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mc poetry

Mitglied
hallo nicole,

bei vielen gedichten wie auch deinem
laesst sich aus der ersten zeile ein
prima title machen: geier der seele.

bei dem gedicht bin ich mir nicht
sicher, ob ich alle metaphern verstehe.
wie koennen zb "tote gedankenfetzen" aus
einem "ewigen kreislauf" herausspringen
bzw. wenn ihnen das passiv geschieht:
was ist dafuer verantowrtlich und was
haben tote gedanken fuer eine auswirkungß

viele grüße, michael
 
Z

ziner

Gast
Die Geier der Seele
Warten duldsam
Auf neue Nahrung:
Fallende Gedankenfetzen
Tot schon
Bevor sie nur den Boden
Berühren
Verdorrt alsbald
Sie herausspringen
Aus dem ewigen Kreislauf
Nagender Schuldgefühle
Hier und da entblättert
Gleich dem Rost des Gartentors
Dort vor meinem Fenster


Hi Nicole,
ich finde den Text nicht konsequent. Zum einen sind die Geier gewiss nicht duldsam sondern eher geduldig, denn sie erdulden ja nichts. Sie warten vielmehr, bis ihre Zeit gekommen ist. Dann finde ich die Diktion nicht so gelungen. Beonders an dieser Stelle: Verdorrt alsbald
Sie herausspringen
Aus dem ewigen Kreislauf

Das ist Sprache des 19. Jahrhunderts, die nicht so recht zum Rest passen will. Auch will mir das nagen und das entblättert nicht zu einander passen.
Insgesamt denke ich, daß du die Metaphern, die Bilder noch straffer fassen kannst. Ich glaube, da mußt du nochmal ran.

in diesem Sinne
z
 

Niquita

Mitglied
Hallo ihr beiden,

danke für euer konstruktives Feedback! :)
Der Titel "Geier der Seele" sind mir inzwischen schon mehrmals vorgeschlagen worden. Aber irgendwie sperrt sich etwas dagegen.

Was die Diktion des 19. Jahrhunderts betrifft, die war schon so beabsichtigt. Problem ist wohl eher, dass ich die nicht durchgehalten habe. Somit liegt das Problem genau anders herum.

Was die Metaphern betrifft, stimme ich zu. Die versteht man zur Zeit wahrscheinlich nur, wenn man mich kennt. Da muss ich wohl nochmal bei, wenn ich einen gewissen Abstand zu einigen Dingen - und diesem Gedicht - habe. Aber ich weiss jetzt, wo ich ansetzen muss. Dafür nochmal danke! :)

Liebe Grüsse
Nicole
 

Haget

Mitglied
MoinMoin Nicole,
Deine Worte sprechen mich an und Dein Gedicht gefällt mir. Die angesprochenen Kritikpunkte:
a) Da die Gedankenfetzen erst beim Herausspringen verdorren, können sie durchaus aktiv springen.
b) Wir lassen alle fortlaufend Gedanken - ganz oder teilweise - sterben. Sie sind dann fort.
d) [blue]Duldsam[/blue] beanstande auch ich.
e) [blue]alsbald[/blue] sagt man in der Schweiz. Ob es genau dem gemeinten ,,sobald'' entspricht, weiß ich nicht. Klingt auch mir ,,überholt''.
f) Gegen den ,,ewigen Kreislauf'' hätte ich nichts, obwohl EWIG ja länger dauert als ein Menschenleben.
g) Nagende Schuldgefühle mit davon abblätternden Gedankenfetzen. Für mich passend.

Sorry McPoetry und Ziner,
wenn ich teils etwas anderer Meinung bin - vielleicht liegt mein Gebrutsdatum dem 19.Jahrhundert näher?
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Duldsam

Hallo,

was habt Ihr gegen duldsam?
Wird denn gesagt, das die Geier fressen?
Ist ihre Nahrung nicht schon verdorrt - bevor sie den Boden berührt?
Die Geier erhalten keine Nahrung.
Gedulgig warten bedeutet auch, diesen Zustand des Hungers zu dulden.
Passivstes Warten steht doch hier im Vordergrund.
Das Gedicht sollte im Titel eher auf die Gedanken bezug nehmen.
Von den Geiern ist doch nix zu erwarten.
Überhaupt - was passiert, wenn die Schuldgefühle vergangen und neue Gedanken losfliegen?
Dann bleibt den Geiern nicht mal mehr Hoffnung.

Geier zu sein, bedeutet vom Aas zu leben, doch wenn nicht mal das mehr zum Leben reicht...

lap
 

Niquita

Mitglied
Moin!

Erstmal danke an Haget und lapismont für euer Feedback. :)
Ich habe mir über Nacht noch einmal ein paar Gedanken zum Gedicht gemacht.

Zum "duldsam" überlege ich mir noch was. Ein besser passendes Wort habe ich noch nicht gefunden. Das Wort "duldsam" passt für mich schon, vielleicht mussten ja auch die Geier schon leiden? ;) Aber wie gesagt, mit der Stelle hader ich selbst noch. Vorschläge jederzeit willkommen.

Zum "ewigen Kreislauf": Der Ausdruck bleibt. Wer "ewig" hier wörtlich nimmt, liegt schlichtweg schief. Wie oft empfinden wir etwas als "ewig", was noch nicht einmal 5 Minuten dauert? Ich sag, nur Warten an einer Kasse, auf den Bus etc.

Die Gedankenfetzen sind nicht tot, an dem Zeitpunkt, an dem sie aus dem Kreislauf fallen. Sie sterben erst, wenn sie den Kontakt mit diesem verlieren.

"Alsbald" sagt man in der Schweiz. Stimmt. Ich werde das jetzt aber ändern in "sobald" :)

Nochmals danke!

Liebe Grüsse
Nicole
 

Haget

Mitglied
MoinMoin Nicole,
bitte immer daran denken: Dir in Antworten gegebene EINZELmeinungen sollen Dich nur zum Nachdenken über die Punkte anregen. DU allein bestimmst, wie Dein Gedicht lauten soll.
Wenn statt DULDSAM Dir GEDULDIG zu lang ist, wie ist es mit SCHLÄFRIG, TRÄGE. HUNGRIG o. ä.?

Auch ich halte die Geier nicht für den Mittelpunkt des Gedichts. Gedankensplitter? Abfall (doppelsinnig gmeint)?
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Niquita,

das mit dem Tod der Gedankenfetzen nach dem Verlassen des ewigen Kreises stimmt.
Ob sie daran starben?

Welche Gedanken verlassen da eigentlich in Fetzen einen Kreis aus Gefühlen?


lap
 
S

Samoth

Gast
Hey,

mir gefällt Dein Gedicht ausgesprochen gut.

Mein Vorschlag für einen Titel wäre:

"Duldsam geduldig"

Oder schließt sich das gegenseitig aus?

lg

Thomas
 

Niquita

Mitglied
Hallo!

@Haget: Mir ist klar, dass es alles Einzelmeinungen sind, aber dennoch versuche ich jede Kritik nachzuvollziehen. "Träge" finde ich übrigens einen ziemlich guten Vorschlag. Danke! :)

@lapismont: Zur ersten Frage: ja. Zur zweiten: möchte ich lieber nicht beantworten. :)

@Samoth: Danke auch dir für dein Feedback. Meiner Meinung nach schliesst sich der Titel nicht gegenseitig aus. Aber irgendetwas sagt mir, dass dieses Gedicht keinen Titel bekommen wird. Scheinbar soll wohl so manches Gedicht titellos bleiben.

Liebe Grüsse euch allen
Nicole
 



 
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