Da waren sie wieder. Leichtfertig ausgesprochen. Die berühmten drei Worte, die in jeder Beziehung fallen. „Wir müssen reden!“ sagte Karin. Wie ich diese drei Worte hasse. Aus Erfahrung hasse. Was soll das bedeuten: „Wir müssen reden“? Was kann heraus kommen, wenn zwei reden? Im Duett? Als Kanon? Oder wie? Reden im Plural hat noch nie gemeinsame Lösungen ermöglicht. Wir müssten uns zuhören. Wir müssten uns mehr respektieren. Reden kann nur einer. Ich kann mit ihr reden. Sie kann mit mir reden. Aber das macht nur Sinn, wenn sie mir zuhört und ich ihr zuhöre. Wenn sie über das Geredete nachdenkt und ich die Zeit bekomme über ihr Gerede nachzudenken. Wir müssen reden, löste für mich bisher immer jedes Beziehungsproblem – nämlich gänzlich. Wir müssen reden war die übliche Einleitung zu jeglicher Trennung. „Dann rede!“ sagte ich wütend. Karin blickte mich mit ihren großen grünen Augen an. Diese Augen, in die ich vor vier Jahren eingetaucht war und ertrank. „Ich will die Scheidung!“ So schnell hatte bisher noch keine ausgeredet.