virgo astraea - xenolithische brekzie in form einer "kalten schnauze" (oder eines "kalten hunds": kekse und schololade im wechsel)

mondnein

Mitglied
virgo astraea


1.


welcher verflucht kluge schlangenmeister
hat dich geschickt dich so schick zu bewegen
quer durch die straszen der striche der sterne
milch zu versprühn und erregung zu regnen

die säfte der sprieszenden spritzenden kerne
mit einem fingerschnick zu würzen
wer wars der dirs zeigte den haarstern zu bürsten?
denn ihm deinem stern dem kometenschwanz

dem jedi dem jedi liegst du in den armen
dem armen dem armen - und zupfst seinen turm
und wippst bis aufs blut
seinen wippenden zipfel



2.
keiner? du bist von natur so begeistert
etwas in dir weisz die glieder zu regen
weisz schwarze augen der finstersten ferne
auf sich zu ziehn und doch nie zu begegnen
den schmierigen schmalzigen prinzen der sterne
die hinter dir her niederstürzen
du sahst wie sich neigten nick-nackende fürsten
die glänzenden herrn beim proletentanz
mylady mylady erbarmen erbarmen!
wirst du dich erbarmen der gimpel beim sturm
und gibst dieser brut
nur genippelte gipfel?



3.


welcher verflucht kluge schlangenmeister
hat dich geschickt dich so schick zu bewegen

keiner? du bist von natur so begeistert
etwas in dir weisz die glieder zu regen

quer durch die straszen der striche der sterne
milch zu versprühn und erregung zu regnen

weisz schwarze augen der finstersten ferne
auf sich zu ziehn und doch nie zu begegnen

den schmierigen schmalzigen prinzen der sterne
die hinter dir her niederstürzen
die säfte der sprieszenden spritzenden kerne
mit einem fingerschnick zu würzen


du sahst wie sich neigten nick-nackende fürsten
die glänzenden herrn beim proletentanz
wer wars der dirs zeigte den haarstern zu bürsten?
denn ihm deinem stern dem kometenschwanz

dem jedi dem jedi liegst du in den armen
dem armen dem armen - und zupfst seinen turm

mylady mylady erbarmen erbarmen!
wirst du dich erbarmen der gimpel beim sturm

und wippst bis aufs blut
seinen wippenden zipfel

und gibst dieser brut
nur genippelte gipfel?
 
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mondnein

Mitglied
Bernd hat mal (in meinem vorigen Leben, ist schon etwas her) eine Feste Form vorgestellt, wo zwei Gedichte in ein drittes hineingebaut waren, wie die Schichten in einem Xenolith. Und "Xenolith" war glaub ich der Name dieser Form, entlehnt aus der Geologie bzw. Petrographie. Es hätte auch "Zebra" heißen können, jedenfalls ist es so vergessen, daß es nicht einmal mehr unter dem Begriff "Xonolith" als literarische Spielerei gegoogelt werden kann. Somit wäre Bernd der Gewährsmann, ders in der koriositätenfreudigen angelsächsischen Literatur aufgefunden hat:

by the way: meine virgo astraea weicht von der strengen Form ab: es hat nicht den "vorgeschriebenen" metrischen Wechsel. Aber der ist ohnehin willkürlich, ein spleen, eine eigensinnige Bedingung des englischen Erfinders.
 
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wirena

Mitglied
was mache ich noch hier?
...uns beglücken mit Deinen Zeilen, mondnein - schön Dich zu sehen, lesen zu dürfen :)

Für Xenotlith musste ich das Internet bemühen - tja schön, liebe Mineralien - und schon wieder etwas fürs Kopfkissen - herzlichen Dank und einen möglichst freudvollen Tag wünsch ich Dir - muss los - Waschküche ruft, nächste Trommel ist zu füllen

LG wirena
 

mondnein

Mitglied
Für Xenotlith musste ich das Internet bemühen
ja, aber für die literarische Figur ("Feste Form") habe ich den link auf Bernds Beispiel und Erläuterung gesetzt, s.o. bzw. hier noch einmal:


Dir Wirena aber natürlich ein herzliches Dankeschön!

grusz, hansz
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Xenolith ist ja wirklich eine feste Form, die sehr selten ist. Und sie stammt im Wesentlichen aus dem englischen Bereich.
Ich finde es immer faszinierend, weitere Formen zu finden.
 

mondnein

Mitglied
ist hier ein längerer Beitrag von mir verloren gegangen?

ein Beitrag, der sich sehr gründlich um das Ineinanderschachteln von Gedichten gekümmert hat?

ah, ich habe ihn gerade wiedergefunden; er war unter Bernds "Tiger" untergekommen, wo er auch hingehört. Ich wiederhole ihn hier, denn hier gehört er genauso hin wie unter den alten "Tiger":



Ja, Bernd,

ich erinnere mich, wie auch schon per link auf deinen "Tiger" angetippt, an die spezielle Form von der angelsächsischen Spielwiese.

Die Besonderheiten, die dort das Reimschema verkomplizieren -
Bernd schrieb:
Erfunden von Lawrence Eberhart
legen den Gedanken nahe, einmal oberhalb der eigenartigen Hebungenwechsel und zwischengeschobenen Reimverdopplungen usw. eine einfachere Form vorauszusetzen, von der die eberhartsche nur eine Spezalisierung darstellen würde: Einfach nur, ohne Rücksicht auf verschiedene Verslängen der beiden ineinandergeschobenen Strophen, das Zebra der ABABA-Parallelen durchzuführen. Und das Geholper der Versreimenden-Verdopplung da irgendwo zwischendrin wegzuglätten oder, wie bei mir hier oben, gleich von Anfang an konsequent durchzuführen.

Der Gedanke ist der: daß es eigentlich verwunderlich ist, daß so etwas Einfaches und Selbstverständliches wie das versewechselnde Hineinanderschachteln von zwei Gedichten bzw. Strophen namenlos und unbekannt im Abgrund der Nichtexistenz verschwunden zu sein scheint, wenn es das je gegeben hat. Es ist ja eine sehr naheliegende, auf der Hand liegende, Struktur-Möglichkeit. Vielleicht gibt es schon längst Beispiele für solche Zebras, auch ohne deren Spezialisierung zum eberhartschen Xenolith-Okapi.

Und hat (bzw. hatte), weil (von einem Dichter vor Eberhart) gefunden und existent, auch einen Namen (wie meinetwegen "Zebra"). Ich glaube nicht, selbst der erste Finder solch eines ABABABA-Versewechsels aus zwei schlicht ineinandergeschobenen Strophen zu sein.

Obwohl es vielleicht so selten ist wie die zweideutigen Bilder Dalis, diese berühmten Ikonen mit zwei von einander (zunächst) unabhängigen Bildinhalten, z.B. im "Halluzinogenen Torero" oder im "Narziß".

grusz, hansz
 
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