zikadenkonzert

zikadenkonzert

tief im westen
treffen sie sich auf Mykonos
vielleicht aber auch in den ruinen
irgendwo hinter der kohlenstraße
wo es nur ein paar schritte sind
bevor sie Knossos oder Delphi erreichen

weiße rosen aus athen
begrüßen sie in resopaler romantik
hinter dem grauen schleier
erfassen sie fremdartige aromen
und vermutungen mediterraner lebensart
dämpfen die pein
ihrer schwieligen leben

griechischer wein
erfüllt sie mit melancholischer wärme
nach der geplünderten akropolis
verträumen sie sich
in geborgten erinnerungen
an salzwinde und kieselmeere
bevor ihre feuchten augen schließlich
die unerreichbarkeit des olymps
akzeptieren

kali nichta
ruft ihnen Christos oder Despina zu
und ein trüber ouzo spült sie wieder hinaus
an den asphaltierten strand
unter eine schwarze sonne
in eine sternenleere nacht

Hallo @Dimpfelmoser,
dein Gedicht ist wundervoll! Ich wünschte, die geborgten Erinnerungen wären für einen Moment nicht nur geliehen und kein Spiel auf griechischem Wein und die Rosen lägen nicht in Athen, sondern in den Herzen der Menschen, ein wenig rot und echt. Dann könnten die Zikaden klingen und nichts wäre tot.
Liebe Grüße ubertas

Hallo @Ubertas,

dem Wunsch schließe ich mich uneingeschränkt an. Ich danke Dir sehr für Kommentar und Wertung.

Liebe Grüße
Dimpfelmoser