Winterspaziergang im Kapitalismus (umnachtet)

5,00 Stern(e) 2 Bewertungen
Es klarte mir auf in der Winternacht
Da sich Himmel juwelenbestückten
Die Luft war als Glassturz festgemacht
Wo Gerüche und Zweifel erstickten

Und nun die Erkenntnis, schreib sie dir auf:
Das ist das Leben. Das deine und meins.
Die strahlenden Sterne: Du kommst nicht rauf
Dazwischen das Nichts und Kälte zuhauf
Die feurigen Funken fernen Scheins
Lassen uns fast nichts mehr sehen
Ob wir nun heulend im Dunkel stehen
Oder ob wir zum Spaß Pirouetten drehen:
EGAL!
Bloß um sich zu wärmen für eine Sekunde
Wir reiben, wir paaren uns nur dafür im Grunde

- Zurück in der Wohnung, der Tee war schon schal –
Ich hab mich ins Bettchen gelegt
Ich hab an die Sandler da draußen gedacht…
Sehr sorgsam wünschte ich: Gute Nacht!
Also, dass man sie doch überlebt
 
Zuletzt bearbeitet:

mondnein

Mitglied
den Titel, lieber Erdling,

verstehe ich nicht. "Kapitalismus" ist ein Begriff von Karl Marx, mit dem ein Gesellschftssystem bezeichnet wird, in dem alles dem Erwirtschaften von Mehrwert eingeordnet ist, dem "Profit". Wer in Deinem Gedicht welchen Mehrwert erzielen will, ist mir nicht ganz klar.
Dazu müßte konsequenterweise gehören, daß alles Dichten und Denken in dem Sinne "entfremdet" wäre, daß es im Wechsel des Kaufens und Verkaufens steht, wie die Arbeitskraft des Arbeitenden im Kapitalismus: gewerkschaftsverwaltet, entlohnt und dem gesellschaftlichen Nutzen brav eingeordnet.

Sehe ich in diesem Liedchen nicht. Nicht mal im Scherz, etwa als Satire oder Albernheit. Nä, wo denn?

grusz, hansz
 

trivial

Mitglied
Liebe Erdling, wenn ich es richtig verstehe, zumindest ein wenig, dann liegt der Bezug zum Kapitalismus, in der umtriebigen Allumfänglichkeit einer ungezügelten kapitalistischen Hybris oder um mich dilettantisch und frei auf Adorno zu beziehen. Wenn eine Ideologie eine Gesellschaft vollends durchdrungen hat, dann lässt sich kein Standort außerhalb mehr beziehen, um diese zu benennen und es bleibt nur das mulmige Gefühl, dass es anders sein könnte/sollte.

Liebe Grüße
R
 
Hallo mondnein & trivial!

Die Assoziation mit Adorno („Es gibt kein richtiges Leben im falschen“) geht schon sehr zielgenau in die Richtung, die als Intention im Gedicht angelegt war.

Das Kapitalistische, die Warenförmigkeit, die schließlich alles durchdringt;
die damit einhergehenden Härten, die Kälte, das Unrecht, das Elend (etwa ersichtlich am „Sandler“, also Obdachlosen);
dazu die kaschierenden Lügen (jeder kann es schaffen/Vom Tellerwäscher zum Millionär etc.);
das Anhimmeln der strahlenden „Oberen“;
Entfremdung und Distanz zwischen den Menschen, die sich als Rivalen in einem permanenten, endlosen „Wettbewerb“ wiederfinden
… sind jene Bilder und Ideen, die ich transportieren wollte.

Es grüßt euch sehr herzlich,

Erdling
 

mondnein

Mitglied
Die strahlenden Sterne: Du kommst nicht rauf
Das Kapitalistische, die Warenförmigkeit, die schließlich alles durchdringt;
die damit einhergehenden Härten, die Kälte, das Unrecht, das Elend (etwa ersichtlich am „Sandler“, also Obdachlosen);
dazu die kaschierenden Lügen (jeder kann es schaffen/Vom Tellerwäscher zum Millionär etc.);
das Anhimmeln der strahlenden „Oberen“;
Entfremdung und Distanz zwischen den Menschen, die sich als Rivalen in einem permanenten, endlosen „Wettbewerb“ wiederfinden
… sind jene Bilder und Ideen, die ich transportieren wollte.
ach so

sehr witzig.
 



 
Oben Unten