Ja, tolles Gedicht!
Die Strophen entsprechen der Zeiten-Reihenfolge Vergangenheit - Gegenwart - Zukunft (und zwar großräumig: so habe ich es durch die Verben der zweiten Strophe unwillkürlich empfunden) und transportieren in dieser Reihe die Gefühlszustände angenehm - unangenehm - unerträglich.
Formal finde ich alle drei Strophen angenehm leicht. Inhaltlich, d.h. begrifflich, findet - entsprechend den obigen Reihenfolgen - eine Veränderung statt: leise - laut - tja, und die dritte Strophe würde ich am liebsten mit "schweigend/starr" charakterisieren (im Sinne von: Am Ende ist nur noch Schweigen/Starrheit, vielleicht Resignation), auch wenn "schmerzen" und "bohren" da jetzt nicht ganz reinpassen. Vielleicht hätten mir Verben, die eine Lähmung, ein hilfloses Erstarren wiedergeben, besser gefallen, sie hätten gut zu "Eis", "gebannt", "kaltes Glitzern" und "Kristallen" gepaßt.
Der letzte Vers der zweiten Strophe enthält einen Ausblick auf die dritte Strophe. Das paßt gut, weil die zweite Strophe gekonnt auf diesen letzten Vers hinarbeitet (v.a. "hart"). Demgegenüber empfinde ich, ehrlich gesagt, die Verse 4 - 6 von Strophe drei als Bruch. Sie sollen wahrscheinlich zum Anfang des Gedichts zurückführen, diesmal nicht in der Darstellung eines Zustands, sondern eines Wunsches, einer Willensbekundung. Bis zu diesen Versen ist das ganze Gedicht eine Beschreibung von sich (ins Schlimme hinein) steigernden Zuständen. "Gib verloren" paßt noch zum Vorhergehenden, dann aber, die Stimmung übergangslos wechselnd: "Sommer-Sonnen-Lieder-Lust" - strahlender als die ganze erste Strophe! Hmmmhmmm... Mit dem letzten Vers konnte ich mich auch nicht mehr anfreunden. Vor allem der "August" stieß mir auf. Wenn das Gedicht so wirkungsvoll über großräumige Zeiträume wie Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft schreitet, scheint mir die plötzliche Erwähnung eines "August" wie ein Otto Meier, der plötzlich an der Festtafel des Olymp auftaucht *g* ;-) .
Nun, tut nichts, ein tolles Gedicht! Ich hoffe,die kritischen Anmerkungen sind trotzdem erlaubt und trüben nicht Deine berechtigte Freude am Gedicht.
Liebe Grüße,
Lame