worte

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petrasmiles

Mitglied
Hallo Mitch,

willkommen auf der Leselupe!
Ich stelle gerade fest, dass noch niemand bei Dir war ... das ist ungewöhnlich.

Leider bin ich kein Lyrik-Experte - ich kann mich an schönen Reimen erfreuen, aber nicht wirklich beurteilen.
Darum werte dies bitte als unbeholfenen Versuch von mir, Dir eine Rückmeldung zu geben, mit der Du etwas anfangen kannst.

Dein Gedicht wirkt ein bisschen ungeübt.
Gute Reime unterstützen die Wirkung der Aussage - ja sie erhöhen sie sogar.
Bei Deinem Gedicht scheinen Reim und Inhalt noch ein bisschen um die Vorherrschaft zu kämpfen.
Beispiel:
Ich schreib mir worte von der seele
von der ungeliebten sorte, die ich wähle
Da erwartet man dann die Worte der ungeliebten Sorte, aber die kommen nicht, statt dessen ein unschöner Reim Seele auf wähle, und man weiß, dass 'wähle' steht da, weil kein besserer Reim gefunden wurde. Sonst hätte dem Wählen etwas inhaltlich entsprochen.
Im Grunde sind alle Reime nicht sehr schön (Synapsen/platzen usf.)

Die Aussage Deines Gedichtes finde ich schön, diese Beschreibung des Durcheinanders im Kopf spricht mich an.
Aber wenn Du die Reimform wählst, dann müssen die Reime die Aussage unterstreichen, so etwas Unausweichliches haben, als würde nur dieses Wort passen.
Wenn Du schon viele Gedichte gelesen hast, dann weißt Du vielleicht, was ich meine.

Du kannst aber auch Deine Gefühle frei fließen und sich ihre Form selbst wählen lassen. Auch so kann ein dann eben ungreimtes Gedicht entstehen.

Aber wenn dann klar ist, wohin die Reise gehen soll, kann man noch einmal daran gehen, ob es nicht Worte in Reimform gibt, die den gewünschten Inhalt gut transportieren können.

Ich wünsche Dir noch viel Spaß am Dichten!

Liebe Grüße
Petra
 

Tula

Mitglied
Hallo mitch
Ganz ehrlich gefällt es mir. Das anscheinend leicht Unbeholfene (also metrisch nicht Leierhafte) erinnert stilistisch an Ringelnatz. Gerade in dieser Hinsicht könnte es rein sprachlich vielleicht noch einen Schuss skurriler sein.

LG
Tula
 

fee_reloaded

Mitglied
Servus, mitch!

Schön, dass du da bist! Mir gefällt dein Einstand. Eine feine Mischung aus Rap, Poesie und gefühlvollem Tasten. Fast meine ich, kann ich das Tastende des Schreibenden beim Lesen mit-erfahren. Ein klein wenig könnte man noch am Rhythmus feilen, damit es noch schöner fließt.

Hier mal ein paar kleine Vorschläge zur Veranschaulichung:

Ich schreib mir worte von der seele

von der ungeliebten sorte, die ich wähle

wenn 100 billionen an/von synapsen

im gleichstrom der gefühle

auf einmal auseinander platzen

und ich im innersten des gartens

meines aufgekratzten herzens

tief in feuchter erde wühle…
Wie du siehst: wirklich nur ein paar winzige Ergänzungen, die ein paar Silben hinzufügen, die den Lesefluss glätten.

Sehr gerne habe ich meine Synapsen von deinem Text zum Platzen bringen lassen und mit dir in der feuchten Erde gewühlt. Freu mich schon auf mehr von dir!

LG,
fee
 

sufnus

Mitglied
Hey Mitch!
Ich finde auch wie Tula und Fee, dass Dein Einstandsgedicht hier auf der Lupe gerade durch den etwas unebenen Rhythmus und die etwas "struppigeren" Reime interessant ist.
Bei den struppigen Reimen meine ich übrigens nicht etwa den von Petra monierten "Seele-wähle"-Reim, der zwar technisch auch im Prinzip nicht ganz glatt ist, aber so etwas ist doch schon seit > 200 Jahren "erlaubt". Der alte Goethe durfte schon "Blick" auf "Hoffnungsglück" reimen und Heine verewigte den Reim von "bedeuten" auf "Zeiten". Da ist "Seele-wähle" also schon direkt klassische Verskunst.
Was ich meine (und was mir gefällt) sind die Reime "Synapsen-platzen" und "wähle-Gefühle", ja im weitesten Reim-Sinn sogar "platzen-Garten".
Also - summasummarum bin ich ein happy bunny - mit einer kleinen Einschränkung noch fürs Glück: Ich hätte das Gedicht gerne etwas länger gehabt. Ich finde es hört dann doch ein wenig abrupt auf und wenn wir diese Lyrics auf einen 3 Minuten-Song ausdehnen wollten, müssten wir ganz schon in die Zeilenwiederholungskiste greifen. :)
LG!
S.
 



 
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