Das Echo der Blume

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MIO

Mitglied
Mit äußerster Mühe krieche ich in die hintersten Ecken meines Geistes. Ich suche im Labyrinth meiner Hirnwindungen nach Buchstaben. Diese spielen Verstecken und Haschen mit mir. Sie lassen sich fangen, um im nächsten Augenblick zerbröselnd ineinander zu fallen.
Dann tanzen sie wild Ringel, Ringel, Reihe, springen, hüpfen, ducken sich, laufen auseinander und kleben sich absichtlich falsch aneinander.
So kann ich die Worte nicht finden. Erwische ich doch mal eins, schlägt und tritt es wild um sich.
Autsch, jetzt hat mich doch ein solches so heftig gebissen, dass mir der Schmerz die Tränen in die Augen treibt. Wie soll es da anders sein:
Jeder Satz klingt hohl und leer. Ein träges Echo wirft sie nichtssagend zu mir zurück.
O.k., ihr habt gewonnen. Ich gebe auf.
Wütend knülle ich das Papier zusammen und werfe es ins Gebüsch. Genau dort, wo der zusammengeballte Fetzen gelandet ist, entfaltet eine Heckenrose ihre zarten Blütenblätter. Ich sehe, wie sie sich zur Sonne streckt. Wie sie sich lautlos zwischen den Blättern ausbreitet, während eine grüne Knospe verschlafen neben ihr gähnt.
Schrei mich nicht an, sage ich zu ihr.
Leise, fast flüsternd antwortet sie, sie hätte nicht geschrien.
"Doch!“
Nicht minder zorniger, nehme ich ein zweites Blatt, zerknautsche es wie das erste und werfe es auf die dümmlich grinsende Blume. Daneben.
"Wage es jetzt nicht, auch noch zu lachen“, warne ich sie.
"Ich lache nicht", sagt die Blume unter einem kaum wahrnehmbaren Kichern.
Ein Vogel stimmt in das Lachen ein. Das muss eine Spottdrossel sein.
Nun schlägt der Specht den Takt dazu und die Grashalme schütteln verwundert ihre Köpfe.
 
O

orlando

Gast
Hallo Mio,
schon neulich wollte ich mich mit deinem bezaubernden Text befassen, habe ihn und dich dann aber wieder aus den Augen verloren. :(
Bezaubernd deshalb, weil er sich durchweg einer lyrischen Sprache bedient, noch dazu einer friedlichen und schönen, als käme er direkt aus der Feder eines Romantikers. Das passt hier sehr gut.

Ein paar Winzigkeiten gebe ich zu bedenken:

Mit äußerster Mühe krieche ich in die hintersten Ecken meines Geistes. Ich suche im Labyrinth meiner Hirnwindungen nach Buchstaben. Diese spielen Verstecken und Haschen mit mir. Sie lassen sich fangen, um im nächsten Augenblick zerbröselnd [blue]ineinanderzufallen[/blue].
Dann tanzen sie wild Ringel, Ringel, Reihe, springen, hüpfen, ducken sich, laufen auseinander und kleben sich absichtlich falsch aneinander.
So kann ich die Worte nicht finden. Erwische ich doch mal eins, schlägt und tritt es wild um sich.
Autsch, jetzt hat mich doch eins [strike]solches[/strike] so heftig gebissen, dass mir der Schmerz die Tränen in die Augen treibt.
Wie soll es da anders sein: Jeder Satz klingt hohl und leer. Ein träges Echo wirft sie nichtssagend zu mir zurück.
O.k., ihr habt gewonnen. Ich gebe auf.
Wütend knülle ich das Papier zusammen und werfe es ins Gebüsch. Genau dort, wo der zusammengeballte Fetzen gelandet ist, entfaltet eine Heckenrose ihre zarten Blütenblätter.
Ich sehe, wie sie sich zur Sonne streckt. Wie sie sich lautlos zwischen den Blättern ausbreitet, während eine grüne Knospe verschlafen neben ihr gähnt.
[blue]"Schrei mich nicht an"[/blue], sage ich zu ihr.
Leise, fast flüsternd antwortet sie, [blue]dass sie nicht geschrien habe.[/blue]
"Doch!“
[blue]Zornig[/blue] nehme ich ein zweites Blatt, zerknautsche es wie das erste, und werfe es auf die dümmlich grinsende Blume. Daneben.
"Wage es [strike]jetzt[/strike] nicht, auch noch zu lachen“, warne ich sie.
"Ich lache nicht", sagt die Blume unter einem kaum wahrnehmbaren Kichern.
Ein Vogel stimmt in das Lachen ein. Das muss eine Spottdrossel sein[blue]![/blue] (Ausrufungszeichen)
Nun schlägt der Specht den Takt dazu und die Grashalme schütteln verwundert ihre Köpfe.
Mir fehlt jetzt noch ein allerletzter Satz, einer, der den Kreis schließt und nochmal auf das Thema (den Titel) zurückkommt.

Besonders schön finde ich die Sache mit der Spottdrossel, die hat was ...

orlando
(manchmal ebensolche ;))
 

MIO

Mitglied
Echo der Blume

Danke für das Lob und die winzigen Verbesserungen, die ich umsetzen werde.

LG MIO
 

MIO

Mitglied
Mit äußerster Mühe krieche ich in die hintersten Ecken meines Geistes. Ich suche im Labyrinth meiner Hirnwindungen nach Buchstaben. Diese spielen Verstecken und Haschen mit mir. Sie lassen sich fangen, um im nächsten Augenblick zerbröselnd ineinander zu fallen.
Dann tanzen sie wild Ringel, Ringel, Reihe, springen, hüpfen, ducken sich, laufen auseinander und kleben sich absichtlich falsch aneinander.
So kann ich die Worte nicht finden. Erwische ich doch mal eins, schlägt und tritt es wild um sich.
Autsch, jetzt hat mich doch eins so heftig gebissen, dass mir der Schmerz die Tränen in die Augen treibt. Wie soll es da anders sein:
Jeder Satz klingt hohl und leer. Ein träges Echo wirft sie nichtssagend zu mir zurück.
O.k., ihr habt gewonnen. Ich gebe auf.
Wütend knülle ich das Papier zusammen und werfe es ins Gebüsch. Genau dort, wo der zusammengeballte Fetzen gelandet ist, entfaltet eine Heckenrose ihre zarten Blütenblätter. Ich sehe, wie sie sich zur Sonne streckt. Wie sie sich lautlos zwischen den Blättern ausbreitet, während eine grüne Knospe verschlafen neben ihr gähnt.
Schrei mich nicht an, sage ich zu ihr.
Leise, fast flüsternd antwortet sie, sie hätte nicht geschrien.
"Doch!“
Zornig nehme ich ein zweites Blatt, zerknautsche es wie das erste und werfe es auf die dümmlich grinsende Blume. Daneben.
"Wage es jetzt nicht, auch noch zu lachen!“, warne ich sie.
"Ich lache nicht", sagt die Blume unter einem kaum wahrnehmbaren Kichern.
Ein Vogel stimmt in das Lachen ein. Das muss eine Spottdrossel sein.
Nun schlägt der Specht den Takt dazu und die Grashalme schütteln verwundert ihre Köpfe.
 



 
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