Meine Vermutung ist, dass du mit dem in ein Netz gesperrten Baum einen Vergleich mit der Situation des Gedichtschreibers anstellen willst, der gewissen Regeln der Lyrik verpflichtet ist. Dies scheint mir jedoch so unverbunden nicht recht gelungen. Der Dichter wird wie der Baum, wenn ich das Gedicht recht verstehe, deiner Ansicht nach in ein Netz von Regeln gezwungen. Ein Netz kann eine Hilfe sein, aber es kann auch stören, nämlich dann, wenn man den herrenlosen Weihnachtsbaum aufstellen will - adäquat das Dichternetz, es stört dann, wenn der Gedichtschreiber nach neuen Wegen sucht und sich seine Regeln selber machen muss. Gegen neue Wege in der Lyrik hat niemand etwas einzuwenden, im Gegenteil. Jeder ist ja bemüht, so originell wie möglich zu schreiben. Nun ist es aber so, dass man die Regeln erst einmal beherrschen muss, denn erst dann weiß man, was man anders machen muss, um neue Wege überhaupt ausprobieren zu können. Selbst das Naturtalent fängt klein an. Ohne diese Erfahrung entsteht bei der Suche nach neuen Wegen allerhöchstens Pfusch.
Sprachlich ist dein Gedicht leider wenig ausgearbeitet, auch der Plot ist meiner Ansicht nach nicht geglückt. Dir gelingt es nicht, den Vergleich des eingesperrten Weihnachtsbaums zum "eingesperrten" Gedichtschreiber logisch verständlich rüberzubringen. Ich bin sogar der Meinung, dass meine Vorkommentatoren nicht begriffen haben, was dein dichterisches Anliegen ist. Soviel ich gelesen habe, sind sie bei der Sprache hängengeblieben.
Falls du einen Rat annehmen willst: Lies Gedichte von bekannten Lyrikern, um dich erst einmal sprachlich zu schulen. Ein Tipp: Versuch nicht, "Kunst" zu machen, sondern versuch, dem Leser dein Anliegen auf einfache, aber logische Weise verständlich zu machen.
blackout