Auf den Berg...

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Floheit

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Bergsteig

Auf dem waldgesäumten Wege,
wurzelhüpfend, Sonnenflut,
mir den Berg zu Füßen lege,
lungenfüllend, ausgeruht.

Wandre langsam in die Höhe,
schrittgemäßigt, konzentriert,
kühl erfaßt mich eine Böe,
baumbegrenztes, nun passiert.

Dreh mich um zum fernen Tale,
augersäufend, absorbiert,
trink aus Zimmermannes Schale,
Himmels Werk, aquarelliert.

Doch es kratzt, steinern, fingerspitz,
schroff, zäh kargend, Elend weit,
am hellerleuchtet Wolkensitz,
Gipfelsturm, Gipfelwind, Zeit.

Auf, Stein um Stein und Schritt um Schritt
Mühsal schwitzend, Schabernack,
Auf, Bein um Bein und Tritt um Tritt,
Hirn frißt Felsen samt Rucksack.

Nur noch Meter, Gipfelkreuz,
zähneknirschend, Nase läuft,
Das Aug am Boden, tiefer Schneuz,
gleich jetzt gleich jetzt, angehäuft.

Atme, atme, atme, Stille,
ruhig aus, der Sieg ist mein,
schau auf Gottes alten Wille,
Höchster, Meister; ganz allein.

Ach so weit liegt nun darnieder,
Ärger, Wut und täglich Brot,
hier find ich mich selber wieder,
ohne Sorgen, ohne Not.

Schade für die stolzen Leute,
sich den Berg im Lift ergeh’n,
denn wie früher, so auch heute:
Schritt für Schritt, am Gipfel stehn.
 

Venus

Mitglied
Hallo Floheit,

ich liiiebe Wortspielereien und hier sind jede Menge!!
Schon der Titel macht Freude und in der zweiten Zeile der ersten Strophe ist mir mit den Wurzeln ein Lächeln aus dem Gesicht gehüpft.

Ich bin nicht unbedingt ein Freund der Reimform.
Vielleicht liegt es auch daran, dass ich deshalb manchmal Probleme habe, deinem Rhythmus und Takt zu folgen.

Doch für den Gedankengang und das Wortgespielst gibts von mir ein Lob!
;o)

Liebe Grüße,
Venus
 

Floheit

Mitglied
Hallo Venus!

Zunächst mal danke für Deine aufmunternden Worte.
War schon ein bißchen verzagt, weil sich keiner rührt.
Gerade bei diesem Gedicht, brauchst Du Dir nix drausmachen, wenn das Versmaß holpert.
War so gedacht, weil ja mit jedem Meter, den man in Richtung Gipfel zurücklegt, die Kraft nachläßt und alles im Kopf holpriger wird, bis man befreit oben ist.
Deswegen geht's am Anfang wohlklingend dahin, dann wird's rauer und zum Schluß wieder ruhiger.

p.s.: ich werd mir mal gleich deine Werke anschauen :)

lg, aus Tirol, Floheit
 

Venus

Mitglied
Aha!!

So hab' ich das noch gar nicht sehen können!
Herzlichen Dank, für deine wunderbare Erklärung - jo!, nun macht es noch mehr Sinn ;o)

Mach dir keinen Kummer ob der Ressonanz, ich hab' irgendwie auch gerade das Gefühl, viele Leser und Autoren schlummern ein bisschen im Schneegestöber ;o)

Ich lass ein Schneeglöckchen vor deiner Tür,
dann kommen sie bestimmt, die Kommentare der Besucher -

Liebe Grüße,
Venus

PS:
und übernächstes Wochenende jodel ich mal ganz laut
(und bestimmt genauso falsch ;o))
von Tirol nach Tirol
 

Floheit

Mitglied
Juhu

Da freu ich mich aber!
Als Dankeschön werd ich mich um einen besonders wortspielerischen Zauberspruch bemühen, damit dir keine lawine um die ohren fegt.

lg, flo
 

MH

Mitglied
das holpert und poltert wie es zum thema passt!
obwohl ich mich in bezug auf lyrik selbst eher am (berg-)hang zur melancholie befinde - dieses gedicht gefällt mir ausserordentlich!
einen gruss aus wien ;-)
 



 
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