Von Hunden und Katzen

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Hera Klit

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Von Hunden und Katzen


Der gewöhnliche Mensch hat die Seele eines Hundes.
Er bettelt um die Gunst seines Rudels.
Er leckt die Hand, die seine Almosenschale mit Haferflocken füllt.
Er kennt seine Hundeklappe und findet sie stets.
Ein Kopftätscheln ist seine große Freude und sein ganzer Lebensinhalt.

Der befreite Mensch hat eine Katzenseele.
Er schleicht über die Dächer seiner Einsamkeit
und nährt sich vom Fleisch selbst gerissener Mäuse.
In welches Fenster er einsteigen wird, weiß man vorher nie.
Almosenhände straft er mit einem Hieb seiner krallenbewehrten Pranken.
Ein Kopftätscheln weckte nichts, als seine Mordlust.

Die Seele will reißen und morden auf dem Felde des Wortes,
nicht wie die Seele des Nazareners, die sich
vor ihren Grausamkeiten fürchtet
und vermeintlich um die Gunst ihres Herrn
zu Kreuze kriecht für ein Tätscheln, das ausbleibt.
Wir erkannten ihn nicht.
Nietzsche erkannte ihn vielleicht, als Katze,
die Winkelwege schleicht.
Einen wie den anderen liebe ich,
nach wie vor, ich kann nicht anders.
Aber mein Glaube an gütige Väter hat gelitten.

Ich hingegen bin unrettbar verloren,
denn ich schrieb dies und buhlte damit um die Gunst der Namenlosen.
Ein weiteres Leben als Hund geht bald gnädig zu Ende.
 
Zuletzt bearbeitet:

Tula

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Hallo Hera
Ein interessanter, lesenswerter Text auf jeden Fall in S1 und S2. Bei der dritten und letzten allerdings kommen mir Zweifel. Statt Nietzsche, warum nicht einfach 'ein Philosoph' (erkannte ihn einst)? Bliebe alles deutungsoffen, aber so rufst du gewisse Gelehrte auf den Plan, und wirklich originell ist der Nietzsche-Bezug ohnehin nicht.
Auch die letzte ist mit der Gunst der Namenlosen für meinen Geschmack etwas zu pathetisch. Der letzte Vers reichte eigentlich, den Ich-Bezug kann man sich da selbst deuten bzw. erlesen.

LG
Tula
 

Hera Klit

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Hallo Hera
Ein interessanter, lesenswerter Text auf jeden Fall in S1 und S2. Bei der dritten und letzten allerdings kommen mir Zweifel. Statt Nietzsche, warum nicht einfach 'ein Philosoph' (erkannte ihn einst)? Bliebe alles deutungsoffen, aber so rufst du gewisse Gelehrte auf den Plan, und wirklich originell ist der Nietzsche-Bezug ohnehin nicht.
Auch die letzte ist mit der Gunst der Namenlosen für meinen Geschmack etwas zu pathetisch. Der letzte Vers reichte eigentlich, den Ich-Bezug kann man sich da selbst deuten bzw. erlesen.

LG
Tula
Vielen Dank, lieber Tula,

für das teilweise Anerkennen meines Buhlens um Gunst.
Ja, S1 und S2 sind noch lieb und gut verdaulich.
S3 ist unanständig und S4 kokettiert mit dem Gegenteil. Schlimm!

Wer schreibt zieht seine Hosen runter, so oder so.

Liebe Grüße
Hera
 



 
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