wer möcht nicht gern

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Walther

Mitglied
wer möcht nicht gern ein fremdes leben leben
weils anders ist weils einfach besser ist
das eigne ist doch nichts als frust & mist
muss es da nicht noch etwas geilres geben

wer dauernd bloß von fremden tellern frisst
der wird am ende nach idolen streben
wird sich den starschnitt an die wände kleben
& sich verschwenden in der kurzen frist

wer sich in seinen vorbildern vergreift
von nachteilen & von verkennung keift
der sollte sich an seine nase fassen

es könnte sein dass er die weisheit streift
wenn er versteht worum es geht begreift
dass jene glücklich sind dies neiden lassen
 

mara

Mitglied
dass jene glücklich sind dies neiden lassen
Meintest du: dass jene glücklich sind, die das Neiden lassen (?)

Deine Schreibweise macht das Deuten wirklich zuweilen etwas schwierig. ;)

Der Titel deine Gedichts hat mich neugierig gemacht, wohin es wohl führen wird...

wer möcht nicht gern ein fremdes leben leben
Ich nicht, ganz ehrlich, Wollte ich nie. Wohl aber habe ich mich als Kind gern in andere Zeiten oder Situationen geträumt. Hab in meinen Kindheitsträumen Goethe, Mozart, Beethoven oder Thomas Mann getroffen, hab mit ihnen geplaudert oder neben ihnen auf einer Parkbank gesessen. :D Jedoch blieb ich immer ich selbst dabei.

Hast du denn schon mal mit dem Gedanken gespielt, jemand anders zu sein oder war das nur ein Aufhänger, da sich das Gedicht ja dann eher in die Gegenposition dreht?

Liebe Grüße!

mara
 

Walther

Mitglied
hi mara,

(1) ja.

(2) ich auch nicht.

(3) darum geht es nicht. ein sonett ist ein lehr- und lerngedicht. der erste und der letzte vers beschreiben den lernprozeß.

(4) man sollte lyrich/-du/-er/-sie/-es nicht mit dem autor velwechsern. jedenfalls nicht bei mir. ;)

danke und lg w.
 

mara

Mitglied
zu 4 - mach ich nicht. War nur die Frage, wie du auf den Gedanken gekommen bist. (Denn man schreibt ja normalerweise nur über Dinge, die einen irgendwie beschäftigen. ;))
 

Walther

Mitglied
lb. mara,

meine gedichte entstehen meist über eine längere frist, irgendwann ist der text dann fertig und kommt in eine textdatei. es gibt selten aktuelle anlässe. ich habe für mich erkannt, daß betroffenheitslyrik meist nicht gut ist. das thema will durchdacht und verarbeitet sein.

daher gibt es den konkreten anlaß nicht.

leider versuchen viele leser, gerade in foren, vom text auf die tatsächliche befindlichkeit des autors zu schließen. diese diagnose- und therapieaktivitäten mit entsprechenden vorschlägen sind gut gemeint. sie lenken aber vom text ab und führen häufig zu nebenkriegsschauplätzen. daher stelle ich das immer klar, wenn ich einen kommentar lese, der in diese richtung weisen könnte. ich möchte einfach den umweg sparen.

meine gelegentlich etwas leicht ironischen antworten sind nie persönlich gemeint. dieser unwillen, alles bierernst zu nehmen, ist wohl eine meiner "schlechten", etwas gewöhnungsbedürftigen eigenschaften. man möge sie mir bitte nachsehen.

stay tuned und liebe grüße W.
 

mara

Mitglied
leider versuchen viele leser, gerade in foren, vom text auf die tatsächliche befindlichkeit des autors zu schließen. diese diagnose- und therapieaktivitäten mit entsprechenden vorschlägen sind gut gemeint. sie lenken aber vom text ab und führen häufig zu nebenkriegsschauplätzen.
Ich verstehe, was du meinst. Bei mir gibt es beides - distanziert durchdachte Gedichte, aber auch "Sturzgeburten", die aus einer bestimmten Stimmung heraus entstehen. Gerade im zweiten Fall stört es mich, wenn spekuliert wird, was dahinter stecken könnte. Denn wenn ich über die Hintergründe reden wollte, würde ich das bestimmt nicht in einem für alle Welt einsehbaren Forum tun. ;)

Nun aber trotzdem noch eine Erklärung, warum ich gefragt habe: Weil dein Eingangsvers:
wer möcht nicht gern ein fremdes leben leben
...sich so liest, als wäre es für das LI eine Selbstverständlichkeit, dass jedermann so denkt. Das stimmt aber nicht, und darauf wollte ich mit meinem Kommentar hinaus. Besser wäre vielleicht (in etwa...) "So mancher möcht ein fremdes Leben leben..."

LG, mara
 

Walther

Mitglied
lb. mara,

man könnte in der tat s1v1 so lesen. der trick ist jedoch gerade, daß dieser thesis im laufe des texts ziemlich vehement widersprochen wird. daher möchte ich diesen vers aus gutem grund nicht ändern.

das sonett darf übertreiben, schiefe argumente bringen, rhetorische tricks anwenden - schließlich haben wir es mit einer form zu tun, die den diskurs, also argument und gegenargument, abbildet.

lg w.
 



 
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