Was uns unterscheidet

Sturm

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Du setzt dich neben mich. Deine Augen wandern umher, gleiten leicht verurteilend an mir herunter. Meine Hände verknoten sich nervös.

„Was nimmst du?“,

fragst du mich ganz verlegen und irgendwie auch —

überlegen. Deine Lippen atmen Rauch und Rausch aus. Dein Körper nimmt gar nicht deine wirren Gedanken wahr, Krone und Zepter fehlen auf deinem sterilen Thron hier vor mir.

„The only thing that I like about stairs, is that they can be used to sit.“ Wieder ein Satz, den wohl nur du verstehen wirst.

Lässig lehnst du dich gegen die Wand und merkst gar nicht, wie du leicht schwankst, Streifen deiner Schuhe dort hinterlässt und ich eigentlich angeekelt bin.

Eins, zwei, drei Schritte und endlich wieder 10 Meter Abstand von dir. Du in meinem Rücken lässt mich aufatmen.

Allein deine Anwesenheit verstehe ich als Übergriff.

Die Angst diese Porzellanszene zu stören, ist dir ins Gesicht geschrieben. Lebst weiter auf deinem hohen Ross, ich habe Angst dich darunter fallen zu sehen.

Leicht apathisch starren deine leeren Augen durch den Raum, streifen teilnahmslos das Kind im Film mit dem goldenen Schuss.

Ich strenge mich an, aus Scham, das Kind in der Kamera an und die Drogen zu übersehen. Rosen blühen aus seinem Mund, Giraffen laufen durch den Film. Eine unverkennbare Fragilität baut sich auf und

fast

halte ich es auf meinem eigenen Sitz nicht mehr aus. Deine Gedanken sollten nicht meine sein, es ist nicht richtig so zu fühlen wie du. Ich entziehe mich deinem Film in Erwartung, dich endlich bei klarem Verstand zu sehen.

Du fühlst dich hilflos in dieser anderen Welt. Die Umgebung lebensfeindlich.

Deine und meine Blicke berühren sich. Unterschwellig brodelt Leidenschaft in der Einsamkeit. Das Kind in Dauerschleife sagt, wir

wären frei. Der Ton wird langsam verzerrt.

Zögernd lösen sich die Finger meiner Hand. Dir zu. Wir zwei, ein weißer Raum, deine Steifen an der Wand.

Der Film ist verstummt, Leere macht sich breit. Ausgebrannt, verloschen, nur noch auf Dinge um uns herum beschränkt. In diesen Krankensälen findet sich kein Leben.

„Drogen wären doch mal was“,

sagst du, mich ganz ernüchtert werden lassend.

Mein Leben ist nicht schnell genug. Ich bin voller Salz, unabhängig von dir
 



 
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