Was wir jetzt sind

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Pennywise77

Mitglied
Die Sonne steht hoch und sie gart unerbittlich
den fiebrigen Tag, er ist staubig und heiß.
Moskitos befinden mich ganz offensichtlich
für höchst aromatisch und kleben am Schweiß.

Das Gras liegt erschöpft vor der weißen Veranda
und wird in der Hitze zu trockenem Stroh.
Das Zirpen der Grillen ist Mundpropaganda
und Werbung für Sommer auf höchstem Niveau.

Ein Windspiel tüncht zaghaft die leisesten Klänge
in all diese Töne und schreibt einen Blues.
Mein Schatten verwischt und gewinnt etwas Länge,
der Abend kommt langsam und immer zu Fuß.

Dein Schaukelstuhl steht auf der kleinen Terrasse
gleich hinter dem Haus und knarzt einsam im Wind.
Die Nacht ist gekommen und abermals hasse
ich das was wir taten und was wir jetzt sind.
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Pennywise,

wenn ein Gedicht nicht sofort beim Leser funktioniert, tut es das meistens nie.
Hier hatte ich sofort Bilder im Kopf und der Blues stellte sich ein.
Grandios, ich empfehle es!

Liebe Grüße
Manfred
 

chlorwiese

Mitglied
Zu Manfreds Kommentar lässt sich nicht viel hinzufügen. Ich finde es genial, mit dem unerwarteteten Schluss.
Dann werde ich der Störenfried in der Bewertung sein, denn das Werk ist m.E nicht das, was es ausstrahlt. :]
Der Rhythmus wird von Adjektiven getragen, die im Nomenbezug immanent sind und dienen der Füllung des Metrums sind aber keine inhaltliche Stütze.
Stroh ist trocken. Die zweite Strophe ist syntaktisch inkohärent. Das Zirpen betreibt Mundpropaganda und Werbung für Sommer auf höchstem Niveau?
Kann mir einer erklären, was der Satz aussagen will?
Hier steht der Reimzwang über Semantik, Grammatik und Inhalt.

Das Gedicht klingt gut, die letzten zwei Zeilen sind stark, alles andere ist durchschittliche Forenlyrik.

chlor
 
Der Rhythmus wird von Adjektiven getragen,
Der Rhythmus ist Amphibrachys. Und mich stören Adjektive nicht.

Stroh ist trocken.
Wenn es darauf geregnet hat, nicht. Und das kann passieren, wenn es ungeschützt draußen liegt. Deswegen kann man nicht sagen, Stroh ist immer trocken.

Es steht auch im Gedicht, dass das Gras in der Hitze zu trockenem Stroh wird:

Das Gras liegt erschöpft vor der weißen Veranda
und wird in der Hitze zu trockenem Stroh.
 
Zuletzt bearbeitet:

Pennywise77

Mitglied
Hey, vielen Dank Euch für das Feedback,
das ist ziemlich authentisch geschrieben und mit der entsprechenden Emotion während des Schreibens. Vielleicht hab ich da etwas unklar ausgedrückt.
Danke Delfine für die Erklärung mit dem Stroh und den Adjektiven. Da hab ich eigentlich nichts mehr hinzuzufügen.
Was das Grillenzirpen betrifft, so kann ich versuchen zu erklären, wie ich es gemeint habe.
Das Zirpen ist Mundpropaganda und Werbung für Sommer auf höchstem Niveau.
Das sollte eigentlich ausdrücken, dass der Hochsommer sich ankündigt. Und es wurde kundgetan durch Grillenzirpen, das ja quasi charakteristisch ist für den Hoch- bzw. Spätsommer.
So war es zumindest gemeint.

Danke euch

Pennywise
 

molly

Mitglied
Hallo Pennywise,

ich hätte Dein Gedicht auch empfohlen. Du beschreibst erst einen heißen Tag, an dem man sich wohlfühelen könnte und dennoch ist dieser Tag alles anders als gemütlich oder friedlich.
Ich wünsche Dir ein gutes Wochenende.

Viele Grüße
molly
 

revilo

Mitglied
Hallo, ich bin kein Reimer… ich habe das Gedicht laut gelesen und dabei festgestellt, dass es in mir einen ganz speziellen Sound und einen tollen Rhythmus entwickelt hat ..es wurde von Franke völlig zurecht empfohlen.. kein Wort zu viel und keines zu wenig .. LG Oliver
 

chlorwiese

Mitglied
Der Rhythmus ist Amphibrachys. Und mich stören Adjektive nicht.



Wenn es darauf geregnet hat, nicht. Und das kann passieren, wenn es ungeschützt draußen liegt. Deswegen kann man nicht sagen, Stroh ist immer trocken.

Es steht auch im Gedicht, dass das Gras in der Hitze zu trockenem Stroh wird:
Gras kann nicht zu Stroh werden...
Und was wird durch die Halme getragen durch Propaganda, eine AfD-Grille?
Nichts für ungut.

chlor
 
Gras kann nicht zu Stroh werden...
Und was wird durch die Halme getragen durch Propaganda, eine AfD-Grille?
Nichts für ungut.

chlor
Was den ersten Einwand betrifft, könnte man schreiben:

„Das Gras liegt erschöpft vor der weißen Veranda
und wird in der Hitze wie trockenes Stroh."

Damit wäre dieses große Problem erledigt (und das Gedicht bleibt trotzdem im Rhythmus, denke ich).

Davon abgesehen, muss sich in der Lyrik nicht die Wirklichkeit 1:1 abbilden.

Auch wenn in der Wirklichkeit Gras nicht von alleine zu trockenem Stroh werden kann, kann es das in der Lyrik durchaus.

Was deinen zweiten Einwand betrifft: Damit kann ich nix anfangen.
 
Zuletzt bearbeitet:



 
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