Von Menschen, Krähen und Ameisen

Von Menschen, Krähen und Ameisen

Schon damals, im Frühjahr 1999, fielen den Krähen im Berliner Lustgarten 4000 der 5500 neu gesteckten Krokusse zum Opfer. Mit ihren kräftigen, scharfen Schnäbeln hackten sie das frische Grün der Pflanzen aus, die Krokusse landeten komplett in den Mägen der Krähen, die Gärtner gaben sich geschlagen.
Nun hatten die starken Frostschäden an dem, was man früher auf naivste Weise „Seele“ genannt hatte, doch größeren Schaden hinterlassen. In diesen nicht nur für mich schweren Tagen erkannte jeder Agnostiker: Der Mensch, die komischste aller belebten Ideen, setzte ein Höchstmaß an Kreativität daran, sich gegenseitig oder zumindest sich selbst zu vernichten. Erfindungen, die dem friedlichen und zivilen Fortschritt dienten, waren lediglich eine Zweitverwertung kriegstreibender Innovationen. Die Erde unter allen Umständen zum Untertan zu machen, hatte in der vollen Konsequenz zu einer noch zu Zeiten als Goethe die Urpflanze fand für unvorstellbar gehaltenen Reduzierung der Artenvielfalt geführt. Alles lief darauf hinaus, da brauchte man nicht die Riemannhypothese gelöst zu haben, dass nur noch drei verschiedene Spezies um das Überleben auf Erden kämpfen würden: Menschen, Krähen und Ameisen.
Der Mensch, da war sich nicht nur Darwin sicher, sollte den Kürzeren ziehen, zu viel der Leidenschaft steckte er in die eigene Zerstörung (die religiös oder humanistisch geprägte Moral wirkte nur oberflächlich betrachtet wie ein Hemmschuh), die Einbindung der künstlichen Intelligenz, kurz KI, konnte keinesfalls die Übermacht der ND, lang natürliche Dummheit, abmildern, letztendlich würden sich nur die Krähen das Überleben sichern können, sie fraßen einfach alles, Fisch wie Fleisch, Schmutz, Obst, sogar Gemüse, außerdem lebende Ameisen gleich menschlichen Kadavern.
Wer das versteht, dem bleibt natürlich (nach all dem Mangel an frohem Sinn) noch die Möglichkeit der inneren Einkehr, andernfalls folgen neue, nicht näher zu definierende Umnachtungen. Nun wird es Zeit, die Akte zu schließen.
 

petrasmiles

Mitglied
Du (bzw. Riemann) hast die Kakerlaken vergessen!
Das ist jetzt nicht so wirklich eine Erzählung - jetzt mach' ich das auch schon, mir über die Rubrik Gedanken zu machen! (nervt mich bei anderen) - aber es geht mir hier um die Erwartungshaltung des Lesers bei einer Erzählung, meiner zum Beispiel.
Das ist hier eher ein Traktat, da gibt es keine erzählerische Stimme, noch nicht einmal einen Protagonisten, will man nicht 'den Menschen' als solchen betrachten.
Ich weiß nicht, ob es an dieser Enttäuschung liegt, aber mir gefällt Dein Text auch nicht als Traktat; ND ist nicht neu, nicht als Phänomen, nicht als Erkenntnis.
Irgendwie haben Dein Text und ich uns verpasst.
Macht ja nichts.

Dir noch viel Spaß auf der Leselupe!

Liebe Grüße
Petra
 



 
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