Abiose

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ENachtigall

Mitglied
Wohlklingend, sprachlich raffiniert, intelligent und originell formuliert, besticht dieses Gedicht durch den liebevoll nüchternen Blick auf das Geschehen an sich.

Eine andere Form von Emotionalität - eine leichte, beschwingte - vermittelt sich. Hier begenget mir das Lebensende mit freundlichem Gesicht. Ein würdevoller Abgang aus der Welt des Lebendigen. Hervorragend passt dazu der Titel.

Ein Kleinod für die dichterische Schatzkiste. Danke, werther!

Grüße von Elke
 
G

gitano

Gast
Gratulation! Ich schließe mich gern Elke an!
Reime und Echoreime raffiniert gesetzt! Nüchtern aber nicht emotionslos. Toll!
gitano
 

werther

Mitglied
Ich danke für diese wohlwollende Kritik und freue mich darüber, dass man mir nicht gleich wieder Morbidität unterstellt, während man die eigentliche Aussage missachtet. Da stellt man doch gerne Weiteres ein!
 
H

Heidrun D.

Gast
Hallo Werther,

mir gefällt das Gedicht in seiner Verspieltheit sehr gut.
Klanglich gibt es für mich aber zwei Probleme:

Glocken künden deine Reise
Socken nicht, den Kopf vorn an [blue](nämlich hier)[/blue]
Paar Mann Geleit und alle leise
Priestersätze, Gottlobsang
Bequemer Sarg, Krawattenkragen
Klagen ehrlich vorgebracht
Stricke reiben über Zargen
Madenbett und Erdennacht
Letzte Träne, letzte Rose
Lose Augen, Regenschlag
Ab [blue]jetzt heißt [/blue]es Abiose [blue](ebenso hier)[/blue]
Froh, wer mal so enden mag!

Ich lese automatisch "Paar & Mann betont ("an" ja sowieso"), was allerdings auch am Versanfang und der Großschreibung liegen mag. Gleichwohl ohrt es bei mir an dieser Stelle dadurch nicht so. Auch nicht bei "jetzt & heißt."

Ansonst: Superb!

Freundliche Grüße
Heidrun
 

werther

Mitglied
Glocken künden deine Reise
Socken nicht, den Kopf vorn an
Paar Mann Geleit und alle leise
Priestersätze, Gottlobsang
Bequemer Sarg, Krawattenkragen
Klagen ehrlich vorgebracht
Stricke reiben über Zargen
Madenbett und Erdennacht
Letzte Träne, letzte Rose
Lose Augen, Regenschlag
Folgt ab hier die Abiose
Froh, wer mal so enden mag!
 

werther

Mitglied
Danke für die konstruktive Kritik. Das Ende habe ich abgeändert, da ich den Hinweis sehr gut fand. Die "Paar Mann Geileit" erscheinen mir aber sowohl notwendig, als auch sinnvoll. Gegenvorschläge? ;)
 
G

gitano

Gast
Hallo Werther!
Mir fiel noch auf, daß es durch die konsequente Großschreibung am Zeilenanfang eventuell ein bißchen Verwirrung bei Z3 geben könnte

das Paar, paar Mann

Die Großschreibung ist ja nicht zwingen für den Text, die Kleinschreibung in den entsprechenden Zeilen würde eventuellen Mißverständnisse ausräumen.

Der Reim an Mann funktioniert nach meinem Verständnis phonetisch gut - er ist sicher in dieser Kombi ungewöhnlich.
Das eingeschobene Paar verändert natürlich den Betonungsschwerpunkt auf ungewohnte Weise.
Einge Leser werden dies still akzeptieren.

Abhilfe Vorschlag (unter Beibehaltung der Wortstellung und des Reimes: Man könnte den Zeilenumbruch ändern.

Socken nicht, den Kopf vorn
an Paar Mann Geleit und alle leise

so ist der Klang des Reimes näher bei einander.

extremer:
Socken nicht, den Kopf
vorn an Paar Mann Geleit und alle leise

dieser Umbruch klingt metrisch besser, da immer 2 Silben eine Einheit bilden
v-/v-
"und alle leise" klingt dann durch die hämmernde Metrik des "vorn an paar Mann" noch stärker als (tonal)abfallender Nachsatz-den man durchaus auch eine eigene Zeile schenken könnte (fall Dich eine Langzeile stört)

...meine Begeisterung für dieses Kabinettstückchen hatte ich ja oben schon zelebriert.
Gute Ideen, gute Entscheidungen
wünscht Dir
gitano
 

werther

Mitglied
Glocken künden deine Reise
Socken nicht, den Kopf vorn an
paar Mann Geleit und alle leise
Priestersätze, Gottlobsang
bequemer Sarg, Krawattenkragen
Klagen ehrlich vorgebracht
Stricke reiben über Zargen
Madenbett und Erdennacht.
Letzte Träne, letzte Rose
lose Augen, Regenschlag.
Folgt ab hier die Abiose -
Froh, wer mal so enden mag!
 
R

Rose

Gast
Hallo werther,

eine so wundersam schöne Umschreibung für ein so ergreifend, trauriges Ereignis, habe ich bisher noch nicht gelesen. Mit deinen Zeilen habe ich ein kleines Schmuckstück gefunden.

Liebe Grüße
Rose
 

werther

Mitglied
Glocken künden deine Reise
Socken nicht, den Kopf voran,
Im Geleit singen sie leise,
Priestersätze heben an.
Edler Sarg, Krawattenkragen,
Klagen, ehrlich vorgebracht;
Stricke reiben über Zargen,
Madenbett und Erdennacht.
Letzte Träne, letzte Rose,
Lose Augen, Regenschlag.
Jetzt heißt es wohl Abiose…
Froh, wer mal so enden mag!
 

werther

Mitglied
Nach langer Zeit habe ich mir den Text nochmal etwas vorgenommen und gerade auch die zurecht beanstandeten Stellen. Ich denke, dass er nun durchaus gewonnen hat und danke für die Hinweise.

Leider verliert das Thema nie an Aktualität...
 



 
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