Wechsel (Haiku)

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minimalist

Mitglied
Verstehe ich nicht wirklich, schon gar nicht als Haiku. "Leuchtende" Sterne sind im Haiku zu viel, weil Sterne sowieso für uns nur existent und sichtbar sind, wenn sie leuchten. "Sterne" würde hier also durchaus reichen.
Z2 und Z3 sind mir leider im Haiku unverständlich. Was hat der Wind mit Tag/Nacht zu tun? Erinnert irgendwie an das Auspusten von Kerzen, aber Haiku (was ja keine Metaphern trägt, sondern real ist) ist das nicht. Es sind viel mehr Phantasien des Menschen, die hier als Bilder erscheinen. Mir gefallen sie, die Bilder, obwohl ich mir das Ganze noch nicht so recht vorstellen kann. Haiku? In meinen Augen ein klares Nein.
 

Schreibfan

Mitglied
Hallo, Minimalist. Danke für deine Kritik, die durchaus gerechtfertigt scheint. Vllt ist es wieder eher ein Senryu. So ganz sind mir da die Grenzen immer noch nicht klar. Ich weiß, dass Haikus möglichst ausschließlich Naturbilder beinhalten sollen, nur: wenn wir Natur beschreiben, interpretieren wir sie ja automatisch...und ich habe mal gelesen, daß Haikus auch immer einen Widerspruch bzw Gegensatz beinhalten. Daher fand ich das Bild schön, dass die Nacht noch den Tag in den Augen hat. Normalerweise ist es ja immer andersrum, wenn man am Tag aufwacht, reibt man sich den Nachtschlaf aus den Augen...
 

sufnus

Mitglied
Hey, Ihr Lieben!

Ich kann mit dem, nicht ganz selten vorgebrachten, formalen Argument "Das-ist-aber-kein-Haiku" nur manchmal etwas anfangen, nämlich dann, wenn ich das Gefühl bekomme, dass verfasserseitig die Haiku- bzw. Senryu-Form allzusehr im Hinblick auf ihre "Außenwirkung" zur Aufwertung eines sonst eher lieblos gestalteten Textes missbraucht wurde und dann, wenn die Autorin oder der Autor dezidiert die Absicht erkennen lässt, sich an der traditionellen Haikuform zu versuchen.

Bei Hannas Text sehe ich auch, dass er eine recht "europäische" Haltung zum Einsatz von Bildern einnimmt und insofern besitzt die Form hier einen leichten Kostümierungs-Aspekt, ich finde aber, dass der Text sehr liebevoll gestaltet wurde, also ist das keine bloße Spiegelfechterei. Da Hanna das Gedicht aber dezidiert als Haiku eingestellt hat, ist minimalists Einwand tatsächlich in diesem Fall nicht ganz ungerechtfertigt.
Mir würde daher das Gedicht dementsprechend unter der Rubrik Ungereimtes noch etwas stimmiger einsortiert erscheinen als bei den festen Formen.

Ansonsten stimme ich dem minimalisten auch zu, dass leuchtende Sterne im Sinne einer Doppelgemoppelung zu viel des Guten sind.

Dennoch - oben bereits angedeutet - finde ich diesen Text gelungen und das Auspustungsbild gefällt mir ganz besonders gut (mal abseits der Haikudiskussion).

LG!

S.
 

Schreibfan

Mitglied
Lieber Sufnus. Danke auch an dich.
Von mir aus kann das Gedicht auch verschoben oder als Senryu tituliert werden. Wobei mich generell schon mal interessieren würde, wann ein Text als Haiku durchgeht.

Wegen der leuchtenden Sterne habe ich hier eine vllt etwas elegantere Lösung:

Sterne am Himmel.
Der Wind pustet der Nacht den
Tag aus den Augen

LG Schreibfan
 



 
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