Wie ist das nun mit dem Glück?

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SimonFrei

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Es war wieder einer dieser Tage, an dem sich Dominik dachte „warum mache ich das hier alles überhaupt?“ Klar die Arbeit bringt ihm genug Geld, um seine Familie zu ernähren und genug, um für seinen Traum zu sparen. Aber genau solche Tage wie heute lassen ihn daran zweifeln, ob sich das alles lohnt. An sich macht ihm sein Job als Verputzer sehr viel Spaß. Er ist viel an der frischen Luft, kommt gut mit seinen Kollegen aus und liebt es die Einfamilienhäuser mit höchster Präzision zu verputzen und dadurch dem Haus die Grundlage für die spätere Schönheit zu geben. Er könnte sich auch nicht vorstellen, als Elektriker oder Maurer auf der Baustelle zu arbeiten. Er kann nicht sagen warum, aber aus irgendwelchen Gründen findet er diese Tätigkeiten überhaupt nicht interessant. Aber trotz all seiner Zufriedenheit mit seiner Berufswahl kommen ihm in letzter Zeit immer wieder Zweifel. Und wenn es dann auch noch so regnet, so wie heute, sink die Lust gleich noch mehr. Er kann mehr und mehr verstehen, warum sich die Deutschen immer so sehr über das Wetter beschweren und warum es auch einen so hohen Stellenwert in der Gesellschaft hat. Für ihn wirkt es oft belanglos, das Gerede um das Wetter und wie es denn werden wird und was man denn alles so machen könnte und so weiter. Was für Dominik zählt, ist, dass es morgens schön ist und er dann mit einer größeren Begeisterung auf die Baustelle gehen kann. Am liebsten hätte er das ganze Jahr über Sommer. Vielleicht ist das auch der Grund, warum er viel für seinen Traum zurücklegt. Ja, endlich in einem netten kleinen Haus, mit großem Grundstück, fernab von Stress und Hektik einfach das Leben genießen. Und dann noch mit viel Sonnenschein und gutem Essen! Was ein Traum! Der prasselnde Regen reist ihn aber direkt wieder aus seinem morgendlichen Tagtraum von der Zukunft. Vielleicht würde ihn der Regen gar nicht so sehr stören, wenn er denn nur wüsste, dass er in nächster Zeit noch Arbeit hat und weiterhin genug Geld für seine Familie und seinen Traum hätte. Die aktuelle Inflation macht ihm sehr zu schaffen. Nachdem viele seiner Bauherren Privatpersonen sind, die so langsam an ihren finanziellen Möglichkeiten zu zweifeln beginnen, verschlechtert sich die Auftragslage für ihn aktuell sehr. Hinzu kommt, dass nicht nur neue Häuser gefährdet sind, auch bei den aktuellen ziehen mehr und mehr Bauherren zurück und stoppen die geplanten Vorhaben. Am Verputzen wird da schnell gespart. Auch wenn es essenziell notwendig ist ein gutes, isoliertes Haus zu haben, erscheint es den Meisten Bauherren erst Mal als der Arbeitsschritt, der schnell mal gestoppt werden kann, sobald die Mauern stehen. Vielleicht wäre doch Maurer der Bessere Beruf gewesen? Aber ne Tag für Tag, Stein auf Stein daran hätte Dominik nicht viel Freude gehabt. Mehr durch Zufall kam er zu seinem Beruf. Als er vor über 20 Jahren nach Deutschland kam, hieß es anfänglich wir brauchen Leute, die anpacken können und auf dem Bau aushelfen. Das gebotene Gehalt war deutlich höher als zu Hause in Kroatien, daher musste Dominik nicht zwei Mal überlegen, ob er nach Deutschland gehen würde. Auf seiner ersten Baustelle hat er begeistert die Abläufe beobachtet und schnell gefallen an der Baustelle und dem Hausbauen gefunden. Die wenigen Worte deutsch die er konnte haben ihm geholfen, um zu verstehen, was er machen sollte und auch um sich ein bisschen zu verständigen. Er war sehr talentiert darin die Sprache zu lernen und hat sich dann dank einer Bezuschussung einen Deutschkurs an der Volkshochschule leisten können. Nachdem er in der Sprache schnell Fortschritte machte, viel es ihm leicht, sich mit den Handwerkern auf der Baustelle auszutauschen und auch mehr über die Berufe zu lernen. Mit einem Handwerker hat er sich besonders gut verstanden und nachdem er stets fleißig gearbeitet hat, hat ihm dieser Betrieb einen Ausbildungsplatz als Verputzer angeboten. In dieser Zeit hatte er sehr viel Spaß und es war für ihn das größte Glück diesen Beruf zu lernen. Nach Abschluss der Ausbildung wurde er von dem Betrieb übernommen und nachdem er sehr gut gearbeitet hat und die Auftragslage sehr gut war, wuchsen seine Ersparnisse beachtlich. Er fasste schnell den Plan so ungefähr 35 Jahre zu arbeiten und sich dann mit Mitte 50 in Kroatien, seiner Heimat niederzulassen und einfach das Leben zu genießen. Der Plan hatte auch weiter Bestand, als er seine Familie gründete. Nur jetzt gerät er etwas ins Wanken, weil die finanzielle Situation einfach nicht mehr so gut ist, wie noch vor einigen Jahren. Und jetzt müsste er ja noch weitere 15 Jahre durchhalten, um seinen Traum zu verwirklichen. Auch wenn die letzten 15 Jahre verflogen sind, wirken die noch kommenden auf einmal wie eine Ewigkeit. Aber was soll’s noch hat er eine Baustelle, zu der er fahren kann und auf der er Arbeiten kann. Also warum hier so schlecht gelaunt rumstehen. Ab in den Bus und zur Arbeit. Immerhin gibt es genug, die keine Arbeit haben. Und irgendwie geht der Tag schon rum und er ist wieder ein Stückchen näher an seinem Traum. Dominik schnappt sich seinen Rucksack wirft die Regenjacke über und macht sich auf zum Bus. Natürlich hat dieser Verspätung. Die Deutschen und ihre Autos, ständig verstopfen sie die Straßen und lassen den Bus zu später ankommen! Als der Bus endlich an der Haltestelle vorfährt steigt Dominik ein und setzt sich auf einen freien Vierer direkt vorne im Bus. Damit sein Rucksack unten nicht nass wird, stellt er diesen auf den freien Platz neben sich.

Für Tim hätte der Tag nicht besser beginnen können. Heute war es so weit, seine Probezeit war endlich vorüber und er wusste ab jetzt hat er den unbefristeten Vertrag in seinem Traumjob sicher. Es war sein erster Job nach einem erfolgreichen abgeschlossenen Wirtschaftsstudium. Er freute sich endlich arbeiten zu dürfen und hat seine Kommilitonen noch nie verstanden, wenn es um die Zweifel an der Sinnhaftigkeit der Arbeit ging. Für ihn war die Arbeit mehr als Mittel zum Zweck. Die vielen Herausforderungen, die abwechselnden Kunden, die er stets beraten kann, um, bessere Abläufe zu entwickeln und die netten Kollegen im Büro erfreuen ihn tagtäglich. Jeden Tag hilft er also dabei die Welt ein Stückchen besser zu machen. Also zumindest die Prozesse und Abläufe einzelner Abteilungen, die dann dafür sorgen, dass es dem Unternehmen besser geht. Das hat zur Folge, dass das Unternehmen effizienter arbeitet, höhere Gehälter zahlen kann und somit auch die Mitarbeiter glücklicher sind. Und das sorgt doch automatisch zu einer besseren Welt, wenn alle Menschen ein bisschen glücklicher sind. Je mehr Geld sie haben umso mehr können sie in ihre Freizeit und Träume investieren und dafür lohnt es sich doch zu arbeiten. Diese Motivationslosigkeit seiner Kommilitonen, obwohl ihnen ein gutes Gehalt in Aussicht steht, hat er noch nie verstanden. Tim weiß, dass nicht jeder den gleichen Enthusiasmus gegenüber dem Arbeiten hat wie er, er kann es aber auch nicht verstehen, wie man so gar keine Lust auf Arbeit haben kann. Er schaffte es sehr gut das Leben zu genießen, abends essen zu gehen oder sich mit Freunden in einer Bar zu treffen und am Wochenende bleibt noch genug Zeit zum Sport oder wandern und das reicht doch vollkommen als Ausgleich. Ja und das Gehalt ist so gut, dass er genug für später zurücklegen kann und auf seine Treffen mit Freunden trotz Inflation nicht verzichten muss. Alles in allem geht es ihm also sehr gut. Auch wenn er natürlich erst am Anfang seiner Karriere steht und noch viele Sprossen der Karriereleiter zu erklimmen hat, stimmt ihn das sehr positiv, denn wenn er so weiter macht, hat er schnell die Erfahrung, die er braucht, um weiter aufzusteigen. Das sind doch sonnige Aussichten denkt sich Tim. Ganz anders als die Aussicht aus seinem Fenster. Der Regen prasselt gegen die Scheibe und die Heizung musste er auch schon ein bisschen aufdrehen. Es ist also richtig ekliges Wetter draußen. Aber es hilft ja nix, er muss so oder so zum Bus. Gut, dass er eine dichte Regenjacke hat. Die wird ihm auf dem Weg zur Bushaltestelle den entsprechenden Schutz geben. Dort angekommen fällt es ihm schwer seine gute Laune zu behalten. Der Bus, wie könnte es anders sein, hat Verspätung. Warum muss der immer Verspätung haben, wenn es regnet? Denkt sich Tim. Mit schlechter Laune steigt er 7 Minuten später als geplant in den Bus. Nachdem der Regen schrägt von vorne kam, ist seine Hose schon etwas durchnässt. Kein so guter Start in den Tag, wie er also ursprünglich dachte. Wobei, wenn er es sich genau überlegte, ging es. Er war nun auf dem Weg in die Arbeit und könnte dort in seinem bequemen, warmen Büro den Regen komplett vergessen. Heute Abend soll es wieder besser sein, zumindest laut seiner Wetter-App. Etwas angenässt stellt er sich auf den freien Stehplatz, bei dem zum Glück etwas warme Heizungsluft aus dem Gebläse strömt. Er würde eh den ganzen Tag im Büro sitzen, da macht das Stehen jetzt nichts aus und er könnte seine Hose schon etwas trocknen. Der Bus ist gar nicht so voll, wie gedacht, wahrscheinlich sind wieder alle mit dem Auto gefahren. Tim bleibt aber trotzdem stehen und beobachtet, wie an der nächsten Haltestelle eine etwas finster dreinblickende Frau den Bus betritt.

Wer hat bloß dieses Aufstehen erfunden. Jeden morgen die gleiche Qual. Es ist einfach nicht leicht aufzustehen. Warum muss man überhaupt schlafen, wenn es sich am Morgen danach so anfühlt, als hätte es gar nichts gebracht. Dann wäre auch dieses doofe Aufstehen nicht da. Wie jeden Morgen kämpfte Petra damit aus dem Bett zu kommen. An anderen Tagen hätte sie sich wieder rumgedreht, weiter über das Aufstehen geflucht und wäre dann irgendwann am Vormittag aufgestanden, wenn ihr Gewissen sich gemeldet hätte. Aber all das ging heute nicht. Heute musste sie zum Arbeitsamt. Eine Sache, die sie auch nicht begriff. Warum muss sie ständig zum Arbeitsamt, wenn sie doch eh nicht mehr in der Lage ist zu arbeiten. Warum glaubt ihr das denn keiner? Was muss denn noch alles passieren? Und ja das Arbeiten war auch der Auslöser für ihre Arbeitslosigkeit, so widersprüchlich das auch klingen mag. Petra ging es nicht schon immer so. Am Anfang war sie glücklich und gut gelaunt jeden Tag in die Arbeit gegangen. Klar die Aufgaben haben sie nicht vollständig ausgefüllt, aber das war auch nicht wichtig. Sie bekam Geld dafür, hatte genug Zeit für Freunde und Familie und führte eigentlich ein entspanntes Leben. Das hätte auch gerne so weitergehen können. Doch vor 10 Jahren veränderte sich etwas in ihrem Geist. Sie begann zu hinterfragen, warum sie ihre Aufgaben tun musste. Einige ihrer Freunde heirateten, bekamen Kinder und hatten nicht mehr so viel Zeit für die regelmäßigen Treffen. Petra saß also da, hatte schleichend ihren Ausgleich verloren und begann sich etwas intensiver mit ihren Arbeitsinhalten auseinanderzusetzen. Sie stellte fest, dass es wohl auch sinnvollere Aufgaben gab und so stürzte sie sich nach und nach auf andere Projekte. Am Anfang funktionierte das noch sehr gut, sie war voll fokussiert und meisterte ihre Aufgaben mühelos. Abends hatte sie dadurch weniger Zeit, was aber nicht so schlimm war, da es eh immer weniger Freunde gab, die Zeit für sie hatten. Alle gingen ihren eigenen Weg und das war auch in Ordnung so. Petra hatte, wie auch ihre Freunde, einige Beziehungen. Die meisten scheiterten einerseits daran, dass sie nicht heiraten oder Kinder kriegen wollte, im Gegenteil zu ihren Freunden und andererseits daran, dass ihre Ex-Freunde eh immer nur auf sich bedacht waren und sich wenig um Petras Bedürfnisse sorgten. Allgemein viel ihr auf, dass ihr, sei es von den Ex-Freunden oder den anderen Freunden, immer mehr Vorwürfe gemacht wurden. Ständig hatten alle etwas an ihr auszusetzen. Das Begriff Petra nicht, das war doch früher nicht so? Sicher hatten sich alle einfach im Laufe der Zeit so verändert, dass Petra einfach nicht mehr zu ihnen passte. Es war also klar, dass die Schuld bei den anderen lag, sie machte ja weiter wie zuvor und hatte sich nicht verändert. So kam es, dass sie sich weiter auf ihre Arbeit und die Projekte konzentrierte. Als dann aber der Druck durch die zunehmenden Aufgaben stieg und ihr irgendwann auch über den Kopf wuchen, begann ihre Konzentrationsfähigkeit darunter zu leiden. Petra fühlte sich zunehmend schlapp und antriebslos und wusste nicht mehr genau, warum sie diese Arbeit eigentlich tat. Als es irgendwann gar nicht mehr ging, ließ sie sich krankschreiben. Leider gab es keine physischen Ursachen für ihre Antriebslosigkeit. Sie hatte keinen Nährstoffmangel oder ähnliches. Sie war aber zunehmend in ihrer Arztpraxis zu Hause und analysierte mit ihrer Ärztin gemeinsam, was denn los sein könnte. Nachdem es ihrem Körper also gut zu gehen scheint, ging sie eines Tages zu einer Psychologin. Mit dieser Psychologin sprach sie über ihre Probleme, Sorgen und Nöte und so wurde bei ihr eine Depression diagnostiziert. Diese Tatsache verschlechterte ihre Stimmung extrem. Sie konnte sich nun zu gar nichts mehr aufraffen. Sie sagte auch erst Mal weitere Gespräche mit ihrer Psychologin ab und hatte jeden Lebensmut verloren. Durch den stetigen Beistand und die Ermutigung ihres Bruders nahm sie die Gespräche aber dann doch wieder auf. Sie bekam Antidepressiva verschrieben und merkte wie diese langsam anschlugen und sie wieder bessere Phasen hatte. Diese Ganze Behandlung zog sich über mehrere Jahre hin. Sie hatte hunderte Therapiestunden, stationäre Aufenthalte in Hilfegruppen, diverse Medikamente bekommen und nur sehr schleppend wieder etwas Mut schöpfen können. Sie wusste einfach nicht, was sie mit ihrem Leben anfangen sollte und was sie denn noch für Ziele haben könnte? Erschwerend kam hinzu, dass sie nie wieder zu ihrer Konzentrationsfähigkeit früherer Tage zurückkam. Eine Tatsache, die sie sehr frustrierte. Am Ende der intensiven Therapien, behaupteten die Ärzte dann sie wäre austherapiert, gesund gefühlt hatte sie sich aber nicht. Sie hatte immer noch wenig Motivation Dinge anzugehen zudem konnte sie sich kaum konzentrieren. In ihren Job konnte sie also nicht zurück. Zudem ging es ihrem Unternehmen wirtschaftlich so schlecht, dass es ihren Job gar nicht mehr gab. Sie wurde also arbeitslos. Ab dem Zeitpunkt versuchte das Arbeitsamt ihr neue Stellen zu vermitteln, aber alles, was sie vorschlugen, hatte mit sehr viel geistiger Arbeit und Konzentration zu tun. Das konnte Petra nicht annehmen und genau das begriffen die Beamten einfach nicht. Aufgrund ihres Zustandes bekam sie dann noch einen Schwerbehindertenausweis, als „Anerkennung“ ihres Zustandes. Das half ihr aber kein bisschen. Es verschlechtere die Stimmung und nachdem sie keine physische Beeinträchtigung hatte, machte ihr auch niemand im Bus Platz, obwohl es ihr so schwer viel überhaupt zum Bus zu gehen. All die vielen Leute zehrten an ihrem Geist und da brauchte sie auf jeden Fall einen Platz, um sich auszuruhen. Das begriffen aber die wenigsten und sie musste immer ihren Ausweis zücken, damit die Leute Platz machten. Auch das blühte ihr heute sicher wieder. Sie musste ja zum Amt. Und es regnete. Alles keine guten Anzeichen. Irgendwie schaffte sie es doch mit ihrer letzten Kraft zum Bus zu gehen und wartete darauf, dass dieser kam. Sie hievte sich die Stufe hoch und steuerte in Richtung der Behindertenplätze. Und wie es ihr Glück so will, hat dort irgendein Depp seinen Rucksack auf den Platz gestellt, auf den sie sich setzen wollte. Da konnte sie nicht anders als dem Typ lautstark zu sagen, dass er seinen Rucksack da wegtun soll, denn sie habe ja schließlich eine Behinderung und will sich da hinsetzen. Der Typ reagierte nicht. Wahrscheinlich versteht er kein Deutsch, so wie der aussah. Also kündigte Petra ihren Ausweis an. Sehr widerwillig zog der Herr den Rucksack weg und schaute sie irritiert an. Aber das dauerte Petra alles zu lang und so schleppte sie sich einen Platz weiter nach vorne und setzte sich dort auf den „normalen“ Platz. Sie konnte aber nicht anders und musste noch mal etwas sagen, da der Typ es einfach nicht Begriff und scheinbar nicht verstehen wollte, wie schlecht es ihr ging.

Tim beobachte eine Szene zwischen der grimmigen Frau und einem Mann der scheinbar Handwerker ist. Die beiden diskutierten heftig um den Platz neben dem Handwerker. Wobei es weniger eine Diskussion als viel mehr eine Hasstirade der grimmigen Frau war. Der Handwerker tat Tim ein wenig leid. Tim konnte genauso wenig wie er die Wut der Frau verstehen. Es waren genug andere Plätze frei. Aber die Frau lies nicht locker. Als der Mann ihr den Platz anbot und seinen Rucksack wegnahm wollte die Frau sich nicht mehr hinsetzen. Sie beharrte aber auf der Tatsache, dass sie einen Behindertenausweis besaß. Sie hörte nicht auf, auf den Handwerker einzureden. Als diesem die Situation zu bunt wurde, lief er in den hinteren Teil des Busses und suchte sich dort einen Platz. Die Frau blieb weiterhin auf ihrem Platz eine Reihe weiter vorne. Der Streitpunkt der ganzen Szene war also fortan leer und keiner der beiden wollte sich auf diesen Platz setzen.

Als Tim ausstiegt musste er noch lange über diese bizarre Situation nachdenken. Und irgendwie kam ihm der Gedanke, dass vielleicht doch nicht alle Menschen glücklich waren, nur weil sie Arbeit hatten. Gut bei der Frau konnte er es nicht beurteilen. Er hoffte nur, dass diese Frau nicht im Service arbeitete. Der Mann arbeitete aber offensichtlich als Handwerker. Glücklich sah er aber dennoch nicht aus. Vielleicht war die Arbeit doch nicht der Weg zum Glück? Vielleicht aber auch einfach nur nicht für Jedermann. Tim konnte nun ein bisschen besser verstehen, was seine Kommilitonen vielleicht umtrieb. Er selbst war auf jeden Fall froh, dass er nicht zu dieser Kategorie gehörte und sich mit seiner Arbeit sehr glücklich schätzte. Er hoffte nur, dass es auch so bleiben würde. Aber das hatte er ja selbst in der Hand oder zumindest zu einem Teil. Tim wird sich durch diese bizarre Szene aber bestimmt immer daran erinnern und sich glücklich schätzen. Er hoffte nur, dass die anderen beiden auch zu ihrem Glück kamen …
 

trivial

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Jetzt habe ich den Text nur aus Neugierde der schlechten Bewertung und zugehöriger Kritik wegen gelesen.
Ich muss sagen, jetzt bin ich wohl der letzte, der dies adäquat beurteilen könnte, aber die harsche Kritik kann ich nicht nachvollziehe. Drei Schicksale, drei verschiedene Wege, die sich kreuze und auf die Frage hinauslaufe, was Glück bedeutet.

Muss einen jetzt nicht gefallen, super spannend fand ich jetzt auch nicht, handwerklich kann ich es sowieso nicht beurteilen, aber ich meine schon eine Handlung gelesen zu haben, die etwas vermitteln möchte.


Liebe Grüße
R
 



 
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