Hi Rhea,
sorry, wollt schon gestern geschrieben haben, ich fänd's echt schade, wenn dein Gedicht unterginge. Ich finde die erste Fassung auch am besten. Ich habe mal ein paar Stellen identifiziert, die - meiner Meinung nach - problematisch / missverständlich sind. Vielleicht könntest du da ja gezielt dran arbeiten?
[blue]Audio[/blue]
Bin nur noch ein kleines Ohr
Dein Atem kommt mir seltsam vor
So komisch, so beschleunigt
So endend abgeknickt
Mit einem tiefen Laut
Ich fühle nicht die Haut
[blue]Bis Wasser leise rauscht
Im Bad, ich Ohr noch lauscht[/blue]
Aufs Quietschen dann vom Bett
[blue]Du findest nicht adrett
Die Frau da neben dir[/blue]
Dein Schnarchen dringt bis hier
Hinein, ich Ohr entspannt
[blue]Der Rest ins Bad gerannt[/blue]
Ganz ohne [blue]Blick ins Glas[/blue]
Das Kind da weiß längst was
Ich Auge dann wohl sähe
Ich Ohr [blue]jedoch[/blue] bestehe
Auf Ruhe, schrei doch nicht,
lösch einfach nur das Licht.
1) Der Titel - vielleicht fällt dir etwas ausdrucksvolleres ein, das den Leser in die richtige Richtung weist? Spontan fällt mir sowas ein wie "ungehört" oder "unerhört"... "unsichtbar"... ich habe leider gerade keine gute Idee, aber es sollte etwas latent bedrohliches sein, denke ich.
2) Wenn man nicht von vorneherein schon weiß, worum es geht, ist die Sequenz der Ereignisse verwirrend: Zuerst sind "er" und Lyri zusammen, dann ist "er" im Bad, dann ist "er" im Bett, dann ist Lyri im Bad. Vielleicht lässt du "ihn" einfach sofort ins Bett gehen? Das Lyri könnte dann darauf lauschen, dass "sein" Bett quietscht, und dann ins Bad rennen. Ich meine, welche große Bedeutung hat es für das Gedicht, dass "er" ins Bad geht? Es wäre doch sogar noch widerlicher, wenn "er" noch nicht mal ins Bad gehen würde, bevor "er" sich in sein Bett legt? Oder wolltest du ausdrücken, dass "er" sich "reinwäscht"? In jedem Fall finde ich das zweifache "ins Bad gehen" verwirrend.
3)
Du findest nicht adrett
Die Frau da neben dir
Mir gefällt das Wort "adrett" nicht in diesem Kontext. "adrett" bedeutet "hübsch, sauber und ordentlich" - "er" könnte seine Frau durchaus adrett finden und dennoch (oder gerade deshalb) zum Lyri gehen. Außerdem schreibst du aus der Perspektive des Kindes, und ich finde, dieser Gedankengang passt nicht zu einem Kind. Deshalb sind vielleicht sowohl Heidrun, als auch ich zuerst von einem erwachsenen Lyri ausgegangen. Ich glaube nicht, dass ein Kind "die Frau da neben dir" über seine Mutter denken würde - selbst wenn es die Mutter hasst. "Magst du sie gar nicht mehr, die Mutti neben dir?" könnte ich mir eher vorstellen.
4)
Wie wär's mit "Die Haut ins Bad gerannt"? Ich musste bei diesem Vers nämlich an Wasser in einer Badewanne o.ä. denken. Es ist nicht klar, dass "der Rest" das Lyri ist.
5) Bei "Blick ins Glas" musste ich an eine Wahrsagerin mit Glaskugel denken, oder an jemanden, der zu tief ins Glas geschaut hat. Ich glaube, "Glas" assoziiert sich nicht unbedingt sehr gut mit "Spiegel". Wie wär's mit "Kein Blick ins Spiegelglas" für diesen Vers?
6) "darum" passt für mich besser als "jedoch": Das Auge weiß, was es sehen wird, und
darum wird nicht in den Spiegel geschaut, sondern Ruhe gefordert.
Hilft das vielleicht ein Bisschen?
Lg, presque