Zusprache (Sonett)

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anbas

Mitglied
Zusprache

Ein wenig Mut würd' ich dir gerne geben
und außerdem noch etwas Zuversicht.
Für deinen weit'ren Weg ein kleines Licht,
das dich zurückbegleitet hin zum Leben.

Denn deine Welt geriet aus ihren Bahnen.
Das Schicksal hat dich einfach überrollt.
An dir lag's nicht, du hast es nicht gewollt.
Dir wird's zu viel, kannst keinen Ausweg planen.

So viele Kämpfe hast du schon bestritten,
spürst nun das nahe Ende deiner Kraft.

Halt ein, um neue Energie zu tanken,
sowie den Stärken, die du hast, zu danken!
Plan deinen weit'ren Weg mit kleinen Schritten.
Und denk daran: Du hast schon viel geschafft!
 

James Blond

Mitglied
Lieber anbas,

deine klaren, wohlformulierten Gedichte zu lesen ist für mich eine Wohltat, geradezu eine Erholung! :)

Dieses Sonett macht davon keine Ausnahme. Man merkt sofort, dass du überlegt und gefeilt hast. Hier hast du dir auch ein sehr gutes lyrisches Thema gesucht: Die Zusprache, um einen Gestrauchelten, vom Schicksalsschlag Getroffenen innerlich wieder aufzurichten.

Ich denke, dass ein Sonett dafür eine geeignete Form darstellt, sofern es darin gelingt, den Kurs der Zusprache überzeugend zu runden und passend zu enden. So kommt das erste Quartett dazu mit Gaben des LyrIchs, in Q2 wird das LyrDu von Selbstvorwürfen entlastet, abschließend folgt ein Appell an das Selbstvertrauen und zum Schluss ein gutgemeinter Rat.

Damit ist tatsächlich ein typischer Zuspruch umfasst, geradezu ein Zuspruchsparadigma umrissen, wenn da nicht zugleich Begriffswendungen auftauchten, die eine ganz andere Sprache sprechen:

wenig Mut ... etwas Zuversicht ... ein kleines Licht ... aus ihren Bahnen ... einfach überrollt ... nicht gewollt ... keinen Ausweg planen ...
bestritten ... spürst nun das nahe Ende deiner Kraft ... halt ein, um ... zu tanken, ... zu danken ... kleinen Schritten ... geschafft!


Natürlich ist es nicht statthaft, Worte aus dem Zusammenhang und hier sogar aus ihrer Negation zu reißen. Aber ich will auch keine Aussagen belegen, sondern auf einen Subtext hinweisen, der - möglicherweise unbeabsichtigt - hinter der zusprechenden Oberfläche verborgen bleibt, als ein schwaches Echo aber dennoch mitklingt. Wäre doch eine Überlegung wert, wie ich finde.

Gern kommentiert :)
Liebe Grüße
JB

P.S.

Sollte sufnus sich hier zeigen, wird es wohl kaum ganz ohne Klapperitis-Bemerkungen abgehen. Denn auch hier sind wieder nahezu alle Versauftakte einsilbige Wörter: ein, und, für, das, denn, das, an, dir, so, spürst, halt, sowie, Plan, und .
Und ausgerechnet das einzige Zweisilberlein "sowie" gleicht auch noch dem "so_wie"! Sowas, sowas, so was ... ;) ;) ;)
 



 
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