Blumenkauf

Chris

Mitglied
Warum ist es für uns Männer eigentlich so kompliziert, seiner Frau zum Hochzeitstag Blumen zu schenken?
Rasierwasser oder Rasierklingen kauft man ja auch je nach Bedarf, man weiß genau, in welchem Geschäft wo welcher Artikel zu finden ist, man greift nach dem benötigten Artikel, bezahlt ihn an der Kasse und geht mit der tiefen Überzeugung, sein Geld genau für das Richtige ausgegeben zu haben wieder heim.
Aber da gibt es noch ein bis zwei wichtige Termine im Zusammenleben mit einer Frau, Termine, die einen Mann ganz schön ins Schwitzen bringen und eine gewisse Unruhe in den sonst so organisierten Tagesablauf bringen können.
Die Rede ist vom Kauf eines Blumenstraußes zum Hochzeitstag.
Zunächst stellt sich einmal die Frage, in welches Blumengeschäft man gehen soll.
Es gibt sehr viele solcher Geschäfte aber ich vermisse einen Hinweis im Werbefernsehen, welches jetzt das beste und das mit der größten Auswahl ist, dass vor allem für Gelegenheits-Blumenkäufer, wie ich einer bin, den maximalen Erfolg verspricht.
So mache ich mich auf in das nächstbeste Blumengeschäft.
Ich hatte mir den Einkauf eigentlich so vorgestellt, dass eine Reihe von Blumensträußen bereits fertig daliegen und ich mir den aussuche, der mir am besten Gefällt.
Das einzig Aufwendige wäre dann die Preisverhandlung gewesen.
Aber dem war nicht so.
Nachdem ich mich durch ein Meer von mannshohen Farnen und bizarren Orchideen durchgekämpft habe, stehe ich einer jungen, freundlichen Verkäuferin gegenüber.
„Was kann ich für Sie tun?“ fragt sie mit einem charmanten Lächeln.
„Ich äh..“ beginne ich stockend, „...eigentlich hätte ich gerne...“ und suche im Dschungel um mich herum nach einer mir namentlich bekannten Pflanze,“... also wissen Sie,...hätten sie nicht etwas Frisches?“.
„Ja, ich verstehe. Da haben wir selbstverständlich etwas da, ich könnte Ihnen beispielsweise einen Strauss binden aus diesen...“.
An mein Ohr dringt ein absolut unverständlicher Klang, bei dem es sich auch um einen Auszug aus den nepalesischen gelben Seiten handeln könnte.
Ich stimme enthusiastisch zu.
Jetzt nur keine Schwäche zeigen.
„Und was darf es kosten?“
„So an die fünfundzwanzig Mark“, entgegne ich nach kurzem Überlegen und mein Gegenüber verschwindet mit einigen Blühenden und nichtblühender Pflanzen in einem kleinen weißgekachelten Nebenraum.
Für die nächsten Minuten ist aus diesem Raum nur Knacken und Knistern zu hören.
Ich dagegen sehe mich im Geschäft um und warte gespannt.
Ein sanftes „Ist das recht so?“ ruft mich an den Tresen zurück.
Kundige Floristinnenhände haben aus zwei oder drei schwindsüchtigen Blumen, trockenen Zweigen und etwas Grünzeug etwas geschaffen, bei dem es sich nur um ein Kunstwerk handeln kann.
Eindrucksvoll.
Ich muss schlucken und kann meine Gesichtszüge nur mit einiger Mühe unter Kontrolle halten: Manchmal liegt Freundlichkeit hart an der Grenze zur Heuchelei.
„Wunderbar!“ ist alles, was ich herausbekomme.
Nach dem Bezahlen nehme ich den Strauss an mich und trete mit dem festen Vorsatz den Heimweg an: Nächstes Jahr werde ich meiner Frau 50 Mark geben, damit sie sich selbst einen Blumenstrauß zusammenstellen kann. Ich tue mir das nicht mehr an.
*** ***
 

Deminien

Mitglied
Hallo Chris,


die Zeiten der DM sind eigentlich vorbei...

Mit gefällt die Pointe. Interessanter wäre vielleicht noch die Reaktion der beschenkten gewesen...


Gruß
Deminien
 



 
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