Computerliebe

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Uve Eichler

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Computerliebe

Das plötzlich aufgetretene grelle Licht aus dem Computermonitor war so stark, dass es Simon die Augen verblitzte. Im Reflex schloss er die Lider und versuchte sich Dunkelheit zu verschaffen. Unmöglich! Es dauerte bestimmt zwei Minuten, bis er endlich dieses weiße Etwas von sich abwehren konnte. Endlich! Dunkelheit! Vorsichtig öffnete er das linke Auge. Nichts! Danach das Rechte. Nichts! Total überrascht sprach er zu sich selbst.
„Das gibt’s doch nicht!“
Simon lebte allein in dem großen Haus und konnte sich nur schwer an den Gedanken gewöhnen, ohne etwas zu sehen durch die Wohnung zu laufen. Er versuchte sich zu beruhigen.
„Ich muss einen Arzt anrufen! Hoffentlich finde ich das Telefon!“
Als er vom Schreibtisch aufstand um ins Nebenzimmer zu gehen, stolperte er über die Bücher, die auf dem Boden verstreut herum lagen. Glücklicher Weise fing er sich noch ab und kam nicht zu Fall. Zu allem Überfluss begannen seine Augen zu schmerzen. Es baute sich ein unerträglicher Druck in seinem Kopf auf. Er hatte die Anrichte im Flur erreicht und tastete nach dem Telefon. Er konnte nichts sehen, aber durch Ertasten des Telefons die Nummer des Notrufs wählen.
„Notrufzentrale! Feuerwehrmann Steger. Mit wem spreche ich?“
„Hier ist ... Simon ... Belldorf ...in ... der ... Finkenstraße ...“ ,die Schmerzen wurden stärker. Simon war nicht in der Lage die Hausnummer auszusprechen. Er schrie aus Leibeskräften und fiel mit dem Hörer des Telefons zu Boden.
Als er wieder zu sich kam, sprach ihn eine Frau im weißen Kittel an. Es war eine Krankenschwester. Gott sei Dank! Er konnte wieder sehen.
„Guten Tag Herr Belldorf, ich heiße Schwester Inge. Sie sind im Hospital zum Heiligen Geist. Ihre Nachbarin, Frau Stange, war so freundlich und öffnete uns die Tür zu der Wohnung, in der wir Sie, auf dem Teppich in der Diele aufgefunden haben.“
„Frau Stange putzt meine Wohnung. Sie kommt immer Donnerstags.“
„Erinnern Sie sich, was passiert ist?“
„Naja, ich weiß noch, dass ein Blitz aus dem Monitor vom Computer direkt in meine Augen schoss. Dann konnte ich nichts mehr sehen und stolperte zum Telefon. Ich nahm den Hörer ab und wählte die Nummer der Feuerwehr. Am anderen Ende der Leitung meldete sich ein Beamter vom Notdienst. Dann erinnere ich mich an nichts mehr.“
Es klopfte an der Tür und ein blondes Mädchen vom Reinigungspersonal betrat das Zimmer. In ihren Händen trug sie einen Eimer und einen Schrubber.
„Guten Tag, ich möchte das Zimmer sauber machen.“
Schwester Inge nickte zustimmend und wandte sich wieder Simon zu.
„Wir haben alles besprochen. Ich werde Professor Taube Bericht erstatten. Er wird sich mit Ihnen in Verbindung setzen. Bis später Herr Belldorf.“
Sie klemmte sich das Patientenblatt unter den Arm und ging geräuschlos auf ihren Turnschuhen aus dem Zimmer.
Simon beobachtete das Mädchen beim Putzen und sprach sie an.
„Guten Tag. Gen muss haben. Ergo Leben!“
Die Reinigungshilfe lächelte verlegen. Entweder hatte der Typ einen Dachschaden oder er sprach eine andere Sprache, die sie nicht kannte.
„Entschuldigung, ich habe Sie nicht verstanden, was Sie gesagt haben. Können Sie das vielleicht übersetzen?“
„Was?“
„Hm, diese komischen Worte.“
„Ich habe doch nur guten Tag gesagt. Ist das denn so schwierig zu verstehen?“
„Natürlich nicht. Ich bin wohl etwas überarbeitet. Tut mir leid, wenn ich Sie aufgeregt habe.“
Sie machte sich wortlos an die Arbeit. Ihre Gedanken kreisten immer noch um dieses seltsame Verhalten des Patienten. Wahrscheinlich hatte er tatsächlich was auf den Kopf gekriegt.
Simon schloss die Augen und schlief wieder ein, bis es nach einer Weile an der Tür klopfte. Erschrocken riss er die Lider hoch. Ein grauhaariger Mann kam ins Zimmer und steuerte direkt auf ihn zu.
„Guten Tag. Mein Name ist Professor Aramis Taube. Ich bin der leitende Arzt dieser Station. Wie geht es Ihnen?“
„Tag! Gen muss haben. Ergo Leben! Ich heiße Simon Belldorf. Eigentlich geht’s mir gut. Bestimmt können Sie mir erklären, was mir fehlt?!“
Der Arzt blieb ruhig. Dann fasste er Simons Handgelenk und ertastete den Puls. Schließlich teilte er Simon seine Erkenntnisse mit.
„Der ersten Diagnose nach zu urteilen, haben Sie eine schwere Gehirnerschütterung erlitten. Wir gehen davon aus, dass Sie sich diese bei dem Sturz zugezogen haben. Schwester Inge hat mir berichtet, dass Sie sich nicht mehr an alle Einzelheiten erinnern können.“
Plötzlich fing Simon aus tiefstem Innern an zu schreien. Seine Augäpfel liefen Blutrot an, als wenn sie zerplatzen wollten. Wieder diese Worte. Diesmal aggressiver.
„Gen muss haben! Ergo Leben! Kontra Doc !“
Danach brach er erschöpft zusammen. Der Arzt öffnete ihm die Lider und sah wie die Rötung in sekundenschnelle verschwand. Trotzdem zeigten die Pupillen keine Reaktion. Sie reagierten nicht auf das Licht, welches der Professor punktgenau ins Zentrum zielte. Taube drückte den Notrufknopf. Es dauerte nicht lange und eine Schwester stand im Raum.
„Schwester Inge, bereiten Sie bitte sofort eine Tomographie vor. Ich glaube unser Patient muss sich im Kopf eine Verletzung zugezogen haben.“
„Jawohl Herr Professor!“
„Bestellen Sie bitte auch gleich Doktor Schalk und Doktor Pannemann zu mir. Ich möchte in diesem Fall schnell handeln."
„O.K., ich hole noch Schwester Gabriele und dann bringen wir den Patienten ins Behandlungszimmer.“
„Danke Schwester Inge.“
Sie drehte sich um und verschwand lautlos.
Simon lag immer noch ruhig da. Er öffnete wieder die Augen und sah den grauhaarigen Mann an. Dann wurde es wieder dunkel um ihn.
Die Tomographie ergab keine aussagekräftige Diagnose. Die Ärzte schienen ratlos zu sein. Inzwischen hatte der Professor auch mit der Frau vom Gebäudereinigungspersonal gesprochen, die genau das Gleiche gehört hatte, wie er.
Man hatte kurzfristig eine Konferenz einberufen um gemeinsam an diesem Phänomen zu arbeiten. Die behandelnde Ärzte saßen am Tisch und Professor Taube erklärte seine Diagnose. Der Oberarzt, Doktor Schalk, meldete sich zu Wort.
„Da wir es hier mit außergewöhnlichen Umständen zu tun haben, sollten wir im Sinne aller Patienten, und zum Wohle von Herrn Belldorf eine Isolierung unter ständiger Bewachung in Betracht ziehen.“
„Wie meinen Sie das, Herr Kollege?“, meldete sich Doktor Pannemann.
„Nun, wir haben gehört, was der Professor beobachtet hat. Ich glaube im Namen aller sagen zu können, dass wir nicht wissen, was sich hinter dieser Erscheinung verbirgt. Es könnte gut möglich sein, dass es sich hierbei um ein neues Virus handelt. Niemand kann uns eine Garantie geben, dass der Patient handgreiflich wird.“
Professor Taube zog die Augenbrauen zusammen und legte die Stirn in Falten. Er hatte schon mal Unerklärliches erlebt, aber letztendlich fand er immer eine Lösung für die Probleme. Nachdenklich starrte er konzentriert auf das Patientenblatt. Dann äußerte er seine Meinung.
„Ich stimme dem Vorschlag von unserem Oberarzt zu. Wir werden Herrn Belldorf rund um die Uhr beobachten. Doktor Schalk , leiten Sie die notwendigen Maßnahmen ein. Veranlassen Sie bitte auch, dass Sie ständig informiert werden. Ich möchte allerdings noch zuvor ein EEG von unserem Herrn Belldorf haben. Mich würde interessieren, ob wir eventuelle Unregelmäßigkeiten in den Gehirnströmen feststellen können. Die anderen bitte ich um tatkräftige Zusammenarbeit. Ich bin davon überzeugt, dass wir eine Lösung finden werden. So, wenn Sie keine Fragen haben, möchte ich Sie bitten, wieder ihren Aufgaben nach zu gehen. Danke!“
Das Team war schon seit Jahren aufeinander eingestimmt. Im Grunde genommen waren diese Mediziner eine große Familie.
Jetzt waren es schon zwölf Stunden her, seit der Patient in den Schlaf fiel. Alle Meßgeräte zeigten keine Auffälligkeiten. Auch die Schwester, die sich direkt neben das Krankenbett gesetzt hatte, machte keine ungewöhnlichen Beobachtungen.
Simon erwachte und sah zu der Frau in weiß hinüber.
„Hallo Herr Belldorf. Wie geht es Ihnen?“, wollte sie von ihm wissen.
„Danke gut. Wenn ich Sie da sitzen sehe, muss ich Sie fragen, ob es mir so schlecht geht, dass Sie auf mich aufpassen müssen? Wie lange sitzen Sie schon da?“
„Ich habe schon einige Stunden hier gesessen, aber Sie können ganz beruhigt sein, Sie haben nur sehr tief und fest geschlafen.“
„Warum liegen hier so viele Kabel und Schläuche? Pumpen Sie mich mit Medikamenten voll?“
„Das sieht nur so wild aus, da Sie aber eine schwere Gehirnerschütterung haben, müssen wir schon etwas genauer hinsehen. Dazu brauchen wir diese Geräte.“
Simon sah sich im Krankenzimmer um. Es sah ziemlich steril aus. Außer einem Tisch und einem Stuhl aus Holz befanden sich keine Möbel in dem Zimmer. Links neben ihm konnte er aus dem Fenster in den Hauspark sehen. Man hatte in der Mitte einen großzügigen Park angelegt, der von allerlei Kleintieren belebt war. Es waren Perlhühner zu sehen, die sich am Ufer Nester bauten und mehrere Tafelenten, die sich formatierten um den erhabenen Schwänen den Weg frei zu geben. Einige Patienten gingen den ausgebauten Uferweg entlang und genossen den herrlichen sonnigen Tag.
Seinem Bett gegenüber hing ein hölzernes Kruzifix an der Wand. Alle Flächen der Wände waren weiß. In einer Nische hatte man ein Waschbecken installiert. Einen Schrank für Kleidung gab es nicht.
„Sagen Sie Schwester, wo sind meine Sachen? Ich sehe hier keinen Schrank. Liege ich hier isoliert?“
„Dieser Raum ist extra für Sie hergerichtet worden, damit Sie sich in Ruhe erholen können. Die nächsten Krankenzimmer befinden sich weiter weg von hier. Man wird sie auf keinen Fall stören.“
„Was soll der Quatsch? Ich will aber gestört werden! Meine Bekannten wollen sicher mit mir sprechen. Hat noch niemand nach mir gefragt?
Schwester Inge schluckte verlegen, gab aber doch Antwort.
„Ich sage dem Oberarzt Bescheid, dass Sie wach sind. Er wird Ihnen alles erklären. Ich bin sofort zurück.“
Sie stand auf und ging aus dem Zimmer.
Nach kurzer Zeit erschien Doktor Schalk mit einem Krankenblatt in der Hand.
„Hallo, Herr Belldorf! Mein Name ist Bernd Schalk. Ich bin Ihr behandelnder Arzt. Wie ich höre, geht es Ihnen besser.“
„Was soll das Doc ? Sagen sie mir endlich warum ich von außen abgeschottet werde! Ich bin Patient und kein Gefangener!“, seine Stimme war erregt.
„Wir haben Sie hier her gelegt, um Sie vor störenden Einflüssen fern zu halten. Wie Professor Taube Ihnen schon sagte, haben Sie sich eine schwere Gehirnerschütterung zugezogen. Damit Sie schnell genesen, ist es wichtig, dass Sie Ruhe haben. In drei oder vier Tagen werden wir Sie auf eine normale Station verlegen.“
„Das meinen Sie doch nicht ernst, was Sie da sagen! Hat denn niemand nach mir gefragt?“
„Ja, eine Frau Buchner hat sich nach Ihnen erkundigt. Sie wird sich morgen bei Ihnen melden.“
„Heißt das, Sie haben sie wieder nach Hause geschickt?“
„Das ist richtig. Da Sie noch nicht ansprechbar waren, blieb mir keine andere Möglichkeit.“
„Geben Sie mir wenigstens ein Telefon, damit ich telefonieren kann!“
„Verstehen Sie doch bitte! Momentan habe ich die Verantwortung für Ihre Gesundheit. Warten Sie noch einen Tag, Sie werden alles bekommen, was Sie wollen.“
Simon wusste nicht, ob er jetzt lauter sprechen oder kommentarlos auf den Vorschlag des Doktors eingehen sollte. Er behielt die Fassung.
„Gut! Sie versprechen mir, dass sie Wort halten und ich werde nicht mehr darauf zu sprechen kommen.“
„Ich halte mein Wort Herr Belldorf. Darauf können Sie sich verlassen. Als erstes bekommen Sie morgen ihr Telefon.“
„Gut!“
Plötzlich veränderte Simon sein Verhalten. Seine Augen röteten sich und er zitterte am ganzen Körper. Wieder fing er aus Leibeskräften an zu schreien.
„Gen muss haben! Ergo Leben!“
Doktor Schalk versuchte Simon festzuhalten, der sich krampfhaft wehrte und immer wieder schrie.
„Gen muss haben! Ergo Leben!“
Der aufgerichtete Körper Simons hatte sich mittlerweile verkrampft und schien unbeweglich starr zu sein. Seine Stimme heulte nur noch in schrillen Tönen.
„Gen muss haben! Ergo Leben!“
Doktor Schalk konnte ihn nicht mehr bändigen. Auch er schrie jetzt völlig unkontrolliert.
„Schwester Inge!“, sein Verhalten war schon hilflos, „Herr Belldorf! Hören Sie, bleiben Sie ruhig. Ich werde Ihnen besorgen, was Sie wollen! Herr Belldorf!“, Schalk ereiferte sich und wurde noch lauter: „Schwester Inge!“, seine Stimmbänder begannen zu schmerzen.
Simons Körper lief weiß an und seine Augen wechselten die Farbe von rot auf schwarz. Simon bäumte sich nochmals auf und sah den Arzt an.
„Gen muss haben! Ergo Leben!“, dann sackte er zusammen und atmete nicht mehr.
Der Strom war ausgefallen. Alle Messinstrumente und dass Licht waren aus. Ein heller Blitz leuchtete kurz im Zimmer auf und erhellte ihn für einen Augenblick. Eine Reanimation des Patienten war nicht mehr möglich. Das Notstromaggregat war angesprungen und das Licht brannte wieder. Doktor Schalk stand deprimiert neben den Krankenbett. Schwester Hilde kam herein gelaufen. Sie erkannte sofort, das Simon nicht mehr lebte.
Professor Taube analysierte gemeinsam mit Doktor Schalk die Krankengeschichte von Simon, als das Telefon klingelte.
„Taube!“
Die andere Seite meldete sich. Es war ein Mitarbeiter von der Gesundheitsbehörde.
„Guten Tag, Herr Professor Taube. Mein Name ist Schlüssel. Ihre Sekretärin hat Sie ja bereits informiert, dass ich von der Führungszentrale des Gesundheitsamtes beauftragt worden bin mit Ihnen zu sprechen. Es geht hierbei um eine Kette von Ungereimtheiten einer unbekannten Krankheit.“
„Nun, ich weiß zwar nicht was Sie meinen, aber klären Sie mich bitte auf.“
„Wir haben erfahren, dass Sie einen Patienten haben, der aus unerklärlichen Gründen wirres Zeug von sich gibt. Auslöser für dieses Phänomen war sein Computer. Ich verrate Ihnen noch ein Geheimnis. Das, was Sie jetzt erleben, haben ihre Kollegen in Braunschweig, München, Berlin und Aachen schon erfahren. Sie sind in Frankfurt der Auslöser. Oder besser gesagt, Ihr Patient ist der Auserwählte, der nun in Ihrer Obhut ist. Ich weiß, dass Sie mich nicht finden werden, denn ich habe dieses unbekannte Etwas erfunden und kann Ihnen nun eine Kostprobe nach der anderen schicken. Sie sollten zuerst ihren Fernseher einschalten. Wählen Sie bitte den Kanal fünf. Ich hoffe dieser Frequenzbereich sagt Ihnen zu. Bis gleich Herr Professor.“
Die Leitung war unterbrochen und Taube schaltete sein Fernsehgerät ein. Auf dem Bildschirm, im Kanal fünf erschien eine Comicfigur, die Nachrichten verlas.
„In ganz Deutschland rätseln erfahrene Ärzte über mysteriöse Umstände. Patienten reden wirres Zeug, nachdem sie einen Blitz aus dem Computer gesehen hatten. Auf unerklärliche Weise sterben diese Menschen, ohne dass ihnen geholfen werden konnte. Ich, der Kubus der Logik kann das Geheimnis lösen. Denn nur ich weiß wie man diesen Code entschlüsseln kann. Wenn Sie also so freundlich wären und den Staatsapparat bemühen würden um mir die bescheidene Summe von 150 Millionen Euro in bar zur Verfügung stellen, so erkläre ich mich bereit, das Geheimnis Preis zu geben. Sollten Sie nicht auf meine Forderung eingehen, so behalte ich mir vor, die Kostproben meines Könnens in Massenproduktion zu verbreiten. Übrigens, Sie brauchen mich nicht zu suchen, ich beschränke mich fürs Erste auf den Kanal 5. Wenn Sie Informationen brauchen, werde ich Ihnen diese auf den Bildschirm schriftlich übertragen. Ach, lassen Sie das Gerät ruhig an, dann sind Sie ständig auf dem neuesten Stand. Sein Sie nicht traurig. Sie haben keine Chance überhaupt etwas zu tun! Ach, ich habe Ihnen die Arbeit abgenommen und den Polizeiapparat eingeschaltet. Entschuldigung Herr Professor Taube, ich vergaß, Sie sind noch gar nicht unterrichtet worden. Für Sie ist Herr Hauptkommissar Eiche zuständig. Er ist ein Anwärter für das Amt des Polizeipräsidenten von Frankfurt. Sie müssen mir recht geben, wenn ich feststelle, dass Sie in einem Dorf leben. Der Beamte wird sich mit Ihnen in Verbindung setzen. So! Ich glaube, ich habe genug gesagt. Nun dürfen Sie tätig werden.“
Der Bildschirm wurde für einen Augenblick schwarz und zeigte danach ein Register vom speziellen Videotext. Professor Traube schaltete das Gerät ab.
Zur gleichen Zeit war Frau Stange damit beschäftigt Simons Wohnung zu putzen. Sie wischte gerade mit dem Staubtuch über den Schreibtisch, als es an der Tür läutete. Als sie öffnete erschrak sie. Vor ihr stand Frau Buchner in einem zerfetzten Kleid und blutverschmiertem Gesicht. Sie zitterte am ganzen Körper.
„Frau Buchner! Was ist geschehen? Kommen Sie doch bitte herein.“
Sie gingen in die Küche und die Verletzte setzte sich auf einen Plastikstuhl am Tisch.
„Ich kann es selbst noch gar nicht glauben, was mir passiert ist. Stellen sie sich vor Frau Stange, ich sitze vor meinem Computer und öffne ein Email. In diesem Moment wird der Bildschirm grell weiß, so dass ich nichts mehr sehen kann. Ich habe richtig Angst bekommen. Das war aber noch nicht alles. Im selben Augenblick dachte ich, da würde jemand aus dem Monitor wild, mit seinen Krallen, nach mir greifen. Frau Stange, sagen sie mir die Wahrheit! Bin ich verrückt?“
„Das Sie verrückt sind, glaube ich nicht. Das, was Ihnen passiert ist, ist schon etwas unheimlich, aber ich nehme an, dass Sie sich so erschrocken haben, dass Sie nicht mehr wissen, was dann geschah.“
„Aber mir schien alles so real. Es war grauenhaft!“
„Beruhigen Sie sich, wenn Sie möchten fahren wir ins Krankenhaus, damit man Sie gründlich untersucht."
„Das möchte ich lieber nicht, wer weiß, wie die Ärzte das auffassen? Helfen Sie mir denn trotzdem?“
„Selbstverständlich! Zunächst hole ich Verbandszeug und leiste Ihnen Erste Hilfe. Zum Glück bin ich beim Roten Kreuz engagiert, so bin ich in der Lage Ihre Wunden zu versorgen.“
Nachdem die Wunde fachmännisch behandelt und verbunden war, läutete es abermals an der Tür.
Frau Stange öffnete. Da stand ein mittelgroßer Mann in einem dunkelblauen Anzug.
„Guten Abend! Mein Name ist Hauptkommissar Eiche. Ich komme vom Sonderdezernat der Kriminalpolizei in Frankfurt. Sind Sie Frau Stange?“
„Ja, aber was soll das?“
Der Polizist neigte den Kopf und verharrte einen Augenblick. Dann fasste er sich und erklärte den Sachverhalt.
„Ich muss Ihnen eine traurige Mitteilung machen, Herr Belldorf ist an den Folgen seiner Verletzungen gestorben. Darf ich eintreten?“
Frau Stange fasste sich sehr schnell und wies dem Beamten den Weg in die Küche. Sie machte ihn mit Frau Buchner bekannt und dann setzten sie sich mit an den Tisch. Frau Buchner hatte gehört was passiert war und weinte; konnte sich aber wieder fassen. Eiche meldete sich zu Wort und informierte die Frauen.
„Ich habe bereits mit Professor Taube gesprochen. Er hat Herrn Belldorf behandelt und Kontakt mit diesem Computermanipulierer gehabt. Allem Anschein nach ist es ein Psychopath. Unsere Spurensicherung wird gleich kommen und den Computer untersuchen. Wir glauben, dass wir dabei Hinweise auf den Täter bekommen. Hatten sie einen Unfall, Frau Buchner?“
„Nein, ich saß an meinem Computer, den Simon repariert hatte, und plötzlich trat dort ein Blitz auf und ein Geist, hm, naja, oder irgend sowas ähnliches, das kam aus dem Monitor auf mich zu und zerriss meine Kleidung.
In diesem Augenblick läutete es wieder an der Tür und Frau Stange öffnete. Es war die Spurensicherung der Polizei. Als sie in den Datenträger sahen, stellten sie fest, dass er in einem äußerst sauberen Zustand war. Hauptkommissar Eiche wandte sich an die Haushaltshilfe.
„Haben Sie den Monitor und die Anlage schon gereinigt?“
„Aber selbstverständlich! Ich mache saubere Arbeit. Alles mit antistatik Mitteln sauber gemacht.“
„Das glaube ich Ihnen gern. Aber in diesem Fall haben Sie wohl etwas voreilig gehandelt.“
Ein Spurensicherer sah Eiche an und gab ihm Zeichen, dass er zu ihm kommen sollte.
„Sehen Sie Eiche, hier, zwischen den Kühlschlitzen ist ein Röhrchen plaziert. Wir werden das komplette Gerät mit ins Labor nehmen.“
Frau Buchner wimmerte. Sie schien verzweifelt. Der Tod ihres Verlobten hatte sie sichtlich mitgenommen.
„Was soll ich denn jetzt nur machen, wir wollten doch heiraten?! Gen muss haben! Ergo Leben!“
Eiche sah sie an und erinnerte sich an das Gespräch mit dem Professor. Dieses seltsame Verhalten hatte der Arzt auch schon erwähnt.
„Frau Buchner, wir bringen Sie ins Krankenhaus und lassen Sie untersuchen. Wir werden weiter die Spuren sichern. Sind Sie auch schon mit dem Computer in Berührung gekommen?“
„Was wollen Sie? Simon hatte doch alles im Griff.“
„Wie bitte?“
„Naja, Simon war doch mit Clemens zusammen. Sie waren Freunde.“
„Wer ist denn Clemens?“
„Clemens ist ein Naturwissenschaftler. Er ist ein Genie auf dem Gebiet der Biologie. Gen muss haben! Ergo Leben! Das haben wir immer wieder zu hören bekommen, als er seine Experimente machte.“
„Wo hat er denn diese Experimente gemacht?“
„Clemens hatte mit Simon eine Servicefirma für Software gegründet. Sie schrieben gemeinsam Programme und haben aus dem Internet fünf Aufträge aus ganz Deutschland bekommen. Die Kunden haben ihnen die Anlagen zugeschickt. Die Firmen waren ziemlich groß, und Simon wollte doch nur ein paar Euro verdienen. Also manipulierte er die Computer mit Bakterien. Die wurden bei einer bestimmten Tastenkombination wirksam. Es gab eine Überspannung und einen grellen Blitz, der irgendwelche Strahlen hatte. Danach waren die Benutzer infiziert. Oh Gott! Ich habe ja das gleiche erlebt!“
Sie lief rot an und ihre Augäpfel verfärbten sich feuerrot, dann schrie sie aus Leibeskräften.
„Gen muss haben! Ergo Leben!“
Frau Buchner zitterte und konnte ihr Gewicht nicht mehr ausbalancieren, so dass sie zu Boden fiel. Sie lag völlig regungslos da. Jemand von der Spurensicherung kam auf sie zu und gab ihr eine Spritze. Eiche mischte sich ein.
„Was machen Sie denn da?“
„Keine Angst Herr Hauptkommissar, ich bin Arzt und weiß was ich tue.“
Wie es aussah, hatte er es geschafft. Der Kreislauf der Bewußtlosen arbeitete wieder.
Als sie erwachte lag sie in einem Krankenbett und Hauptkommissar Eiche sah sie an.
„Hallo, Frau Buchner! Soweit ich es verstanden habe, haben die Ärzte diesen Virus im Griff. Sie werden wieder gesund. Sagen Sie mir bitte, wer hinter dieser Aktion steht. Wer ist der Drahtzieher? Er läuft immer noch frei herum.“
„Das glaube ich nicht. Der geniale Kopf, dieses Unternehmens, war Clemens.“
„Wie heißt er, und wo können wir ihn finden?“
„Ich glaube ich muss Sie enttäuschen Herr Hauptkommissar, Herr Zunfthausen, übrigens, er heißt auch Clemens, befindet sich in einer geschlossenen psychiatrischen Abteilung in Bielefeld-Bethel. Da lebt er schon seit mehr als fünf Jahren.“
„Was ist mit Clemens?“
„Er hat sich abgesetzt. Simon sagte, er ist in Australien um seinen Lebensabend zu schließen. Ich erfuhr, das Clemens an den Folgen einer Vergiftung, die er sich selbst zufügte, gestorben war. Da waren auch wieder irgendwelche Strahlen und Bakterien mit im Spiel. Was das genau war, weiß ich natürlich nicht. Ich habe ja auch keine Naturwissenschaften studiert. Aber alle sagten mir, dass alles völlig harmlos sei, weil sie alles unter Kontrolle hatten.“
„Ich danke Ihnen. Sie haben mir sehr geholfen“, fügte Eiche an und verabschiedete sich.
Sein Weg führte ihn direkt ins Krankenhaus, wo er ein intensives Gespräch mit Professor Taube führte. Frau Buchner hatte in allen Punkten recht behalten. Alle fünf Kunden waren ausfindig gemacht und die Bakterienverbreiter vernichtet worden. Herr Zunfthausen befand sich tatsächlich in einer geschlossenen Abteilung in Bethel. Er hatte allerdings einen Weg gefunden aus den bewachten Räumen heraus zu kommen, in dem er ein vertrauliches Verhältnis zur Aufsichtsschwester geknüpft hatte. Sie hatte ihm ein eigenes Zimmer in ihrer Wohnung eingerichtet, so dass er nach Lust und Laune, von dort aus, seine Anweisungen weiter geben konnte, vielmehr handelte es sich um eine Gemeinschaftsarbeit von Clemens, Simon und Herrn Zunfthausen. Denn auch er hatte Biologie studiert. Alle Einzelheiten waren punktgenau in einem Buch handschriftlich notiert worden.
Frau Buchner wurde wegen ihrer Kenntnis an dieser kriminellen Tat verurteilt. Jedoch wurde hierbei berücksichtigt, dass sie noch nicht vorbestraft war, und sie zur Aufklärung des Falles beigetragen hatte. Man erließ ihr die Strafe zur Bewährung.
Es war schon dunkel, als sie in ihrem Sessel saß und ein Buch las. Plötzlich schreckte sie auf und schrie.
„Gen muss haben! Ergo Leben! Sieg!“
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Sorry, aber der Text ist extrem überarbeitungsbedürftig:

Bevor die Neufassung entsteht, muss unbedingt der Point of View geklärt werden.

Bevor die Neufassung ensteht, muss unbedingt geklärt werden, was da eigentlich passiert ist. Was zum Beispiel soll dieses ständige „Gen muss haben! Ergo Leben!"? Wer versteckt die vielen Röhrchen an den vielen Computern, so dass der angekündigte imense Schaden realisiert werden kann? Wie sieht die "Klärung des Falles" denn aus? Und: Da der Drahtzieher laut Text schon seit einiger Zeit tot ist – wer kontrolliert(e) die Aktion denn seitdem und haben die Behörden den Code geknackt (was für einen Code übrigens?) oder blitzt es munter weiter?
Bitte diverse Unsinnigkeiten ausräumen oder einen Kniff finden, wieso es doch geht: Bakterien per Strahlung übertragen??? Mit Bakterien Computer manipulieren???? Krallenbewährter Geist per Blitz???? Wie kann die Krankheit durch einen Virus ausgelöst werden, wenn die Betroffenen sich mit Bakterien ansteckten???

Während die Neufassung entsteht, sollten die Dialoge mitgesprochen werden – damit das krause Gerede wenigstens einen Anflug von Glaubwürdigkeit bekommt.

Nachdem die Neufassung geschrieben ist, eine Vorlesprobe machen – da fallen Holprigkeiten und verquere Ausdrücke besser auf – und zum Abschluss noch einen Rechtschreib-Kontrolleur um Hilfe bitte.

Und dann kann man anfangen über Stil und Erzählkunst zu reden…
 

Uve Eichler

Mitglied
Jetzt, da der Text von vielen Usern gelesen wurde, kann ich mir vorstellen, dass man einzelne Sätze, die auch einige verstehen, bestimmt stehen lassen kann. Oder besser gesagt: Der ganze Text wurde von vielen verstanden, was man an der Bewertung sieht.
Die Geschichte ist doch gar nicht so blöd. Wenn man sich tatsächlich mit dem Inhalt beschäftigt, und das sollte man auch, wenn wann Kritik übt, so steigert man sich in ein Geschehnis, das man auch nachvollziehen kann. Natürlich muss man viel Feingefühl aufbringen, das kann man selbstverständlich nicht von allen Lesern verlangen. Schön, dass dieser Text noch nicht gelöscht ist.

Uve
 

jon

Mitglied
Teammitglied
„Wenn man sich tatsächlich mit dem Inhalt beschäftigt, und das sollte man auch, wenn wann Kritik übt, so steigert man sich in ein Geschehnis, das man auch nachvollziehen kann. Natürlich muss man viel Feingefühl aufbringen, das kann man selbstverständlich nicht von allen Lesern verlangen.“

…ich liebe diese Art Schuldzuweisung – natürlich ist nie der Autor schuld, wenn der Text unklar bleibt, immer nur der dumme oder unwillige Leser.
Nun, vielleicht kann einer der (zwei mäßig*) Begeisterten mir erklären, was in der Geshccihte passiert, wieso der Point of View so umherspringen muss, was Bakterien mit Computerviren zu haben etc pp…

Was heißt, "einige Sätze stehen lassen"? Ist der Text denn verändert worden? Wieso sind dann noch immer die selben Dinge unklar und noch immer Rechtschreibfehler und Stilmängel drin?

(*Nur mal zum Geraderücken: Das einfache arithmetische Mittel der bisherigen {6! und nicht etwa "vielen"} Wertungen liegt bei 5,3 – das klingt irgendwie nicht nach "der Text wurde von vielen verstanden". Und: Meine Wertung war noch nicht mal die niedrigste…)
 



 
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