"Melanchollera"

"Melanchollera"



Als Kind, im Urlaub schrieb ich einen kleinen Text mit vielen Fehlern über Eidechsen in dieses Büchlein.

Jetzt bin ich sechzehn Jahre alt. Der kleine Text mit rotem Stift - er fehlt nun und ich vergaß, was er sagte.

Wohin fliegen die Seiten, die Seiten des Lebens ? In einen Mülleimer, der schon nicht mehr existiert.

Wer erinnert sich an meine Kindheit, wenn nicht ich? Ich will nochmal zurück, um mir alles zu merken.

Nie vergessen will ich dieses Buch, die drei schönsten Tage für mich in Priwall und komische Mädchen, wie Maike und Julia.

Schon jetzt sind die Seiten wie Pergament. Hat mein Onkel Wolfgang uns und dir dieses Buch geschenkt?

Im Winter stehe ich am schrägen Fenster und sehe die Möven vor dem wolkeenlosen Sonnenunterganshimmel, der in blassen

Farben auf mich wirkt, vorüberziehen. Der Teich friet zu. Mit Stuhl setze ich mich auf das Eis, sobald es stark genug ist.



Siebzehn. Und soviel hat sich verändert. Die Melancholie blieb - trotz Anika. Sie ist die Frau meines Lebens, der ich mich ganz hingeben möchte. Meine Zukünftige.

Doch habe ich sie belogen - drei Monate und nun weiß sie es. Irgendwann vielleicht ist uns das egal. Warum ich gerne ein Kind wäre, ist sein Optimismus.

Eine Seite nach der anderen wende ich und die Welt zieht an mir vorbei. Lebe ich denn noch? Die letzte Flucht am Ende. Es ist schon wieder Winter. Werde ich

den nächsten noch erleben? Leben. Kommt, lebt und geht. Es war schön mit euch.



** M*, ein nach außen hin glücklicher junger Mann litt unter bösen Winterdepressionen und starb im Alter von Achtzehn Jahren.
 



 
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