Bett oder Tür?

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Intonia

Mitglied
Bett oder Tür?

Das Bett!
Von Menschen benutzt, beschmutzt.
Schicksale aus nächster Nähe erleben.
Erleiden!
Ist es nicht ein schweres Los?

Die Tür!
Sie ist kalt, abweisend, ungeliebt.
Man tritt sie, schlägt sie zu.
Horcht hinter ihr.
Schaut durchs Schlüsselloch.

Nein, das Bett ist doch glücklicher!
Erlebt mehr Freude, Zufriedenheit.
Spendet erholsamen Schlaf.
Erlebt viele glückliche Augenblicke.

Die Tür ist herzlos, trennt.
Und doch ist sie unentbehrlich.
Und ehrlich - besser als ihr Ruf.
Auch sie leidet, stöhnt und wimmert.

Du verstehst es erst,
wenn ein lieber Mensch
sie zum letzten Mal
hinter sich zugeschlagen hat.
 
R

Rote Socke

Gast
Lieber Intonia,

ich grüße Dich herzlich nach langer Zeit. Von Deinem Kommentar in der Anthologie neugierig geworden (wegen der Tür und dem Bett), schaute ich mir das gleich hier an und bin absolut begeistert.
Ich bin einfach ein Fan und Freak von ungewöhnlichen Dingen oder ungewöhnlichen Vergleichen etc.
Das hast Du sehr sauber ausgearbeitet und mir eine große Lesefreude bereitet. Da musste ich einfach die Punktemaschine auf Höchstleistung treiben.

Beste Grüße
Socke
 

sharasah

Mitglied
Bett oder Tür

Hallo Itonia,
mir fällt nur eine Anmerkung dazu ein:Spitze.
Ein tolles Werk mit großer Aussage.

Viele Grüße
sharasah
 

Jongleur

Mitglied
Gerechtigkeit für die Tür ....

Mmh, Intonia ... dem Bett wirst Du ein wenig gerechter als der Tür. Es wird gelitten in Krankheit, gestorben im Bett - aber auch Schlaf, die Liebe, Geburt sind verknüpft.
Der Tür gestehst Du nur die "eine Seite der Medaille" zu. Das Lyrische Ich scheint also momentan dort, auf der einen Seite der Tür verhaftet ...
Es gibt aber auch die Türen, die sich öffnen. Man steht mit Neugier ... es warten unbekannte Räume, vielleicht Neuanfänge. Auch ein positives Bild: wie man nach Tagen in Regen und Sturm geschützt zu Haus, aber auch eingeengt, die Tür nach draußen wieder öffnen kann ...
Und vor allem: hinter all den Türen, die sich geschlossen haben, stand zuerst einmal der Vorgang, dass man sie öffnete, dass einer kam, dass man gemeinsam hindurchging.
- Jaja, ich verstehe den Vergleich Bett <--> Tür, die Personifizierung, hinter denen das Lyrische Ich sich verbirgt. Das Ende einer Beziehung. Die Erkenntnis, dass ein Ende "ehrlich" sein kann.
Und dass manchmal eben nur die "eine Seite" dran ist, beleuchtet wird, weil es die zu verarbeiten gilt.
Grüße vom Jongleur
 



 
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