Satirische Episoden eines Büroalltags, der als Kleinkrieg unter Kollegen abläuft. In diesem Fall, aber es könnte auch anderswo sein, befinden wir uns unter Journalisten, in einem Redaktionsteam. Die Story ist recht vergnüglich und halbwegs spannend. Aber ein Krimi ist sie nicht, wenn auch, versehentlich, ganz am Ende ein Mensch erstochen wird. Für einen Krimi würde es auch an Spannung mangeln.
Mäkelnde Anmerkungen zur Realistik des Milieus: Gibt es tatsächlich irgendwo Redakteure, die einzig und allein für Rätsel zuständig sind? Ich meine in einem Medium, das auch Jazzplatten bespricht? Und für arg überzogen halte ich die Drohung: „Wenn Sie dann nicht fertig sind, können Sie die Druckkosten zahlen!“ Das läuft alles viel, viel subtiler ab. Auch, ich mag durchaus nicht auf dem Stand der Technik sein, kenne ich eigentlich keine PC-Monitore, an denen es so viel ebene Flächen gibt, dass man „Großfamilien“ von Weihnachtsfiguren aus Schokolade darauf abstellen kann. Eher ginge das wohl auf dem eigentlichen Computer, denke ich.
Gut, man mag einwenden, der Text sei eben satirisch und müsse seine Verschmitztheit ja auch irgendwie frühzeitig dem Leser mitteilen. Dennoch glaube ich nicht, dass man von Lichterketten und „ihren Schwestern“ sprechen kann. Dafür sind Lichterketten einfach zu wenig anthropomorph. Und dies gefiel mir auch nicht: „Vor Schmerz von 1,90 auf durchschnittliche 1,75 zusammengekrümmt, schlicht er zum Chef.“ 15 Zentimeter sind viel Holz! Und wieso durchschnittlich? Weil er, während er über den Flur geht, sich fortwährend dehnt und zusammenkrallt?
Ist aber alles nicht so schlimm. War ja ganz nett. Jedoch verüble ich Susanne den unnötigen Tempuswechsel am Schluss. Nachdem alles, das Aller-Aller-Meiste im Präteritum erzählt wurde, kommt mit „Ein Jahr später“ zu guter Letzt noch Präsens ins Spiel. Das „Ein Jahr später“ hätte zur Kennzeichnung einer Nach-Geschichte vollkommen gereicht!
Schade find ich ja, dass der gute Wilfried am Ende so hirnlos vor sich hin dämmern muss. Denn sonst hätte er, der eine CD-Sammlung, „für die er einen Jaguar bekommen hätte“ (Hast du mal versucht, in einem Secondhandladen einen größeren Teil deiner kostbaren CDs zu verkaufen? Jaguar, ha, ha! Du würdest staunen), besaß, vielleicht nicht ewig Brad Mehldau und Keith Jarrett für das Beste in Sachen weichen Pianojazzes halten müssen. Er könnte tatsächlich noch an Bill Evans oder Art Tatum Freude gefunden haben. Oder gleich Mahler hören... Wenn man schon so heißt.