Die Laterne schaukelte quietschend in ihrer Verankerung und warf, einem grünen Mond gleich, ihr unwirkliches Licht auf eine niedrige dreieckige Holztür. Diese gehörte zu einem kreisrunden Fachwerkhaus, das kein einziges Fenster aufwies, dafür aber ein kegelförmiges Strohdach, dessen Spitze von einem Schornstein gebildet wurde, aus dem eine graue Rauchsäule empor stieg.
Darius betrachtete das seltsam anmutende Haus mit einer gewissen Skepsis.
Es gab kein Schild über der Tür, nur diese große grüne Laterne, und dennoch behaupteten Krâ und Agelstern, dass es sich um eine Taverne handelte.
Schon der Ort an dem dieses Haus stand hatte Darius’ Misstrauen genährt. Zwei Tage waren sie bei Wind und Wetter den Spuren der Armee gefolgt, wobei sie wegen Darius’ spärlich behandelter Wunde und der schwächelnden Salysa nur langsam voran kamen, und waren schließlich in eine Region gelangt, in der die Wälder und Wiesen Äckern, Hecken und Steinmauern wichen.
Trotzdem gab es auch hier noch vereinzelte Baumgruppen und in einer von ihnen, auf einem niedrigen Hügel, lag das Wirtshaus Zur grünen Laterne, wie es die beiden Vögel genannt hatten.
Darius’ Abneigung gegenüber diesem Haus steigerte sich noch durch die Tatsache, dass kein einziges Geräusch aus seinem Inneren nach außen drang. Hier draußen raschelten die Blätter der Bäume im Wind und prasselte der Regen, doch drinnen schien eine Totenstille zu herrschen.
Trotz aller Skepsis musste er aber auch zugeben, dass er froh war endlich einmal auf ein Haus zu treffen, das noch aus mehr bestand als nur zwei Wänden und einem Teil des Daches. Denn wohin er auch sah, überall bemerkte er die Wunden des Krieges und das unheimliche Flackern von brennenden Höfen am Horizont.
An der Grünen Laterne schien jeder Schrecken wie durch ein Wunder vorbei zu gehen.
„Die Laterne ist ein besonderer Ort“, erklang Agelsterns krächzende Stimme von Darius’ rechter Schulter, „hier werden wir willkommen und unter…unter Freunden sein.“
Darius’ Blick wanderte noch immer zwischen der seltsam geformten Tür, der schaukelnden grünen Laterne und der schlafenden Salysa auf seinen Armen hin und her.
Sein Gesicht war in das diffuse grüne Licht getaucht, als er sagte:
„Woher kennt ihr diesen seltsamen Ort?“ er wusste nicht, wie er es ausdrücken sollte, aber er fühlte instinktiv, dass dieses Haus nicht hierher gehörte. Es wirkte fremd und entrückt.
„Oh…nun…Malvander kehrt hier öfters ein, wenn er sich in der Welt der Lebenden aufhält. Er nutzt es aus zwischen den Welten wandern zu können, weißt du“ Krâ scharrte mit einem Fuß über Darius’ linke Schulter.
„Und wir werden dort Leute treffen, die ihr kennt und die dem Mädchen helfen können?“
„Aber natürlich, sie sind sehr zuverlässig…auf ihre eigene Art und Weise.“
Noch immer war Darius misstrauisch, irgendwie hatte in Agelsterns letztem Satz ein seltsamer Ton mitgeschwungen. Aber schließlich kam er zu dem Schluss, dass es keinen Sinn hatte weiter im Regen zu stehen und die eigene Abneigung zu pflegen.
Es war schwierig die Klinke zu drücken und gleichzeitig das schlafende Mädchen zu halten, doch schließlich schwang das hölzerne Dreieck ohne einen einzigen Laut nach Innen auf.
Anstatt einer Gaststube wurden sie von einer Treppe empfangen, die sich spiralförmig unter die Erde wand. Mit Überraschung stellte Darius fest, dass es sich bei dem Fachwerkhaus nur um eine Art Überdachung für die Treppe handelte, die in das Innere des Hügels hinab führte.
„Nun geh schon“ drängte Krâ ungeduldig.
Vorsichtig betrat Darius die Treppe und achtete darauf das Mädchen nicht fallen zu lassen. Nicht zum ersten Mal ging ihm mit stillem Ärger auf, dass er wie ein besonders großer Packesel behandelt wurde. Viel mehr Gedanken machte er sich aber um die Tatsache, dass noch immer kein einziges Geräusch zu vernehmen war. Sie stiegen weiter unter die Erde und mussten bald das eigentlich Wirtshaus erreicht haben, dennoch schlug ihnen nur Schweigen entgegen.
Dies änderte sich auch nicht, als sie endlich gemeinsam den Schankraum betraten, obwohl dieser Darius nicht einmal im Entferntesten an die Stuben erinnerte, die er ansonsten in Tavernen und Gasthäusern zu Gesicht bekam.
Die kreisrunde Wand des niedrigen Gewölbes war mit einer dunkelgrünen Tapete verziert, die ansonsten keinerlei Verzierungen aufwies. Der Holzboden und die Balken, die die äußerst niedrige Decke trugen, waren morsch und knarrten unter jedem von Darius’ Schritten unangenehm.
Als der Soldat seinen Blick ein weiteres Mal ungläubig schweifen ließ, fiel ihm das Ungewöhnlichste an der Grünen Laterne auf: Es gab keinen Tresen.
Lediglich ein großes Regal aus einem tiefschwarzen Holz, das Darius unbekannt war, nahm einen großen Teil des gegenüber liegenden Wandverlaufs ein. Unzählige gläserne und kristallene Phiolen und Karaffen reihten sich aneinander, deren Inhalt hellgrün und faszinierend schimmerte.
„Verzeiht mein Herr, kann meine Wenigkeit Ihnen zu Diensten sein?“
Erschrocken wandte Darius seinen Blick von einer Wand zur anderen, bis er schließlich den kleinen, einem Gnom ähnlichen Mann zu seinen Füßen entdeckte, der fragend zu ihm hoch schaute.
Der kleine glatzköpfige Kerl trug edle schwarze Schuhe, eine dunkelgrüne Kniebundhose und ein schwarzes Rüschenhemd unter einer grün-schwarz karierten Weste. Aus einer seiner Westentaschen lugte ein schlanker, spitz zulaufender Löffel hervor, der golden funkelte.
„Ah, Wermut mein Freund, wie schön dich wieder zu sehen“ Agelstern überwand die Distanz zwischen Darius’ Schulter und der des Gnoms mit einigen Flügelschlägeln.
Darius hatte seine nur kurzzeitige Überraschung inzwischen überwunden und räusperte sich leicht verlegen.
„Wermut? Was für ein seltsamer Name“ sagte er und versuchte dabei so mürrisch wie möglich zu klingen. Der Gnom deutete eine Verbeugung an.
„Nun in der Tat ist es ein bizarr anmutender Name, aber seien Sie sich gewiss, dass ich ihn nicht von meinen Eltern erhalten habe. Ich bin der Wirt dieses Etablissements und habe mir diesen Namen aufgrund meines Zugehörigkeitsgefühls zu diesem Haus gegeben.“
Wermut war einen abschätzigen Blick auf die schlafende und ausgezehrte Salysa und auf Darius’ verschmutzte und zerfledderte Uniform, während er eine kleine Pfeife hervor kramte und diese zu stopfen begann.
„Aber mir scheint, dass Sie, mein tapferer Recke, in diesem Moment die wesentlich erstaunlichere Gestalt sind. Ein blutverschmierter Soldat in Begleitung eines kleinen Mädchens und der Vögel Krâ und Agelstern dürfte, so denke ich, auf wesentlich mehr Erstaunen und vielleicht auch Misstrauen stoßen.“
Wermut paffte zufrieden.
Darius dagegen fühlte sich seltsam ertappt und ließ Salysa behutsam auf einen nahen freien Tisch sinken.
„Woher kennst du Krâ und Agelstern?“ fragte er, um seine Ratlosigkeit zu verbergen.
„Der große Malvander beehrt mich des Öfteren mit seinem Besuch und dabei sind die beiden Vögel stets an seiner Seite. Umso mehr wundert es mich sie in Ihrer Begleitung anzutreffen, Herr…“
„Einfach nur Darius.“
„Also schön, Herr Darius. Malvander ist bisher nie ohne seine treuen Begleiter erschienen.“
„Nun ja, er…er hat uns auf dem letzten Schlachtfeld…na ja, er hat uns zurück gelassen“ erklärte Krâ mit einem Anflug von Scham.
„Ja…zurück gelassen“ bestätigte Agelstern geistesabwesend und hatte längst den goldenen Löffel in Wermuts Brusttasche in das Zentrum seiner Aufmerksamkeit gerückt.
Der Gnom nickte diskret, doch konnte er das neugierige Glimmen in seinen Augen nicht vollends unterdrücken.
„Ich nehme an das ist aber nicht der einzige Grund, weswegen ich die Ehre eures Besuches habe, nicht wahr? Es geht auch um das Mädchen“ sagte er schließlich.
„Wir haben sie in einem zerstörten Dorf zwei Tagesmärsche von hier entdeckt, sie war die einzige Überlebende eines Massakers das von…das von plündernden Soldaten angerichtet wurde“ versuchte Darius zu erklären und sträubte sich plötzlich die Identität der Täter preis zu geben.
War das etwa Scham? Nein, es ging diesen seltsamen Gnom nur in keiner Weise etwas an, wer im Krieg die Rechenschaft für was übernahm, entschied er grimmig.
„Wir dachten du könntest sie hier aufnehmen und dich eine Weile um sie kümmern. Hier wäre sie sicher“ griff Krâ Darius bei seinen Erklärungsnöten unter die Arme.
Wermut sah sich in seiner Taverne um und schien nicht besonders erfreut zu sein.
„Also ich weiß ja nicht“, sagte er zögerlich und strich sich dabei über sein haarloses Gesicht, „dieser Ort ist wirklich nicht der Richtige für ein kleines Mädchen, meint ihr nicht auch?“
„Äh…also…es riecht hier vielleicht etwas beißend nach Alkohol, aber…“
„…aber an sich ist es hier doch ganz gemütlich.“
Die beiden Vögel starrten Wermut aus nachtschwarzen Pupillen an und warteten ab. Darius schwieg.
„Also ich weiß wirklich nicht, ob die grüne Laterne für das arme Ding der richtige Ort zum Aufwachsen ist. Die Leute die hier verkehren sind zuweilen recht…seltsam.“
Wermut warf einen bedeutungsschwangeren Blick in die Runde der Gäste. Tatsächlich muteten diese zumeist seltsam und bizarr an, wie sie allesamt alleine an ihren kleinen runden Tischen saßen und vollkommen der Welt entrückt in die Kerzenflammen oder ihr Glas starrten. Manche kritzelten auch Notizen oder Zeichnungen auf Tische oder Papier, doch ging dabei nicht einmal ein Husten oder Räuspern von ihnen aus.
Die Gäste der grünen Laterne lebten in ihren eigenen Welten.
Wermut wollte gerade fortfahren, als einer der Gäste murmelnd nach einem weiteren Glas des seltsam grünlichen Getränkes verlangte und damit die Aufmerksamkeit des Wirtes auf sich zog.
Darius und die Vögel waren wieder auf sich alleine gestellt.
„Und nun? Habt ihr mich diesen ganzen Weg bis hierhin geschleppt, nur um eine Abfuhr erteilt zu bekommen?“ fragte Darius und in seiner Stimme schwang der Donner heranziehenden Ärgers mit.
Krâ und Agelstern warfen sich hilflose Blicke zu, auch sie kamen gerade in Erklärungsnöte.
„Sie ist ein wirklich hübsches Mädchen.“
Die melodiöse Stimme durchbrach plötzlich die Mauer des Schweigens.
Im dämmrigen Schein der wenigen Kerzen war die Person, die gesprochen hatte nicht sofort auszumachen.
Als Darius aber seinen Blick wandern ließ, entdeckte er einen Mann, der ihn zu sich herüberwinkte, auch er saß alleine an seinem Tisch in der Ecke.
Einen Moment lang zögerte der stämmige Soldat, doch dann hatte er seine Entscheidung getroffen
„Ihr bleibt hier bei Salysa“ befahl er Krâ und Agelstern und zu seiner Verwunderung taten die Vögel wie ihnen geheißen. Dann zwängte er sich zwischen Tischen und Stühlen hindurch in Richtung des Fremden.
Nun drang doch leises Gemurmel an Darius Ohren. Einige der Männer raunten leise vor sich hin oder schienen Gespräche mit anderen Personen zu führen, während sie an ihren Gläsern nippten oder ihren wirschen Gedanken nachhingen. Manche pafften dabei auch noch Pfeife, sodass sich der süßliche Geruch des Rauches mit dem würzigen Geruch der Getränke vermischte.
Auf Darius wirkte allein diese Geruchsmischung seltsam berauschend, doch bemühte er sich all seine Sinne beisammen zu halten.
„Was hast du gerade gesagt?“ Darius zog sich einen nahen Stuhl heran und setzte sich gegenüber dem Fremden.
„Ich sagte, dass du da ein wirklich hübsches Mädchen mit dir führst. Kannst es mir anvertrauen.“
Der Mann grinste ihn an und entblößte dabei eine ganze Reihe schwarzer Zähne, doch war dies nicht die einzige Auffälligkeit.
Er war noch sehr jung, Darius schätzte ihn auf Mitte zwanzig, trug einen weißen Frack mit Schwalbenschwanz und darunter ein weißes Hemd und schwarz-weiß karierte Weste mit goldenen Knöpfen. Ein schwarzer Zylinder mit einem Kranz aus kleinen Glöckchen, die bei jeder Bewegung leise bimmelten, rundete die Erscheinung ab.
Unter dem Zylinder trug der junge Mann das schwarze Haar kurz, dafür schmückte sein Gesicht aber ein umso längerer Backenbart, der zu den Enden hin spitz zulief und fast bis an die Mundwinkel reichte. Mit der geraden Nase und den hohen Wangenknochen hätte man ihn wohl als edel und recht attraktiv bezeichnen können, wäre da nicht auch noch dieser verklärte gehetzte Blick gewesen, der überall zugleich sein wollte.
„Ich soll dir das Mädchen geben? Ich kenne dich ja nicht einmal…und das Mädchen tut es auch nicht.“
„Oh entschuldige, mein Name ist Balduin und was das Mädchen angeht, so ist es bei mir bestimmt in genauso guter Gesellschaft wie bei einem umherstreunenden Soldaten.“
„Du reißt dein Maul ganz schön weit auf“ drohte Darius und ließ bedrohlich eine Hand auf den Griff seines Dolches fallen.
Balduins Blick aber hetzte in eine ganz andere Ecke des Raumes und verharrte schließlich für einen kurzen Moment bei Krâ und Agelstern, die aufmerksam über das Mädchen wachten. Nachdenklich holte er einen Flachmann hervor und goss ein klein wenig einer Flüssigkeit, die wie Cognac aussah, zu dem grünlichen Gesöff in dem Glas.
Ein weiterer stiller Moment verging, in dem Balduin einen kleinen Schluck nahm und genießerisch die Augen schloss.
Die Glöckchen an seinem Zylinder klingelten leise.
„Du solltest auch einmal Absinth versuchen, er…beruhigt“ nun flüsterte Balduin fast.
Darius hatte noch nie von solch einem Getränk gehört, und eigentlich interessierte es ihn auch nicht. Er brauchte lediglich seinen Schnaps, um zu verdrängen und zu vergessen.
„Was willst ausgerechnet du von dem Mädchen?“ wiederholte er bedrohlicher und lehnte sich leicht über den Tisch.
„Er lässt dich Welten sehen, die du noch nie gesehen hast und lässt dich Gedanken denken, die du noch nie gedacht hast und…“ eine Hand, die ihn grob am Kragen packte, ließ Balduin mitten im Satz verstummen.
„Das Mädchen…“ Darius Stimme glich nun einem Knurren.
„Was? Oh…oh ja“, der Blick des jungen Mannes huschte nun umso hektischer hin und her, „ich will sie in meine Obhut nehmen. Vielleicht als meine neue Muse. Hör doch auf sie zu verteidigen, du als tapferer Soldat kannst sie doch kaum gebrauchen.“
Darius war sich nicht völlig sicher, ob Balduin dies sarkastisch meinte, oder ob dieser Vorschlag tatsächlich seinem verwirrten Gehirn entsprungen war. Trotzdem ließ er von dem jungen Mann ab und setzte sich wieder.
„Nun gut, eigentlich soll es mir auch egal sein. Nimm das Mädchen.“
„Ausgezeichnet“ für einen Moment gelang es Balduins Augen sich an Darius zu heften.
„Ein Poet ist auf eine gute Muse angewiesen, er braucht sie wie das Leben die Sonne. Einigen meiner Kollegen reicht die grüne Fee, andere lassen sich von der Natur inspirieren. Mir reicht so etwas nicht mehr, ich…ich brauche menschliches Leben. Nichts ist inspirierender als die geballte Energie jungen und ästhetischen weiblichen Lebens. Es ist wundervoll“ flüsterte Balduin hingerissen und dabei entgleisten sowohl Lächeln als auch Blick ins bizarre.
Darius blieb relativ ungerührt von dem Vortrag des Dichters, er schien nicht unbedingt seltsamer zu sein als der Rest von Wermuts Gästen.
„Was ist mit deiner letzten Muse passiert, dass du auf ein kleines Mädchen zurückgreifen musst?“
„Ich verließ sie nach einigen Jahren, so wie ich es bei vielen vor ihr auch getan habe. Oh, sie war eine wundervolle Frau, so geistreich und schön. Eine Gräfin. Leider altern auch die schönsten Wesen und bald schon spürte ich in ihrer Nähe nicht mehr diese…diese unbändige Energie der Jugend, die mich immer wieder zu neuen Kreationen hinreißt. Ich muss ihr das Herz gebrochen haben, als ich mit einem Teil ihres Vermögens bei Nacht und Nebel verschwunden bin. Früher hat sie mich so stürmisch geküsst, jetzt will sie mir den Strick um den Hals legen“ schniefte Balduin und nahm einen weiteren Schluck des Getränks, das er als Absinth bezeichnet hatte. Wieder klingelten die Glöckchen und dieses Mal klang es traurig.
„Da hast du dir ja ein gutes Versteck gesucht.“
„Die grüne Laterne und ein Versteck? Pah, sie ist mehr als nur das! Hierhin kommen alle, die dem Krieg und seinen Greueln wirklich entfliehen wollen. Alle, die imstande sind andere Welten zu betreten. Sieh mich nicht so an, es ist wahr. In diesem Gewölbe kreuzen sich die Wege zwischen den Welten in den Köpfen dieser Männer hier. Ich kehre hier häufig ein, um zu flüchten ja, aber nicht vor meiner Gräfin, sondern vor dem Krieg, der Welt da draußen…und vor dem Tod“ bei den letzten Worten war Balduins Stimme so leise geworden, dass man sie kaum noch verstehen konnte.
Darius hatte dieses Possenspiel satt. Sprechende Vögel, Waisenkinder, Gnome und ein verrückter Poet waren zu viel für seine ohnehin sehr dünnen Nerven.
„Wir haben doch alle Schiss vor dem Tod und wollen ihm am liebsten entgehen“ schnaufte er und sah das Gespräch damit als beendet an. Er hatte Durst und brauchte dringend Alkohol.
„Nein, nein, du verstehst nicht. Ich meine den Tod, er ist hinter mir her, weil ich ihm ein Schnippchen geschlagen habe. Ich spielte Karten mit ihm und der Einsatz war mein Leben, in solchen Fällen hilft es ein guter Falschspieler zu sein. Nun ja, jetzt sucht er mich auf der ganzen Welt und will seinen Gewinn einfordern, aber er wird mich nicht finden!“
„Hör zu du verdammter Mistkerl, ich überlasse dir ja schon das Mädchen, kannst du jetzt nicht endlich dein Maul halten? Diese beiden Vögel dort vorne gehen mir schon genug auf die Nerven.“
„Ah, Krâ und Agelstern. Mich wundert es sie in der Begleitung eines solch geistlosen Menschen wie dir zu treffen“ Balduin lächelte wissend, während sein Blick panisch an die Gewölbedecke wanderte.
Eigentlich hätte Darius um ein weiteres Mal überrascht sein müssen, dass der junge Dichter die beiden Vögel kannte. Aber Balduin hatte Recht, die Grüne Laterne war eine andere Welt und natürlich waren sprechende Vögel nichts Besonderes.
„Ich bringe sie zu Malvander zurück, er hat sie auf dem letzten Schlachtfeld…zurückgelassen.“
„Es erstaunt mich, dass gerade du dich bereit erklärt hast sie zu ihm zurückzubringen.“
Darius lachte auf.
„Niemand rennt Tod und Verderben hartnäckiger hinterher als ein Soldat, ich werde sie so oder so zu ihm zurückführen. Aber du kannst deinen hässlichen Zylinder darauf verwetten, dass ich eine Belohnung einfordern werde. Wenn Malvander wirklich so mächtig und außergewöhnlich ist, wie alle behaupten, dann wird er mich fürstlich entlohnen.“
Dieser Gedanke heiterte den erfahrenen Soldaten tatsächlich ein wenig auf und er sah sich suchend nach Wermut um, der sich gerade im Flüsterton mit einem anderen Gast unterhielt.
„Habt ihr hier auch was anderes zu saufen, als nur diese grüne Plörre?“
„Nun, Wermut könnte bestimmt für dich irgendwo noch billigen Fusel auftreiben, aber diese Taverne ist berühmt für ihren Absinth, das Getränk der Könige und Denker. Du solltest es wenigstens einmal probieren, wenn du wirklich flüchten und nicht nur vergessen willst, dann ist es genau das Richtige für dich“ sagte Balduin und holte dabei eine längliche Pfeife und einen kleinen Tabakbeutel hervor.
Als der Dichter begann die Pfeife zu stopfen stieg ihm ein eigentümlicher Geruch in die Nase.
„Was ist das für ein Tabak?“
Balduin seufzte.
„Für jemanden, der seit Jahren unter dem Krieg und seinen Folgen leidet weißt du verflucht wenig über die Dinge, die dir trotzdem das Leben erleichtern können. Das hier, mein nichts wissender Freund, ist Opium“ Balduin schloss lächelnd die Augen und nahm einen längeren Zug an der Pfeife.
Darius beobachtete ihn mit bröckelndem Misstrauen, er merkte, wie er der Versuchung immer weniger widerstehen konnte.
Als Balduin die Augen wieder öffnete, schienen diese in eine vollkommen andere Welt gerichtet zu sein.
„Du solltest es auch einmal probieren“ mit fahrigen Gesten winkte er Wermut herbei, der ihnen instinktiv auf einem Tablett zwei weitere Gläser Absinth, sechs Stück Zucker und eine große Karaffe voll Wasser brachte. Nachdem er sie zwischen den beiden auf dem Tisch abgestellt und Darius einen Seitenblick zugeworfen hatte, begab er sich wieder zu dem anderen Kunden zurück, um das Gespräch fortzuführen.
Darius selber warf noch einmal einen Blick hinüber zu Krâ und Agelstern, die sich von der Rauch- und Duft geschwängerten Luft hatten einlullen lassen und zu Salysa, die gerade im Begriff war aufzuwachen und sich verwirrt umsah.
„Ah, meine Muse erwacht gerade aus süßen Träumen“ Balduin reichte Darius den gesüßten und mit Wasser verdünnten Absinth, der nun trübe grün schimmerte. Er selber gab wiederum zu seinem Absinth einen Schuss Cognac.
Der Dichter nahm noch einen tiefen Zug aus der Opiumpfeife und prostete Darius zu.
„Wenn du die grüne Fee kennen lernst, sei nett zu ihr, sie kann ein sehr empfindliches Geschöpf sein.“
Vorsichtig nahm der stämmige Soldat einen kleinen Schluck und musste feststellen, dass es nur halb so schlimm wie erwartet schmeckte. Es war eigenartig, doch auf gewisse Weise angenehm.
Bald schon merkte Darius, wie ihn eine tiefe Ruhe erfasste, die sich nach einem weiteren Glas Absinth in absolute Entrücktheit verwandelte.
Als er dann auch noch einen Zug von dem Opium nahm, begann die Welt um ihn herum zu verschwimmen. Darius hatte das Gefühl, als würde er in ein tiefes Gewässer eintauchen.
Balduin kicherte und rauchte selber weiter.
„Nun mein Freund, dann lass uns das Reich der Träume betreten.“
Darius schrie.
In seinem Leben als Soldat hatte der stämmige Mann schon einiges gesehen, erlebt und auch getan, was viele Leute wohl als alptraumhaft bezeichnet hätten, doch was er nun durchmachte ging weiter darüber hinaus.
Es war das Grauen des Wahnsinns in all seinen Formen und Farben.
Darius glaubte, dass er rannte. Er musste rennen, denn irgendwie bewegte er sich in schnellem Tempo über eine öde Wüstenlandschaft, aus der nur hin und wieder ein blutrotes Baumskelett oder eine nachtschwarze Rauchsäule aufstiegen. Auch der karge Boden änderte unter seinen Füßen in wabernden Bewegungen immer wieder seine Farben von Ocker zu Rot, von Rot zu Violet und von Violet zu Schwarz. Manchmal vermischten sich auch die Farben und erzeugten so ein Übelkeit erregendes Gemisch.
Als es Darius endlich gelungen war seine gebannten Augen von diesem Anblick loszureißen, merkte er, dass ihn seine Füße nicht mehr weiter voran trugen. Er stand vor einer der hohen Baumruinen, dieser zeigte sich in einem reinen Weiß, welche sich verzweifelt in den grünlichen Himmel reckten.
An den knorrigen Ästen des Baumes hingen Schädel an Seilen und starrten Darius aus ihren unergründlichen Augenhöhlen heraus an.
Der Soldat schrie ein weiteres Mal und stolperte einige Schritte zurück, als der Baum sich plötzlich zu verzerren begann und zu einem großen klaffenden Maul wurde, dessen Schwärze ihn auf unerklärliche Weise anzog. Wiederum umschwirrten tausende von Farben seinen Kopf und als diese wieder verschwunden waren, fand er sich, umgeben von anderen Soldaten in rein weißer Uniform, in einer Marschkolonne wieder. Die Gesichter der Männer waren seltsam verzerrt, als sie ihn anstarrten, auch wenn manche von ihnen Darius seltsam vertraut vorkamen. Eine Weile marschierten sie so vorbei an im Feuer zerfließenden Häusern und Menschen, sich unnatürlich hin und her wiegenden Baumgerippen und durch eine Landschaft, die immer wieder ihre Farbe veränderte.
Auch mit Darius’ „Kameraden“ ging auf einmal eine Veränderung vor: Durch den gerade noch blütenweißen Stoff ihrer Uniformen bahnten sich einzelne Blutstropfen ihren Weg nach draußen und zogen dabei schwungvoll ästhetische Bahnen, während sich um Darius herum ein ungemeines Stöhnen und Wehklagen erhob.
Hunderte von spinnenartigen langen Fingern reichten nach ihm und er versuchte sich entsetzt aus dem Knäuel der zusammensinkenden Leiber zu befreien. Zunächst hielt ihn eine unbekannte Macht oder Barriere davon ab, doch plötzlich tat er einen riesigen Schritt und ließ das grausame Spektakel hinter sich zurück.
Nur das Stöhnen erfüllte noch immer das Firmament, als er wieder alleine in der weiten Wüste stand. Doch dann gesellte sich ein bedrohliches Krächzen hinzu und als Darius den Blick über die Landschaft wandern ließ, entdeckte er einen ganzen Schwarm weißer Raben, die unter infernalischem Krach auf etwas herumpickten.
Als er sich unentschlossen näherte nahm der Lärm noch weiter zu, bis die Raben schließlich vor ihm einer großen Nebelbank gleich auseinander stoben und etwas frei gaben.
Es war ein Kind, ein Junge, den Kopf Darius zugewandt. Wahrscheinlich hätte es ihn angestarrt, wenn ihm die Krähen seine Augen gelassen hätten. Auch ansonsten war von dem kindlichen Gesicht kaum noch etwas zu erkennend, aber Darius wusste irgendwo in seinem Kopf genau, dass es sich um seinen Sohn handelte. Um seinen toten Sohn.
Der verzweifelte Soldat öffnete den Mund, um die Vögel anzuschreien und zu verfluchen, doch entwich seiner Kehle kein einziger Laut. Wütend trat er nach einigen der Krähen, die daraufhin wieder ihr unmenschliches Krächzen anstimmten. Eine nach der anderen warfen sie sich mit flatternden Flügeln und spitzen Schnäbeln auf ihn und hackten nach seinen Augen und seinem Mund.
Schließlich stürzte Darius und als er den Blick gen orangefarbenen Himmel richtete, schob sich der Kopf einer und schließlich vieler Krähen in sein Blickfeld. Ihre Schnäbel fuhren unerbittlich auf und nieder.
Darius schrie…
…und sah sich Krâs und Agelsterns durchbohrenden Blicken gegenüber.
„Ich glaube, er kommt wieder zu sich“ kommentierte Agelstern, pickte aber aus purer Vorsicht noch ein weiteres Mal auf Darius’ Stirn ein.
Dieser sah sich sichtlich verwirrt um und bemerkte, dass er lang ausgestreckt auf dem Boden lag. Sein Absinth war verschüttet, sein Stuhl umgekippt und seine Stirn schmerzte, als hätte sie tausend Nadelstiche ertragen müssen. Ansonsten schien aber alles in Ordnung zu sein.
Am Rande seiner gerade erst wiederkehrenden Wahrnehmungsfähigkeiten hörte er Balduin amüsiert kichern.
„Was…was ist passiert?“ schwerfällig richtete sich Darius wieder auf und musste sich dabei auf die Tischkante stützen. Ein Blick in das Schankgewölbe zeigte ihm, dass außer Balduin und den Vögeln niemand, nicht einmal Wermut, der Szenerie Aufmerksamkeit schenkte.
„Du bist in dein ganz persönliches Reich der Träume eingetaucht, aber anscheinend hat es dir dort nicht gefallen. Du hast geschrieen wie am Spieß“ sagte Balduin unter anhaltendem Kichern. Die Glöckchen klingelten fröhlich.
Darius stellte seinen Stuhl wieder auf und ließ sich erleichtert darauf fallen.
„D…das sollen meine Träume sein?“ fragte er verwirrt. Im Moment war er noch zu perplex, um seine gewohnte Ablehnung zu zeigen.
„Opium und Absinth zeigen dir die Welt in deinem Kopf, eine Welt, die du sonst niemals zu Gesicht bekämest“, einen Moment lang zögerte Balduin, „ich benutze diese Göttergaben, um in meine eigenen, bessere Welt zu gehen, aber manchmal können sie einen auch direkt in die Hölle führen. Deine Gedankenwelt muss noch grässlicher sein, als die Welt dort draußen.“
„Ja…ja“ nachdenklich starrte Darius auf die Absinthpfütze auf dem Tisch, die sich Tropfen für Tropfen auf den Holzboden ergoss. Wenn er alles richtig verstanden hatte, so hatte er anscheinend eine Reise durch die Tiefen seines eigenen Kopfes unternommen. Balduin hätte es so wahrscheinlich nicht ausgedrückt, aber für den Soldaten Darius war es auf diese Weise am verständlichsten.
Es war erschreckend gewesen, grausamer als alles andere zuvor.
Er hatte Dinge so real und nah gesehen, von denen er gehofft hatte sie verdrängt zu haben.
Und trotzdem fühlte er sich erleichtert. Es war, als wäre ein kleiner Stein aus der großen Mauer aus Verbitterung und Wut gebrochen, die er in all den Jahren mühsam errichtet hatte.
„Geht es dir wieder gut?“ eine kleine Hand legte sich auf seine linke Schulter.
Als Darius sich dem Sprecher zuwandte, starrte ihn Salysa besorgt und ängstlich an, das Mädchen hatte er gar nicht bemerkt.
„Ja, es geht wieder“, Darius richtete seinen Blick auf Krâ und Agelstern, „habt ihr es ihr schon erzählt?“
„Nein, dein kleiner Ausflug ins Reich der Träume hat uns bisher davon abgehalten. Du hast dem Mädchen einen gehörigen Schreck eingejagt.“
„Ihr glaubt nicht, was mir bis gerade alles einen Schreck eingejagt hat“ entgegnete Darius, fühlte aber dennoch ein Gefühl der Scham an sich nagen.
Balduin schwieg, während der Soldat und die Vögel Salysa zu erklären versuchten, dass sich ihre Wege trennen würden und wie ihre nähere Zukunft aussähe.
Das Mädchen schien betrübt zu sein, doch nickte es immerzu und schien ihr weiteres Schicksal hinzunehmen. In den letzten Tagen hatte sie bereits schlimmere Dinge erlebt.
Nachdem Krâ, Agelstern und Darius geendet hatten sah Salysa Balduin eindringlich an und fragte:
„Ich will zu meinem Bruder Abran zurückkehren, kannst du mich zu ihm bringen?“
Selbst bei Balduin hatte Darius auf diese Frage hin Verwirrung oder Verunsicherung erwartet, aber der Dichter überraschte ihn.
„Natürlich kann ich das.“
Salysa strahlte.
„Was soll das heißen, du kannst sie zu ihrem Bruder führen? Er ist tot!“ protestierte Darius.
„In der Tat, aber was willst du mir damit sagen?“
„Du…du kannst sie nicht zu ihm bringen, ohne sie zu töten.“
„Ach da liegt dein Problem“, Balduin schmunzelte und kratzte sich seinen Backenbart, „doch, das kann ich.“
„Aber wie…“
„Es gibt da tatsächlich einen Weg“ gestand plötzlich Agelstern ein und vergrößerte damit Darius’ Verwirrung nur noch.
„Es existiert eine Möglichkeit die Totenwelt zu betreten ohne selber drauf gehen zu müssen? Warum habt ihr mir das nie erzählt? Es würde uns einiges vereinfachen“ zischte er.
„Wir konnten dir nicht einfach davon erzählen. Schau dich an, wer weiß, ob du es im Suff nicht weiter verraten hättest. Kann sich dein beschränkter Verstand ausmalen, was eine Verbreitung dieser Neuigkeit bedeutet hätte?“ erwiderte Krâ.
Darius einzige Erwiderung bestand in einem abfälligen Schnauben.
„Also junge Dame, willst du mit mir auf Reisen gehen, damit ich dir Welten zeige, die dein Auge nie zuvor geschaut hat?“ fragte Balduin und seine Augen glitzerten dabei.
Salysa war sichtlich schüchtern, doch siegten die kindliche Neugierde und die Sehnsucht nach ihrem Bruder. Aufgeregt nickte das Mädchen.
Balduin strahlte.
„Weißt du, wir werden große Abenteuer erleben, du und Ich, das verspreche ich dir.“
Darius wusste noch immer nicht, ob er diesem seltsamen Kauz trauen durfte, aber er selber empfand Salysa nur als einen Klotz am Bein, der ihn auf seinem Weg behinderte, also stimmte auch ihn die Entwicklung der Dinge zufrieden.
„Bevor ihr wieder aufbrecht, bleibt doch noch an meinem Tisch sitzen. Draußen herrscht die Kälte über das Land und in diese grimmige Einöde will ich euch nicht so schnell wieder hinaus schicken. Lasst uns noch etwas trinken…es muss nicht Absinth sein“ Balduin kicherte, als er Darius entsetzten Gesichtsausdruck sah.
Wermut brachte ihnen auf einem Tablett weiteren Absinth für den großen Dichter, Schnaps für Darius und zur Freude des Soldaten, des Mädchens und der Vögel auch etwas zu essen. Anscheinend konnten auch die Gestalten in der Grünen Laterne nicht nur von Träumen und Drogen leben.
„Wo liegt dieser Ort, an dem man das Reich der Toten betreten kann?“ fragte Darius schließlich, nachdem sein Magen gefüllt war mit Brot und Käse und sein Körper von einigen Gläsern Schnaps gewärmt wurde.
„Wer weiß, wo dieser Ort liegt. Du wirst es ganz bestimmt nie erfahren mein Freund“ antwortete Agelstern mit einem Anflug von Schadenfreude.
Darius grummelte etwas Unverständliches in sein Glas und leerte es in einem Zug.
„Und wohin wird euch nun eure weitere Reise führen?“ fragte Balduin, der wieder gemächlich an seiner Pfeife paffte.
„Ich weiß nicht, was diese beiden Vögel planen, aber ich werde weiterhin der Armee folgen. Wenn ich ihren Spuren weiter folge müsste ich bald nach Erzherz gelangen, wahrscheinlich ist sie dorthin unterwegs.“
„Wir werden dich auch weiterhin begleiten“ verkündete Agelstern.
Darius seufzte, ausgerechnet das hatte er nicht hören wollen.
„Könnt ihr mich nicht einfach in Ruhe lassen und die Totenwelt von alleine betreten, wenn ihr doch auch diesen Weg kennt?“
„Die Welt der Toten ist riesig, mindestens genauso groß wie die der Lebenden. Du erwartest nicht wirklich von uns, dass wir uns dort überall auskennen und Malvander sofort finden oder?“ Krâ wirkte fassungslos.
„Aber natürlich…ich hätte es gleich wissen müssen. Wermut, bring mir noch einen Schnaps!“
„Du solltest froh sein, dass du die beiden an deiner Seite hast. Krähen und Elstern sind schlaue Tiere und diese beiden sind besonders klug und weise. Das ist überall bekannt“ erklärte Balduin ausnahmsweise ernst und blies eine Rauchwolke aus.
Darius sah Krâ und Agelstern an, die stolz ihr Gefieder plusterten. „Wie konnte ich das bisher ignorieren?“
Darius betrachtete das seltsam anmutende Haus mit einer gewissen Skepsis.
Es gab kein Schild über der Tür, nur diese große grüne Laterne, und dennoch behaupteten Krâ und Agelstern, dass es sich um eine Taverne handelte.
Schon der Ort an dem dieses Haus stand hatte Darius’ Misstrauen genährt. Zwei Tage waren sie bei Wind und Wetter den Spuren der Armee gefolgt, wobei sie wegen Darius’ spärlich behandelter Wunde und der schwächelnden Salysa nur langsam voran kamen, und waren schließlich in eine Region gelangt, in der die Wälder und Wiesen Äckern, Hecken und Steinmauern wichen.
Trotzdem gab es auch hier noch vereinzelte Baumgruppen und in einer von ihnen, auf einem niedrigen Hügel, lag das Wirtshaus Zur grünen Laterne, wie es die beiden Vögel genannt hatten.
Darius’ Abneigung gegenüber diesem Haus steigerte sich noch durch die Tatsache, dass kein einziges Geräusch aus seinem Inneren nach außen drang. Hier draußen raschelten die Blätter der Bäume im Wind und prasselte der Regen, doch drinnen schien eine Totenstille zu herrschen.
Trotz aller Skepsis musste er aber auch zugeben, dass er froh war endlich einmal auf ein Haus zu treffen, das noch aus mehr bestand als nur zwei Wänden und einem Teil des Daches. Denn wohin er auch sah, überall bemerkte er die Wunden des Krieges und das unheimliche Flackern von brennenden Höfen am Horizont.
An der Grünen Laterne schien jeder Schrecken wie durch ein Wunder vorbei zu gehen.
„Die Laterne ist ein besonderer Ort“, erklang Agelsterns krächzende Stimme von Darius’ rechter Schulter, „hier werden wir willkommen und unter…unter Freunden sein.“
Darius’ Blick wanderte noch immer zwischen der seltsam geformten Tür, der schaukelnden grünen Laterne und der schlafenden Salysa auf seinen Armen hin und her.
Sein Gesicht war in das diffuse grüne Licht getaucht, als er sagte:
„Woher kennt ihr diesen seltsamen Ort?“ er wusste nicht, wie er es ausdrücken sollte, aber er fühlte instinktiv, dass dieses Haus nicht hierher gehörte. Es wirkte fremd und entrückt.
„Oh…nun…Malvander kehrt hier öfters ein, wenn er sich in der Welt der Lebenden aufhält. Er nutzt es aus zwischen den Welten wandern zu können, weißt du“ Krâ scharrte mit einem Fuß über Darius’ linke Schulter.
„Und wir werden dort Leute treffen, die ihr kennt und die dem Mädchen helfen können?“
„Aber natürlich, sie sind sehr zuverlässig…auf ihre eigene Art und Weise.“
Noch immer war Darius misstrauisch, irgendwie hatte in Agelsterns letztem Satz ein seltsamer Ton mitgeschwungen. Aber schließlich kam er zu dem Schluss, dass es keinen Sinn hatte weiter im Regen zu stehen und die eigene Abneigung zu pflegen.
Es war schwierig die Klinke zu drücken und gleichzeitig das schlafende Mädchen zu halten, doch schließlich schwang das hölzerne Dreieck ohne einen einzigen Laut nach Innen auf.
Anstatt einer Gaststube wurden sie von einer Treppe empfangen, die sich spiralförmig unter die Erde wand. Mit Überraschung stellte Darius fest, dass es sich bei dem Fachwerkhaus nur um eine Art Überdachung für die Treppe handelte, die in das Innere des Hügels hinab führte.
„Nun geh schon“ drängte Krâ ungeduldig.
Vorsichtig betrat Darius die Treppe und achtete darauf das Mädchen nicht fallen zu lassen. Nicht zum ersten Mal ging ihm mit stillem Ärger auf, dass er wie ein besonders großer Packesel behandelt wurde. Viel mehr Gedanken machte er sich aber um die Tatsache, dass noch immer kein einziges Geräusch zu vernehmen war. Sie stiegen weiter unter die Erde und mussten bald das eigentlich Wirtshaus erreicht haben, dennoch schlug ihnen nur Schweigen entgegen.
Dies änderte sich auch nicht, als sie endlich gemeinsam den Schankraum betraten, obwohl dieser Darius nicht einmal im Entferntesten an die Stuben erinnerte, die er ansonsten in Tavernen und Gasthäusern zu Gesicht bekam.
Die kreisrunde Wand des niedrigen Gewölbes war mit einer dunkelgrünen Tapete verziert, die ansonsten keinerlei Verzierungen aufwies. Der Holzboden und die Balken, die die äußerst niedrige Decke trugen, waren morsch und knarrten unter jedem von Darius’ Schritten unangenehm.
Als der Soldat seinen Blick ein weiteres Mal ungläubig schweifen ließ, fiel ihm das Ungewöhnlichste an der Grünen Laterne auf: Es gab keinen Tresen.
Lediglich ein großes Regal aus einem tiefschwarzen Holz, das Darius unbekannt war, nahm einen großen Teil des gegenüber liegenden Wandverlaufs ein. Unzählige gläserne und kristallene Phiolen und Karaffen reihten sich aneinander, deren Inhalt hellgrün und faszinierend schimmerte.
„Verzeiht mein Herr, kann meine Wenigkeit Ihnen zu Diensten sein?“
Erschrocken wandte Darius seinen Blick von einer Wand zur anderen, bis er schließlich den kleinen, einem Gnom ähnlichen Mann zu seinen Füßen entdeckte, der fragend zu ihm hoch schaute.
Der kleine glatzköpfige Kerl trug edle schwarze Schuhe, eine dunkelgrüne Kniebundhose und ein schwarzes Rüschenhemd unter einer grün-schwarz karierten Weste. Aus einer seiner Westentaschen lugte ein schlanker, spitz zulaufender Löffel hervor, der golden funkelte.
„Ah, Wermut mein Freund, wie schön dich wieder zu sehen“ Agelstern überwand die Distanz zwischen Darius’ Schulter und der des Gnoms mit einigen Flügelschlägeln.
Darius hatte seine nur kurzzeitige Überraschung inzwischen überwunden und räusperte sich leicht verlegen.
„Wermut? Was für ein seltsamer Name“ sagte er und versuchte dabei so mürrisch wie möglich zu klingen. Der Gnom deutete eine Verbeugung an.
„Nun in der Tat ist es ein bizarr anmutender Name, aber seien Sie sich gewiss, dass ich ihn nicht von meinen Eltern erhalten habe. Ich bin der Wirt dieses Etablissements und habe mir diesen Namen aufgrund meines Zugehörigkeitsgefühls zu diesem Haus gegeben.“
Wermut war einen abschätzigen Blick auf die schlafende und ausgezehrte Salysa und auf Darius’ verschmutzte und zerfledderte Uniform, während er eine kleine Pfeife hervor kramte und diese zu stopfen begann.
„Aber mir scheint, dass Sie, mein tapferer Recke, in diesem Moment die wesentlich erstaunlichere Gestalt sind. Ein blutverschmierter Soldat in Begleitung eines kleinen Mädchens und der Vögel Krâ und Agelstern dürfte, so denke ich, auf wesentlich mehr Erstaunen und vielleicht auch Misstrauen stoßen.“
Wermut paffte zufrieden.
Darius dagegen fühlte sich seltsam ertappt und ließ Salysa behutsam auf einen nahen freien Tisch sinken.
„Woher kennst du Krâ und Agelstern?“ fragte er, um seine Ratlosigkeit zu verbergen.
„Der große Malvander beehrt mich des Öfteren mit seinem Besuch und dabei sind die beiden Vögel stets an seiner Seite. Umso mehr wundert es mich sie in Ihrer Begleitung anzutreffen, Herr…“
„Einfach nur Darius.“
„Also schön, Herr Darius. Malvander ist bisher nie ohne seine treuen Begleiter erschienen.“
„Nun ja, er…er hat uns auf dem letzten Schlachtfeld…na ja, er hat uns zurück gelassen“ erklärte Krâ mit einem Anflug von Scham.
„Ja…zurück gelassen“ bestätigte Agelstern geistesabwesend und hatte längst den goldenen Löffel in Wermuts Brusttasche in das Zentrum seiner Aufmerksamkeit gerückt.
Der Gnom nickte diskret, doch konnte er das neugierige Glimmen in seinen Augen nicht vollends unterdrücken.
„Ich nehme an das ist aber nicht der einzige Grund, weswegen ich die Ehre eures Besuches habe, nicht wahr? Es geht auch um das Mädchen“ sagte er schließlich.
„Wir haben sie in einem zerstörten Dorf zwei Tagesmärsche von hier entdeckt, sie war die einzige Überlebende eines Massakers das von…das von plündernden Soldaten angerichtet wurde“ versuchte Darius zu erklären und sträubte sich plötzlich die Identität der Täter preis zu geben.
War das etwa Scham? Nein, es ging diesen seltsamen Gnom nur in keiner Weise etwas an, wer im Krieg die Rechenschaft für was übernahm, entschied er grimmig.
„Wir dachten du könntest sie hier aufnehmen und dich eine Weile um sie kümmern. Hier wäre sie sicher“ griff Krâ Darius bei seinen Erklärungsnöten unter die Arme.
Wermut sah sich in seiner Taverne um und schien nicht besonders erfreut zu sein.
„Also ich weiß ja nicht“, sagte er zögerlich und strich sich dabei über sein haarloses Gesicht, „dieser Ort ist wirklich nicht der Richtige für ein kleines Mädchen, meint ihr nicht auch?“
„Äh…also…es riecht hier vielleicht etwas beißend nach Alkohol, aber…“
„…aber an sich ist es hier doch ganz gemütlich.“
Die beiden Vögel starrten Wermut aus nachtschwarzen Pupillen an und warteten ab. Darius schwieg.
„Also ich weiß wirklich nicht, ob die grüne Laterne für das arme Ding der richtige Ort zum Aufwachsen ist. Die Leute die hier verkehren sind zuweilen recht…seltsam.“
Wermut warf einen bedeutungsschwangeren Blick in die Runde der Gäste. Tatsächlich muteten diese zumeist seltsam und bizarr an, wie sie allesamt alleine an ihren kleinen runden Tischen saßen und vollkommen der Welt entrückt in die Kerzenflammen oder ihr Glas starrten. Manche kritzelten auch Notizen oder Zeichnungen auf Tische oder Papier, doch ging dabei nicht einmal ein Husten oder Räuspern von ihnen aus.
Die Gäste der grünen Laterne lebten in ihren eigenen Welten.
Wermut wollte gerade fortfahren, als einer der Gäste murmelnd nach einem weiteren Glas des seltsam grünlichen Getränkes verlangte und damit die Aufmerksamkeit des Wirtes auf sich zog.
Darius und die Vögel waren wieder auf sich alleine gestellt.
„Und nun? Habt ihr mich diesen ganzen Weg bis hierhin geschleppt, nur um eine Abfuhr erteilt zu bekommen?“ fragte Darius und in seiner Stimme schwang der Donner heranziehenden Ärgers mit.
Krâ und Agelstern warfen sich hilflose Blicke zu, auch sie kamen gerade in Erklärungsnöte.
„Sie ist ein wirklich hübsches Mädchen.“
Die melodiöse Stimme durchbrach plötzlich die Mauer des Schweigens.
Im dämmrigen Schein der wenigen Kerzen war die Person, die gesprochen hatte nicht sofort auszumachen.
Als Darius aber seinen Blick wandern ließ, entdeckte er einen Mann, der ihn zu sich herüberwinkte, auch er saß alleine an seinem Tisch in der Ecke.
Einen Moment lang zögerte der stämmige Soldat, doch dann hatte er seine Entscheidung getroffen
„Ihr bleibt hier bei Salysa“ befahl er Krâ und Agelstern und zu seiner Verwunderung taten die Vögel wie ihnen geheißen. Dann zwängte er sich zwischen Tischen und Stühlen hindurch in Richtung des Fremden.
Nun drang doch leises Gemurmel an Darius Ohren. Einige der Männer raunten leise vor sich hin oder schienen Gespräche mit anderen Personen zu führen, während sie an ihren Gläsern nippten oder ihren wirschen Gedanken nachhingen. Manche pafften dabei auch noch Pfeife, sodass sich der süßliche Geruch des Rauches mit dem würzigen Geruch der Getränke vermischte.
Auf Darius wirkte allein diese Geruchsmischung seltsam berauschend, doch bemühte er sich all seine Sinne beisammen zu halten.
„Was hast du gerade gesagt?“ Darius zog sich einen nahen Stuhl heran und setzte sich gegenüber dem Fremden.
„Ich sagte, dass du da ein wirklich hübsches Mädchen mit dir führst. Kannst es mir anvertrauen.“
Der Mann grinste ihn an und entblößte dabei eine ganze Reihe schwarzer Zähne, doch war dies nicht die einzige Auffälligkeit.
Er war noch sehr jung, Darius schätzte ihn auf Mitte zwanzig, trug einen weißen Frack mit Schwalbenschwanz und darunter ein weißes Hemd und schwarz-weiß karierte Weste mit goldenen Knöpfen. Ein schwarzer Zylinder mit einem Kranz aus kleinen Glöckchen, die bei jeder Bewegung leise bimmelten, rundete die Erscheinung ab.
Unter dem Zylinder trug der junge Mann das schwarze Haar kurz, dafür schmückte sein Gesicht aber ein umso längerer Backenbart, der zu den Enden hin spitz zulief und fast bis an die Mundwinkel reichte. Mit der geraden Nase und den hohen Wangenknochen hätte man ihn wohl als edel und recht attraktiv bezeichnen können, wäre da nicht auch noch dieser verklärte gehetzte Blick gewesen, der überall zugleich sein wollte.
„Ich soll dir das Mädchen geben? Ich kenne dich ja nicht einmal…und das Mädchen tut es auch nicht.“
„Oh entschuldige, mein Name ist Balduin und was das Mädchen angeht, so ist es bei mir bestimmt in genauso guter Gesellschaft wie bei einem umherstreunenden Soldaten.“
„Du reißt dein Maul ganz schön weit auf“ drohte Darius und ließ bedrohlich eine Hand auf den Griff seines Dolches fallen.
Balduins Blick aber hetzte in eine ganz andere Ecke des Raumes und verharrte schließlich für einen kurzen Moment bei Krâ und Agelstern, die aufmerksam über das Mädchen wachten. Nachdenklich holte er einen Flachmann hervor und goss ein klein wenig einer Flüssigkeit, die wie Cognac aussah, zu dem grünlichen Gesöff in dem Glas.
Ein weiterer stiller Moment verging, in dem Balduin einen kleinen Schluck nahm und genießerisch die Augen schloss.
Die Glöckchen an seinem Zylinder klingelten leise.
„Du solltest auch einmal Absinth versuchen, er…beruhigt“ nun flüsterte Balduin fast.
Darius hatte noch nie von solch einem Getränk gehört, und eigentlich interessierte es ihn auch nicht. Er brauchte lediglich seinen Schnaps, um zu verdrängen und zu vergessen.
„Was willst ausgerechnet du von dem Mädchen?“ wiederholte er bedrohlicher und lehnte sich leicht über den Tisch.
„Er lässt dich Welten sehen, die du noch nie gesehen hast und lässt dich Gedanken denken, die du noch nie gedacht hast und…“ eine Hand, die ihn grob am Kragen packte, ließ Balduin mitten im Satz verstummen.
„Das Mädchen…“ Darius Stimme glich nun einem Knurren.
„Was? Oh…oh ja“, der Blick des jungen Mannes huschte nun umso hektischer hin und her, „ich will sie in meine Obhut nehmen. Vielleicht als meine neue Muse. Hör doch auf sie zu verteidigen, du als tapferer Soldat kannst sie doch kaum gebrauchen.“
Darius war sich nicht völlig sicher, ob Balduin dies sarkastisch meinte, oder ob dieser Vorschlag tatsächlich seinem verwirrten Gehirn entsprungen war. Trotzdem ließ er von dem jungen Mann ab und setzte sich wieder.
„Nun gut, eigentlich soll es mir auch egal sein. Nimm das Mädchen.“
„Ausgezeichnet“ für einen Moment gelang es Balduins Augen sich an Darius zu heften.
„Ein Poet ist auf eine gute Muse angewiesen, er braucht sie wie das Leben die Sonne. Einigen meiner Kollegen reicht die grüne Fee, andere lassen sich von der Natur inspirieren. Mir reicht so etwas nicht mehr, ich…ich brauche menschliches Leben. Nichts ist inspirierender als die geballte Energie jungen und ästhetischen weiblichen Lebens. Es ist wundervoll“ flüsterte Balduin hingerissen und dabei entgleisten sowohl Lächeln als auch Blick ins bizarre.
Darius blieb relativ ungerührt von dem Vortrag des Dichters, er schien nicht unbedingt seltsamer zu sein als der Rest von Wermuts Gästen.
„Was ist mit deiner letzten Muse passiert, dass du auf ein kleines Mädchen zurückgreifen musst?“
„Ich verließ sie nach einigen Jahren, so wie ich es bei vielen vor ihr auch getan habe. Oh, sie war eine wundervolle Frau, so geistreich und schön. Eine Gräfin. Leider altern auch die schönsten Wesen und bald schon spürte ich in ihrer Nähe nicht mehr diese…diese unbändige Energie der Jugend, die mich immer wieder zu neuen Kreationen hinreißt. Ich muss ihr das Herz gebrochen haben, als ich mit einem Teil ihres Vermögens bei Nacht und Nebel verschwunden bin. Früher hat sie mich so stürmisch geküsst, jetzt will sie mir den Strick um den Hals legen“ schniefte Balduin und nahm einen weiteren Schluck des Getränks, das er als Absinth bezeichnet hatte. Wieder klingelten die Glöckchen und dieses Mal klang es traurig.
„Da hast du dir ja ein gutes Versteck gesucht.“
„Die grüne Laterne und ein Versteck? Pah, sie ist mehr als nur das! Hierhin kommen alle, die dem Krieg und seinen Greueln wirklich entfliehen wollen. Alle, die imstande sind andere Welten zu betreten. Sieh mich nicht so an, es ist wahr. In diesem Gewölbe kreuzen sich die Wege zwischen den Welten in den Köpfen dieser Männer hier. Ich kehre hier häufig ein, um zu flüchten ja, aber nicht vor meiner Gräfin, sondern vor dem Krieg, der Welt da draußen…und vor dem Tod“ bei den letzten Worten war Balduins Stimme so leise geworden, dass man sie kaum noch verstehen konnte.
Darius hatte dieses Possenspiel satt. Sprechende Vögel, Waisenkinder, Gnome und ein verrückter Poet waren zu viel für seine ohnehin sehr dünnen Nerven.
„Wir haben doch alle Schiss vor dem Tod und wollen ihm am liebsten entgehen“ schnaufte er und sah das Gespräch damit als beendet an. Er hatte Durst und brauchte dringend Alkohol.
„Nein, nein, du verstehst nicht. Ich meine den Tod, er ist hinter mir her, weil ich ihm ein Schnippchen geschlagen habe. Ich spielte Karten mit ihm und der Einsatz war mein Leben, in solchen Fällen hilft es ein guter Falschspieler zu sein. Nun ja, jetzt sucht er mich auf der ganzen Welt und will seinen Gewinn einfordern, aber er wird mich nicht finden!“
„Hör zu du verdammter Mistkerl, ich überlasse dir ja schon das Mädchen, kannst du jetzt nicht endlich dein Maul halten? Diese beiden Vögel dort vorne gehen mir schon genug auf die Nerven.“
„Ah, Krâ und Agelstern. Mich wundert es sie in der Begleitung eines solch geistlosen Menschen wie dir zu treffen“ Balduin lächelte wissend, während sein Blick panisch an die Gewölbedecke wanderte.
Eigentlich hätte Darius um ein weiteres Mal überrascht sein müssen, dass der junge Dichter die beiden Vögel kannte. Aber Balduin hatte Recht, die Grüne Laterne war eine andere Welt und natürlich waren sprechende Vögel nichts Besonderes.
„Ich bringe sie zu Malvander zurück, er hat sie auf dem letzten Schlachtfeld…zurückgelassen.“
„Es erstaunt mich, dass gerade du dich bereit erklärt hast sie zu ihm zurückzubringen.“
Darius lachte auf.
„Niemand rennt Tod und Verderben hartnäckiger hinterher als ein Soldat, ich werde sie so oder so zu ihm zurückführen. Aber du kannst deinen hässlichen Zylinder darauf verwetten, dass ich eine Belohnung einfordern werde. Wenn Malvander wirklich so mächtig und außergewöhnlich ist, wie alle behaupten, dann wird er mich fürstlich entlohnen.“
Dieser Gedanke heiterte den erfahrenen Soldaten tatsächlich ein wenig auf und er sah sich suchend nach Wermut um, der sich gerade im Flüsterton mit einem anderen Gast unterhielt.
„Habt ihr hier auch was anderes zu saufen, als nur diese grüne Plörre?“
„Nun, Wermut könnte bestimmt für dich irgendwo noch billigen Fusel auftreiben, aber diese Taverne ist berühmt für ihren Absinth, das Getränk der Könige und Denker. Du solltest es wenigstens einmal probieren, wenn du wirklich flüchten und nicht nur vergessen willst, dann ist es genau das Richtige für dich“ sagte Balduin und holte dabei eine längliche Pfeife und einen kleinen Tabakbeutel hervor.
Als der Dichter begann die Pfeife zu stopfen stieg ihm ein eigentümlicher Geruch in die Nase.
„Was ist das für ein Tabak?“
Balduin seufzte.
„Für jemanden, der seit Jahren unter dem Krieg und seinen Folgen leidet weißt du verflucht wenig über die Dinge, die dir trotzdem das Leben erleichtern können. Das hier, mein nichts wissender Freund, ist Opium“ Balduin schloss lächelnd die Augen und nahm einen längeren Zug an der Pfeife.
Darius beobachtete ihn mit bröckelndem Misstrauen, er merkte, wie er der Versuchung immer weniger widerstehen konnte.
Als Balduin die Augen wieder öffnete, schienen diese in eine vollkommen andere Welt gerichtet zu sein.
„Du solltest es auch einmal probieren“ mit fahrigen Gesten winkte er Wermut herbei, der ihnen instinktiv auf einem Tablett zwei weitere Gläser Absinth, sechs Stück Zucker und eine große Karaffe voll Wasser brachte. Nachdem er sie zwischen den beiden auf dem Tisch abgestellt und Darius einen Seitenblick zugeworfen hatte, begab er sich wieder zu dem anderen Kunden zurück, um das Gespräch fortzuführen.
Darius selber warf noch einmal einen Blick hinüber zu Krâ und Agelstern, die sich von der Rauch- und Duft geschwängerten Luft hatten einlullen lassen und zu Salysa, die gerade im Begriff war aufzuwachen und sich verwirrt umsah.
„Ah, meine Muse erwacht gerade aus süßen Träumen“ Balduin reichte Darius den gesüßten und mit Wasser verdünnten Absinth, der nun trübe grün schimmerte. Er selber gab wiederum zu seinem Absinth einen Schuss Cognac.
Der Dichter nahm noch einen tiefen Zug aus der Opiumpfeife und prostete Darius zu.
„Wenn du die grüne Fee kennen lernst, sei nett zu ihr, sie kann ein sehr empfindliches Geschöpf sein.“
Vorsichtig nahm der stämmige Soldat einen kleinen Schluck und musste feststellen, dass es nur halb so schlimm wie erwartet schmeckte. Es war eigenartig, doch auf gewisse Weise angenehm.
Bald schon merkte Darius, wie ihn eine tiefe Ruhe erfasste, die sich nach einem weiteren Glas Absinth in absolute Entrücktheit verwandelte.
Als er dann auch noch einen Zug von dem Opium nahm, begann die Welt um ihn herum zu verschwimmen. Darius hatte das Gefühl, als würde er in ein tiefes Gewässer eintauchen.
Balduin kicherte und rauchte selber weiter.
„Nun mein Freund, dann lass uns das Reich der Träume betreten.“
Darius schrie.
In seinem Leben als Soldat hatte der stämmige Mann schon einiges gesehen, erlebt und auch getan, was viele Leute wohl als alptraumhaft bezeichnet hätten, doch was er nun durchmachte ging weiter darüber hinaus.
Es war das Grauen des Wahnsinns in all seinen Formen und Farben.
Darius glaubte, dass er rannte. Er musste rennen, denn irgendwie bewegte er sich in schnellem Tempo über eine öde Wüstenlandschaft, aus der nur hin und wieder ein blutrotes Baumskelett oder eine nachtschwarze Rauchsäule aufstiegen. Auch der karge Boden änderte unter seinen Füßen in wabernden Bewegungen immer wieder seine Farben von Ocker zu Rot, von Rot zu Violet und von Violet zu Schwarz. Manchmal vermischten sich auch die Farben und erzeugten so ein Übelkeit erregendes Gemisch.
Als es Darius endlich gelungen war seine gebannten Augen von diesem Anblick loszureißen, merkte er, dass ihn seine Füße nicht mehr weiter voran trugen. Er stand vor einer der hohen Baumruinen, dieser zeigte sich in einem reinen Weiß, welche sich verzweifelt in den grünlichen Himmel reckten.
An den knorrigen Ästen des Baumes hingen Schädel an Seilen und starrten Darius aus ihren unergründlichen Augenhöhlen heraus an.
Der Soldat schrie ein weiteres Mal und stolperte einige Schritte zurück, als der Baum sich plötzlich zu verzerren begann und zu einem großen klaffenden Maul wurde, dessen Schwärze ihn auf unerklärliche Weise anzog. Wiederum umschwirrten tausende von Farben seinen Kopf und als diese wieder verschwunden waren, fand er sich, umgeben von anderen Soldaten in rein weißer Uniform, in einer Marschkolonne wieder. Die Gesichter der Männer waren seltsam verzerrt, als sie ihn anstarrten, auch wenn manche von ihnen Darius seltsam vertraut vorkamen. Eine Weile marschierten sie so vorbei an im Feuer zerfließenden Häusern und Menschen, sich unnatürlich hin und her wiegenden Baumgerippen und durch eine Landschaft, die immer wieder ihre Farbe veränderte.
Auch mit Darius’ „Kameraden“ ging auf einmal eine Veränderung vor: Durch den gerade noch blütenweißen Stoff ihrer Uniformen bahnten sich einzelne Blutstropfen ihren Weg nach draußen und zogen dabei schwungvoll ästhetische Bahnen, während sich um Darius herum ein ungemeines Stöhnen und Wehklagen erhob.
Hunderte von spinnenartigen langen Fingern reichten nach ihm und er versuchte sich entsetzt aus dem Knäuel der zusammensinkenden Leiber zu befreien. Zunächst hielt ihn eine unbekannte Macht oder Barriere davon ab, doch plötzlich tat er einen riesigen Schritt und ließ das grausame Spektakel hinter sich zurück.
Nur das Stöhnen erfüllte noch immer das Firmament, als er wieder alleine in der weiten Wüste stand. Doch dann gesellte sich ein bedrohliches Krächzen hinzu und als Darius den Blick über die Landschaft wandern ließ, entdeckte er einen ganzen Schwarm weißer Raben, die unter infernalischem Krach auf etwas herumpickten.
Als er sich unentschlossen näherte nahm der Lärm noch weiter zu, bis die Raben schließlich vor ihm einer großen Nebelbank gleich auseinander stoben und etwas frei gaben.
Es war ein Kind, ein Junge, den Kopf Darius zugewandt. Wahrscheinlich hätte es ihn angestarrt, wenn ihm die Krähen seine Augen gelassen hätten. Auch ansonsten war von dem kindlichen Gesicht kaum noch etwas zu erkennend, aber Darius wusste irgendwo in seinem Kopf genau, dass es sich um seinen Sohn handelte. Um seinen toten Sohn.
Der verzweifelte Soldat öffnete den Mund, um die Vögel anzuschreien und zu verfluchen, doch entwich seiner Kehle kein einziger Laut. Wütend trat er nach einigen der Krähen, die daraufhin wieder ihr unmenschliches Krächzen anstimmten. Eine nach der anderen warfen sie sich mit flatternden Flügeln und spitzen Schnäbeln auf ihn und hackten nach seinen Augen und seinem Mund.
Schließlich stürzte Darius und als er den Blick gen orangefarbenen Himmel richtete, schob sich der Kopf einer und schließlich vieler Krähen in sein Blickfeld. Ihre Schnäbel fuhren unerbittlich auf und nieder.
Darius schrie…
…und sah sich Krâs und Agelsterns durchbohrenden Blicken gegenüber.
„Ich glaube, er kommt wieder zu sich“ kommentierte Agelstern, pickte aber aus purer Vorsicht noch ein weiteres Mal auf Darius’ Stirn ein.
Dieser sah sich sichtlich verwirrt um und bemerkte, dass er lang ausgestreckt auf dem Boden lag. Sein Absinth war verschüttet, sein Stuhl umgekippt und seine Stirn schmerzte, als hätte sie tausend Nadelstiche ertragen müssen. Ansonsten schien aber alles in Ordnung zu sein.
Am Rande seiner gerade erst wiederkehrenden Wahrnehmungsfähigkeiten hörte er Balduin amüsiert kichern.
„Was…was ist passiert?“ schwerfällig richtete sich Darius wieder auf und musste sich dabei auf die Tischkante stützen. Ein Blick in das Schankgewölbe zeigte ihm, dass außer Balduin und den Vögeln niemand, nicht einmal Wermut, der Szenerie Aufmerksamkeit schenkte.
„Du bist in dein ganz persönliches Reich der Träume eingetaucht, aber anscheinend hat es dir dort nicht gefallen. Du hast geschrieen wie am Spieß“ sagte Balduin unter anhaltendem Kichern. Die Glöckchen klingelten fröhlich.
Darius stellte seinen Stuhl wieder auf und ließ sich erleichtert darauf fallen.
„D…das sollen meine Träume sein?“ fragte er verwirrt. Im Moment war er noch zu perplex, um seine gewohnte Ablehnung zu zeigen.
„Opium und Absinth zeigen dir die Welt in deinem Kopf, eine Welt, die du sonst niemals zu Gesicht bekämest“, einen Moment lang zögerte Balduin, „ich benutze diese Göttergaben, um in meine eigenen, bessere Welt zu gehen, aber manchmal können sie einen auch direkt in die Hölle führen. Deine Gedankenwelt muss noch grässlicher sein, als die Welt dort draußen.“
„Ja…ja“ nachdenklich starrte Darius auf die Absinthpfütze auf dem Tisch, die sich Tropfen für Tropfen auf den Holzboden ergoss. Wenn er alles richtig verstanden hatte, so hatte er anscheinend eine Reise durch die Tiefen seines eigenen Kopfes unternommen. Balduin hätte es so wahrscheinlich nicht ausgedrückt, aber für den Soldaten Darius war es auf diese Weise am verständlichsten.
Es war erschreckend gewesen, grausamer als alles andere zuvor.
Er hatte Dinge so real und nah gesehen, von denen er gehofft hatte sie verdrängt zu haben.
Und trotzdem fühlte er sich erleichtert. Es war, als wäre ein kleiner Stein aus der großen Mauer aus Verbitterung und Wut gebrochen, die er in all den Jahren mühsam errichtet hatte.
„Geht es dir wieder gut?“ eine kleine Hand legte sich auf seine linke Schulter.
Als Darius sich dem Sprecher zuwandte, starrte ihn Salysa besorgt und ängstlich an, das Mädchen hatte er gar nicht bemerkt.
„Ja, es geht wieder“, Darius richtete seinen Blick auf Krâ und Agelstern, „habt ihr es ihr schon erzählt?“
„Nein, dein kleiner Ausflug ins Reich der Träume hat uns bisher davon abgehalten. Du hast dem Mädchen einen gehörigen Schreck eingejagt.“
„Ihr glaubt nicht, was mir bis gerade alles einen Schreck eingejagt hat“ entgegnete Darius, fühlte aber dennoch ein Gefühl der Scham an sich nagen.
Balduin schwieg, während der Soldat und die Vögel Salysa zu erklären versuchten, dass sich ihre Wege trennen würden und wie ihre nähere Zukunft aussähe.
Das Mädchen schien betrübt zu sein, doch nickte es immerzu und schien ihr weiteres Schicksal hinzunehmen. In den letzten Tagen hatte sie bereits schlimmere Dinge erlebt.
Nachdem Krâ, Agelstern und Darius geendet hatten sah Salysa Balduin eindringlich an und fragte:
„Ich will zu meinem Bruder Abran zurückkehren, kannst du mich zu ihm bringen?“
Selbst bei Balduin hatte Darius auf diese Frage hin Verwirrung oder Verunsicherung erwartet, aber der Dichter überraschte ihn.
„Natürlich kann ich das.“
Salysa strahlte.
„Was soll das heißen, du kannst sie zu ihrem Bruder führen? Er ist tot!“ protestierte Darius.
„In der Tat, aber was willst du mir damit sagen?“
„Du…du kannst sie nicht zu ihm bringen, ohne sie zu töten.“
„Ach da liegt dein Problem“, Balduin schmunzelte und kratzte sich seinen Backenbart, „doch, das kann ich.“
„Aber wie…“
„Es gibt da tatsächlich einen Weg“ gestand plötzlich Agelstern ein und vergrößerte damit Darius’ Verwirrung nur noch.
„Es existiert eine Möglichkeit die Totenwelt zu betreten ohne selber drauf gehen zu müssen? Warum habt ihr mir das nie erzählt? Es würde uns einiges vereinfachen“ zischte er.
„Wir konnten dir nicht einfach davon erzählen. Schau dich an, wer weiß, ob du es im Suff nicht weiter verraten hättest. Kann sich dein beschränkter Verstand ausmalen, was eine Verbreitung dieser Neuigkeit bedeutet hätte?“ erwiderte Krâ.
Darius einzige Erwiderung bestand in einem abfälligen Schnauben.
„Also junge Dame, willst du mit mir auf Reisen gehen, damit ich dir Welten zeige, die dein Auge nie zuvor geschaut hat?“ fragte Balduin und seine Augen glitzerten dabei.
Salysa war sichtlich schüchtern, doch siegten die kindliche Neugierde und die Sehnsucht nach ihrem Bruder. Aufgeregt nickte das Mädchen.
Balduin strahlte.
„Weißt du, wir werden große Abenteuer erleben, du und Ich, das verspreche ich dir.“
Darius wusste noch immer nicht, ob er diesem seltsamen Kauz trauen durfte, aber er selber empfand Salysa nur als einen Klotz am Bein, der ihn auf seinem Weg behinderte, also stimmte auch ihn die Entwicklung der Dinge zufrieden.
„Bevor ihr wieder aufbrecht, bleibt doch noch an meinem Tisch sitzen. Draußen herrscht die Kälte über das Land und in diese grimmige Einöde will ich euch nicht so schnell wieder hinaus schicken. Lasst uns noch etwas trinken…es muss nicht Absinth sein“ Balduin kicherte, als er Darius entsetzten Gesichtsausdruck sah.
Wermut brachte ihnen auf einem Tablett weiteren Absinth für den großen Dichter, Schnaps für Darius und zur Freude des Soldaten, des Mädchens und der Vögel auch etwas zu essen. Anscheinend konnten auch die Gestalten in der Grünen Laterne nicht nur von Träumen und Drogen leben.
„Wo liegt dieser Ort, an dem man das Reich der Toten betreten kann?“ fragte Darius schließlich, nachdem sein Magen gefüllt war mit Brot und Käse und sein Körper von einigen Gläsern Schnaps gewärmt wurde.
„Wer weiß, wo dieser Ort liegt. Du wirst es ganz bestimmt nie erfahren mein Freund“ antwortete Agelstern mit einem Anflug von Schadenfreude.
Darius grummelte etwas Unverständliches in sein Glas und leerte es in einem Zug.
„Und wohin wird euch nun eure weitere Reise führen?“ fragte Balduin, der wieder gemächlich an seiner Pfeife paffte.
„Ich weiß nicht, was diese beiden Vögel planen, aber ich werde weiterhin der Armee folgen. Wenn ich ihren Spuren weiter folge müsste ich bald nach Erzherz gelangen, wahrscheinlich ist sie dorthin unterwegs.“
„Wir werden dich auch weiterhin begleiten“ verkündete Agelstern.
Darius seufzte, ausgerechnet das hatte er nicht hören wollen.
„Könnt ihr mich nicht einfach in Ruhe lassen und die Totenwelt von alleine betreten, wenn ihr doch auch diesen Weg kennt?“
„Die Welt der Toten ist riesig, mindestens genauso groß wie die der Lebenden. Du erwartest nicht wirklich von uns, dass wir uns dort überall auskennen und Malvander sofort finden oder?“ Krâ wirkte fassungslos.
„Aber natürlich…ich hätte es gleich wissen müssen. Wermut, bring mir noch einen Schnaps!“
„Du solltest froh sein, dass du die beiden an deiner Seite hast. Krähen und Elstern sind schlaue Tiere und diese beiden sind besonders klug und weise. Das ist überall bekannt“ erklärte Balduin ausnahmsweise ernst und blies eine Rauchwolke aus.
Darius sah Krâ und Agelstern an, die stolz ihr Gefieder plusterten. „Wie konnte ich das bisher ignorieren?“