derPekinger04
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Ein üblicher Freitagabend. Üblich in dem Sinne, dass man sich mit Freunden zu treffen pflegte, Musik hörte, sprach, zu philosophieren versuchte und währenddessen absent, manch einer könnte es auch gelangweillt bezeichnen, an einer Dose Bier nippte. Man saß also in dieser Großstadt und sprach. Von Rebellion war die Rede, von Aufruhr. Gegen was man protestierte? Wahrscheinlich einfach nur gegen die Tatsache, dass jenes Gedankenkonstrukt des Protestes die gedankliche Jungfräulichkeit eines Jugendlichen verkörperten, dessen Eltern gut betucht waren und dessen Zukunft keine Ängste zulaß. Träumereien; in wenigen Jahren vergessen und verleumdet. Im Pavillion am Fluss nebenan sitzend ereignete sich das, was wir die letzten Wochen schon erlebten, man traf sich und trennte sich am Ende und geschehen war der Abend; immer und immer wieder. Mit dieser Gewissheit hielt es mich nicht mehr auf meinem Platz, ich lief aus dem Pavillion. Dort, draußen, wie in einer anderen Welt, stand ein Wachmann, er war freitags immer hier, ich kannte ihn. Also was heißt schon „kennen“? Eigentlich wusste ich doch gar nichts über ihn. Na gut, er war ein Chinese, immer freundlich, mittelalt, was auch immer das hieß und durch seine Anstellung, davon ging ich aus, ärmlich. Er war mir sympatisch. Nach kurzem Zögern sprach ich ihn an mit meinem gebrochenen Chinesisch und wir begannen zu sprechen. Anfangs unbedeutende Nuancen, triviale Erscheinungen. Ich erzählte ihm wie schön Peking sei und dass ich schon eine geraume Zeit in dieser Stadt lebte. Er schloss sich diesem Smalltalk an und wir begannen ein angenehmes Gespräch zu führen. Er kommt aus Zhangjiakou, der Nachbarstadt Pekings, in welcher man die Olympischen Spiele des letzten Winters veranstalltete. Seine Familie würde dort noch leben, seine Hand schnellte zeitgleich mit seinem Handy aus der linken Jackentasche, er zeigte mir stolz ein Foto seiner Tochter. Ich fragte daraufhin , wie es eigentlich sei; das Leben an einem olympischen Ort. Er verzog das Gesicht, alles sei teurer geworden und das, obwohl er doch noch für die Ausbildung seiner Tocher sparen müsse. Er bot mir eine Zigarette an, ich verneinte dankend. Nach langer Zeit ein Chinese, der sich beschwerte, der etwas kritisierte. Kurzdarauf schloss ich mich wieder meinen Freunden an und in unsere, doch eigentlich unbeschwerte Welt ein.
Setzte mich wieder und nippte an meiner Dose, die ich nach kurzer Zeit austrank. Heute war alles ein bisschen anders; zweifelsohne. Nächsten Freitag würde ich wieder mit dem Mann reden, nun kannte ich ihn schon besser.
Setzte mich wieder und nippte an meiner Dose, die ich nach kurzer Zeit austrank. Heute war alles ein bisschen anders; zweifelsohne. Nächsten Freitag würde ich wieder mit dem Mann reden, nun kannte ich ihn schon besser.