Bekenntnisse eines guten Menschen

JCC

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Bekenntnisse eines guten Menschen


Ich bin politisch korrekt, denn in einer Welt, wo unter jedem Stein eine neue unentdecke Randgruppe schlummert, deren Anwesenheit danach verlangt, ihr sofort ein paar menschenverachtende, nicht länger hinzunehmende Benachteiligungen anzudichten, um gleich darauf mit Hilfe von Politikern, Fernsehmoderatoren und Tränendrüsen eben gegen diese ins Feld zu ziehen, gibt es kaum ein Hobby, das ähnlich erfüllend ist.
Ein bißchen wie Krieg spielen, nur mit dem entscheidenden Vorteil, daß die Bösen einem keine blutige Nase hauen können.
Also eher wie Ringelpiez ohne Anfassen.


Dabei ist es im Prinzip egal, ob ich mich für die Menschenrechte schwuler Exilneger oder die Gleichberechtigung schwangerer Mainzelmännchen einsetze - wer glaubt, es ginge darum, wirklich irgendwelchen verkrachten Existenzen aus der Patsche zu helfen, hat das Spiel gründlich mißverstanden.
Denn wer noch nie dieses ungewohnte Gefühl der Macht verspürt hat, als er einen Blondinen-, Türken- oder Fußballtrainer-Witzeerzähler durch einen wohlgezielten „Ich weiß ganz genau, was für ein intolerantes/Nazi-/gewissenloses (Zutreffendes unterstreichen) Schwein Du bist“-Blick außer Gefecht gesetzt hat, der hat verdammt noch mal was verpaßt, denn nichts verschafft einem einen besseren Höhenflug, als sich moralisch überlegen zu wissen.


Ich bin tolerant, denn keiner hat das Recht, sich in anderleuts Angelegenheiten einzumischen. Man muß wirklich darauf achten, daß die Leute das fein bleiben lassen. Es ist ein echtes Problem, diesen Grundsatz zu verteidigen, aber glücklicherweise gibt es immer ein paar pflichtbewußte Menschen, die sich umhören, ob gewisse Personen sich nicht mehr in fremde Geschäfte verstricken, als gut für sie ist. Und die das dann auch bitte an die zuständigen Behörden melden.


Weiterhin hat jeder das Recht auf eine Meinung, und darauf, sie frei auszudrücken.
Natürlich muß man die Meinungsbildung, nicht nur bei unseren jungen Mitbürgern, nach Kräften fördern und um jeden Preis verhindern, daß sie in die falsche Richtung gelenkt wird.
Was die richtige Richtung ist, gibt der Chef vor, und alle sind herzlich eingeladen, sich innerhalb dieses Rahmens so frei zu äußern wie sie mögen.


Ich bin verständnisvoll, denn kein niemand ist perfekt, und man darf über Menschen nicht urteilen.
Jeder Mensch trägt von Geburt an etwas Gutes in sich, und so richtig versaut wird er erst von seiner Umwelt, oder wurden Sie schon mal von einem Wickelkind mit dem Messer bedroht?
Eben.
Jeder Mensch strebt nur nach seinem Glück, und wenn ein junger Einwanderer, voller Elan und Idealismus, sich daran macht, eben sein persönliches Glück zu finden, und der Gute sich entscheidet, nicht einmal egoistisch zu sein, sondern das Glück in Form von weißen Pülverchen auch an andere zu verteilen, kann man ihn da verurteilen?
Man kann ihn vielleicht als ein bißchen fehlgeleitet bezeichnen, da die Wahrscheinlichkeit gering ist, daß er für sein kleines Geschäft jemals Steuern bezahlen wird, aber würden Sie einem Staat Geld geben, der Sie gar nicht will, sondern Ihnen nur mit äußerstem Widerwillen Wohnung, Essen und Pentium II bezahlt?
Ich auch nicht.


Man sollte sich vor lauter Gutmütigkeit allerdings nicht verarschen lassen. Für die glatzköpfigen, unmenschlichen Tötungsmaschinen aus dem degenerierten Osten kann und möchte ich kein Verständnis aufbringen, und der Typ, dessen Hund mir letzte Nacht vors Auto geschissen hat, gehört aufgehängt.
 
S

Sansibar

Gast
Guter Mensch

Hy JCC,
das hat mir sehr gut gefallen, die Verlogenheit die du da aufgespürt hast. Toll zum Schluß die Idee mit dem Hundehalter. Sind wir nicht alle "wahnsinnig" tolerant? Jedenfalls bis zu dem Punkt,an dem man an unsere persönliche Belange oder Autos geht. Meint:
Sansibar aus Sansibar
 



 
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