April

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lillii

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April

Noch sitzt der alte Wintergreis und grollt:
den Frühlingsboten misst sein strenger Blick.
Die Blumengeister sind ihm gar nicht hold -
sie zeigen ihm eindeutig sein Geschick:
" Nun geh schon Alter, es ist an der Zeit,
mach endlich Dich zum Abgange bereit."

"Noch nicht", meint der,"schenkt mir ein wenig Zeit,
"Ich weiß ja wohl, ihr könnt es kaum erwarten.
Bei mir macht sich die Müdigkeit schon breit
und ihr, ihr wollt hinaus in Feld und Garten -
Geduld, die ist so gar nicht eure Stärke,
doch glaubt es mir, schon lang ich dies bemerke.

Den jungen Frühlingsboten drängt das Jahr,
er solle seine Aufgaben erfüllen -
beständ doch, wenns zu spät würd, die Gefahr,
dass, wenn Natur sich will in Blüten hüllen
der Wintergreis noch ausübt seine Macht
und dann wärs aus mit neuer Blütenpracht.

Der junge Bursche unterm Regenbogen
nimmt seinen Sonnenspiegel schnell zur Hand
und blendet nunmehr gegenwartsbezogen,
den alten Herrn damit, so wie geplant.
Der alte Grantler macht sich jetzt von dannen;
will bis zum nächsten Winter sich entspannen.

Die Blumengeister hüpfen vor Vergnügen,
sie machen sich nun hurtig auf den Weg.
Die Frühlingssonne wird es bald schon fügen
es ist seit Ewigkeit ihr Privileg.
Der Winter hat sein Werk getan, muss gehen.
So kann, wie stets, auch dieses Jahr bestehen.

© lillii (Luzie-R)


nach dem Gemälde von Hans Thoma - April
 



 
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