35. Ankunft

molly

Mitglied
Der Vater lächlte den Kindern zu und nach einer kleinen Pause erzählte er weiter:

"Fünf Jahre lebten wir im Heidedorf, dann bekam Vati eine bessere Arbeitsstelle und wir zogen wieder fort. Diesmal landeten wir bei Frankfurt. Mein erster Schultag dort war genauso wie der in der Heide. Die Kinder lachten mich aus, weil ich so vornehm hochdeutsch sprach, weil ich eben nicht "hessisch babbele" konnte. Wieder gab es Prügel und Strafarbeiten, doch diese Kinder gewöhnten sich schnell an mich. Ich half ihnen bei den Aufsätzen und sie zeigten mir die schönsten Wiesen und Tümpel. Wir wurden gute Kameraden, weil wir uns gegenseitig halfen.
Aber nach vier Jahren mussten wir wieder Abschied nehmen Vati, war Bahnhofsvorsteher einer kleinen Stadt geworden und so kamen wir ins Schwabenland. Oma fühlte sich gleich wohl hier. Sie war müde und alt geworden. Eines Morgens kam sie nicht zum Frühstück. Wir fanden sie tot in ihrem Bett, sie war gestorben, ohne dass wir etwas gemerkt hatten.
In unserer kleinen Stadt erlernte ich meinen Beruf und als ich heiratete, beschlossen meine Frau und ich, in diesem Dorf ein Haus zu bauen. Hier sind wir nun zu Hause, das ist unsere Heimat.“

Längst war Vaters Pfeife leergebrannt, die Kinder hatten still und aufmerksam seiner Geschichte gelauscht und ihn nur selten beim Erzählen unterbrochen. Jetzt räusperte sich die Prinzessin.

„Als wir unsere alte Wohnung in der Stadt verlassen haben und ins Forsthaus eingezogen sind, war das für mich eine schlimme Veränderung. Alle meine Freundinnen blieben zurück und hier fand ich alles so fremd", sagte sie.
Klaus nickte und sagte dann: „Manchmal hat sie sogar geweint. Ich bin froh das wir hier wohnen, zum ersten Mal habe ich Freunde gefunden.“ „Und ich habe keine Freunde mehr", murmelte David.
„Aber jeder Mensch braucht Freunde und Kameraden, die sich trotz den Streitigkeiten wieder vertragen“, sagte Vater.
Die Kinder nickten, sogar die Prinzessin.
„Wir könnten doch zusammen Tee trinken", schlug die Mutter vor. Sie fragte die Kinder, ob sie ihr helfen und den Tischdecken würden. Aber das war doch selbst¬verständlich. Außer David stürzten alle in die Küche. Die Mutter sagte: „David, du darfst auch mithelfen, du weißt doch sicher noch, wo unsere Tassen stehen“.
David zögerte. Sein Vater fuhr ihm aufmunternd durch den blonden Haarschopf. Dann erhob sich David und folgte den anderen langsam in die Küche.

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Michael auf dem Schreibtisch
















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