Waldspazierengeher (ein Kindergedicht)

Tief im Wald verirrt: ein Kind.
Längst vom Pfade abgekommen.
Blind von Tränen, Sicht verschwommen.
In den Wipfeln heult der Wind.

Jault sein grelles Klagelied,
gleich als wollte er verhöhnen
mit Gejaule, Kreischen, Stöhnen
jeden, der sein Reich betritt.

Ächzend knarzt ein jeder Baum,
drohend winken krumme Äste
kein Willkommen hier für Gäste.
Nirgends Licht und Waldessaum!

Jeder Tritt auf feuchtem Moos
ist ein Stolpern, Rutschen, Fallen;
am sonst schönsten Ort von allen
wird die Angst nun riesengroß.

All das Tosen, welch ein Krach!
Eben noch schien doch die Sonne,
war das Waldspazier'n noch Wonne,
war man fröhlich, leicht und wach.

All das sieht jetzt anders aus!
Finster, düster und bedrohlich.
Und es denkt das Kind: "nun wohl, ich
finde niemals mehr nachhaus".

Ohne Mut und Zuversicht
sinkt es hin an feuchte Stämme
voller schöner Baumschwammkämme.
Doch die sieht es heute nicht.

Ach, wie sehnt es sich nach Schlaf!
Augen zu und hingekauert,
falls das Tosen ewig dauert.
Stoßgebet: "ich war doch brav..."

Augen auf - war's böser Traum?
Mäuse rascheln, Vögel singen;
allerliebstes Waldesklingen.
"Oh, der schöne Schwamm am Baum!"

War das Opas Stimme da?
Ja, jetzt wieder! Schon viel näher!
"Ach, mein Waldspazierengeher!
Alles gut! Da bist du ja!"






.jan_2025

Liebe Fee,

Was für eine schöne Ballade!

Ein Kind verläuft sich im Wald. Es ist mitreissend geschrieben, schöne Bilder. Wie ein kleiner Film...

In der letzten S. kommt es zu einem Happy End, und der Leser kann aufatmen.

Sehr gerne gelesen Winterling

Jaaaa! Da ist ja wieder eines!
Ich bin entzückt!
Und so eigenwillig - wo beim Knaben im Moor sich die Natur tatsächlich gegen das Kind verschworen zu haben scheint, findet hier die Bedrohung im Kopf des Kindes statt - so leicht zu erschrecken, so schnell glücklich zu machen! Wunderbar!

Liebe Grüße
Petra

Liebe Claudia,

Ich hab's mit Freude gelesen! Ha, und Du hast die Kadenzen durchgehalten - mwwm ! (Soll nicht belehrend sein).

Gruß
Béla

Winterling schrieb:

Was für eine schöne Ballade!

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petrasmiles schrieb:

Und so eigenwillig - wo beim Knaben im Moor sich die Natur tatsächlich gegen das Kind verschworen zu haben scheint, findet hier die Bedrohung im Kopf des Kindes statt - so leicht zu erschrecken, so schnell glücklich zu machen!

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wiesner schrieb:

Ich hab's mit Freude gelesen! Ha, und Du hast die Kadenzen durchgehalten - mwwm !

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Entschuldigt bitte die arg verspätete Antwort, lieber Winterling, liebe Petra, lieber Béla,

im Moment rutscht mit so einiges irgendwie durch (bin wohl nicht ausreichend fokussiert....viel Kopfschmerzen zur Zeit...sorry). Ich hab mich sehr über euren Besuch und die Kommentare gefreut!!!!
Und ich dachte mir schon beim Schreiben, dass es besonders dich, lieber Béla, freuen wird, wenn ich ausnahmsweise die Kadenzen strenger durchhalte
Auch an euch, liebe @Galadriel, lieber @mondnein , meinen besten Dank für Besuch und Wohlwollen!

Liebe Grüße,
Claudia