Auch deshalb

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Anonym

Gast
Auch deshalb

So sind sie denn ordentlich aufgereiht,
akkurat ausgerichtet, immer im gleichen Abstand,
peinlichst rechtwinklig zu den Brettern orientiert.
Vier Zahnbürsten im fast leeren Ikea-Regal
in deinem Keller.

Sauber geordnet die Flaschen von Viss, Pronto, Bref, Sidolin.
Sauber - und Meister Proper.
Aufgereiht, in Grundstellung, wie die vier Flaschen Shampoo daneben.
Und die nächsten zwei Bretter, leer.
Minimalistisch, steril, Museum.

Vor deiner Wohnung stehen die Damenschuhe.
Wie immer zwei Paar, wie immer, wie täglich.
Die Senkel, wie immer, nach innen gelegt,
wie immer,
seit Jahren.

Ordnung auch in der Wäsche im Keller,
aufgehängt zum Trocknen am Ständer.
Alle Socken weiß, zwanzig Paar.
Socke für Socke, gereiht,
Socke für Socke, Socken-Soldaten.

Auch deine Unterhosen,
weiß, akkurat, selbstverständlich Persil.
In Reih und Glied,
zum Trocknen angetreten,
gefaltet, gehängt.

Handtücher, Bettlaken auf Wäscheleinen,
die Wäscheklammern passend.
Handtücher zwei, Laken drei.
Zwei grün, zwei weiß, zwei gelb, drei grün.
Blau passt nicht zu rot.

Und du fragst dich
selbst nach zehn Jahren noch,
warum ich damals gegangen bin?
 

NewDawnK

Mitglied
"Und du fragst dich
selbst nach zehn Jahren,
warum ich gegangen bin?"

Hallo A.,

wäre ich in der Rolle des lyrischen Ichs, würde ich mich als erstes fragen, warum ich nicht schon am Anfang auf dem Absatz kehrt gemacht habe.
Das lyrische Ich formuliert hier eine Begründung, die die eigene Handlungsweise erklären soll - das ist während eines Konfliktes menschlich durchaus verständlich. Wenn die persönlichen Eigenarten des Gegenüber auch langfristig als "Gründe" herhalten müssen, spricht das m.E. eher gegen eine ehrliche und mitmenschliche Sichtweise bzw. Konfliktverarbeitung, denn meist liegen die "Gründe" bei näherem Hinsehen auf beiden Seiten.

Der Text überzeugt mich inhaltlich nicht, weil er lediglich aus einer unreflektierten, aus dem Kontext herausgerissenen, bunt ausgemalten Schuldzuweisung besteht.

Schöne Grüße, NDK
 
S

Seelenblume

Gast
"wäre ich in der Rolle des lyrischen Ichs, würde ich mich als erstes fragen, warum ich nicht schon am Anfang auf dem Absatz kehrt gemacht habe."

exactly.
Das war auch die Frage, die ich mir stellvertretend für das lyr. Ich gestellt habe.
 

Anonym

Gast
Liebe NewDawnK,
liebe Seelenblume.

Danke für die Rückmeldung; es geht nicht um Rechtfertigung, nur um Beobachtung. Ich habe das winzige Wort "damals" in die letzte Zeile eingefügt.

A.
 
B

bonanza

Gast
etwas beschränkte wahrnehmung, aber als gedicht gehts durch.

bon.
 



 
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