doktordigitalis
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Der Brief
Sebastian hatte einem kribbeligen Bauchimpuls folgend, einen Liebesbrief an Mercola verfasst, den er in den Händen hin und her wiegte. Sollte er den abschicken? Als sie ihn öffnete, rieselten aus den Blättern farbige Gesteinskörnungen heraus. Ungläubig begann sie zu lesen:
Bei unserem Treffen neulich blitzte in deinem Blick eine Verheißung auf, zu kurz, um sie bestimmen zu können, aber lang genug, um Spielraum für meine Phantasie zu schaffen. Umhüllt von leichtem Spott über meine Unsicherheit, war er doch gewürzt mit einer Prise Mutmachen; so etwas wie ein Aufruf zum Sichtrauen, ein versteckter Hinweis in eigener Sache; der blitzartige Entwurf eines amourösen Einfalls. Das Lächeln, das diesen Vorgang begleitete, mutete an, wie ein Fliegender Teppich; ich war unsicher: würde ich damit abheben, oder drohte ein Absturz......
„Schau an, er legt sich ja richtig ins Zeug.“ schmunzelte sie und griff in die Nusstüte.
Dein Gesicht ist ein architektonisches Arrangement. Welcher Plan, welche Kreativität liegen dahinter verborgen? Ein genialer, leicht spöttisch veranlagter Geist muss das konzipiert haben.
Während deine Augen zwei Leitstrahlen in stereometrischer Achse aussenden, um meine Konturen abzuscannen, entdecke ich die Möglichkeit, eine Sympathie geschenkt zu bekommen, wenn auch mit einer darunter lauernden Rätselstellung, einschattiert in deine Mimik, fordernd, wartend auf Spritziges von meiner Seite. Ein Teil von mir fällt in Trance und gleitet weg aus der Alltagsrealität weit zurück in entlegene Gebiete, einen Tagtraum entfernt.
„Nicht schlecht! Wenn auch etwas gestelzt...mal sehen, wie es weitergeht“, murmelte sie kauend.
Die Prise milder Ironie, die es so herausfordernd gestaltet, deine Gegenwart zu teilen, würde mich zu Höchstleistungen anspornen. Es würde sich ein eigenartiges Gefühl bemerkbar machen; ein Drängen, ein Schieben aus tiefen Schichten des Bauches.
Sie verschluckte sich am Rotwein und hielt kichernd die Hand vor den Mund.
Dann sollte sich meine Hand mit dem Impuls herumquälen dürfen: Berühr sie, streichle sie! Meinen Verstand umgehend, würde der Wunsch, deine Lippen zu küssen unabweisbar. Ich möchte mein Ohr näher an deinen Mund halten. Oh, wie schade, dass Ohren nicht küssen können, süße Schöne.
Sie hatte glasige Augen bekommen. Den nahenden Schluss hinauszögernd, las sie genüsslich:
Gleich lege ich mich in die Mulde des Schlafes, und decke mich mit einem Traum zu.
Und während der rüde November Winterregen an mein Fenster wirft, arbeite ich mich im Traum bis zu deinen Lippen vor.
Wenn Du herausfindest, auf welchen Bahnen
Dein Lächeln den Weg in Deine
Augen findet, kannst Du eines Tages den Weg
zurückverfolgen bis dahin,
wo es zu Hause ist.
--------------
Zwei Jahre später
Das Multimediazentrum „Das Flöz“ war in den alten Büroräumen der Verwaltung der Zeche Bonifazius untergebracht. Hier wurden früher die Löhne ausgezahlt. In der angrenzenden „Kaue“, den Duschen der Bergleute, waren zwar noch die alten Kacheln und von der Decke herab hingen die Seilzüge, an denen die Kleidung aufgehängt und hochgezogen wurde, aber überall wo hier Duschköpfe aufgedreht werden konnten, rieselten jetzt sanfte homöo-akkustische Druckwellen von der Decke, und vom Boden stiegen Duftnebel auf, die von bunten Laserrn durchbohrt wurden. An den Seilzügen konnte man jetzt seidige Wäsche herunterlassen. Nichts Zwingendes. Es war ja nur ein Angebot. Gut, das Einzelticket kostete 157 Euro, Gruppenticketts gab es ab 97 Euro. Die Frei-Zech-Tickets im Flöz 7 waren sehr beliebt.
Sollen wir nun erst zu den sozuidal-ökonalistischen Auswirkungen kommen, oder zögen Sie es vor, den Erlebnisparcour ein wenig näher kennen zu lernen?
Sebastian hatte einem kribbeligen Bauchimpuls folgend, einen Liebesbrief an Mercola verfasst, den er in den Händen hin und her wiegte. Sollte er den abschicken? Als sie ihn öffnete, rieselten aus den Blättern farbige Gesteinskörnungen heraus. Ungläubig begann sie zu lesen:
Bei unserem Treffen neulich blitzte in deinem Blick eine Verheißung auf, zu kurz, um sie bestimmen zu können, aber lang genug, um Spielraum für meine Phantasie zu schaffen. Umhüllt von leichtem Spott über meine Unsicherheit, war er doch gewürzt mit einer Prise Mutmachen; so etwas wie ein Aufruf zum Sichtrauen, ein versteckter Hinweis in eigener Sache; der blitzartige Entwurf eines amourösen Einfalls. Das Lächeln, das diesen Vorgang begleitete, mutete an, wie ein Fliegender Teppich; ich war unsicher: würde ich damit abheben, oder drohte ein Absturz......
„Schau an, er legt sich ja richtig ins Zeug.“ schmunzelte sie und griff in die Nusstüte.
Dein Gesicht ist ein architektonisches Arrangement. Welcher Plan, welche Kreativität liegen dahinter verborgen? Ein genialer, leicht spöttisch veranlagter Geist muss das konzipiert haben.
Während deine Augen zwei Leitstrahlen in stereometrischer Achse aussenden, um meine Konturen abzuscannen, entdecke ich die Möglichkeit, eine Sympathie geschenkt zu bekommen, wenn auch mit einer darunter lauernden Rätselstellung, einschattiert in deine Mimik, fordernd, wartend auf Spritziges von meiner Seite. Ein Teil von mir fällt in Trance und gleitet weg aus der Alltagsrealität weit zurück in entlegene Gebiete, einen Tagtraum entfernt.
„Nicht schlecht! Wenn auch etwas gestelzt...mal sehen, wie es weitergeht“, murmelte sie kauend.
Die Prise milder Ironie, die es so herausfordernd gestaltet, deine Gegenwart zu teilen, würde mich zu Höchstleistungen anspornen. Es würde sich ein eigenartiges Gefühl bemerkbar machen; ein Drängen, ein Schieben aus tiefen Schichten des Bauches.
Sie verschluckte sich am Rotwein und hielt kichernd die Hand vor den Mund.
Dann sollte sich meine Hand mit dem Impuls herumquälen dürfen: Berühr sie, streichle sie! Meinen Verstand umgehend, würde der Wunsch, deine Lippen zu küssen unabweisbar. Ich möchte mein Ohr näher an deinen Mund halten. Oh, wie schade, dass Ohren nicht küssen können, süße Schöne.
Sie hatte glasige Augen bekommen. Den nahenden Schluss hinauszögernd, las sie genüsslich:
Gleich lege ich mich in die Mulde des Schlafes, und decke mich mit einem Traum zu.
Und während der rüde November Winterregen an mein Fenster wirft, arbeite ich mich im Traum bis zu deinen Lippen vor.
Wenn Du herausfindest, auf welchen Bahnen
Dein Lächeln den Weg in Deine
Augen findet, kannst Du eines Tages den Weg
zurückverfolgen bis dahin,
wo es zu Hause ist.
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Zwei Jahre später
Das Multimediazentrum „Das Flöz“ war in den alten Büroräumen der Verwaltung der Zeche Bonifazius untergebracht. Hier wurden früher die Löhne ausgezahlt. In der angrenzenden „Kaue“, den Duschen der Bergleute, waren zwar noch die alten Kacheln und von der Decke herab hingen die Seilzüge, an denen die Kleidung aufgehängt und hochgezogen wurde, aber überall wo hier Duschköpfe aufgedreht werden konnten, rieselten jetzt sanfte homöo-akkustische Druckwellen von der Decke, und vom Boden stiegen Duftnebel auf, die von bunten Laserrn durchbohrt wurden. An den Seilzügen konnte man jetzt seidige Wäsche herunterlassen. Nichts Zwingendes. Es war ja nur ein Angebot. Gut, das Einzelticket kostete 157 Euro, Gruppenticketts gab es ab 97 Euro. Die Frei-Zech-Tickets im Flöz 7 waren sehr beliebt.
Sollen wir nun erst zu den sozuidal-ökonalistischen Auswirkungen kommen, oder zögen Sie es vor, den Erlebnisparcour ein wenig näher kennen zu lernen?