DavidBukowski
Mitglied
..........26. Dezember 2018
Ich sitze mit zwei Schulfreunden im Irish Pub meiner Jugend. Mittlerweile bekomme ich die verrauchte Kneipe öfter zu sehen als Miriam und Jakob.
Nach dem zweiten Bier gehe ich auf die Toilette, bei deren Betreten ich mich stets frage, wann sie zuletzt geputzt wurde. Aktuelle Prognose: 2011. Irgendwie macht das aber den Charme des „Pubs“ aus – wie wir ihn paradoxerweise nennen, obwohl es in der Kleinstadt einen weiteren Irish Pub gibt.
Als ich mir gerade die Hände waschen will und im verschmierten Spiegel feststelle, dass ich mit dem blauen Hemd und der dunkelblauen Stoffhose für diesen Ort vielleicht falsch angezogen bin, betritt Kai das Klo. Zwischen der fünften und der siebten Klasse waren er und ich beste Freunde und Teil einer etwas ungesunden Clique. Ich war zwar ständiges Mitglied dieser „coolen“ Gruppe, innerhalb dieser aber so etwas wie der Wasserträger. In Kai hatte ich allerdings drei Jahre lang einen verlässlichen Freund, der nach seiner Nichtversetzung in die achte Klasse andere Freunde fand. Genau wie ich.
Kai stoppt in der dicht gedrungenen Toilette, ich starre ihn nur an. Wir haben über fünf Jahre kein Wort gewechselt. Da packt er mich von hinten an den Schultern: „Tietz, Mensch. Wie siehst du denn aus?“ Klasse, nächstes Mal komme ich in Jogginghose und Kapuzenpulli, denke ich, freue mich aber über die überschwängliche Begrüßung.
Kai macht, obwohl das mit 24 Jahren erstaunlich ist, einen verlebten Eindruck. Auf dem Kopf trägt er eine graue Wollmütze, die mich unweigerlich überlegen lässt, ob er wohl Geheimratsecken zu verstecken versucht. Übrigens ein tolles Wort: Geheimratsecken – vorausgesetzt man ist selbst nicht betroffen.
Während dieser Gedanken bringe ich außer einem Lächeln und der Bemerkung „Unglaublich!“ nichts heraus. Ich warte vor dem Waschbecken, während er mir erzählt, dass er neulich an mich dachte, als er mit Mike – dem Anführer der damaligen Clique – redete.
Kurz danach folgt mir Kai zu meinem Tisch und begrüßt auch Miriam und Jakob. Irgendwie hat er eine coole, aber auch charmante Art, das zu tun, auch wenn er die beiden nie gut kannte. Fast parallel schnippt er nach der Kellnerin, die er etwas zu gut zu kennen scheint, und bestellt uns eine Runde Bier.
Das Leben schreibt die besten Geschichten?
Allerdings nicht diese, denn sie ist nie passiert.
Tatsächlich betrat Kai die Toilette, sah mich am Waschbecken stehen, stoppte kurz, hob verdutzt und beinahe geringschätzig den Kopf und ging grußlos zu einem der Pissoirs. Ich auf der anderen Seite – schaute nur…
Eine klassische Nullgeschichte. Dabei hatte der Anfang eine Menge Potenzial: Zwei langjährige gute Freunde treffen sich nach Jahren wieder, hatten sich aus den Augen verloren. Als sie sich wieder treffen, passiert – nichts. Der zwar betont lockere, aber auch vielfach gescheiterte Kai scheint daran kein Interesse zu haben. Und ich? – Bin mir unsicher, aber auch ein wenig verletzt.
Ich sitze mit zwei Schulfreunden im Irish Pub meiner Jugend. Mittlerweile bekomme ich die verrauchte Kneipe öfter zu sehen als Miriam und Jakob.
Nach dem zweiten Bier gehe ich auf die Toilette, bei deren Betreten ich mich stets frage, wann sie zuletzt geputzt wurde. Aktuelle Prognose: 2011. Irgendwie macht das aber den Charme des „Pubs“ aus – wie wir ihn paradoxerweise nennen, obwohl es in der Kleinstadt einen weiteren Irish Pub gibt.
Als ich mir gerade die Hände waschen will und im verschmierten Spiegel feststelle, dass ich mit dem blauen Hemd und der dunkelblauen Stoffhose für diesen Ort vielleicht falsch angezogen bin, betritt Kai das Klo. Zwischen der fünften und der siebten Klasse waren er und ich beste Freunde und Teil einer etwas ungesunden Clique. Ich war zwar ständiges Mitglied dieser „coolen“ Gruppe, innerhalb dieser aber so etwas wie der Wasserträger. In Kai hatte ich allerdings drei Jahre lang einen verlässlichen Freund, der nach seiner Nichtversetzung in die achte Klasse andere Freunde fand. Genau wie ich.
Kai stoppt in der dicht gedrungenen Toilette, ich starre ihn nur an. Wir haben über fünf Jahre kein Wort gewechselt. Da packt er mich von hinten an den Schultern: „Tietz, Mensch. Wie siehst du denn aus?“ Klasse, nächstes Mal komme ich in Jogginghose und Kapuzenpulli, denke ich, freue mich aber über die überschwängliche Begrüßung.
Kai macht, obwohl das mit 24 Jahren erstaunlich ist, einen verlebten Eindruck. Auf dem Kopf trägt er eine graue Wollmütze, die mich unweigerlich überlegen lässt, ob er wohl Geheimratsecken zu verstecken versucht. Übrigens ein tolles Wort: Geheimratsecken – vorausgesetzt man ist selbst nicht betroffen.
Während dieser Gedanken bringe ich außer einem Lächeln und der Bemerkung „Unglaublich!“ nichts heraus. Ich warte vor dem Waschbecken, während er mir erzählt, dass er neulich an mich dachte, als er mit Mike – dem Anführer der damaligen Clique – redete.
Kurz danach folgt mir Kai zu meinem Tisch und begrüßt auch Miriam und Jakob. Irgendwie hat er eine coole, aber auch charmante Art, das zu tun, auch wenn er die beiden nie gut kannte. Fast parallel schnippt er nach der Kellnerin, die er etwas zu gut zu kennen scheint, und bestellt uns eine Runde Bier.
Das Leben schreibt die besten Geschichten?
Allerdings nicht diese, denn sie ist nie passiert.
Tatsächlich betrat Kai die Toilette, sah mich am Waschbecken stehen, stoppte kurz, hob verdutzt und beinahe geringschätzig den Kopf und ging grußlos zu einem der Pissoirs. Ich auf der anderen Seite – schaute nur…
Eine klassische Nullgeschichte. Dabei hatte der Anfang eine Menge Potenzial: Zwei langjährige gute Freunde treffen sich nach Jahren wieder, hatten sich aus den Augen verloren. Als sie sich wieder treffen, passiert – nichts. Der zwar betont lockere, aber auch vielfach gescheiterte Kai scheint daran kein Interesse zu haben. Und ich? – Bin mir unsicher, aber auch ein wenig verletzt.
Rieß