Absturz

Absturz,

wollte mich fallen lassen in Deinen Armen,
von Dir aufgefangen, getröstet werden.
Doch Du kamst nicht
und für mich war es zu spät,
dem Absturz zu entgehen.

Ein Abgrund öffnet seinen grauenhaften Schlund,
zerrt mich unbarmherzig in seine Tiefe.
Zeit und Raum, jedes Maß geht verloren.
- Ewigkeit
Boshaft kriecht die Angst in meinen Körper,
beginnt, ihr trügerisches Netz zu weben.
Doch der Aufprall schmerzt nicht,
bin nur noch Schatten.

Unten geisterhaft graue Gestalten,
verwitterten Statuen gleich,
- alles Gefallene
nähern, umkreisen, beäugen mich,
erahnen ihr Spiegelbild,
entfernen sich gelangweilt,
nur noch schemenhaft erkennbar
verschmelzen sie mit den Felswänden.

Will nicht versteinern wie sie, in einem Meer dunkler Einsamkeit,
und spüre doch, wie schon die Kälte nach meinem Herzen greift,
es verführerisch umwirbt, umspielt, samtschwarz umschmeichelt,
es mit dem Angebot des Vergessens, der Unverletzbarkeit lockt.
Wäre so leicht nachzugeben, aufzugeben, sich abzugeben.

Ein Strom heißer Tränen entspringt meiner Tiefe,
bahnt sich seinen Weg über kühle Haut,
sprengt Mauern, unaufhaltsam, kraftvoll, befreiend,
unermüdlich bis aller Schmerz fort gespült ist.
Ihm folgen Erschöpfung, schwerer traumloser Schlaf,
und LEBEN.
 

autechre

Mitglied
große worte

irgendwie ganz gut und irgendwie doch nicht... nimmst große worte mit ins gedicht... ewigkeit, zeit, raum... true ich mich kaum ran und vielleicht, vielleicht sollte man da mehr überlegen, bis der große wurf gelingt...üben, üben...
trotzdem zugang zur sprache,
ein lieb gemeinter tip, nicht unbedingt stilmittel reinzwängen
liebe grüße
autechre
 
unsicher

Grüß Dich, autechre,

ich danke Dir für Deinen Kommentar.
Hm... was soll ich darauf antworten?

- große Worte...
ja, vielleicht wirkt das so, aber das sind meine subjektiven Gefühle.
Bei so einem Absturz, empfinde ich weder Raum noch Zeit und das Stürzen in die Ungewissheit scheint sich ewig hinzuziehen.

- der große Wurf...
der sollte es gewiss nicht sein, den Anspruch habe ich nicht.
Bin nur jemand, das versucht, Erlebtes durch Schreiben zu verarbeiten und hofft, daß sich vielleicht der ein oder andere darin wiederfinden kann.

Da ich einfach nach Gefühl schreibe, von Regeln, Stilmitteln usw. keine Ahnung habe, magst Du mir da vielleicht helfen, indem Du mir sagst, welche Stellen Du meinst und mir einen Tip gibst, wie ich es besser machen könnte?
Ich würde mich sehr darüber freuen.

Liebe Grüße
Gänseblümchen
 

autechre

Mitglied
sorry,

hab mich heute wohl im allgemeinen etwas zu hoch aufgeschwungen, wollte schon konstruktiv sein und wie gesagt deine art dich zu formulieren gefällt mir und vor allem negative kritik hilft oft weiter, ansonsten hätte ich mir ja auch nicht die mühe gemacht dir zu antworten...
das mit dem großen wurf kam halt so an bei mir, eben wegen wortwahl und so... ich würde nach bildern suchen, wenn du durch zeit und raum und ewigkeit taumelst, das mit dem gefühl, na klar hätte mir eher auffallen sollen und klar findet man sich da wieder... stilfiguren:alliteration g,g,g
na ja auch geisterhaft graue gestalten hätte man vieleicht
anders gestalten können, bin aber zu müde/hungrig groß alternativen zu finden,
würde mich freuen wieder von dir zu hören
ciao, autechre
 

sturmwind

Mitglied
Hm... ich verstehe auch nicht viel von irgendwelchen Regeln und versuche auch grundsätzlich einfach nur zu schreiben was ich denke oder fühle ohne mich dabei "einschränken" zu lassen...
So ist auch das einzige was mir in diesem Fall ins Auge stach im Grunde nur ein einziges Wort.
Alles andere finde ich zum Teil sogar sehr schön geschrieben, nur über ein Wort stolperte ich, was mich aus dem Gedicht "warf".

...
und spüre doch, wie schon die Kälte nach meinem Herzen greift,
es verführerisch umwirbt, umspielt, samtschwarz umschmeichelt,
es mit dem Angebot des Vergessens, der Unverletzbarkeit lockt.
...


Dieses Wort "Angebot" finde ich treibt in dem Moment einen Keil zwischen Lesen und "Sehen". Zumindest war es bei mir so... als ich das Wort las, fand ich mich nicht mehr im Gedicht wieder, sondern sogar ziemlich abseits. Ich finde es passt so gar nicht da herein, vor allem nicht in die vorherige Wortwahl. Ich "stehe" da eher auf Wörter wie "Pakt" oder dergleichen... wenn ich Angebot lese, muss ich eher an irgendwelche rotmakierten Preisschilder denken, die jedes Geschäft zum Schlussverkauf überfluten.

Naja, so viel gesagt, was ich doch hätte kürzer fassen können ;)
Aber ansonsten gefällt mir der Rest und auch die Einstellung, warum du schreibst.

freundlich grüßend
~sturmwind~
 
Hallo Sturmwind,

ich freue mich sehr über Deine Antwort.
Du hast Recht, super aufgepaßt. Ich danke Dir. :))
Mir ist diese Bedeutung des Wortes „Angebot" gar nicht wirklich bewußt gewesen und nun, wo ich es im Zusammenhang mit Deinen Gedanken lese, empfinde ich es auch so wie Du. Plötzlich klingt es richtig schrill und paßt nicht mehr zum Rest.
Es sollte die Verlockung ausdrücken, sich ein dickes Fell anzuschaffen, den Schmerz nicht mehr so nah an sich dran zu lassen.....
Es wäre dann alles so einfach..... aber der Preis ist zu hoch.
Ich könnte das Glück, die tiefe Freude, all die schönen Gefühle nicht mehr so stark empfinden, wie ich es jetzt tue, wäre eine von diesen grauen Schattenwesen, die zwar leben, aber kaum fühlen, sich nicht mehr anrühren lassen.

Was würdest Du von den Worten Versuchung oder Versprechen halten?
Denkst Du, es würde besser passen?

„und spüre doch, wie schon die Kälte nach meinem Herzen greift,
es verführerisch umwirbt, umspielt, samtschwarz umschmeichelt,
es mit der Versuchung nach Vergessen, nach Unverletzbarkeit lockt"
oder
„es mit Versprechen von Vergessen, von Unverletzbarkeit lockt."
(irgendwie scheinen mir da allerdings "nach" bzw. "von" nicht so recht zu passen)

Ich bin ehrlich an Deiner Meinung interessiert.
upsi... nun habe ich mich auch alles andere als kurz gefasst, hm...

Liebe Grüße
Gänseblümchen
 

sturmwind

Mitglied
Also ich bin grade mal dabei mir das nochmal durch den kopf gehen zu lassen. Und wie Du schon zu deinen eigenen Vorschlägen sagtest, passen diese Wörter "von" und "nach" nicht so ganz hinzu...
Ich habe mir das dann nochmal überlegt und könnte Dir vielleicht verschiedene Varianten anbieten, wobei ich natürlich auch versuche nichts zu sehr zu "verfälschen".

1)
und spüre doch, wie schon die Kälte nach meinem Herzen greift,
es verführerisch umwirbt, umspielt, samtschwarz umschmeichelt,
es mit einem Pakt des Vergessens, der Unverletzbarkeit lockt.


Wie gesagt, ich mag diese Wort Pakt irgendwie. Nur die Frage ist, ob es Dir nicht vielleicht für dieses Gedicht zu kurz oder zu "brutal" ist im Klang.

2)
und spüre doch, wie schon die Kälte nach meinem Herzen greift,
es verführerisch umwirbt, umspielt, samtschwarz umschmeichelt,
es mit Versprechen lockt, des Vergessens, der Unverletzbarkeit.


Bei dieser Version bin ich mir einfach nicht sicher, ob man das überhaupt so schreiben kann, aber wenn sich "des Vergessens" bzw "der Unverletzbarkeit" auf Versprechen bezieht, wobei man auch "Versuchung" einsetzen könnte, ist es vielleicht vertretbar. Aber so eine kleine Schülerin wie ich, hat da wenig Ahnung von ;)

3)
und spüre doch, wie schon die Kälte nach meinem Herzen greift,
es verführerisch umwirbt, umspielt, samtschwarz umschmeichelt,
es mit Vergessen und Unverletzbarkeit wispernd lockt.


Hierbei ist die Frage ob Du einen solchen "Eingriff" in das Gedicht dulden würdest, da immerhin der eine Aspekt des "Vertrages" zwischen Kälte und Herz sich dabei verliert.



Mehr kommt mir auch grade nicht in den Sinn, und falls Du gern noch mehr Vorschläge haben würdest, sag nur bescheid, ich denke auch gern noch weiterhin drüber nach. Aber vielleicht war ja etwas dabei, was Du nicht unbedingt so übernehmen willst, aber was eine neue Anregung gegeben hat.

freundlich grüßend
~sturmwind~
 
Hallo Sturmwind,

für eine „kleine Schülerin" ( als ob es darauf ankäme *s*. Wir sind doch alle unser Leben lang Schüler) hast Du wirklich tolle und hilfreiche Ideen. Ich freue mich und danke Dir für Deine Unterstützung.

Mir gefällt Deine zweite Variante am besten, und ich werde mir auch noch ein paar Gedanken machen. Das Wort Angebot bleibt auf keinen Fall.

Bin nur momentan nur ein wenig in Zeitnot, daher auch die kurze Antwort.

Sei ganz lieb gegrüßt
Gänseblümchen
 

Intonia

Mitglied
Hallo Gänseblümchen,

Dein Gedicht fand ich zuerst ziemlich destruktiv und depressiv. Aber als ich zum Schluss kam, habe ich es verstanden. Die Gefühle, die Du beschreibst, kann jeder erleben. Aber zum Schluss kommt die Erlösung in Form von Tränen, die alles hinweg spülen und neuen Mut zum Leben mit sich bringen. Also alles in allem doch ein positives Gedicht.

Die geisterhaft grauen Gestalten sind mir nicht als Alliteration aufgefallen, da Du sie nicht als Stilmittel gebraucht hast. Sie klingen an dieser Stelle ganz natürlich - in meinem Ohr! Grosse Worte sind es, die Du verwendest, aber sie wirken nicht gezwungen oder gekünstelt. Eher GEKONNT! Gefühle zu beschreiben ist nicht einfach - und Dir ist es sehr gut gelungen.

Ich hätte da einen Vorschlag anstelle des Wortes Angebot:
es verführerisch umwirbt, umspielt, samtschwarz umschmeichelt,
es mit dem barmherzigen Mantel des Vergessens, der Unverletzbarkeit lockt.

Was hältst Du davon?

Liebe Grüsse
Intonia
 
Hallo Intonia,

ich habe mich sehr über Deinen Kommentar und Deinen Vorschlag gefreut und danke Dir ganz herzlich dafür.

Ja, dieses Gedicht beginnt depressiv, so war ja auch mein Zustand in diesem Moment, aber am Ende so einer Phase sind immer Licht, Hoffnung, Zuversicht und neuer Mut.
Wobei mir mal wieder die Zeilen von Hermann Hesse aus dem Gedicht „Stufen" einfallen:
„und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
der und beschützt und der uns hilft, zu leben."

Dein Vorschlag gefällt mir sehr und ich finde, der Mantel des Vergessens ist ein gutes Bild.
Das Wort „barmherzig" würde ich allerdings weglassen, da es als eine trügerische Barmherzigkeit empfinde. Ich kann Gefühle nicht wirklich vergessen, sondern höchstens eine Zeit lang unterdrücken.

Mit lieben Grüßen
Gänseblümchen
 



 
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