Ben

anemone

Mitglied
Und schon wieder hatte er etwas auf die Pfoten bekommen. Er trat einige Schritte zurück. Ben konnte sich wirklich nicht daran erinnern, aber schon hundert mal hatte ihm seine Mutter verboten einfach so ein Mädchen anzufassen.

Dabei hatte er doch echt nichts böses von ihr gewollt. Musste die Zicke denn auch gleich so kreischen, nur weil er ihr einen saftigen Kuss mitten ins Gesicht drücken wollte und es auch tat? Sie wischte sich gleich mit ihrem Ärmel über ihr Gesicht, so als könnte sie damit alles ungeschehen machen.

Ben war kein kleines Kind mehr, er war schon 18 Jahre alt und Ben war behindert. Ein Mongoloid.

In der Behindertengruppe, wohin ihn seine Mutter 1 mal wöchentlich brachte, war es normal, dass man sich anfasste und küsste. Doch hier wurde wunder was für ein Aufhebens gemacht, als hätte er ein Verbrechen begangen.

Ben entschuldigte sich bei dem Mädchen. Sie hieß Silke. Er fand Silke sympathisch und deshalb zeigte er es auch. Doch Silke schüttelte sich, als hätte sie ein Wurm geküsst.
Man hatte es ihm rechtzeitig beigebracht, sich zu entschuldigen. Er musste sich oft entschuldigen. Es verging kaum ein Tag ohne Entschuldigung.

Es begann schon in der Behindertengruppe des Vorschulkindergartens. Den Kindern wurde in einer Kuschelecke die Gelegenheit zum Kuscheln gegeben. In seinem Alter mochte man diese Art von Kuscheln doch recht gerne.

Jetzt ging er zwar schon einer Beschäftigung nach, wurde täglich mit dem Behindertenbus abgeholt und in eine nahegelegene Werkstatt für Behinderte gefahren. Doch auch dort stellte sich kein Mädchen zickig an, wenn es mal umarmt oder geküsst wurde. Ben hatte die Erfahrung gemacht, dass sie es alle genossen. Natürlich während der Arbeitszeit sollte schon gearbeitet werden.

Er bekam ein rotes Käppi, damit seine Haare nicht in die Maschine gerieten. Sie war nicht schwer, seine Arbeit. Doch manchmal hatte er einfach keine Lust und wollte lieber mit Mädchen rummachen.

Dann sagte er zu Ilka: „Komm, wir gehen in die Ecke!“ und Ilka ging mit ihm in die Ecke.
Sie mussten natürlich fragen, aber das machte Ben schon. Jedes Mal lachte der Werkstattleiter, wenn Ben mit seiner unverständlichen Sprache ihm zu verstehen gab, was er brauchte.
Es gab da so ein Zeichen, welches genauestens ausdrückte, was sein Verlangen war.

Ilka nahm ihn dann an die Hand und hüpfte mit ihm Richtung Knuffelecke. Ilka war erst 12, aber sie mochte es, wenn Ben oder Karsten, der im Rollstuhl saß mit ihr spielen wollten.

Ben konnte schon richtig mit ihr sexen. Bei Karsten war es schon schwieriger. Er konnte ja seine Beine nicht bewegen. Er ließ sich einfach aus dem Rollstuhl in die Knuffelecke fallen und sagte ihr was er vor hatte. Jedenfalls konnte er supertoll schmusen.


Ilka war nicht so sehr behindert. Sie konnte sich in alle Richtungen bewegen. Die einzige Behinderung bei ihr war ein Wolfsrachen. Dadurch hatte sie einige Probleme mit der Sprache.
Doch die Jungs hatten das sehr gerne, denn sie tat bereitwillig, was die Jungen gerne hatten.
Wenn sie frohgelaunt aus der Knuffelecke zurückkamen, grinste der Werkstattleiter schon wieder und sagte:
"Nau, da sind die Ausreißer ja wieder!"


Natürlich passte ihre Mutter zu Hause auf, dass sie auch rechtzeitig die Pille bekam, noch vor ihrem Frühstück. Manche Mädchen bekamen die Anti-Baby-Spritze, damit die Eltern sich nicht immer sorgen mussten, denn viele Mädchen dachten selbst an gar nichts. Es gab auch Mädchen, die nicht wussten, wozu das alles veranstaltet wurde.



Um Silke jedoch, die Ben sehr nett fand und bewunderte, weil sie nicht behindert war, machte Ben in der Zukunft einen großen Bogen, denn entschuldigen, das hasste er wie die Pest.
 

Frank Zimmermann

Junior Mitglied
Frage nach dem Hintergrund

Dieser Text hat, so wie ich mitbekommen habe, kritische Reaktionen hervorgerufen. Unter anderem wurde es als anstößig empfunden, daß hier der Geschlechtsverkehr mit einem Kind als "normal" beschrieben wird.

Zunächst mal möchte ich betonen, daß ich den Text unter literarischen Gesichtspunkten ziemlich vernachlässigungswürdig finde, denn über das Niveau eines Mittelstufenaufsatzes kommt er sicherlich nicht hinaus.

Um den Inhalt besser beurteilen zu können, habe ich mich mit jemandem unterhalten der reichhaltige Erfahrungen in der Behindertenarbeit hat und z.Zt. in einer Wohngruppe für geistig behinderte Menschen arbeitet.
Sofort kann ich deshalb einige Aspekte klären, die schlicht falsch sind:
- ein "nur" körperlich behindertes Mädchen (Wolfsrachen) würde nicht in einer solchen Werkstatt beschäftigt
- eine Zwölfjährige wäre nicht in einer Werkstatt, sondern in einer Schule

Unter geistig Behinderten ist der Umgang mit Körperlichkeit sicherlich ein anderer, als zwischen Nicht-Behinderten, trotzdem ist es auch in Behindertenwerkstätten nicht üblich, einen Ort zur Verfügung zu stellen, an dem die Beschäftigten nach Lust und Laune miteinander kopulieren können.
Darüber hinaus hätten bei einer Zwölfjährigen sowohl die Betreuer wie auch die Eltern sicherlich ein Wörtchen mitzureden, zumal mir nicht bekannt ist, daß für geistig behinderte Menschen die allgemein gültigen Gesetzte - nach denen der Geschlechtsverkehr zwischen Volljährigen und Minderjährigen verboten ist - nicht relevant sind.

Somit bleibt mir als Fazit nur übrig den Text sowohl inhaltlich als auch formal als sehr zweifelhaft - und das ist vorsichtig ausgedrückt - zu bewerten.
Bleibt die Frage nach dem Hintergrund des Textes; anders formuliert: was will und die Autorin damit sagen???
 

anemone

Mitglied
Lassen wir die Sache mal so im Raum stehen. Genaue Recherche in diesem Fall würde sicherlich zu Streitereien führen, die ich nicht heraufbeschwören möchte. Die Personen sind von mir frei erfunden, ebenso wie das Alter. Ilka könnte als ebensogut 16 Jahre alt sein, da hätte sicher keiner etwas dagegen einzuwenden.

Ich glaube auch nicht, dass in Werkstätten die Sache so locker gesehen wird.
Ansonsten dürften die Angaben bzgl. Knuffelecke stimmen.

Was ich damit sagen wollte geht hoffentlich aus der Geschichte hervor.
 
K

Kadra

Gast
Ja, es geht aus der Geschichte hervor, Anmemone, wie abstoßend du behinderte Menschen findest und wie sehr du ihnen den Wunsch nach liebevollem Umgang miteinander und nach Nähe absprichst, weil sie anders sind als du...

Kadra
 

anemone

Mitglied
Liebe Kadra,

ich merke schon, ich habe da ein heißes Eisen angefasst, nur zu, zerreißt mich!

Kann denn Liebe Sünde sein? Zarah Leander
 

ex-mact

Mitglied
Da ich zu viele Erfahrungen im Umgang mit Behinderten habe (mit körperlich oder geistig behinderten Menschen), unterstellte ich dem Autoren zunächst, daß dieser Text ernst gemeint und aufgrund realer Hintergründe entstanden war. Ich beurteilte den Text daher ursprünglich sehr positiv, zeigte er doch den unmenschlichen Umgang mit Behinderten - auch durch die (wie ich dachte: gekonnt) unbeholfene Schreibweise, die der Umwelt nur indirekt einen Vorwurf machte.

Die Reaktion des Autoren macht mich nunmehr glauben, daß ich einem Blender aufgesessen bin. Das Alter eines - wenn auch nur angedeutet - sexuell ausgenutzten Menschen SPIELT eine Rolle, nicht nur gesetzlich und moralisch sondern auch handwerklich innerhalb der Geschichte. Anmerkung: gerade geistig behinderte Menschen haben sehr oft ein ausgeprägtes Schutzbewusstsein für Kinder!

Ich finde das sehr schade. Etwas Recherche - und dann das ZU DEM TEXT STEHEN des Autoren - hätte aus diesem Werk einen wertvollen Beitrag gemacht. Ich empfinde - nach den Reaktionen des Autoren - nun nicht mehr, daß ich die Geschichte "verstanden" hätte.
 

anemone

Mitglied
hallo mact

Danke für dein Vertrauen, ich hatte unter Erzählungen gepostet, weil Erinnerungen bei der Story eine Rolle spielen. Die Sprache hielt ich dabei bewusst einfach.

Es liegt also eine Ähnlichkeit vor mit einem Mädchen, welches inzwischen 16 Jahre alt ist. Sie hat soviel mir bekannt ist keinen Schaden davongetragen und ich weiß von den Überlegungen mit der Pille, als sie 12 war.
Sie lebt in einer Pflegefamilie und fährt täglich mit dem Bus zu einer Schule.

Da es die Pille nicht ohne Arzt gibt, ist es nicht meine Aufgabe, mir darüber Gedanken zu machen.

Dass mongoloide Menschen ein großes Zärtlichkeitsgefühl haben, dürfte allgemein bekannt sein und dieses wollte ich mit der Story zum Ausdruck bringen. Es ging nicht darum, ob wer mit wem im minderjährigen Alter Sex hat.
 

klara

Mitglied
Hallo,
ich schließe mich der Meinung von Frank.
(Obwohl ich seine Wortwahl etwas zu hart empfinde)
Du hast dir ein sehr brisantes Thema ausgesucht. Gerade aus diesem Grund sollte man (frau) sich doch mehr darüber informieren.
Die Körperlichkeit im Sinne Sex und Behinderung ist in der Gesellschaft immer noch ein "Tabu". So gesehen, finde ich es sehr positiv, wenn darüber geschrieben und gesprochen wird. Aber bitte mit mehr Respekt. Das Thema darf nicht in die Hand genommen werden, weil es sich automatisch als Interessant anbietet.
Die Sache mit dem 12 Jährigen ist mehr als besorgniserregend.
Du sagst, es könnte auch ein 16 Jährige sein. Dem ist aber nicht so. Es ist ein 12 Jährige in deiner Geschichte. Die Kritik, die du für deine Zeilen bekommst, solltest du annehmen. Es sind sehr viele gute Anregungen dabei.
Warum sagst du : Zerreis mich!
Wer soll eine Interresse daran haben? Und warum?
Grüße.
 

anemone

Mitglied
hallo klara

ich bin dieses Thema angegangen, weil es in mir haften geblieben ist. Es hat mich damals ebenso schockiert wie euch.

Das Mädchen erzählte von ihren Erlebnissen mit Jungs in der Kuschelecke sehr frei und die Pflegeeltern überlegten, ihr die Pille zu besorgen.

Da ich den Kontakt zu der Familie verloren habe, möchte ich die Story hiermit abschließen.

Es wundert mich, allerdings, dass so wenig über dieses Thema "Kuschelecke" bekannt ist, wo doch viele Leute hier in der Behindertenarbeit tätig sind.
 

BiaBln

Mitglied
Hallo anemone,

mach doch einfach aus der 12-jährigen eine 16-jährige und schon ist das Ganze nicht mehr so "schlimm"!
Ansonsten kann ich zu dem Thema Behinderte und Behindertenwerstätten, sowie Kuschelecke oder so, nicht viel sagen, da ich damit noch keine Erfahrungen sammeln konnte.

Gruß Bianka
 

anemone

Mitglied
danke Klara und bianca

zunächst mal wollte ich mich nicht interessant machen
mit dem Beitrag und ebenso nichts gesetzeswidriges heraufbeschwören.

Die Jungs in der Geschichte entstammen aus meiner Erinnerung
an eine Ferienbetreuung. Sie waren mit diesem Mädchen nicht in Kontakt. Die Story entstand also nur auf Aussage des Mädchens und aus meiner Fantasie. Bitte akzeptiert das Alter von 16 Jahren, welches sie inzwischen ja auch hat.
 



 
Oben Unten