Als ich bei Roberto war

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Mika

Mitglied
Als ich bei Roberto war


Mein Beschluss steht. Weder das schlechte Wetter, noch mein Hausarrest oder dein Verhalten können mich davon abbringen.
Aber weißt du eigentlich, wie ich alles erlebt habe? Interessiert es dich überhaupt, was ich dabei empfand? Du denkst, es war einfach für mich. Du denkst, daß nur weil ich dich liebe, mir das alles nichts ausmachen kann. Du irrst! Ich werde dir erzählen, wie es wirklich war:
Ich stehe vor deiner Haustür, bin schrecklich aufgeregt und mache Anstalten, mich abzulenken - vergebens. Ich weiß auch nicht genau, wie lange mein linker Zeigefinger schon auf dem Klingelknopf ruht. 10, 15, 20 Minuten? Als mir mein lächerliches Verhalten bewusst wird, drücke ich wie von einer inneren Kraft getrieben den Knopf. Außer dem Schrillen der Klingel geschieht nichts.
Nochmal. Keine Reaktion.
Ich klopfe. Geschimpfe von deiner Mutter. Dann Schritte, akustische Signale an der Türklinke. Tür offen.
Du.
Mein Herz pocht so schnell. Jetzt geht alles nur noch automatisch . Als hätte ich es hundert mal geübt, sage ich: „Ich wollte dir nur Blumen bringen.“
Pause.
Ich streiche durch mein Haar. Mein Blick geht zu Boden. Ich hasse es!
Warum bittest du mich nicht herein? Wenigstens sagst du danke. Deine nächsten Worte zerstören alles: „Anna, du machst es mir wirklich nicht leicht....“.
Dieser Satz schlägt ein wie eine Bombe und alles um mich herum zerbricht. Die Scherben sind wieder da und der rosa Himmel ist bewölkt. Doch ich lasse mir nichts anmerken und ohne daß ich es will, rutscht mir ein „Ist schon in Ordnung“ heraus. Aber es ist gar nichts in Ordnung. Am liebsten würde ich die Blumen nehmen und zu Boden werfen.
Doch statt dessen sehe ich dich nur an, betrachte deine Augen und deinen Mund – dein Gesicht ist so schön, doch deine Worte so häßlich.
Ich habe wirklich keine Lust, mir deine ironisch-rücksichtsvolle Ausrede anzuhören und gehe.
Schade, kein Widerspruch. Oder ist er nur untergegangen, in meinen polternden Schritten auf der Treppe?
 

anemone

Mitglied
hallo Mika

Tja, so kanns's gehen, wenn man schüchtern ist!

Schön beschrieben! Eigene Erfahrungswerte sind doch immer die Sichersten.
 
D

Daktari

Gast
Seufz

Morgen, Mika!

Der Text gefällt mir. Man kann sich gut hinein versetzen. Allerdings verstehe ich etwas nicht. Wenn Du eine Viertelstunde Sturm klingelst und erst dann kommt die Reaktion? Hatten Mutter und Sohn vorher Watte in den Ohren?
Da würde ich noch was ändern. Sonst ist der Text schön.

Ciao
Tim
 

Traveller

Mitglied
Mein Beschluss steht

Muss das nicht "Entschluss" heissen ??

Insgesamt eine runde Geschichte, die gut den Schmerz beschreibt, wenn man sich zurückgewiesen fühlt.
 
Y

yaira

Gast
@Daktari
ich denke dises Ruhen des Fingers auf der Klingel bedeutet, dass sie vor der Tür stand, klingen wollte, aber es einfach nicht geschafft hat.
@mika
Welcher Beschluss steht? Du schreibst am Anfang von diesem "Beschluss", aber es wird nicht deutlich, was "beschlossen" wurde.
 

Haselblatt

Mitglied
Hallo Mika,

Bis hierher, und nicht weiter:
"...Doch ich lasse mir nichts anmerken, und ohne daß ich es will, rutscht mir ein „Ist schon in Ordnung“ heraus. Aber es ist gar nichts in Ordnung. Am liebsten würde ich die Blumen nehmen und zu Boden werfen."

Meine Fantasie sagt mir: Der besondere Pepp dieser Geschichte wäre, wenn "du" gleich einen Schritt weiter gegangen wärst und diesem Schnösel die Blumen um die Ohren gewichst hättest.

Dann hätte anemone vielleicht geantwortet:
"Tja, so kann's einem ergehen, wenn er ein Macho ist..."

Ich finde, du drehst den Warmwasserhahn unter der Brause des Selbstmitleids dermaßen hoch auf, dass der Erfrischungseffekt völlig verloren geht. Versuch es mal mit Kaltduschen!
 

Mika

Mitglied
Erstmal allen ein herzliches Dankeschön für die doch sehr postive Kritik.

@yaira:
Der Beschluss (wahrscheinlich passt 'Entschluss' doch besser), besteht ersteinmal darin, zu Roberto zu gehen und ihm Blumen zu bringen. Jeder Leser kann und soll sich selbst aussuchen, was die Protagonistin so in ihrem Kopf für Fantasien und Hoffnungen (Roberto betreffend) hat.
 



 
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