Auch die Natur macht Fehler!

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Auch die Natur macht Fehler !
Wie sonst, meine Damen ließe sich die Existenz von Männern auf dieser ansonsten
wunderschönen Welt hieb- und stichfest erklären?
Solange man sie in schöner Regelmäßigkeit (am besten im gleichen Rhythmus wie
die Unterwäsche ) wechselt, sind sie ja durchaus zu ertragen.
Ja, doch, da war doch mal was, wofür sie sogar unerläßlich sind, erinnern Sie sich ?
Aber seien wir doch mal ehrlich ! Sobald man länger als 9 1/2 Wochen verheiratet
ist, ist es vorbei mit dem Forscherdrang am unbekannten Objekt.
Oder verspüren Sie etwa noch Lust, wenn Sie mal mitansehen mussten, wie Ihr
Mann 16 Stunden seines Lebens daran verschwendet, sein Auto zu putzen?
Ich durfte neulich unfreiwillige Zeugin dieses herzergreifenden Schauspiels
werden. Mein Mann stand mit einem Eimerchen in der Hand und mit einer Hingabe
im Blick vor seinem Wagen, die mir mit einem Schlag bewusst machte: Ich spiele
bestenfalls die zweite Geige in seinem Leben. Ich möchte wetten, vor lauter
Rührung glitzerten ein paar Tränchen in seinen himmelblauen Äugelchen.
Wenn ich mich recht erinnere, hat er mich bei seiner ersten und einzigen Liebes-
erklärung nicht so verliebt angeschaut.
Ein bißchen sentimental wurde ich doch, als ich sah wie er mit stetig wachsender
und sich unaufhaltsam steigernder Begeisterung alles, was nicht fest mit seinem
Auto verwachsen ist, auseinander nahm und jedes einzelne Bestandteil mit einem
besonders weichen und geschmeidigen Läppchen wischte, wienerte und
wildlederte. Jedes Schräubchen, Steckerchen und Nippelchen wurde von oben,
von unten, von hinten, von vorne, von der Seite und noch mal in umgekehrter
Reihenfolge gesäubert.
Glauben Sie mir meine Damen, das tat weh. Bei mir zeigte er nämlich schon
deutliche Zeichen von Unmut, als er mir ein Mal in 22 Jahren die Haare waschen
mußte, weil ich einen Gipsarm hatte.
Dann klopfte er unendlich behutsam und unendlich sanft die lederbezogenen Sitze
aus.
Ich möchte sehr bezweifeln,dass er mir, selbst wenn ich mich komplett in Lack
und Leder hüllen würde, jemals mit einer derartigen Zärtlichkeit den Hintern
tätscheln würde.
Tief in meinem Herzen spürte ich einen leichten Anflug von Eifersucht. Just in
diesem Moment kam meine bessere,auf jeden Fall aber ordentlichere Hälfte wie
ein armer Irrer ins Haus gestolpert. Vollkommen hysterisch, nach Luft schnappend
und mit schmerzverzerrtem Gesicht schrie er:\" Hast du schon den Kratzer am Öl-
filter gesehen?\" Bis dato wusste ich nicht einmal,dass unser Auto einen Ölfilter
hat, geschweige denn dass ein Kratzer an demselbigen den Weltuntergang nach
sich ziehen kann. So nah am Wahnsinn habe ich diesen Mann nur ein einziges Mal
gesehen. Das war, als ich währed der Entbindung unseres dritten Kindes einen
halben Tag ausser Gefecht gesetzt war und er sich infogedessen um die anderen
beiden kümmern mußte.
Sie werden verstehen, dass ich an diesem Punkt aufgehört habe,mit seinem heiß-
geliebten Auto in Konkurrenz treten zu wollen. Ich kann doch nur verlieren.
Also drückte ich sien verzweifeltes Köpfchen an meine mütterliche Brust,bis er
sich wieder soweit beruhigt hatte,dass ich ihn zurück auf die Straße lassen konnte.
Ich muss zugeben,ich hatte ein wenig Angst,unsere Nachbarn könnten bei diesem
bemitleidenswerten und erbarmungswürdigen Anblick vermuten,ich sei schon
wieder schwanger oder mein Göttergatte hätte nur noch 2 Wochen zu leben
oder ähnliche Katastrophen hätten uns heimgesucht.
Nur noch leise wimmernd putzte er die nächsten 8 Stunden weiter.
Nach sage und schreibe 16 STUNDEN,meine Damen, stellte er sein Eimerchen
höchst befriedigt beiseite und betrachtete mit stolzgeschwellter Brust sein Meister-
werk.
Ich mag mich ja irren, aber ich meine bei der Abiturfeier unseres Ältesten nicht
dieses Leuchten in seinen Augen registriert zu haben.
In einem Augenblick derartiger Verzückung und Glückseligkeit fällt es mir
natürlich schwer,an so banale Alltäglichkeiten zu denken,wie
- dass die gesamte Familie die nächsten 3 Wochen mit an Sicherheit grenzender
Wahrscheinlichkeit bei Regenwetter zu Fuß gehen muss,
- dass ich in unabsehbarer Zeit ausschließlich damit beschäftigt sein werde,unsere
Kinder,die Freunde unserer Kinder, die Nachbarskinder und alle Personen, die
jünger als 35 sind, zu bitten, einen Mindestabstand von 15 m zu seiner Luxuskarosse
zu halten und
- dass ich alle Zeitungen, Zeitschriften und Bücher, in denen eventuell und unter
gewissen Umständen das Wort \"Ölfilter\" vorkommen könnte für den Rest seines
Lebens sorgfältigst zu verstecken oder zu vernichten habe.

Und wenn Sie mir jetzt noch weismachen wollen, der liebe Gott hätte sich allen
Ernstes was dabei gedacht,als er den Mann erschuf, dann müssen Sie entweder
geistig umnachtet, sturzbesoffen oder frisch verliebt sein.
 



 
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