Vor einer ganzen Weile lernte ich jemanden kennen. Betrunken in einer Kneipe, wo sonst? Ein schöner Abend war das, ziemlich warm für Mitte Mai. Bier und nette Worte, mehr nicht. Brachte ihn nach Hause und wartete darauf, dass er die Handynummer, die ich ihm gab, endlich benutzte. Es dauerte nicht lange, zwei oder drei Tage. Er wollte für mich kochen. Als Dankeschön für den netten Abend, versteht sich. Aus einem Treffen wurden zwei, danach drei und dann vier. Nett war er ja. Gut möglich, dass ich mich hätte verlieben können. Aber irgend ein dämlicher Teil von mir war wohl der Meinung gewesen, das wäre nicht nötig. Es versetzte mir schon irgendwie einen kleinen Stich das zu merken. Schließlich war es ja nicht so, als würde ich seit Jahren darauf warten, endlich wieder ein liebeähnliches Gefühl für jemanden zu hegen – hatte ich mir jedenfalls eingeredet. Anscheinend hatte er mich gemocht, aber jetzt wirkte das ganze eher wie ein eingefädeltes Spiel.
Schwupps, da war es. Hallo Schuldgefühl, gesell dich doch zu den anderen. Darf ich vorstellen? Unzufriedenheit, hier zu meiner Linken. Sehnsucht, da in der Ecke. Achja, Kummer, ist der Begleiter zu meiner Rechten. Sie verstanden sich prächtig miteinander, führten angeregte Diskussionen über ihre Bedeutsamkeit in meinem Innern. Leicht aufgewühlt von der Fülle der Emotionen, kam es mir fast nebensächlich vor, dass ich auf einmal diese Schwindelattacken hatte. Sie kamen und gingen, übervorsichtig war ich bis dahin nie gewesen. Herzrasen, Atemnot und Kreislaufprobleme überzeugten mich dann schließlich doch zu meinem längst überfälligen Arztbesuch. Einhundertsiebzig zu neunzig, Diagnose Bluthochdruck. Ob ich Stress hatte? Nein, nicht mehr als sonst. Schmerzen in Armen und Brust? Leichtes Stechen in Herznähe nach Anstrengung, weiter nichts. Also, Blutabnahme, Bettruhe. Stressvermeidung, Wartestellung. EKG? Nur zu, ich google mal eben meine Symptome!
Es dauerte nicht lange, bis ich mich im Wartezimmer der Kardiologin wiederfand. Herzecho, Belastungs- und Langzeit-EKG. Meine Beta-Blocker waren inzwischen meine besten Freunde geworden. Ich führte es mir immer wieder vor Augen: zwanzig Jahre alt und schluckte Beta-Blocker. Drei Wochen, einundzwanzig Tage, zweimillionenneunhundertdreitausendvierzig Herzschläge später endlich das Ergebnis: Nichts. Kein Befund.
Der Bluthochdruck ist nach wie vor da, eine Ursache gibt es nicht. Die Beta-Blocker hören mir kaum noch zu, wenn ich ihnen etwas was erzählen will. Wahrscheinlich leben wir uns langsam auseinander. Auch das Schuldgefühl hat sich aus dem Staub gemacht. Unzufriedenheit und Kummer interessieren sich nur noch für sich selbst. Wer weiß, vielleicht finde ich bald neue Freunde.
Schwupps, da war es. Hallo Schuldgefühl, gesell dich doch zu den anderen. Darf ich vorstellen? Unzufriedenheit, hier zu meiner Linken. Sehnsucht, da in der Ecke. Achja, Kummer, ist der Begleiter zu meiner Rechten. Sie verstanden sich prächtig miteinander, führten angeregte Diskussionen über ihre Bedeutsamkeit in meinem Innern. Leicht aufgewühlt von der Fülle der Emotionen, kam es mir fast nebensächlich vor, dass ich auf einmal diese Schwindelattacken hatte. Sie kamen und gingen, übervorsichtig war ich bis dahin nie gewesen. Herzrasen, Atemnot und Kreislaufprobleme überzeugten mich dann schließlich doch zu meinem längst überfälligen Arztbesuch. Einhundertsiebzig zu neunzig, Diagnose Bluthochdruck. Ob ich Stress hatte? Nein, nicht mehr als sonst. Schmerzen in Armen und Brust? Leichtes Stechen in Herznähe nach Anstrengung, weiter nichts. Also, Blutabnahme, Bettruhe. Stressvermeidung, Wartestellung. EKG? Nur zu, ich google mal eben meine Symptome!
Es dauerte nicht lange, bis ich mich im Wartezimmer der Kardiologin wiederfand. Herzecho, Belastungs- und Langzeit-EKG. Meine Beta-Blocker waren inzwischen meine besten Freunde geworden. Ich führte es mir immer wieder vor Augen: zwanzig Jahre alt und schluckte Beta-Blocker. Drei Wochen, einundzwanzig Tage, zweimillionenneunhundertdreitausendvierzig Herzschläge später endlich das Ergebnis: Nichts. Kein Befund.
Der Bluthochdruck ist nach wie vor da, eine Ursache gibt es nicht. Die Beta-Blocker hören mir kaum noch zu, wenn ich ihnen etwas was erzählen will. Wahrscheinlich leben wir uns langsam auseinander. Auch das Schuldgefühl hat sich aus dem Staub gemacht. Unzufriedenheit und Kummer interessieren sich nur noch für sich selbst. Wer weiß, vielleicht finde ich bald neue Freunde.