ich Hoffnung hatte, es würde wieder auf Sex hinauslaufen, folgte ich dir. Doch deine Klamotten behieltest du an. Und ich meine leider auch. Stattdessen nahmst du etwas zur Hand. Eine Brechstange. Und eine warfst du mir zu. Ich fing nicht. Stattdessen knallte sie an meinen Kopf und ich kippte um. Nicht wegen Ohnmacht oder so, sondern weil ich eine überdramatische Person bin, die es liebt im Mittelpunkt zu stehen. Mit deiner schlugst du gegen den Stand. Ein schöner Schlag. Ich wusste nicht wieso, doch ich wollte es eigentlich auch gar nicht wissen. Ich rammte die Spitze der Stange in das Fenster, welches schon seit Jahren Mal geputzt werden müsste, aber niemand es je getan hat und es nun unmöglich war hindurch zu schauen. Es fühlte sich gut und schlecht gleichzeitig an. Ich war überfordert. Doch ich fuhr fort. Die Euphorie vervielfachte sich und ich durchlebte einen wahren Moment des Glücks. Anscheinend zu viel, denn mein Körper war es nicht gewöhnt so glücklich zu sein und kippte zusammen. Diesmal wurde ich tatsächlich ohnmächtig.
8
Der sanfte Geruch von Blüten weckte mich auf und ich fühlte mich so ausgeschlafen und beruhigt. Dann fiel mir auf, dass ich in einer fremden Wohnung war. Die perfekt abgestaubten Regale und die viel zu zueinander passenden Möbel sahen nicht nach dem mir gewöhnten Chaos aus, dass ich von meiner Wohnung kannte. Als ich aufstand fühlte sich der Boden anders an. Fast flüssig. Dann brach er ein und ich viel in eine dunkle Höhle, deren Grund mit Wasser gefüllt war und ich konnte vor Schreck und Panik meinen Körper nicht dazu bringen Schwimmbewegungen zu machen. Ich erinnerte mich an deine Schwester und den Tod durch Erfrieren. Akzeptanz also. Keiner sagte mir, dass es so atemberaubend sein würde, den Tod zu akzeptieren. Kleines Wortspiel am Rande. Mein Verlangen zu Atmen wuchs und wuchs und als es unaushaltsam wurde, öffnete ich den Mund und atmete Wasser ein. Ich spürte, wie es mich von innen ausfüllte, durch meine Lungen in den Rest meines Körpers vordrung und mich zu zerreißen schien. Dann wachte ich auf.
9
Ich realisiere erst jetzt, dass du mich vergewaltigt hast. Und ich hasse dich. Und ich vermisse dich. Und ich weiß nicht, ob ich dir verzeihen soll. Doch ich weiß, dass du für mich gestorben bist. Und ich liebe dich.
10
Ich lag den ganzen Tag in deinem Bett. Deine Bettwäsche fühlte sich an, als würdest du sie jeden Tag waschen. Sie war so klamm und so nicht liebevoll. Doch gemütlich. Du brachtest mir jede halbe Stunde eine Tasse Tee. Jedesmal eine andere Sorte. Und dann ließt du mich raten, welche du dieses Mal benutzt hattest. Dein Fernseher lief auch den ganzen Tag, doch trotz der gigantischen Maße, die ich für einen Schlafzimmer Fernsehr als komplett übertrieben beachtete, schaute ich nicht. Ich war den ganzen Tag in Gedanken versunken. Über meinen Traum und was passiert war letzte Nacht. Wieso es sich so gut anfühlte den Stand zu zerstören und wieso ich so überfordert damit gewesen war. Auch war ich verwirrt über meine emotionale Situation. Ich fühlte mich schwächer. Weicher. Ein Zustand, den ich damals als furchterregend empfand, jetzt jedoch sehr schätze. Anscheinend finden Menschen emotionale Härte nicht gerade symphatisch. Doch trotz der Stunden, die ich versunken in meinem Kopf verbrachte, verringerte sich meine Verwirrtheit nicht. Als es mir abends wieder gut ging fragtest du, ob wir noch einmal Schlitten fahren gehen wollten. Wir gingen zu dem gleichen Hügel, wie letztes Mal und die Bilder unserer Körper, verschlungen ineinander, kamen mir wieder ins Gedächtnis gekrochen. Diesmal wäre ich nicht so begeistert darüber gewesen mit dir zu schlafen, doch ich wusste nicht wieso. Es machte Spaß. Ich hatte ganz vergessen, wie sorglos man sich fühlt, wenn man auf dem weißen Schnee, der in der Dunkelheit so mysteriös wirkte, einen Berg hinunter fuhr und den Fahrtwind, trotz der immensen Kälte, genoss. Ein, zwei, zehn, hunderte Male fuhren wir. Zusammen auf einem Schlitten und du hieltest mich immer fest, als hättest du Angst ich könnte fallen. Oder du könntest fallen. Nach einiger Zeit wurden wir waghalsig und bauten eine kleine Rampe. Der Schnee eignete sich perfekt dazu. Wir fuhren von ganz oben und nahmen sogar Anlauf, um extra hoch springen zu können. Ich weiß immer noch nicht, wie wir es geschafft haben, mit dem Anlauf auf den Schlitten zu springen. Wir rasten den Berg hinab und ich hatte das Gefühl, selbst das Licht überholen zu können. Und wir flogen. Die Rampe funktionierte besser als erwartet. Momente der Endlosigkeit und Freiheit. Ich wollte, dass es für immer so bleibt. Bis du fielst. Wie Ikarus waren wir zu übermütig und ignorant gewesen und du musstest den Preis bezahlen. Der ewige Moment wurde noch ewiger. Die Zeit blieb stehen und das einzige, dass ich noch wahrnehmen konnte, war dein emotionsloser Gesichtsausdruck. Wie du es akzeptierst. Wie du nie wieder aufhören solltest zu fliegen.
Epilog
Ich schreibe dies, um mir bewusst zu werden, was passiert ist und wie du mich verändert hast. Waren es wirklich nur so wenige Treffen? Es fühlt sich an, als hätte ich die schon immer gekannt und als würde ich dich noch für immer kennen. Ich gehe immer noch Schlitten fahren. Jeden Winter auf dem Hügel. Und ich versuche es zu akzeptieren. Doch ich kann es nie. Vielleicht muss man es doch nicht akzeptieren.
Mit diesen Worten möchte ich mich bei jedem entschuldigen, der sich von den genannten Aussagen und getroffenen Worten, die im folgenden Text zu finden sind, angegriffen fühlt. Dies ist nicht die Absicht und es dient nur zur Unterhaltung und zur Parodisierung einiger sexistischer Vorurteile gegenüber Frauen und Männern. Falls ich, als männlicher Autor, durch meine geschriebenen Sätze, als sexistisch wahrgenommen werde, ist das nicht in meiner Hand, jedoch würde ich mich persönlich nicht als sexistischen, sondern eher feministischen Menschen einstufen, der diese Art von Kunst zur Unterhaltung produziert und Aufmerksamkeit schaffen will.
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Winter. Schnee. Für viele eine der besten Zeiten des Jahres. Für mich heißt das nur betrunkene Männer auf Weihnachtsmärkten, die denken es wäre in Ordnung mir direkt ins Dekolleté zu schauen und dabei noch nicht Mal versuchen es unauffällig zu machen. Dazu noch der Familienhass, der sich an dem so hoch gefeierten Weihnachtsabend immer wie ein Tsunami auftürmt und unsere gesamte über das Jahr aufgesetzte Freundlichkeit einfach wegspült, als wäre sie eine Schneeflocke. Doch diesen einen Winter werde ich vermutlich nie vergessen. Weißt du noch? Dreizehn und eine halbe Sekunde zu Fuß entfernt von dem handgefertigten Schmuck-Stand deiner Nachbarin, die ganz zufällig jährlich immer eine riesige Lieferung eines unbekannten Internet Schmuck Anbieters kriegt, fragtest du mich ob ich wüsste, ob es auf diesem gottverdammten Weihnachtsmarkt eine Toilette gäbe. Meine Antwort, freundlich und hilfsbereit wie immer, war, dass du dich verpissen sollst, weil ich kein Bock hatte dir den Weg zu erklären. Außerdem weiß jeder, dass diese Toiletten das Tor zur Hölle sind und niemand jemals von dort zurückkehren wird. Man hat von dort sogar schonmal Schreie und teuflisches Gelächter gehört. Du hast mich trotz meiner Antwort einfach nur erwartungsvoll angeschaut und meintest dann, dass du gerne ein Glas Bier hättest, in welches du dann reinpissen könntest, um es mir anschließend über den Kopf zu schütten. Liebe auf den ersten Blick. Ich war zu erstaunt von deiner Antwort, da niemand es sonst wagt sich länger als eine halbe Minute in meiner Gegenwart aufzuhalten. Ich starrte dich einfach an und meine Gedanken rasten um die eine Frage, ob ich hier und jetzt vor allen Menschen und den Kindern deine Kleider von deinem Leib reißen sollte, um den vermutlich besten Sex meines Lebens mit dir zu haben oder ob ich dir das Bierglas nicht statt es dir in die Hand zu geben, es einfach auf deinem Kopf zerschlagen sollte, mit der Hoffnung du würdest ohnmächtig werden und ich könnte die erste Option dann trotzdem noch durchziehen. Ich entschied mich dafür dich auf einen Kaffee einzuladen. Wiedererwartend sagtest du Nein. Wer hätte das nach dieser herzlichen Unterhaltung nur erwartet? Unser Blickkontakt machte mich wahnsinnig und irgendwann, gefühlte Stunden später, gingst du wortlos. Ich ging wortlos meiner Arbeit nach. Irgendjemand musste den scheiß Job übernehmen und irgendjemand musste auch meine Miete übernehmen. Gottverdammtes Patriarchat! Sie sollten den Gehaltsverlust der Frauen durch den schon immer existierenden Unterschied, entstehend durch pure Scheiße, auch Männer genannt, dadurch ausgleichen, dass Frauen für eine bestimmte Anzahl an Jahren, bis der Ausgleich gegeben ist, einfach keine Miete bezahlen sollten.
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Der Kaffee hier schmeckt scheiße, sagtest du und ich musste ehrlich überlegen, ob ich nicht einfach gleich wieder gehe. Du, die Person, die die Ehre hatte, von mir auf einen Kaffee eingeladen zu werden und von mir persönlich den besten Kaffee der Welt gezeigt zu bekommen, hattest die Dreistigkeit mir ins Gesicht zu sagen, dass dir der Kaffee nicht schmeckt! Ich stieß ihn um. Du sagtest, ich hätte dir dein bestes Stück verbrannt, aber ich das bezweifelte ich. Nicht, dass ich ihn verbrannt hätte, sondern dass er dein bestes Stück sei. Wie gestört muss man als Mensch sein, um einen kleinen Muskel des Körpers, der dazu noch die ganze Zeit nicht sichtbar ist und nur dazu dient die Frau zu befruchten, als eine so große Sache zu bewerten? Ich renne auch nicht rum und rede mit meinen ganzen nicht vorhandenen Freundinnen darüber, wie fett geil meine Fotze ist und versuche auch nicht mein Ego damit aufzugeilen, dass meine Schamlippen größer sind, als die von irgendeiner anderen. Aber naja, da ihr Männer gefühlt nichts anderes zu bieten habt und auch nicht wirklich befähigt in irgendwas seid, denke ich, dass man euch wenigstens diesen Spaß lassen kann. Als du endlich aus deinem Vortag, dass ich die Chance, dass du je Kinder kriegen wirst, gerade verringert habe, aufwachst, siehst du mich an. Emotionslos, wie ein Stein. Meine Antwort war, dass ich nicht denke, das sei in irgendeiner Weise negativ zu betrachten, sondern eher eine womöglich sogar positive Sache, da Kinder verdammt viel Geld kosten und sie mit deinem Aussehen sowieso nur krank arrogant und narzisstisch werden würden. Zustimmen musstest du. Wir redeten noch einige Zeit weiter darüber, wie genau Kinder unser Leben nicht nur erschweren, sondern in den meisten Fällen sogar ruinieren und endeten in einer Diskussion darüber, ob Katzen oder Hunde der bessere Ersatz für Kinder seien. Wir waren zwar noch nicht fertig und waren auch noch auf kein Ergebnis gekommen, doch du standest einfach auf, gingst zu der Kellnerin, die ihre Miete vermutlich mit dem Trinkgeld ihrer Titten verdient (daran ist nichts auszusetzen) und sagtest, du bräuchtest einen Fön oder so, um dein kleines Missgeschick zu beheben. Die Dauer des Blickes auf dein Glied der Frau war erstaunlich. Kurz. Vermutlich lesbisch. Sie ging kurz durch die Schwingtür, die mich schon den ganzen Abend faszinierte und kam eine Minute später mit einem kleinen und sehr pinken Fön wieder. Definitiv lesbisch. Nach einem Blick zu meiner Wenigkeit verschwandest du in der Toilette.
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Dein bestes Stück ist definitiv nicht dein bestes Stück. Du konntest es ganz gut benutzen, aber wenn ich auf diesen oberflächlichen Wettstreit um den Penis eingehe, dann wärst du nicht weit oben. Und du wusstest es nehme ich an. Eindrucksvoll und sehr anziehend muss ich gestehen. Nackt und außer Puste in einem fremden Bett zu liegen ist meiner Meinung nach eine der aufregendsten Momente des Lebens. Du weißt nie, ob du gleich nach Hause geschickt wirst, ob du ein Liebesgeständnis kriegst oder ob deine Leber auf dem Schwarzmarkt verkauft wird. Risiko ist aphrodisierend. Hat irgendjemand irgendwann bestimmt Mal gesagt. Mit einer kleinen Chance sogar eine schlaue Persönlichkeit. Die drei Möglichkeiten kanntest du anscheinend nicht, denn als ich aufstand, um nachzusehen, was du machtest, fand ich dich in der Küche vor. Kochend. Reis um ganz genau zu sein. Irgendein fertiger aus dem Kühlregal. Es musste morgens sein, denn die ersten Sonnenstrahlen kamen herein und zeigten mir aufs neue, dass mein Suizidversuch vor einigen Jahren schief gegangen ist. Oder ist er geglückt? Ist es nicht eine seltsame Formulierung, dass ein geglückter Suizid Versuch genau das ist, was niemand will? Manchmal sogar man selbst nicht. Feiglinge. Der Reis roch nach Paprika, die vermutlich nur aus Chemie bestand, doch ich beschwerte mich nicht. Besser ein schlechtes Essen, als gar keins. Du blicktest mich an und fragtest, wieso ich noch hier sei. Bevor ich anfangen konnte, dir einen Vortrag darüber zu halten, wie unglaublich respektlos das einer Frau mit Würde gegenüber ist, sagtest du noch ergänzend, dass du es gewohnt seist, die Frauen seien nur an dem Sex interessiert und gingen dann. So tuend, als sei ich bestürzt darüber, versuchte ich dich zu trösten, aber da ich sehr ungeschickt darin bin andere Menschen zu trösten, streichelte ich dir nur über deinen Rücken und hoffte, dass damit all deine Probleme gelöst seien. Dein plötzlich dankbar werdener Blick ließ mich erschauern. Ich wollte nicht, dass du irgendwas in diese Aktion hineininterpretierst. Ich wollte einfach leckeren Reis haben, bevor ich aus deiner Wohnung geschmissen werde.
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Nachdem ich feststellen musste, dass meine Wohnung im Gegensatz zu deiner vermutlich als Porno Szenerie dienen könnte, war mir übel. Vielleicht war ich schwanger. Die Unterhaltung über das Kinder-Haben stieß mir wieder in den Kopf und meine sonst so versteinerten Lachmuskeln bewegten sich zu einem leichten Lächeln. Ich kam mir so lächerlich vor. Und ich wollte nicht lächeln. Deswegen rief ich eine alte Bekannte an, die mich immer wieder mit ihrem miserablen Leben aufmunternte. Sie erzählte mir, dass ihr Hund gestorben sei, dass ihr Chef sie sexuell belästigt hätte und dass sie nicht genug Geld hat, um sich die Miete für ihre Wohnung zu leisten. Zwei von den drei Dingen kamen mir recht bekannt vor und ich überlegte, ob ich mir einen Hund zulegen sollte, damit ich eventuell auch einmal dieses so famose pure Leid spüren könnte und ich ausnahmsweise Mal einen Grund hätte, wieso ich depressiver bin, als ein Teenager auf dem Gymnasium. Doch dann fiel mir ein, dass ich eine Hundeallergie habe und die Idee war schon wieder verworfen. So schnell geht das bei mir. Der Reisgeschmack hing noch immer in meinem Mund und die einzige Möglichkeit einen schlechten Geschmack loszuwerden, ist ihn mit einem noch schlechteren zu überdecken. Ich trank ein ganzes Glas Milch. Musste mich fast übergeben. Aber der Geschmack war weg. Anschließend beschloss ich zu googlen, ob es Anti-Allergiker Hunde gibt. Anscheinend gibt es welche, die man halten kann, ohne ständig in Angst zu leben, man würde sich gleich die Augen aus dem Kopf reiben. Es klingelte. Mein Wecker, der mich daran erinnerte, dass ich zur Arbeit muss. Wie sehr ich dieses gottverdammte Ding hasse. Fast noch mehr, als mich selbst und das ist sehr viel Hass. Mental bereitete ich mich auf die perversen Blicke meiner Mitmenschen vor und zog meinen Mantel an, den ich vor mehr als 7 Jahren in einem Second Hand Store für ganze 12 Euro gekauft habe und der immernoch so aussieht, als sei er gerade aus seiner Mutter geschlüpft. Faszinierend. Als ich in meinen Kleiderschrank blickte, sah ich eine andere Jacke im Hintergrund. Sie versuchte sich zu verstecken, aber ich ließ das nicht zu. Mit meinem Mantel redend und versuchend ihm beizubringen, dass ich ihn heute nicht tragen werde, zog ich ihn aus und die andere Jacke an. Ich griff in die Tasche. Geld. Mein Leben war zu diesem Moment vermutlich das beste Leben, dass jemand jemals gelebt hat. Ganze 35 Euro und ich fand sogar noch ein paar Cents dazu. Ich war schon am Überlegen, ob ich meinen Job kündigen und mir die Anzeigen für Villen am Meer anschauen sollte, da merkte ich, dass ich Mal wieder viel zu spät bin.
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Die Menge an alkoholischen Getränken, die Menschen zu sich nehmen ist eindrucksvoll. Die Größe an Problemen vor denen sie damit versuchen wegzurennen ist vermutlich noch eindrucksvoller. Ich würde es auch machen, aber ich will nicht frühzeitig an Leberversagen oder eine Alkoholvergiftung sterben, denn eines meiner wenigen Ziele im Leben ist das Anschreien von Kindern, die ihren Ball ausversehen auf meinen Gartenrasen werfen. Dann werde ich die Bälle nicht zurückgeben, sondern sie behalten, mit der Begründung, dass das mein Grundstück ist und ich das, was auf meinem Grundstück ist auch als mein Eigentum bezeichnen kann. Dann werde ich einen großen unterirdischen Raum in mein Haus einbauen lassen, wo ich dann alle Bälle sammle und so werde ich zum ultimativen Superbösewicht! Außerdem trinke ich generell seit ich 17 bin kein Alkohol mehr, da mir irgendwann aufgefallen ist, wie merkwürdig die Gesellschaft zu Alkohol steht. Ab einem bestimmten Alter ist es praktisch Pflicht Alkohol zu bestimmen Anlässen zu sich zu nehmen, denn sonst ist man entweder merkwürdig oder komisch. Wie seltsam ist es bitte, dass man als kleines Kind schon so tut, als würde der Apfelsaft vor einem, eigentlich Sekt sein und danach tat man so als sei man betrunken? Wer hat uns das in so einem jungen Alter vorgelebt? Ein Kunde bestellte einen Glühwein. Ekelhafte Teufelssuppe. Mein Chef erlaubte mir nie die Getränkekarte selbst zu beschriften. Ich weiß gar nicht wieso. Meiner Meinung wäre der Name Pisse des Lucifer ein sehr passender Name für Glühwein. Du standest vor mir. Erschrecktest mich und unterbrachst meinen verdammt intelligenten Gedankengang. Wie schon das letzte Mal sahst du mich so emotionslos an, dass ich das Gefühl hatte, ich könnte dir hier und jetzt in die Eier treten und du würdest nicht Mal mit der Wimper zucken. Du sagtest etwas, doch im Lärm des Marktes verstand ich es nicht, doch es interessierte mich auch nicht so stark, dass ich nachfragte, ob du es wiederholen könntest. Dein erwartungsvoller Blick ließ mich auf den Schluss kommen, dass du eine Frage gestellt hast und nun musste ich doch nachfragen.
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Ein kleiner Hügel, circa zwei Kilometer entfernt vom Markt, war unser Ziel. Die kleinen Kinder mussten zu dieser späten Stunde schon weg sein. Wir stapften durch den Schnee hinauf zu dem großen Apfelbaum, der im Frühjahr so viele Früchte trägt, dass man unser gesamtes Dorf damit für einen ganzen Winter mit Nahrung versorgen könnte. Er stand kahl da und ich fühlte mich auf einer seltsam emotionale Weise verbunden mit ihm. Er stand so kläglich da, dass es schon fast mitleiderregend war. Die Schlitten ließen wir kurz stehen und setzten uns an dem dicken Stamm in den Schnee. Meine Nase glühte und ich hoffe bis heute, dass du für diese Aktion in der Hölle schmorst. Ich mag Hitze nicht und rede mir immer ein, dass Kälte angenehmer sei, weil man sich angenehm einkleiden könne, doch die Wahrheit ist, dass Kälte durch jede kleine Ritze der Kleidung kriecht und einem von innen das Leben aus dem Leibe saugt, sodass man irgendwann so geschwächt ist, dass man endlich stirbt. Man sagt, dass der Erfrierungs Tod ein schöner sei. Ich kann mir gut vorstellen, dass es so ist. Es muss sehr friedlich sein, nachdem man akzeptiert hat, dass es kein Entkommen gibt und man die Kälte dann vollkommen in sich selbst aufnehmen kann. Das erzählte ich dir. Du erzähltest, dass deine Schwester erfroren ist. Als sie Ski fahren war vor 4 Jahren. Beneidenswert sagte ich und du schubstest mich so heftig, dass ich nicht nur umkippte, sondern auch gleich ohne den Schlitten nach unten rollte. Der Schnee war überall und ich wollte ihn akzeptieren, doch der Schreck und der Schock über dich machte mich zu wütend, als dass ich dort sterben könnte. Als du mit deinem Schlitten nachkamst, schrie ich dich an, dass du der schrecklichste Mensch bist, der mir je unter die Augen gelangt ist und dass du sterben sollt. Du küsstest mich. Was auch sonst? Wir küssten uns heftig und unsere Kleidung diente uns als Untergrund für unsere nackten Körper. Am nächsten Tag war ich krank.
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Seit Tagen ernährte ich mich von Grippe Mitteln und mein Fieberthermometer war mein ständiger Begleiter. Die Frau im Laden, die mich fragte ob es mir gut gehe, war so geschockt, als ich ihr sagte, dass ich mit ihrem Mann geschlafen hätte und jetzt bald sterbe, dass ich fast lachen musste. Dich hatte ich seit Tagen nicht gesehen und am Weihnachtsmarkt ging es zu wie immer. Perverslinge, kleine Kinder, noch mehr Perverslinge, alte glückliche Paare, noch mehr Perverslinge und verzweifelte Frauen in ihrer Midlife Crisis, die am Rande zum Suizid standen. Meiner Meinung nach eine sehr schöne Mischung. Meine einzige Unterhaltung bestand an diesen Abenden darin, dass ich alle vier Gläser, die ich wusch, in eins spuckte und es ein bisschen verrieb und so den Zufall entscheiden ließ, wem ich ins Glas spuckte und wem nicht. Ich nannte es Spucke im Glas. Manchmal frage ich mich wirklich, wieso noch niemand zu mir gekommen ist und mir einen Preis für Kreativität und dazu ein Preisgeld von ungefähr 20 Euro gegeben hat. Diese 20 Euro könnte ich dann dafür ausgeben, dass ich nicht verhungere und ich weiter kreative Arbeit leisten kann. Ein Geschenk für alle. Kunde für Kunde sank mein Wille zu leben und die Mauer, die meine Lust den Leuten ins Gesicht zu spucken zurückhielt, riss mehr und mehr ein. Ich näherte mich immer mehr dem Feierabend, doch leider wurden um diese Zeit auch immer die Besoffenen immer mehr. Sie kamen zur mir. Ich war sowieso schon genervt. Sie bestellten ein Bier oder zwei oder vier und ich verweigerte mit der Begründung sie hätten schon zu viele gehabt. Dann wurden sie wütend. Dann wurde ich wütend. Und das passierte mehrere gefühlte hundert Male an einem Abend. Als an diesem Abend ein sehr netter Herr plötzlich dachte er könnte mich mit etwas Gewalt dazu bringen, ihm ein neues Bier zu geben, warst du, plötzlich wie immer, wieder da. Du sahst ihn an und sagtest ihm mit einer furchtbar erregenden Stimme, dass er doch bitte verschwinden sollte. Als die Gruppe endlich gegangen war, beschloss ich den Stand zu schließen. Wir unterhielten uns noch Stunden über den Abschaum an Menschen, der über diesen Planeten läuft. So lange, dass mir gar nicht auffiel, dass es schon nach 1 war. Als ich auf die Uhr schaute, sagtest du, du hättest eine Idee. Fragend sah ich dich an, doch du schienst mir nicht sagen zu wollen, was dir durch den Kopf ging. Verschwiegener Penner. Du meintest nur, ich solle dir folgen und da ich Hoffnung hatte, es würde wieder auf Sex hinauslaufen, folgte ich dir. Doch deine Klamotten behieltest du an. Und ich meine leider auch. Stattdessen nahmst du etwas zur Hand. Eine Brechstange. Und eine warfst du mir zu. Ich fing nicht. Stattdessen knallte sie an meinen Kopf und ich kippte um. Nicht wegen Ohnmacht oder so, sondern weil ich eine überdramatische Person bin, die es liebt im Mittelpunkt zu stehen. Mit deiner schlugst du gegen den Stand. Ein schöner Schlag. Ich wusste nicht wieso, doch ich wollte es eigentlich auch gar nicht wissen. Ich rammte die Spitze der Stange in das Fenster, welches schon seit Jahren Mal geputzt werden müsste, aber niemand es je getan hat und es nun unmöglich war hindurch zu schauen. Es fühlte sich gut und schlecht gleichzeitig an. Ich war überfordert. Doch ich fuhr fort. Die Euphorie vervielfachte sich und ich durchlebte einen wahren Moment des Glücks. Anscheinend zu viel, denn mein Körper war es nicht gewöhnt so glücklich zu sein und kippte zusammen. Diesmal wurde ich tatsächlich ohnmächtig.
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Der sanfte Geruch von Blüten weckte mich auf und ich fühlte mich so ausgeschlafen und beruhigt. Dann fiel mir auf, dass ich in einer fremden Wohnung war. Die perfekt abgestaubten Regale und die viel zu zueinander passenden Möbel sahen nicht nach dem mir gewöhnten Chaos aus, dass ich von meiner Wohnung kannte. Als ich aufstand fühlte sich der Boden anders an. Fast flüssig. Dann brach er ein und ich viel in eine dunkle Höhle, deren Grund mit Wasser gefüllt war und ich konnte vor Schreck und Panik meinen Körper nicht dazu bringen Schwimmbewegungen zu machen. Ich erinnerte mich an deine Schwester und den Tod durch Erfrieren. Akzeptanz also. Keiner sagte mir, dass es so atemberaubend sein würde, den Tod zu akzeptieren. Kleines Wortspiel am Rande. Mein Verlangen zu Atmen wuchs und wuchs und als es unaushaltsam wurde, öffnete ich den Mund und atmete Wasser ein. Ich spürte, wie es mich von innen ausfüllte, durch meine Lungen in den Rest meines Körpers vordrung und mich zu zerreißen schien. Dann wachte ich auf.
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Ich realisiere erst jetzt, dass du mich vergewaltigt hast. Und ich hasse dich. Und ich vermisse dich. Und ich weiß nicht, ob ich dir verzeihen soll. Doch ich weiß, dass du für mich gestorben bist. Und ich liebe dich.
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Ich lag den ganzen Tag in deinem Bett. Deine Bettwäsche fühlte sich an, als würdest du sie jeden Tag waschen. Sie war so klamm und so nicht liebevoll. Doch gemütlich. Du brachtest mir jede halbe Stunde eine Tasse Tee. Jedesmal eine andere Sorte. Und dann ließt du mich raten, welche du dieses Mal benutzt hattest. Dein Fernseher lief auch den ganzen Tag, doch trotz der gigantischen Maße, die ich für einen Schlafzimmer Fernsehr als komplett übertrieben beachtete, schaute ich nicht. Ich war den ganzen Tag in Gedanken versunken. Über meinen Traum und was passiert war letzte Nacht. Wieso es sich so gut anfühlte den Stand zu zerstören und wieso ich so überfordert damit gewesen war. Auch war ich verwirrt über meine emotionale Situation. Ich fühlte mich schwächer. Weicher. Ein Zustand, den ich damals als furchterregend empfand, jetzt jedoch sehr schätze. Anscheinend finden Menschen emotionale Härte nicht gerade symphatisch. Doch trotz der Stunden, die ich versunken in meinem Kopf verbrachte, verringerte sich meine Verwirrtheit nicht. Als es mir abends wieder gut ging fragtest du, ob wir noch einmal Schlitten fahren gehen wollten. Wir gingen zu dem gleichen Hügel, wie letztes Mal und die Bilder unserer Körper, verschlungen ineinander, kamen mir wieder ins Gedächtnis gekrochen. Diesmal wäre ich nicht so begeistert darüber gewesen mit dir zu schlafen, doch ich wusste nicht wieso. Es machte Spaß. Ich hatte ganz vergessen, wie sorglos man sich fühlt, wenn man auf dem weißen Schnee, der in der Dunkelheit so mysteriös wirkte, einen Berg hinunter fuhr und den Fahrtwind, trotz der immensen Kälte, genoss. Ein, zwei, zehn, hunderte Male fuhren wir. Zusammen auf einem Schlitten und du hieltest mich immer fest, als hättest du Angst ich könnte fallen. Oder du könntest fallen. Nach einiger Zeit wurden wir waghalsig und bauten eine kleine Rampe. Der Schnee eignete sich perfekt dazu. Wir fuhren von ganz oben und nahmen sogar Anlauf, um extra hoch springen zu können. Ich weiß immer noch nicht, wie wir es geschafft haben, mit dem Anlauf auf den Schlitten zu springen. Wir rasten den Berg hinab und ich hatte das Gefühl, selbst das Licht überholen zu können. Und wir flogen. Die Rampe funktionierte besser als erwartet. Momente der Endlosigkeit und Freiheit. Ich wollte, dass es für immer so bleibt. Bis du fielst. Wie Ikarus waren wir zu übermütig und ignorant gewesen und du musstest den Preis bezahlen. Der ewige Moment wurde noch ewiger. Die Zeit blieb stehen und das einzige, dass ich noch wahrnehmen konnte, war dein emotionsloser Gesichtsausdruck. Wie du es akzeptierst. Wie du nie wieder aufhören solltest zu fliegen.
Epilog
Ich schreibe dies, um mir bewusst zu werden, was passiert ist und wie du mich verändert hast. Waren es wirklich nur so wenige Treffen? Es fühlt sich an, als hätte ich die schon immer gekannt und als würde ich dich noch für immer kennen. Ich gehe immer noch Schlitten fahren. Jeden Winter auf dem Hügel. Und ich versuche es zu akzeptieren. Doch ich kann es nie. Vielleicht muss man es doch nicht akzeptieren.